In den vergangenen Tagen sahen wir an den Börsen rote Vorzeichen wie zu den allerbesten Crash-Zeiten der Jahre 2002 und 2008. Zwischen minus zwei und drei Prozent hat der DAX in den letzten Wochen mehrfach hingelegt. Und am 24. August brachen die Kurse zeitweilig um sieben Prozent ein. Der Schlusskurs zum Jahresanfang -- 9.764,73 Punkte – wurde deutlich unterschritten. Die gesamten Jahresgewinne des DAX sind also wieder dahin.
Was für Anleger im Augenblick des Geschehens ein Alptraum ist, erweist sich im Nachhinein oft als Kaufgelegenheit. Der Idee nach sollten derartige Übertreibungen, wie wir sie am 24. August gesehen haben (nein, es gibt keine fundamentalen Begründungen für einen derartigen Einbruch!), für Langfristanleger eine willkommene Chance sein. Wir wissen nicht, wie sich Deutschland-Fondsmanager am heutigen Tag entschieden haben, ob sie einen DAX-Stand von rund 9.500 Punkten als Einstiegschance erachteten oder ob sie eine Fortdauer der Korrektur erwarten. Allerdings können wir in etwa abschätzen, ob (und welche) DAX-Fonds überhaupt die Chance hatten, einen Einstieg zu wagen, da wir über die Daten zu den Cash-Quoten und vergleichbarer Instrumente von etlichen Fonds verfügen.
Hohe Cash-Positionen sind in fallenden Märkten nicht nur wichtig, um das Kapital zu schützen, sondern ermöglichen Fondsmanagern, antizyklisch zu handeln. Die Voraussetzungen waren interessanterweise günstig, da zuletzt keine Mittelabflüsse zu bedienen waren. Im Juli konnten Deutschland-Fonds Mittelzuflüsse von gut 310 Millionen Euro verbuchen – sie mussten also ihre Barquoten per Saldo nicht für die Bedienung von Mittelabflüssen verwenden, so, wie es in den vergangenen Jahren häufiger der Fall war.
Wir haben uns die Cash-Quoten der Fonds der Morningstar Kategorie „Standardwerte Deutschland“ (Large Cap Germany) per Anfang Juli angeschaut. Im Durchschnitt lag die Barquote per Ende Juni bei 4,41%. Über die vergangenen drei Jahre ist der Anteil an Cash in den Fondsportfolios leicht angestiegen. Das ist etwas mehr als noch zum Ende Dezember 2014, bevor der DAX seine fulminante Frühjahrsrally auf rund 12.400 Punkten Mitte April antrat, aber deutlich unter der Fünfprozent-Marke, die über weite Strecken des ersten und zweiten Quartals 2015 sahen. Die untere Grafik illustriert die Cash-Quoten der letzten drei Jahre im Einzelnen.
Grafik: Durchschnittliche Cash-Quote Standardwerte-Fonds Deutschland
Kommen wir nun zu den Fonds mit den höchsten und niedrigsten Barbeständen. Die Fonds mit den höchsten Cash-Quoten (bzw. Kurzläufer-Renten) wiesen der Alte Leipziger Trust Aktien Deutschland und der Pioneer Investments Aktien Deutschland mit jeweils über 20% auf. Beide Fonds zählen zu den eher kleinen Produkten für deutsche Standardwerte. Der größte Fonds der Kategorie ist der DWS Deutschland, der per 20. August über 5,2 Milliarden Euro auf die Waage brachte. Die Cash-Position dieses Fonds, der über das Morningstar Analyst Rating „Silver“ verfügt, lag per Ende Juni bei 8,5%. Fondsmanager Tim Albrecht hatte bereits Mitte März gewarnt, dass „der ideale Zeitpunkt zum Einstieg in deutsche Aktien wahrscheinlich verpasst wurde“. Seinerzeit notierte der DAX bei rund 12.000 Punkten.
Ebenfalls zu den größten Deutschland-Fonds mit einem Vermögen von über einer Milliarde Euro gehören der FT Frankfurt-Effekten-Fonds (2,14 Milliarden Euro) und der DWS Aktien Strategie Deutschland (1,96 Milliarden Euro). Die Cash-Quoten dieser Schwergewichte liegen bei 6,98% beziehungsweise 7,88%.
Die geringsten Bar-Bestände lassen sich beim Fidelity Germany, FVB Deutscher Aktienfonds und dem HSBC German Equity finden. Der größte Fonds unserer Top-10-Auflistung mit dem tiefsten Barvermögen ist der UniFonds aus dem Hause Union Investment. Er verwaltet ein Vermögen von fast 2,6 Milliarden Euro und war per Ende Juni voll investiert.
Tabelle: Top-10 höchste und niedrigste Cash-Quote
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