Ungeachtet der konjunkturellen Eintrübung in Europa sind die Aktienmärkte 2012 und auch 2013 weit vorausgeeilt. Umso relevanter ist heute deshalb die Frage nach den Bewertungen. Wir haben den europäischen Aktienmarkt zunächst aus der Vogelperspektive betrachtet (lesen Sie hier mehr) und uns danach die Branchen Konsum und Finanzdienstleister vorgenommen. Wir kommen nun zu den Branchen Pharma und Versorger.
Pharma: Defensiv und an die Wand gedrängt
Die Pharma-Branche hat derzeit mit kräftigem Gegenwind zu kämpfen. Auslaufende Patente sowie die die Tatsache, dass die Regierungen europaweit im Zuge der Konsolidierungs- und Sparanstrengungen mächtig auf die Kostenbremse bei Gesundheitsausgaben treten, setzen den Unternehmen zu. AstraZeneca musste 2012 währungsbereinigt einen Umsatzeinbruch von 19% in Europa verkraften. Auch Eli Lilly erlitt Umsatzeinbußen in Höhe von 16%. Etwas besser hielten sich 2012 Sanofi-Aventis (minus 9%), GlaxoSmithKline (minus 7%), Novartis (minus 5%) und vor allem Roche (minus 2%).
Apropos GlaxoSmithKline: Der extrem negative Ausblick für Europa konkretisiert sich in der Absicht des Konzerns, seine EU-Sparte umzustrukturieren und den Geschäftsschwerpunkt regional vom Alten Kontinent wegzuverlagern.
Der negative Ausblick für Europa hat GlaxoSmithKline veranlasst, sein EU-Geschäft umzustrukturieren und seinen Schwerpunkt zu verlagern
Immerhin versuchen die europäischen Pharma-Firmen, verstärkt aus der Not eine Tugend zu machen. Sie suchen nach Wachstum in den Emerging Markets. Zu den wenigen positiven Aspekten für die Branche zählen auch steigende Zulassungsraten bei Medikamenten – allerdings nicht in den USA, wo die Behörde FDA nach wie vor zögerlich vorgeht. In unserem europäischen Pharma-Aktienuniversum bewerten wir nur Novartis mit vier Sternen, das höchstmögliche Rating von fünf Sternen haben wir angesichts der ambitionierten Bewertungen nicht vergeben. Die Coverage-List für Pharma-Titel finden Sie hier.
Versorger: Wenn man glaubt, dass es nicht schlimmer kommen kann...
Das Elend der Versorger spiegelt sich eindrücklich in den Aktienkursen von RWE und E.On wider. Seit Fukushima und der nachfolgend eingeleiteten Energiewende in Deutschland haben diese Konzerne keinen wirklich guten Lauf. Auch europaweit sind die Kurse infolge der sinkenden Nachfrage und des regulatorischen Drucks in den Keller gerauscht.
Das Elend der Versorger spiegelt sich eindrücklich in den Aktienkursen von RWE und E.On wider.
Auch für 2013 verbreiten die Konzerne keinen Optimismus. Die Nachfrage nach Strom sinkt europaweit mehr (Großbritannien: 7%) oder weniger (Deutschland: 2%).
Doch es gibt auch Lichtblicke: Der C02-Emissionshandel gilt vielerorts als gescheitert, was den Druck vom Kohlegeschäft etwas nimmt. Das macht sich vor allem bei E.On und RWE positiv bemerkbar. Auch das Feld der erneuerbaren Energien sorgt für Wachstum, vor allem bei EDF, Enel und Iberdrola.
Infolge der dramatisch eingebrochenen Kurse seit 2011 sind heute viele Versorger-Aktien günstig bewertet. RWE und EO.n sind mit fünf, BG Group, EDF, Total, GDF Suez, Iberdrola, Noble Corp., Royal Dutch Shell, Transocean, SSE und Technip mit vier Sternen bewertet. Sie gelangen hier zur Coverage-Liste der europäischen Versorger-Unternehmen.
Im letzten Teil unserer Umschau auf europäische Aktien folgt ein Ausblick auf die Branchen Telekommunikation, Automobile und Rohstoffe. Lesen Sie dazu hier mehr.
Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.