Angesichts der Erfahrungen der vergangenen Jahre können Investoren die Sommermonate in ihren Kalendern getrost rot umranden. Sommerzeit ist Achterbahn-Zeit an den Märkten. Im Juli 2011 wurden Anleger der bereits länger schwelenden Eurokrise gewahr und schickten die Aktienmärkte auf Talfahrt. Im Frühsommer 2012 loderte die Eurokrise ebenfalls, bevor EZB-Präsident Mario Draghi mit seinem schon legendären „Whatever-it-Takes“-Statement ein De-facto-Fangnetz für Dax und Co. aufspannte. 2013 wiederum versetzte der seinerzeitige Fed-Chef Ben Bernanke die Märkte mit seinem Ausstiegsprogramm für Anleihekäufe in Aufruhr. 2014 schließlich schickten die multiplen geopolitischen Krisen in Nahost und der Ukraine die Indizes gen Süden.
Der DAX steht bei 9.400 Punkten: war da was?
Sommerzeit – Krisenzeit? Es ist an der Zeit, eine Zwischenbilanz für die Urlaubsheimkehrer zu ziehen. (die in Bayern und Baden-Württemberg ansässigen Leser mögen mir dieses aus ihrer Sicht voreilige Vorgehen verzeihen!)
Zunächst einmal die blauäugige Frage angesichts eines DAX-Standes von rund 9.400 Punkten: War da was? Die Antwort auf diese Frage hängt vom Standpunkt des Betrachters ab. Den Investoren in Österreich und Deutschland, die im Portfolio einen klassischen „Home Bias“ pflegen und somit dem DAX bzw. ATX den Vorzug gegenüber MSCI World, STOXX 600 und Co. geben, wird der Schreck noch in den Gliedern stecken. Anleger in der Schweiz dürften dagegen die Sommermonate im Nachhinein dagegen als recht entspannte Zeit erlebt haben, wie unsere untere Performance-Übersicht über einige wichtige Indizes bzw. Preismonitore zeigt.
Stichwort DAX: Der deutsche Leitindex zeigte sich zwischen Anfang Juni und Ende August von seiner hässlichen Seite. Das überrascht nicht, da der DAX traditionell aufgrund der Ausrichtung auf zyklische Branchen schwankungsanfällig ist. Auch der ATX ist historisch nichts für schwache Nerven. Beide Indizes sind ihrem Ruf in diesem Sommer gerecht geworden.
Unsere Tabelle ist auf den ersten Blick etwas gewöhnungsbedürftig; sie ist nicht nach Performance sortiert, sondern nach dem maximalen Verlust zwischen dem 1. Juni und 23. August. Die höchsten Abschläge mussten österreichische Aktien verbuchen. Der ATX brach maximal um gut 12,7% in den knapp drei Monaten ein und musste auch insgesamt in dieser Zeit mit einem Verlust von gut 8% kräftig Federn lassen.
Tabelle: Die Sommerperformance wichtiger Kapitalmarktindizes
Mit einem maximalen Minus von 9,99% begrenzte der DAX seine Verluste einen Tick besser als die Wiener Leitbörse, brach allerdings vergleichsweise ebenfalls stark ein und verzeichnete per Saldo auch einen signifikanten Verlust von gut 6% in den Sommermonaten. Die Spalte weiter rechts zeigt, dass diese beiden Indizes auch zwischen August 2011 und Juli 2014, in einer insgesamt sehr freundlichen Börsenphase, zwischenzeitlich sehr hohe Draw-downs verbuchen mussten.
Schweizer Anleger indes mussten zwischenzeitlich zwar mit 4,6% ebenfalls deutliche Einbußen im Leitindex SMI hinnehmen, mit einem minimalen Minus von unter 1% traten Schweizer Standardwerte unter dem Strich im Sommer aber nur auf der Stelle.
Turbulenter Sommer eine gute Begründung für eine breite Streuung
Insgesamt liefert die obere Übersicht ein starkes Argument für breit aufgestellte, global ausgerichtete Portfolios – auch die Propheten eines Renten-Crash wurden erneut Lügen gestraft: deutsche und schweizerische Bonds in Gestalt des REXP und SBI lieferten sehr solide Renditen und mussten auch zwischenzeitlich so gut wie keine Verluste hinnehmen, ein Bild, das sich auch beim breit aufgestellten europäischen Barclays Euro Aggregate Bond manifestiert.
Viele Anleger dürften die relativ starke Gold-Entwicklung (die freilich auch in Teilen währungsbedingt war) und den Höhenflug bei Goldminenaktien nicht auf dem Radar gehabt haben. Während Gold damit seinem Ruf als „Krisen-Hedge“ gerecht wurde (ob die politischen Krisen in der Ukraine und Nahost Anlässe oder Auslöser der Sommerkorrektur waren sei dahingestellt), dürfte die starke Performance von Goldminenaktien in Gestalt des FTSE Gold Mines Index, der um sensationelle 17% zulegte, am ehesten als ein weiterer Abschnitt im hochvolatilen Boom- und Bust-Zyklus dieses extrem risikoträchtigen Sektors zu verstehen sein.
Grundsolide war auch die Performance der Aktienmärkte in Japan, den USA und den Schwellenländern. Nikkei, S&P 500 (und mit ihm der MSCI World) sowie der MSCI Emerging Markets legten deutlich in den knapp drei Sommermonaten zu. Erstaunlich waren auf den ersten Blick auch die nur marginalen Rückschläge bei den Schwellenmärkten aus der zweiten Reihe, den so genannten Frontier-Märkten. Der MSCI Emerging Frontier Markets legte zwar deutlich weniger zu als der große Bruder MSCI Emerging Markets, die Verluste auf dem Tief fielen im Gegenzug indes etwas geringer aus.
Da der Blick auf die Indizes für Fondsinvestoren eine etwas theorielastige Angelegenheit ist, wollen wir uns nun die Performance einiger wichtiger europäischer Fondskategorien etwas genauer anschauen. Hier gelangen Sie zum zweiten Teil des Artikels „Outperformer allenfalls mit der Lupe zu finden“.
Im dritten Teil wollen wir schließlich die für Anleger hochrelevante Frage aufgreifen: Bieten die Aktienmärkte heute eher eine Gelegenheit für den Einstieg, oder sollten Investoren rechtzeitig vor dem vermeintlichen „Horrormonat“ September ihre Schäfchen ins Trockene bringen? Hier kommen Sie zum Artikel „Einstiegschance für Fondsanleger?“
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