Wir kommen zum dritten Teil unserer Serie zu VL-Fonds. Sie erinnern sich: Wir hatten nach einem - mehr oder weniger pauschalen - Plädoyer für VL-Aktienfondssparen (lesen Sie hier weiter) unsere Produktumschau im zweiten Teil gestartet (lesen Sie hier). Dabei haben wir uns zunächst die so genannten Kernfonds angeschaut, die eher die größeren Aktienmarktsegmente abdecken. Unter Kernprodukte verstehen wir globale, europäische und auch deutsche Fonds für Standardwerte sowie flexible, breit aufgestellte Produkte auf diese Märkte, die auch in Nebenwerte investieren können.
Die nachfolgende Auswahl der Satelliten-Fonds ist für den gleichermaßen erfahrenen wie risikofreudigen Investor gedacht, der die Volatilität als Freund ansieht, der Meinung ist, den Börsenzyklus lesen zu können und glaubt, dass es der Cost-Average-Effekt über die Zeit schon richten wird. Unsere 10 Fonds umfassende Liste enthält Produkte, die in Schwellenländer und in Branchen investieren. Sie sind für den geeignet, der sich eine Meinung zu einem bestimmten Sektor oder einer Region gebildet hat und diese Wette gezielt eingehen will. Alle Fonds verfügen über ein positives Morningstar Analyst Rating.
Tabelle: Riskantere Satellitenfonds für die VL-Anlage
Die 10 Fonds sind eine heterogene Gruppe: Neben deutschen Nebenwertefonds (Allianz Nebenwerte DE), Technologiefonds (Henderson Horizon Global Technology) finden sich auch Schwellenländerfonds (Pioneer Funds Emerging Europe and Med Equity) und Rohstofffonds (die drei BlackRock-Fonds BGF World Energy, BGF World Gold und BGF World Mining). Unsere Analysten schätzen die Fondsmanager und ihre Investmentprozesse als solide ein, und sie erwarten, dass diese Fonds es mittel- und langfristig schaffen sollten, ihre Vergleichsgruppe zu übertreffen.
Deutsche Nebenwerte und Reits-Fonds lagen zuletzt vorne
So weit, so gut. Diesen Fonds ist allerdings auch gemein, dass sie volatiler sind als die Kernfonds für die VL-Anlage. Umso auffälliger ist, dass die meisten Satelliten-Fonds nicht an die Top-Performer der Kernmärkte heranreichen. Zwar konnten der Allianz Nebenwerte und die beiden Henderson Immobilien-Aktien- bzw. Technologiefonds ordentliche Renditen erzielen, sie blieben aber deutlich hinter den besten Kerninvestments zurück.
Die Volatilität ist also nicht notwendigerweise des Anlegers Freund - auch nicht des VL-Anlegers! Zudem stellt sich die Frage, ob Investments wie deutsche Nebenwerte nach einer langen Outperformance-Phase auch in den nächsten sieben Jahren gut laufen werden: Wie gesagt, VL-Anleger, die sich in unruhige Gewässer begeben, sollten zumindest die Untiefen erahnen!
VL-Anleger, die sich in unruhige Gewässer begeben, sollten zumindest die Untiefen erahnen!
Die erhöhte Volatilität macht sich vor allem bei Branchenfonds bemerkbar, von denen einige - ungeachtet der langen und kontinuierlichen Anlagephase - weniger erwirtschafteten als der Anleger (bzw. sein Chef!) in den Sparplan einschoss. Vor allem Rohstoff- und Gold-Aktienfonds hatten in den vergangenen Jahren einen miserablen Lauf, was sich an den Ergebnissen des BGF World Gold und BGF World Mining zeigte, die beide extrem hohe Volatilitäten aufweisen. Das mag für den einen ein antizyklisches Einstiegssignal sein, für den anderen könnte sich die Frage stellen, ob Minenwerte tatsächlich ein lohnenswertes Anlagesegment darstellen!
Wie dem auch sei: Angesichts der Verluste von 32,5% bzw 28% in den vergangenen 12 Monaten trat bei diesen beiden BGF-Fonds die denkbar ungünstigste Konstellation für Sparplan-Anleger ein: Eine Berg- und Talfahrt endet mit einer veritablen Korrektur am Ende der Laufzeit. Anleger haben also teuer gekauft und mussten dann in der zwölfmonatigen Ruhephase, die im siebten Jahr des VL-Vertrags ansteht, mit ansehen, wie die Preise ihrer Fondsanteile abstürzten. Mit einem blauen Auge konnten Anleger des BGF World Energy und Pioneer Funds Emerging Europe and Med Equities davonkommen, die immerhin etwas mehr herausholten, als sie in ihren Sparplan einzahlten. An diesem Beispiel zeigt sich, dass der Cost-Average-Effekt nicht immer für den Anleger arbeitet!
Die Auswahl an Indexfonds bleibt zunächst bescheiden
Zu guter Letzt blicken wir auf einen Bereich, der stark im Kommen ist: ETFs. Die börsennotierten Indexfonds werden seit nur wenigen Jahren von einigen wenigen Plattformen angeboten. Vor allem die Tochter der Direktbank Comdirect, Ebase, hat sich als Vorreiter bei ETFs in VL-Verträgen etabliert. Diese Fonds profitieren von den günstigen Kosten, sind aber im Gegensatz zu aktiven Fonds nicht kostenlos im VL-Kontext einsetzbar, da – wenn auch minimale – Handelskosten anfallen. Allerdings weisen Indexfonds ungeachtet dieses Nachteils noch immer deutlich günstigere Gebühren auf als aktive Fonds.
Tabelle: ETFs jetzt auch für VL-Sparer - zumindest einige wenige
Zur Erläuterung der Tabelle: Im Gegensatz zu den aktiven VL-Fonds mussten wir bei börsennotierten Indexfonds als VL-Anlageprodukte einige Abstriche machen. Zum einen verfügen viele Indexprodukte über keine Siebenjahreshistorie. ETFs sind zwar bereits seit dem Jahr 2000 in Deutschland erhältlich, stark gewachsen ist das Segment allerdings erst in den vergangenen fünf, sechs Jahren.
Zum Zweiten sind längst nicht alle ETFs für VL-Anlagen verfügbar. Vor allem iShares- und db x-trackers-Produkte sind auf VL-Plattformen vertreten. Wegen der längeren Historie sind hier fast ausschließlich iShares-Produkte aufgeführt. Ausnahme ist der db x-trackers MSCI Welt World, der zwar keine Siebenjahreshistorie aufweist, aber dafür der einzige ETF auf den MSCI Welt Aktienindex ist, der für VL-Verträge zur Verfügung steht.
Nicht vertreten sind in unserer ETF-Liste Produkte auf Dividendenindizes wie den DivDax oder den Euro Stoxx Select Dividend 30; diese Indizes haben gegenüber den Börsenbarometern, die nach Marktkapitalisierung gewichtet sind, wenig überzeugende Ergebnisse über die Zeit geliefert.
Wegen der begrenzten Auswahl haben wir Kern- und Satelliten-ETFs in einer Liste zusammengefasst. Sie zeigt ein breites Spektrum mit Blick auf die Anlageuniversen. Vertreten sind Aktien für globale Standardwerte (MSCI Welt), Europa-, Euroland- und Deutschland-ETFs. Die Ergebnisse zeigen allerdings, dass die aktiven Fonds unserer Auswahl deutlich besser abschneiden als vergleichbare ETFs, auch wenn die Anlageuniversen nicht immer zu 100% vergleichbar sind. Der DWS Deutschland etwa konnte mit dem VL-Ergebnis von knapp 4.500 Euro den iShares Dax, der es auf rund 3.790 Euro brachte, um Längen übertreffen. Gleiches gilt - mit kleinen Abstrichen - für den Concentra von Allianz Global Investors. Der BGF Continental European Flexible übertraf wiederum sowohl den iShares STOXX Europe 600 und erst recht den iShares Euro Stoxx deutlich (Sie gelangen hier zur Liste der aktiv verwalteten VL-Fonds).
Etwas anders sieht das Bild indes bei Nebenwerten aus: Hier konnte der iShares MDAX ein sehr gutes Ergebnis erzielen. Er lag ein Tick besser als der aktiv verwaltete Acatis Aktien Deutschland, der auch ein hohes Mid-Cap-Gewicht aufweist. Interessant ist auch, dass der iShares SMI, der den Schweizer Standardwerteindex repliziert, eine hervorragende Sieben-Jahres-Bilanz aufweist, die nur schwer von aktiven Fonds zu übertreffen ist. Hier greift ein besonderes Merkmal von ETFs: Sie können Indizes 1:1 abbilden, während aktive Fonds stärker diversifizieren müssen. Da der SMI sehr kopflastig ist und die Top-3-Aktien, Nestlé, Novartis und Roche, die gut 60% des Indexgewichts ausmachen, sehr gut in den vergangenen Jahren performt haben, waren SMI-ETFs von aktiven Fonds zuletzt schwer zu schlagen. (Ob der SMI-Index das passende Anlageuniversum für Anleger in Deutschland ist, steht auf einem anderen Blatt!)
Angesichts dieser ersten Erkenntnisse zu ETFs als VL-Anlageprodukte können wir ein erstes vorsichtiges Fazit ziehen, das eigentlich eine Binse ist, aber über die es sich zu reflektieren lohnt. Zum einen lässt sich anhand unserer Auswertung eine Lanze für aktive Fonds brechen: Es gibt gute Fondsmanager, die über längere Phasen in der Lage sind, marktbreite Indizes deutlich zu übertreffen. Zu vielen dieser Fonds finden sich auch Morningstar Ratings, die auf der Basis von ausführlichen Managerinterviews unserer Analysten vergeben werden und keine Auftrags-Ratings der Fondsgesellschaften darstellen (lesen Sie mehr zu unseren Morningstar Analyst Ratings hier).
Zum Schluss: Ein Plädoyer für diversifizierte Aktienfonds
Zum anderen zeigt die bescheidene Bilanz etlicher Value-Fonds und erst recht vieler Branchenfonds über längere Zeiträume, dass auch eine Siebenjahres-Investmentphase kein Garant für den Anlageerfolg ist. Vermutlich dürften deshalb breit diversifizierte Fonds, die über verschiedene Branchen, Länder oder Regionen streuen, für eine VL-Anlage am besten geeignet sein. Das gilt naturgemäß auch für ETFs: Branchen-, Dividenden- oder andere Strategie-ETFs spielen ihre Stärken oft nur in bestimmten Marktphasen aus, die für die meisten Anleger schwer zu antizipieren sind. Oft sind so genannte Plain-Vanilla-Produkte nicht nur die einfachere, sondern auch die bessere Wahl!
Insgesamt möchten wir als Fazit unser Plädoyer für VL-Sparen mit Aktienfonds bekräftigen. Allerdings müssen sich Anleger, die auf der Suche nach einem VL-Fonds sind, darüber im Klaren sein, dass die Marktvolatilität eher nicht ihr Freund ist. Nur erfahrene Investoren, die sich mit den Börsenzyklen auskennen, sollten sich zutrauen, auch Satellitenmärkte abzudecken - egal, ob mit einem ETF oder einem aktiven Fonds. Sonst könnte der Einsatz des Anlegers bzw. der seines Arbeitgebers für die Katz gewesen sein.
Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.