Im ersten Teil unserer Analyse zu China-Aktien haben wir die wichtigsten Segmente des Markts kennengelernt und einiges über die Zusammensetzung der wichtigsten Indizes erfahren (lesen Sie hier weiter). Im Folgenden kommen wir zu den ETFs, die ausschließlich den chinesischen Aktienmarkt abbilden.
Weltweit waren per 30. Juni dieses Jahres 28,4 Milliarden US-Dollar in 98 China-Aktien-ETFs investiert. 53 Milliarden Dollar entfielen auf Aktien aus dem Onshore-Segment, 47 Milliarden Dollar waren in Offshore-Aktien investiert. Ungeachtet der steigenden Anzahl an Sektoren-, Strategie- und Hebel-ETFs machen Länder-ETFs rund 97% des verwalteten Vermögens aus. Den größten Anteil des Volumens machen dabei in Hongkong domizilierte ETFs aus: Sie vereinen 55% des globalen ETF-Volumens in China-Aktienprodukten auf sich. Die USA folgen mit großem Abstand mit einem Anteil von 29%.
Folgerichtig ist der Markt der europäischen China-ETFs mit einem Anteil von neun Prozent oder 2,62 Milliarden US-Dollar im globalen Vergleich recht klein. Mit 1,73 Milliarden Dollar ist der überwiegende Anteil in Offshore-Produkten investiert.
Wir wollen uns in unserer kleinen Übersicht auf die Länder-ETFs beschränken, da diese Fonds das größte Volumen auf sich vereinen. (Die Deutsche Bank hat einige Branchen-ETFs auf den Markt gebracht, deren Vermögen aber noch recht klein ist.)
Die nachfolgende Tabelle, die alle in Deutschland, Österreich und der Schweiz zugelassenen Länder-ETFs umfasst, ist nach der Höhe des verwalteten Vermögens sortiert.
Tabelle: China-ETFs im Überblick
Die obere Liste zeigt, dass sich die allermeisten Produkte auf den Offshore-Markt konzentrieren. Allein sechs Produkte bilden den MSCI China ab, der FTSE China 25 von wird von drei, der Hang Seng von zwei ETFs abgebildet. Sie vereinen 2,18 Milliarden Euro auf sich. ETF-Investoren, die auf Festland-Aktien setzen möchten, sind auf die beiden Produkte von iShares und db X-trackers angewiesen, die den CSI 300 (in unterschiedlichen Varianten) abbilden. Der deutlich größere ETF der Deutschen Bank bildet den CSI PR CNY, Marktführer iShares den CSI 300 TR CNY ab. Beide Produkte litten allerdings unter der deutlichen Underperformance von Festland-Aktien gegenüber Offshore-Aktien im vergangenen Jahr, wie aus dem Renditevergleich in der Tabelle hervorgeht.
Eine zweite Erkenntnis unserer Übersicht: Der Markt wird von synthetischen Produkten dominiert. Neun der 14 Länder-ETFs bilden ihre Indizes über Swap-Geschäfte mit Investmentbanken ab. Der größte China-ETF ist der Lyxor ETF China Enterprise, der den Hang Seng Index abbildet. Der Swap-ETF wurde bereits im Jahr 2005 aufgelegt und ist gut 800 Millionen Euro schwer. Der älteste China-ETF ist das rund ein Jahr ältere Produkt von iShares.
Nur wenige ETFs investieren ausschließlich physisch in alle Aktien des zugrunde liegenden Index. Zu ihnen gehört der zweitgrößte ETF am deutschsprachigen Markt, der iShares China Large Cap. Er bildet den FTSE China 25 NR USD ab und weist ein verwaltetes Vermögen von knapp 700 Millionen Euro auf. Das ETFlab-Produkt bildet den MSCI China ab und ist mit 23,3 Millionen Euro deutlich kleiner.
Interessanterweise replizieren iShares und HSBC im Gegensatz zu ETFlab den MSCI China, der rund 140 Aktien umfasst, über das statistische Sampling-Verfahren ab. Sie kaufen also nicht alle Indexbestandteile, sondern eine Auswahl an Aktien, von denen angenommen wird, dass sie in Zukunft eine möglichst hohe Übereinstimmung mit dem Gesamtindex aufweisen werden.
Mit Blick auf die Kosten sollten sich Anleger nicht auf die in den Fondsprospekten ausgewiesenen Gesamtkostenquoten verlassen, denn es kommen etliche weitere Posten hinzu. Auf den ersten Blick ist die Sache klar: Swap-ETFs haben nicht nur den Vorteil, dass sie als einzige Festlands-Indizes abbilden können, sondern kommen mit 50 Basispunkten relativ günstig daher. Aber eben nur scheinbar. Beim db x-trackers CSI 300 ETF kommen "Indexreplikationsgebühren" in Höhe von 2,65% jährlich auf die Gesamtkostenquote TER hinzu - man sollte hier also vielleicht von einer Teilkostenquote sprechen?
Auch iShares verlangt für seinen ETF auf den CSI 300 Zusatzgebühren von 1,22% pro Jahr für den Swap, die auf die 50 Basispunkte an Verwaltungsgebühren aufgeschlagen werden müssen. Diese Kostenposition wird auch bei ETFs fällig, die den Offshore-Markt abbilden. Source verlangt für seinen - ohnehin relativ teuren - ETF auf den MSCI China eine Swap-Gebühr von 0,3%.
Anleger müssen zudem mit Handelskosten rechnen, die auf den ersten Blick so nicht anhand der TER zu erkennen sind. Da europäische Investoren China-ETFs nur dann handeln können, wenn die Börsen in Hongkong, Shanghai und Shenzhen geschlossen sind, kommen nicht zu unterschätzende Handelsgebühren hinzu, die durchaus über 100 Basispunkten liegen können (lesen Sie mehr zum Thema Kosten von China-ETFs hier).
Die vollständige Umschau zu China-ETFs "Morningstar’s Guide to Investing in Chinese Equities via ETFs" ist auf Englisch erschienen. Hier gelangen Sie zur vollständigen Studie.
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