Im Gegensatz zu ETFs und anderen Indexfonds, bei denen Produktklarheit und -wahrheit nichts zu wünschen übrig lassen, ist bei aktiv verwalteten Fonds nicht immer auf den ersten Blick eindeutig, in welche Branchen, Regionen und Länder der Fondsmanager investiert. Anlässlich der jüngsten Ukraine-Krise haben wir in einer groß angelegten Analyse die in Europa zum Vertrieb zugelassenen Aktienfonds auf ihre Russland-Investments abgeklopft (lesen Sie hier weiter).
Doch Russland-Aktien müssen nicht ein rotes Tuch sein. Anleger könnten die Bewertungen zum Kauf verlocken. Deshalb haben wir eine Auswahl an Aktienfonds getroffen, die mehr oder weniger stark in Russland investieren und die positive Morningstar Analyst Ratings aufweisen (lesen Sie hier mehr zu unseren Analyst Ratings).
Bei der unteren Auswahl handelt es sich um unterschiedlich konzentrierte Russland-Wetten, die - je nach Risikoneigung - unterschiedliche Investoren ansprechen könnten. In der alphabetisch sortierten Liste finden sich ein Russland-Fonds, einige Osteuropa-Fonds, die eine breitere Diversifikation aufweisen, sowie eine Auswahl an - wiederum deutlich breiter diversifizierten - globalen Schwellenländerfonds. Ein "Exot" unter den Exoten ist der Alken European Opportunities - ein flexibel investierender Europafonds, der derzeit eine hohe Russland-Wette fährt.
Tabelle: Mehr oder weniger stark in Russland investiert: 10 Top Fonds
In unserer Auswahl haben wir nur einen Russland-Fonds berücksichtigt. Das folgt der Überlegung, dass für die meisten investoren ein derart konzentriertes Investment zu hohe Risiken in sich birgt. Wer sich dennoch für "Russland pur" entscheidet findet mit dem East Capital Russian Fund ein Produkt, auf das unsere Fondsanalysten große Stücke halten. Der mit "Silver" bewertete Fonds ist nichts für schwache Nerven, weil er fernab anderer Russland-Fonds (und des Index) investiert. Zuletzt hatte er zyklische Konsumwerte und Technologieaktien gegenüber Energie-, Telekom- und Rohstoff-Titel den Vorzug gegeben. Das Team von East Capital ist in Russland basiert und weist eine hohe Kompetenz bei der Analyse russischer Unternehmen auf.
Breiter aufgestellt ist der ebenfalls mit "Silver" bewertete East Capital Eastern European Fund. Dieser Fonds investiert - wie auch sein Russland-Pendant - stärker in Nebenwerte als Fonds der Vergleichsgruppe. Die Benchmarkfreiheit erfordert jedoch Geduld, da Underperformance-Phasen bei diesem Fonds dazu gehören.
Ebenfalls in Osteuropa legt der BlackRock Emerging Europe an. Sam Vecht verwaltet den Fonds seit März 2009, als Alan Bourrier BlackRock verließ. Vecht war bei seinem Amtsantritt mit der Strategie vertraut, da er als Analyst für europäische Schwellenländer, den Nahen Osten und Nordafrika bereits neun Jahre bei BlackRock tätig war. Das Team sucht nach Wachstumsunternehmen, die attraktiv bewertet sind und den Cash Flow steigern können.
Einen globalen Emerging Markets-Fokus haben die beiden mit "Gold" bewerteten Aberdeen Emerging Markets Equity Fund und der Magellan C aus dem Hause Comgest. Beim Comgest Magellan wenden Vincent Strauss und Wojciech Stanislawski einen auf Wachstumsaktien mit hoher Qualität ausgerichten Ansatz an. Das Team interessiert sich nur für Unternehmen, die unabhängig vom Konjunkturzyklus ihre Gewinne kontinuierlich steigern können sowie über eine starke Wettbewerbsstellung, ein gutes Management und eine gesunde Bilanz verfügen. Aktien aus eher zyklischen Branchen, aber auch der Finanzsektor, sind damit nicht Teil des Anlageuniversums.
Werthaltigkeit bei gleichzeitig hoher Qualität: Das sind die Kriterien, die das Aberdeen-Team bei der Suche nach Unternehmen für das Portfolio anwendet. Mit Erfolg. Der Ansatz, der seit Auflage des Fonds im Jahr 2001 angewendet wird, ist langfristig ausgerichtet. Das kann - wie bei allen aktiv verwalteten Fonds - zu gelegentlichen Underperformance-Phasen führen.
Ein Exot unserer Auswahl ist der Alken European Opportunities. Der Name ist Programm, da Fondsmanager Nicolas Walewski sehr flexibel die Chancen am europäischen Aktienmarkt sucht (nicht nur dort: bis zu 15% des Fondsvermögens investiert er außerhalb Europas). Derzeit sind Gazprom und Sperbank mit rund 7,4% im Fonds gewichtet. Typisch für den Ansatz des Fonds ist die antizyklische Vorgehensweise des Managements. Anders als die derzeit hohe Russland-Quote vermuten lassen würde, hielt sich Walewski beispielsweise beim Rohstoff-"Superzyklus" stark zurück, was dem Fonds in den vergangenen Jahren geholfen hat.
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