Wohl kaum eine Anlageklasse hat in den vergangenen Wochen und Monaten die Gemüter so erhitzt wie Rohstoffe. Genauer gesagt: Agrar-Rohstoffe. Wir haben verschiedentlich über die Auseinandersetzung zwischen Verbraucherschützern und Finanzkonzernen berichtet. Während erstere – vor allem in Gestalt von Foodwatch – Investmentbanken und Fondsanbietern vorwirft, durch „Zocken“ zum Anstieg von Lebensmittelpreisen und letztlich auch zum Hunger in der dritten Welt beizutragen, weisen letztere – vor allem in Gestalt der Allianz und der Deutschen Bank – die Vorwürfe zurück (zuletzt hatte Foodwatch behauptet, die Research-Abteilungen der beiden großen Häuser hätten eingeräumt, dass die Vorwürfe gerechtfertigt seien – das Thema ist also keinesfalls ad acta gelegt).
Anlässlich der Debatten, aber auch weil Rohstoffe nach wie vor breit aufgestellte Portfolios diversifizieren können, werden wir in unserem wöchentlichen Bericht über Zusammensetzung und Kosten von ETFs einen Überblick über breit diversifizierte Rohstoff-ETFs geben. Wir gestalten diesen Bericht bewusst wertungsfrei – wir meinen, dass Investoren die ethische Dimension ihres Handelns selber definieren müssen!
Die Tücke mit der Futures-Kurve
Bevor wir zu den Kosten kommen, stellen wir kurz die verschiedenen Index- bzw. ETF-Konstruktionen kurz vor. Grundsätzlich müssen Anleger bei Rohstoff-ETFs beachten, dass sie nicht in physische Rohstoffe investieren und auch nicht einen Index, der die Spot-Preise einer Auswahl an Rohstoffen abbildet. Vielmehr kaufen sie Futures-Kontrakte. Das bedeutet, dass die – gelegentlich positiven, zumeist aber negativen – Rollrenditen zu beachten sind. Weil der häufig auftretende Contango-Effekt für Anleger substanzielle Einbußen mit sich bringt, sind einige Anbieter dazu übergegangen, roll-optimierte Verfahren zu entwickeln. Mit dieser dynamischen Komponente werden auslaufende Kontrakte nicht in den nächsten „blind gerollt“, sondern es wird der günstigste Kontrakt auf der Futures-Laufzeiten-Kurve ausgewählt.
Der db x-trackers DLBC – OY Balanced der Deutschen Bank ist der prominenteste ETF, der derart vorgeht. Produkte mit effizienten Roll-Optimierungsverfahren haben in der Vergangenheit relativ günstige Rendite-Risiko-Profile gehabt. Andere ETF, wie etwa der UBS-ETF auf CMCI Composite, gehen in dieselbe Richtung, indem sie bei identischen Rohstoffen über mehrere Futures-Kontrakte diversifizieren. Das ist allerdings nicht mit den dynamischen Optimierungsverfahren gleichzusetzen.
4 große Anlagethemen für die Rohstoff-Körbe
Neben der Frage, wie das Rollverfahren gestaltet ist, ist natürlich die Zusammensetzung des Rohstoffkorbes entscheidend. Breit aufgestellte ETFs umfassen in der Regel alle 4 großen Bereiche: Industriemetalle, Energie, Edelmetalle und Agrarrohstoffe. Sie werden in unterschiedlichem Maße gewichtet. Einige Indizes, wie der S&P GSCI Commodity, weisen ein sehr hohes Gewicht im Energiebereich auf. Auch wenn einige Produktanbieter, wie etwa EasyETF, ihre ETFs mit einem sogenannten Cap versehen, der die maximale Gewichtung einzelner Indexbestanteile im Vergleich zum „Orginal“ begrenzt, ist der Energieanteil dennoch auch bei den ETFs auf den GSCI Commody mit Cap mit rund 70% immer noch sehr hoch.
Auch der bekannte Rogers International Commodity Index hat ein hohes Gewicht im Energie-Bereich, wenn auch ein deutlich geringers als beim S&P-Index. Andere Baskets am Markt kommen indes diversifzierter daher. Produkte wie der Lyxor ETF Commodities CRB, der DJ UBS Commodity Index sowie der bereits erwähnte db x-trackers DBLCI OY Balanced streuen deutlich stärker auf die Bereiche Non-Energy. Bei diesen Fonds sind die Energie- und Agrarrohstoffbereiche in etwa gleich stark vertreten.
Bei der Commerzbank geht es ethisch korrekt zu
Gänzlich anders dagegen ist mittlerweile das Produkt der Commerzbank gestrickt. Seit Juni 2012 hat der ComStage-ETF – auch als Reaktion auf die Kritik von Verbraucherschützern – Agrarrohstoffe aus seinem ETF verbannt. Das hatte erhebliche Konsequenzen für die Ausrichtung des Rohstoff-Baskets, der eine Gleichgewichtungs-Strategie fährt. Nunmehr sind die Bereiche Energie, Edelmetalle und Industriemetalle mit je einem Drittel des Fondsvermögens gewichtet. Dieser breit aufgestellte ETF ist der einzige, der Agrarrohstoffe ausschließt. (Amundi hat sich entschlossen, seine Rohstoffprodukte ganz vom Markt zu nehmen).
Lyxor und XETRA punkten bei Handel mit Rohstoffprodukten
Wir haben die 15 größten Produkte in unsere Auswertung einbezogen und diese nach der Höhe der Handelskosten in den 30 Handelstagen bis zum 26. Februar sortiert. Wie aus der Tabelle unten hervorgeht, punktet Lyxor mit seinem Produkt auf den CRB-Index. Dieser ETF hat an den vergangenen 30 Handelstagen mit einem durchschnittlichen Spread von 9 Basispunkten gehandelt. Zugleich ist die Management Fee, also die jährliche Gebühr, mit 0,35% pro Jahr relativ günstig. Das Produkt von EasyETF auf den S&P GSCI folgt mit einer Spanne von nur 11 Basispunkten und einer geringfügig höheren Jahresgebühr.
Deutlich teurer kommt der DLBC – OY Balanced der Deutschen Bank, der eine Mangement Fee von 55 Basispunkten aufweist – der optimierte Rollmechanismus hat seinen Preis. Mit 13 Basispunkten halten sich die Handelskosten bei dem ETF der Deutschen Bank indes in Grenzen.
Am Ende der Spanne findet sich der Source LGIM Commodity Composite wieder, der mit 134 Basispunkten an der Londoner Börse alles andere als ein Schnäppchen ist – auch die Management Fee der Briten vermag nicht zu überzeugen. Auch an der Schweizer SIX waren die Handelskosten im Berichtszeitraum deutlich höher als an den anderen kontinentaleuropäischen Standorten.
Tabelle: Lyxor punktet mit den niedrigsten Handelskosten
Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.