Trendfolge im Portfolio: Ohne Emotionen die Rente ansteuern

Deutschland, die Schwellenländer und die Welt: Das global ausgerichtete Trendfolge-Portfolio für Selbstentscheider.

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In den letzten Wochen haben wir reichlich Aufklärungsarbeit zum Thema Trendfolge betrieben. In unserem Artikel „Warum umständlich, wenn es auch einfach geht“ haben wir einen kurzen Überblick über Trendfolge gegeben, bevor wir im nächsten Schritt ein simples Trendfolgemodell auf den DAX konstruiert haben. Die Rendite haben wir anschließend mit einer einfachen Buy-and-Hold-Strategie für den deutschen Leitindex verglichen. In unserer Analyse „Wann machen Trendfolger Sinn?“ sind wir der Frage nachgegangen, ob Trendfolge-Fonds „long volatility“ sind – eine häufige Kritik. Im Rahmen eines Roundtables haben wir uns zudem mit Experten unterhalten, die Trendfolge als Anlagestrategie professionell betreiben und haben das Thema damit von der Anbieterseite etwas durchleuchtet.

Im nächsten Schritt wollen wir für Do-it-yourself-Anleger, also Selbstentscheider, ein Trendfolge-Portfolio auf seine Fähigkeit überprüfen.

Trendfolge im Portfolio – Die Prämissen

Unsere Überlegung: Wenn Trendfolge beim DAX erfolgreich ist, dann sollte es bei anderen Anlageklassen bzw. Indizes eigentlich auch möglich sein. Um der Frage nachzugehen, haben wir uns dem Portfolio aus dem Artikel „Dachfonds Marke Eigenbau: Stein um Stein zum Portfolio“ in leicht abgewandelter Form bedient und folgendes Portfolio konstruiert.

Tabelle: Unser naiv konstruiertes Indexportfolio

Im ersten Schritt haben wir die Indizes isoliert betrachtet und das Trendfolgemodell darauf angewandt. Dabei lagen dieselben Prämissen wie bei unserem ursprünglichen Trendfolgemodell auf den DAX zugrunde: Um einen möglichst langen Anlagezeitraum zu untersuchen und gleichzeitig praxisnahe Ergebnisse zu erzielen, haben wir die DAX-Rendite um die Kosten bereinigt. Unser Trendfolgemodell basiert auf dem aktuellen DAX-Stand und zusätzlich einen über 10-Monate gleitenden DAX-Durchschnittspreis seit September 1970.

Das Indexportfolio

Wie die untere Tabelle zeigt, können sich die Ergebnisse der einzelnen Indizes durchaus sehen lassen. Insbesondere beim DAX und dem MSCI World Index konnte unser Index-Modell einen erheblichen Mehrwert generieren, und auch eine Trendfolge-Strategie auf den Rohstoff-Index DJ UBSCI lag immerhin 1,3 Prozentpunkte vor dem eigentlichen Index.

Tabelle: Trendfolge-Strategien auf Indizes bringen Mehrwert

Anders das Bild bei Bonds: Der Barclays Capital Euro Aggregate Index hat das Trendfolgemodell um 0,5% pro Jahr outperformt. Dies kann hauptsächlich mit der sehr geringen Volatilität von 3,2% begründet werden. Zwar konnten wir zeigen, dass Trendfolge nicht unbedingt „long volatility“ ist, bei zu geringer Volatilität kann es jedoch zu einer Underperformance kommen.

Man könnte nun die kritische Frage stellen, ob Trendfolge bei Anleihen sinnvoll ist. In unserem Portfolio haben wir uns jedoch im Zuge der Kontinuität und auch aufgrund der Diversifikationseffekte von Anleihen für das breit gestreute Modell entschieden.

Unser Trendfolgeportfolio

Nachdem wir die einzelnen Indizes innerhalb unseres Trendfolgemodells analysiert haben, können wir uns nun das Portfolio konstruieren. Zudem wollten wir untersuchen, ob ein jährliches Rebalancing auch in unserem Modell einen zusätzlichen Mehrwert schaffen kann, oder ob eine Buy-and-Hold-Strategie sinnvoll ist.

Die Frage: „Rebelancing oder Buy-and-Hold?“, hat es in sich. Denn das Prinzip hinter den beiden Ansätzen – Trendfolge und Rebalancing – ist eher konträr. Während man bei der Trendfolge auf Momentum setzt und bei steigenden Kursen kauft und bei fallenden verkauft, bezweckt das Rebalancing das Gegenteil: Gut gelaufene Anlagen werden verkauft, schlecht gelaufene gekauft. Prozyklik versus Antizyklik also.

Grafik: Trendfolger sind gut, Trendfolger mit Rebalancing noch besser 

Wie obige Graphik verdeutlicht, macht es kaum einen Unterschied, ob das Trendfolgemodell mit oder ohne regelmäßige Umschichtung aufgelegt wird. Bei einem Portfolio, das eine Buy-and-Hold-Strategie verfolgt, gibt es hingegen einen erkennbaren Unterschied.

Ein Blick auf das Risiko-Rendite-Profil zeigt zudem, dass die Trendfolgemodelle mit Abstand die beste Risiko-adjustierte Rendite, im Vergleich zum eingangs erwähnten Indexportfolio, erwirtschaftet haben.

Aufgrund des konträren Ansatzes sollte vielleicht ungeachtet der Rendite beim Trendfolgemodell auf die regelmäßige Umschichtung verzichtet werden. Letzen Endes kommt es aber darauf an, welche Faktoren für Sie wichtiger sind – Rendite, Volatilität oder Sharpe-Ratio.

Der Rest liegt bei Ihnen

In unserer Artikelserie zum Thema „Trendfolge“ haben wir die Vor- und Nachteile dieser Anlagestrategie anhand eines simplen Trendfolgemodells diskutiert und analysiert. Aber auch innerhalb eines Portfoliokontexts konnten wir zeigen, dass Trendfolge einen entscheidenden Mehrwert schaffen kann.

Sollte Sie nun überlegen, Trendfolge in Ihr eigenes Portfolio zu integrieren, sollten Sie zum einen strikt auf die Signale hören und jegliche Emotionen zuhause lassen. Außerdem generiert Trendfolge langfristig die besten Renditen und sollte nicht nach 6 Monaten wieder ad-Acta gelegt werden. Ein langfristiges Portfolio für die Rente würde sich also anbieten. Denken Sie also emotionslos an Ihre Rente.

 

 

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.