Wird 2013 eine Neuauflage des vergangenen Jahres bringen? Werden Anleger von der Aussicht auf Performance-Chancen erneut zu Bond-Fonds angezogen wie Motten zum Licht? Es sieht sehr stark danach aus. Vorläufige Morningstar-Daten zeigen, dass im Januar europaweit rund 20 Milliarden Euro netto in Bond-Fonds investiert wurden. Besonders stark nachgefragt waren im abgelaufenen Monat – wie auch schon 2012 – vor allem Schwellenländer- und Hochzinsfonds sowie Anlagefonds, die flexibel in verschiedene Bond-Segmente investieren (lesen Sie hier mehr zu den großen Anlagetrends 2012.
Dieser fortwährende Run auf Zinspapiere impliziert allerdings auch, dass die Luft immer dünner wird. Das sehen auch viele Fondsmanager so. „Viele Hochzinspapiere rentieren inzwischen mit zwischen 4 und 5%. Wer nicht sorgfältig auswählt, setzt sich Gefahren aus“, warnte jüngst Ariel Bezalel, Fondsmanager des Jupiter Dynamic Bond, auf einer Investoren-Runde. Er sieht zwar nicht das Ende der Fahnenstange gekommen, befürchtet in diesem Jahr aber erhöhte Volatilitäten am Markt für Unternehmensanleihen. „Die Spreads haben sich wesentlich eingeengt, und wenn sich die Eurokrise wieder verschärft oder sich ein Zinsanstieg andeutet, kann das gefährlich werden“, so Bezalel.
Der Volatilitäts-Index VIX liegt heute auf dem Niveau von 2007
Begleitet werden die stetig steigenden Kurse an den Credit- und Aktien-Märkten von einer immer stärker rückläufigen Volatilität. Der VIX – auch als „Angstbarometer“ bezeichnet – befindet sich aktuell auf dem niedrigsten Stand seit April 2007. Auch zehnjährige Spanien- und Italien-Bonds rentierten Ende vergangener Woche mit 5,18 bzw. 4,38%, was angesichts der fortlaufenden Hiobsbotschaften aus Spanien und der bevorstehenden Wahlen in Italien als moderat bezeichnet werden kann.
Wir wollten es genauer wissen und haben uns die Zinsprodukte am europäischen Fondsmarkt vorgenommen. Wir wollten sehen, ob die Vertreter der Bond-Manager-Zunft sich nach dem bekannten Muster verhalten: So lange die Musik an den Märkten spielt, werden die Manager von Rentenfonds, die laut Anlagerichtlinien in Hochzinspapiere investieren dürfen, versucht sein, ihre Portfolios mit immer mehr Risiko-Papieren vollzuladen, die heute weder von den Kursen noch der Volatilität diese Risiken widerspiegeln.
Unsere Annahme: Wenn sich die Spreads immer stärker einengen, werden die meisten Profis auf immer niedrigere Rating-Stufen ausweichen, um halbwegs auskömmliche Renditen zu erwirtschaften. Im Jupiter Dynamic Bond lag per Ende Januar das Durchschnitts-Rating bei „BB“ – also in einem Bonitäts-Bereich, der gemeinhin auch als Junk-Bonds bezeichnet wird.
Fondsmanager fliegen auf „BBB“-Papiere
Zunächst wollten wir sehen, wie sich die Kreditqualitäten in Bond-Fonds europaweit in den vergangenen 16 Monaten verschoben haben. Wir haben dabei in einem ersten Schritt die Asset Allocation von rund 600 Produkten, von denen uns vollständige Portfolios vorliegen, aus einer Grundgesamtheit von 3.200 Euro- und globalen Bond-Fonds - untersucht.
Wie vermutet, hat sich das Gewicht in den Produkten tatsächlich stark in Richtung niedrige Bonitäten verschoben. Waren auf dem Höhepunkt der Eurokrise im August 2011 noch 39,5% der Assets von Euro- und globalen Bond-Fonds in mit „AAA“ bewerteten Papieren investiert, sank diese Quote per Ende Dezember 2012 auf nur noch 21,7%. Der Anteil der Fondsportfolios, der in „AA“-Bonds investiert war, sank zwischen August 2011 und Ende 2012 ebenfalls deutlich, nämlich von 22,1 auf 15, 7%.
Spiegelbildlich dazu haben die Fondsprofis den Anteil von „BBB“-Papieren – eine Stufe vor Junk-Bond-Status - seit August 2011 von lediglich 10,1 auf 34,4% mehr als verdreifacht. Immerhin auf 5,2% verdoppelt hat sich im selben Zeitraum das Gewicht von „BB“ und „B“-Papieren.
Deutsche Staatsanleihen sind immer mehr „out“
Diese zunehmende – scheinbare? – Sorglosigkeit spiegelt sich auch in gewissem Maße bei der Staatsanleihen-Quote wider: Die Bonds der Euro-Südländer werden heute europaweit in Rentenfonds stärker gewichtet als noch vor gut 16 Monaten. Hier lag das Untersuchungs-Sample bei gut 1.500 Fonds mit vollständigen Portfolios. In diesen Fonds betrug der Anteil spanischer Staatsanleihen im August 2011 nur 3,14%. Diese Quote stieg seitdem leicht auf 3,45%.
Noch deutlicher das Bild bei italienischen Staatsanleihen: Lag die Quote im August 2011 bei nur 5,9% der Bond-Portfolios, waren es per Ende Dezember 7,45%. Spiegelbildlich dazu wurde der Anteil deutscher Staatsanleihen im selben Zeitraum bei den betrachteten Fonds deutlich zurückgefahren, und zwar von 8,5 auf 6,7%.
Aktien- und Anleihenkurse könnten im Jahresverlauf durchaus unter Druck geraten. Zuwarten und erst in volatileren Phasen Positionen aufstocken, könnte also auch für Bond-Bullen ein probates Rezept sein.
Und die Moral der Geschichte? Leider gibt es keine einfachen Antworten. Denn auch wenn man unterstellt, dass bei Unternehmensanleihen eine veritable Blase entsteht, heißt das nicht, dass diese auch kurzfristig platzen muss. Blasen können sich auch jahrelang ausdehnen und immer größer werden. Und wenn die Luft aus einer Blase herausgelassen wird, kann sie auch langsam entweichen. Allerdings sprechen viele Indizien dafür, dass der Credit-Markt in vielen Bereichen abgegrast ist.
Selbst eingefleischte Bond-Fonds-Fans, die Aktien nicht mit der Kneifzange anfassen – sie werden weniger, wie unsere vorläufigen Mittelflussdaten für Januar signalisieren -, sollten zumindest die Imponderabilien der Eurozonen-Konjunktur in Erwägung ziehen: Die Wirtschaft trübt sich ein, und das bedeutet, dass die Fallhöhe nicht nur mit Blick auf die Zinspapiere der Euro-Südstaaten beträchtlich ist. Auch zahlreiche konjunktursensitive europäische Branchen, wie beispielsweise Automobile und Banken, dürften die fortwährende Euro-Flaute zu spüren bekommen.
Aktien- und Anleihenkurse könnten im Jahresverlauf durchaus unter Druck geraten. Zuwarten und erst in volatileren Phasen Positionen aufstocken, könnte also auch für Bond-Bullen ein probates Rezept sein.
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