Wir sind heute Zeugen einer fast schon paradoxen Situation: Der Markt für Hochzinsanleihen wird von den Weltuntergangsszenarien geprägt, die für die US-Energiebranche gezeichnet werden. Auch wenn der Verfall des Ölpreises Umsätze und Gewinne vor allem der Schieferöl- und -gasproduzenten schwer getroffen hat, ist die gesamte Asset Klasse in Mitleidenschaft gezogen worden. So haben sich seit Anfang 2015 sogar die Renditeaufschläge für US-Autohersteller um 300 Basispunkte ausgeweitet und belaufen sich nunmehr auf rund 740 Basispunkte gegenüber US-Staatsanleihen. Zur Erinnerung: Autohersteller profitieren von fallenden Ölpreisen!
Es herrschen also Bedingungen am Markt für Hochszinsanleihen vor, die für fundamental orientierte Investoren typischerweise Chancen bringen. Mit einer Risikoprämie von acht Prozent preist der Markt bereits Pleiteniveaus ein, die an vergangene globale Finanzkrisen erinnern. Das erscheint überzogen. US-Hochzinsanleihen, die das Gros des gesamten globalen Markts ausmachen, bieten – je nach Sektor - attraktive Einstiegschancen, zumal Staatsanleihen als Rendite-Alternative unattraktiv sind.
Es gilt allerdings, einige Besonderheiten des Markts zu berücksichtigen. Zum einen ist der Markt für Hochzinsanleihen um einiges komplexer als der Aktienmarkt, und die unterschiedlichen Bond-Tranchen eines Emittenten können unter Umständen höchst unterschiedliche Sicherheiten bringen. Im Zuge des allgemeinen Runs auf Hochzinsanleihen vor 2015 sind etliche Bonds mit eher anlegerunfreundlichen Bedingungen ausgestattet worden. Ein talentierter aktiver Fondsmanager kann hier punkten, während andere Investoren unter Umständen Schiffbruch erleiden könnten.
Zum anderen ist, wie auch bei Aktien, Diversifikation das oberste Gebot bei Hochzinspapieren. Die Gefahr, das eingesetzte Kapital zu verlieren, ist in diesem Marktsegment real, weshalb ein Investment in einzelne Bonds nicht zu empfehlen ist.
Schlussendlich müssen Anleger ein realistisches Bild der Risiken vor Augen haben. Auch die besten High Yield Investoren unter den Fondsmanagern mussten zwischen 2007 und Anfang 2009 extrem hohe Verluste hinnehmen. Viele sind typischerweise zu früh eingestiegen. Auch wenn viele dieser Manager Ende 2009 signifikante Gewinne erzielt hatten, waren die zwischenzeitlichen Draw-downs in der Krise immens. Das Verlustrisiko könnte heute sogar noch größer sein, da Investmentbanken als Risikonehmer viel weniger stark präsent sind als in der Zeit vor der Finanzkrise. Zudem haben viele Manager von Hochzinsfonds mit hohen Abflüssen zu kämpfen. Sie müssen – oft wider besseres Wissen - verkaufen. Das alles macht die Märkte für Hochzinsanleihen schwer berechenbar. Es bietet sich an, der Warnung von John Maynard Keynes Gehör zu schenken, wonach Märkte länger irrational bleiben können als Anleger solvent sind.
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