"Ist mein Fonds sein Geld wert?" Viele Investoren dürften sich diese Frage stellen. Heute gibt es nahezu in allen Asset-Klassen in Gestalt von börsennotierten Indexfonds Alternativen zu aktiv verwalteten Produkten. Und Anleger haben nichts zu verschenken. Machen wir eine kleine Rechnung auf. Die bei Beratungsgesprächen häufig aufgemachte Prognose über die langjährigen Aktienmarktrenditen ist leider meistens unvollständig. Wer langfristig bei Aktien engagiert bleibt, kann auf lange Sicht Renditen von zwischen 6 und 8 Prozent pro Jahr erwarten, so die oft gemachte Gleichung.
Aus 8 Prozent werden flugs 3,5 Prozent
Das klingt attraktiv, aber leider ist dieses Vertriebsargument löchrig wie ein Schweizer Käse. Denn hier wird die Rechnung ohne Fondskosten und Steuern gemacht. In der Regel schlagen bei Aktienfonds Gesamtkostenquoten von 1,5 bis 2 Prozent pro Jahr ins Kontor. Zudem sollte man langfristig Inflationsraten von 2-3 Prozent voraussetzen. Hinzu kommt die Abgeltungssteuer, die gut ein Viertel der Fondserträge auffrisst. Da verkümmern die scheinbar attraktiven 8 Prozent zu deutlich bescheideneren Realrenditen von allenfalls 3 Prozent. Was soll man dazu sagen?
Daraus ergibt sich für Anleger die Notwendigkeit, mit jedem Schuss einen Treffer zu landen. Wer 1,5 bis 2 Prozent Fondskosten in den Wind schreibt, sollte sichergehen, dass „sein“ Fondsmanager das Geld auch wirklich wert ist. Aktive Fonds sind teuer, und sie müssen deshalb deutlich mehr als die Marktrendite abgreifen. Leider kleben vermeintlich aktiv verwaltete Fonds häufig an ihren Indizes. Sie bilden mit anderen Worten die Marktperformance ab, kassieren dafür aber saftige Gebühren, sodass die Underperformance quasi schon Programm ist.
Den Index als Messlatte und nicht als Ziel begreifen
Ein Fondsmanager sollte also wirklich „aktiv“ sein und seinen Index als Messlatte begreifen, die es zu übertreffen gilt und nicht als Ziel. Denn – so lautet logischerweise die Binsenweisheit - ein Fonds kann nur dann seinen Referenzindex übertreffen, wenn er auch von ihm abweicht! Tut er das nicht, könnten Anleger gleich günstige Indexprodukte kaufen. Die hohen Kosten und die überwundene Hoffnung auf Outperformance dürfte übrigens ein wichtiger Grund sein, warum immer mehr Anleger börsennotierte Indexfonds (ETFs) für sich entdecken!
Doch wie misst man die Aktivität eines Fondsmanagers? Es gibt statistische Zahlen, die die Abweichung eines Portfolios von seinem Index, im Fachjargon auch Benchmark genannt, messen. Häufig wird der Tracking Error verwendet, der die Standardabweichung der Differenz zwischen Index- und Portfoliorendite misst. Ein niedriger Tracking Error signalisiert einen geringen Unterschied zwischen Index und Fonds, ein hoher dagegen ein hohes Maß an Emanzipation von der Benchmark. Doch wie viele statistische Messmethoden hat auch der Tracking Error seine Tücken. Fonds, die sich auf Titelselektion spezialisieren, weisen typischerweise einen niedrigeren Tracking Error auf als Fonds, die mit Sektor-Wetten versuchen, den Index zu übertreffen. Somit können hinter Fonds mit niedrigen Tracking Errors durchaus aktive Strategien bzw. Fondsmanager stehen.
Active Share gibt Aufschluss über die Aktivität von Fonds
Aus diesem Grund rückt ein relativ neues Messverfahren, das gleichermaßen einfach wie naheliegend ist, zunehmend in den Vordergrund. Der Active Share misst die Aktivität von Fonds, indem er das gewichtete Fondsportfolio mit seinem Referenzindex abgleicht. Man legt quasi das Fondsportfolio auf den Index und misst die Schnittmengen. Dieses Messmethode hat den Vorteil, dass sie auf einem Abgleich realer Portfoilos basiert und nicht auf Korrelationskennzahlen, die letztlich nur Aproximationen liefern.
Der Active Share ist ein prozentualer Wert zwischen null und hundert. Ein Portfolio mit einem Aktivitätsgrad von 0% weist keine Abweichung vom Indexportfolio auf, ein Active Share von 100% stimmt in keinerlei Hinsicht nicht mit dem Index überein. Diese Kennzahl, die von den Yale-Wissenschaftlern Antti Petajisto und Martijn Cramers eingeführt wurde, verwenden wir heute bei Morningstar standardmäßig in der Fondsanalyse. Der Active Share ermöglicht es, recht schnell ein Gefühl für den Grad der Aktivität eines Fondsmanagers zu entwickeln.
Während die Erfinder der Kennzahl die These vertreten, dass Fonds mit einem hohen Aktive Share per se überdurchschnittliche Renditen erzielen, gehen wir bei Morningstar mit weniger großen Ambitionen vor. Hier hängt viel von den gewählten Zeiträumen und der Zahl der untersuchten Fonds aus. Nicht zuletzt ist die Wahl der geeigneten Benchmark nicht trivial. Weist ein Fonds einen extrem hohen Wert beim Active Share aus, sollte man als erstes fragen, ob die Benchmark richtig gewählt ist.
Active Share ist eine Analysekennziffer, keine unabhängige Variable
Wir verwenden den Active Share als einen Baustein unter vielen, die insgesamt Aufschluss über die Güte eines Fonds geben. Auch wenn ein hoher Active Share eine wichtige Voraussetzung für eine überdurchschnittlich gute Rendite darstellt, gibt es weitere Faktoren für den Erfolg einer Fondsanlage: die Kosten, der Fondsmanager bzw. sein Investmentprozess sowie das eingegangene Risiko. Streng genommen gibt der Active Share nur Auskunft über die Ferne eines Fonds von seinem Index. Was der Fondsmanager daraus macht, steht auf einem anderen Blatt. Schließlich gibt es genug Fondsmanager, die vom Index abweichen und dabei kräftig danebenlangen!
Die untere Liste zeigt die größten 20 aktiv verwalteten Fonds der Kategorie `Aktien global Standardwerte blend´, die am deutschen und österreichischen Markt zu Vertrieb zugelassen sind. Sortierkriterium ist der Active Share, der am 31.12.2013 gemessen wurde. Die Übersicht zeigt eine relativ breite Spanne, die von niedrigen 26,5% bis 94,75% reicht. Der „aktivste“ Fonds der Auswahl ist der Harris Assocciates Global Equity Fund aus dem Hause Natixis; der am wenigsten aktive Fonds ist der Dimensional Global Core Equity.
Tabelle: Wer ist der aktivste Fonds von allen?
Ein Blick auf die Fünfjahres-Renditen (per Ende 2013) zeigt, dass etliche aktive Fonds mehr oder weniger deutliche Überrenditen gegenüber dem Index MSCI Welt erzielen konnten – so etwa die drei Fonds mit den höchsten Werten beim Active Share, der Harris Global Equities, M&G Global Leaders und Investec Global Dynamic. Auch der JPMorgan Global Focus konnte den MSCI World deutlich übertreffen. Dabei handelt es sich bei unserer Fondsauswahl zwar um eine Momentaufnahme (Stichtag: 31.12.2013). Sie ist aber repräsentativ, da ceteris paribus der Active Share über die Zeit bei den allermeisten Fonds ziemlich konstant bleibt. Ein aktiver Manager bleibt in der Regel aktiv, ein indexnaher Manager indexnah.
Schroders und Dimensional punkten mit niedrigen Kosten
Etliche Fonds, die niedrige Active-Share-Werte zeigen, schnitten weniger gut ab, etwa der Fidelity International, JPMorgan Global Dynamic sowie die beiden DWS-Fonds DWS Vermögensbildungsfonds I und DWS Akkumula. (In der Anfang 2013 zu Ende gegangenen Ära Klaus Kaldemorgen, der für einen Großteil der Fünfjahres-Performance-Historie verantwortlich ist, war der Active Share zwar höher, lag aber auch unter dem Durchschnitt der anderen Fonds unserer Auswahl).
Doch es gibt auch Ausnahmen. Produkte wie der Schroder ISF QEP Global Core und Dimensional Global Core konnten den MSCI Welt ebenfalls deutlich übertreffen, auch wenn sie die niedrigsten Active-Share-Quoten der Fondsauswahl aufwiesen. Es handelt sich um institutionelle Fonds, die sehr niedrige Gebühren aufweisen. Niedrige Kosten gelten nicht umsonst als einer der wichtigsten Prognosefaktoren für die künftige (relative) Performance eines Fonds. Insofern sagt der Active Share zwar viel, aber eben nicht alles über einen Fonds aus.
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