Ungeachtet der konjunkturellen Eintrübung in Europa sind die Aktienmärkte 2012 und auch 2013 weit vorausgeeilt. Umso relevanter ist heute deshalb die Frage nach den Bewertungen. Wir haben den europäischen Aktienmarkt zunächst aus der Vogelperspektive betrachtet (lesen Sie hier mehr). Dann haben wir uns mit den Sektoren Konsum und Finanzdienstleister befasst, bevor wir Versorger und Pharma unter die Lupe genommen haben. Nun wollen wir uns im letzten Teil der Serie den Sektoren Telekommunikation, Rohstoffe und Automobile zuwenden.
Telekommunikation: Pay-TV als Lichtblick
Der Wettbewerb in der Telekommunikationsbranche tobt unverändert. Das drückt auf die Margen. Derzeit (per 4. März) standen die Jahreszahlen 2012 von rund 40% der Unternehmen auf unserer Liste aus, aber das ganze Bild dürfte auch nach Bekanntgabe der Zahlen (und Firmenausblicke!) kein schönes sein. Mit der Ausnahme Schwedens verbuchen die Telekom-Konzerne überall rückläufige Umsätze.
Ein kleiner Lichtblick für die ansonsten geplagte Branche: Pay-TV-Anbieter verbuchen steigende Abonnenten-Zahlen und profitieren von erhöhten Umsätzen pro Vertrag
Besonders schwer haben es die südeuropäischen Telecom-Anbieter. So musste Telecom Italia 2012 einen 5-prozentigen Umsatzrückgang im Festnetz- und sogar einen 7-prozentigen Einbruch im Mobilfunkgeschäft hinnehmen. Wie dramatisch der Geschäftsrückgang in den südlichen Euroländern 2012 ausfiel, zeigt das Beispiel von Vodafone. Der Umsatz der Briten in Portugal ging 2012 um 8,3% zurück, in Spanien brach er um 11,3%, in Italien sogar um 13,8 und in Griechenland um 15% ein. Ähnlich dürfte sich die Lage für Telefonica und Deutsche Telekom darstellen.
Ein kleiner Lichtblick für die ansonsten geplagte Branche: Pay-TV-Anbieter bleiben auf Wachstumskurs. Liberty Global und British Sky konnten ihre Umsätze 2012 um 8,4 bzw. 5% steigern. Hier wirkten sich sowohl die steigende Zahl der Abonnenten als auch der erhöhte Umsatz pro Vertrag positiv aus.
Die höchsten Ratings weisen die Aktien von Deutsche Telekom, Bouygues, France Telecom und Telecom Italia auf. Sie gelangen hier zur Morningstar Coverage-List für Telekom-Aktien.
Zyklisch in den europäischen Konjunktur-Orkus, Teil I: Rohstoffe
Der fortdauernde und sich intensivierende Konjunktureinbruch in der südlichen Eurozone lastet schwer auf Rohstoff- und rohstoffverarbeitenden Unternehmen. Ob Baukonzerne wie Lafarge oder Stahlkonzerne wie ThyssenKrupp: Der Ausblick für die Nachfrage aus Westeuropa bleibt trübe. Allenfalls Spezialbereiche, wie beispielsweise das Röhrengeschäft von Sonoco Products oder der Verpackungsspezialist Sealed Air, profitierten von säkularen Wachstumstrends.
Allenfalls Spezialbereiche, wie beispielsweise das Röhrengeschäft von Sonoco Products, profitierten von säkularen Wachstumstrends.
Nicht ohne Grund sind Rohstoff-Unternehmen zusammen mit den Versorgern die günstigsten in ganz Europa. Der Stahlriese ArcelorMittal wies per Ende Februar ein Fünf-Sterne-Rating auf, zahlreiche andere Rohstoff-Konzerne tragen Vier-Sterne-Ratings. Sie gelangen hier zur Liste der Rohstoff-Aktien, die unsere Analysten beobachten.
Zyklisch in den europäischen Konjunktur-Orkus, Teil II: Automobile
Was für Rohstoffe gilt, gilt auch für den klassisch zyklischen Industriesektor, vor allem Automobile. Unsere Analysten erwarten einen Rückgang bei den verkauften Stückzahlen von 6-10%, was nicht nur, aber vor allem auf die schwache Nachfrage aus Italien, Frankreich und Spanien zurückgeht. Selbst in Deutschland schwächelt der Autoabsatz in diesem Jahr.
Die Fiat-Aktie ist Dank des Brazilien-Geschäfts und der Premium-Marken wie Maserati aussichtsreicher als Peugeot, wo Geld in alarmierendem Tempo verbrannt wird
Allerdings können einige Automobilhersteller von der steigenden Nachfrage aus außereuropäischen Märkten profitieren. Vor allem BMW, Daimler und VW. Renault und Fiat dürften 2013 zwar unter einer schwachen Nachfrage auf ihren Heimatmärkte leiden, aber zumindest im Auslandsgeschäft wachsen.
Investoren, die von einer - unwahrscheinlichen - Erholung des Autosektors ausgehen, sollten Fiat Peugeot vorziehen: Auch wenn beide Aktien ein Fünf-Sterne-Rating tragen, sind die Italiener Dank des Brazilien-Geschäfts und der Marken Maserati, Ferrari und Magneti Marelli aussichtsreicher als Peugeot, wo in diesem Jahr noch Geld in alarmierendem Tempo verbrannt werden dürfte. Die europäische Coverage-Liste zu Auto-Aktien finden Sie hier.
Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.