Outperformance, wenn die Börsen fallen?

Outperformance kann auch heißen, weniger zu verlieren als der Index. Wir haben uns die Bilanz aktiver Manager in den wichtigesten Fondskategorien im ersten Quartal angeschaut. Vorweg gesagt hatten viele Manager auch mit den volatilen Märkten ihre liebe Not.

Michael Haker 18.04.2016
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Die Aufgabe aktiver Fondsmanager ist es auch, das ihnen anvertraute Vermögen in Krisenzeiten sicherer durch das Fahrwasser der Märkte zu bringen als ein adäquater Vergleichsmaßstab. Bestenfalls gelingt es ihnen, die Verluste des Markts nicht so stark mitzunehmen. In dieser Hinsicht waren die ersten drei Monate des laufenden Jahres eine Herausforderung, beendeten doch die meisten Aktienmärkte weltweit das erste Quartal 2016 aus Sicht von Euro-Anlegern mit einem Minus.

Der globale Standardwerte-Index MSCI World rutschte von Januar bis Ende März 2016 um 5% ab, der MSCI Europe gab im selben Zeitraum um 7% nach. In den USA gab der Russell 1000 3,6% ab, und der DAX beendete das letzte Quartal sogar mit einem Minus von 7,2%. Wir wollten nachsehen, wie gut sich aktive Manager mit ihrer Portfolioaufstellung gegen den Sturm der vergangenen drei Monate gestemmt haben.

Dazu blicken wir auf mehr als 6.200 Aktienfonds aus den wichtigsten Kategorien für Anleger in Europa. In unsere Auswertung flossen Aktienfonds aus 34 Morningstar Kategorien ein, wobei wir auf die Performance nach den Stilen Value, Blend und Growth schauen und auch die Kategorien für Standard- und Nebenwerte inkludieren. Wir haben alle Fondsanteilsklassen einbezogen, die eine Vertriebszulassung in Europa haben.

Outperformance im ersten Quartal 2016

Für unseren ersten Überblick über die Performance-Leistung aktiver Fonds haben wir uns zunächst auf die Fondsgruppen Aktien „weltweit“, „Europa“, „USA“, „Großbritannien“, „Schwellenländer“ und „Japan“ konzentriert. Hierin enthalten sind Standartwerte- und Nebenwerte-Fonds, Produkte mit Dividendenfokus sowie Fonds, die flexibel in die Asset-Klassen Large, Mid und Small Caps investieren. In diesen 13 Investmentgruppen finden sich die eingangs erwähnten 34 Morningstar Kategorien, deren Outperformance-Quote des letzten Quartals wir ebenfalls im weiteren Verlauf unserer Untersuchung genauer darstellen.

Tabelle: Übersicht der Investmentgruppen und Morningstar Kategorien

 Investmentgruppen

Die Aktienfonds unserer Untersuchung verwalteten per Ende März 2016 ein Gesamtvermögen von rund 1.500 Milliarden Euro. Dabei machen den größten Anteil die 2178 global anlegenden Aktienfonds aus, die insgesamt über 470 Milliarden Euro hielten. Knapp dahinter folgen 1937 Europa-Aktienfonds (inklusive Eurozone) mit einem Gesamtvermögen von über 476 Milliarden Euro. Die kleinste Investmentregion unserer Untersuchung besteht aus Produkten, die in Japan investieren; das Verwaltete Vermögen betrug hier per Ende März 2016 knapp über 66 Milliarden Euro.

Grafik: Anzahl der Fonds in unserer Untersuchung nach Investmentregion

 Untersuchtes Fondsuniversum

Der Blick auf die 13 Investmentgruppen und die Outperformance-Quoten vermittelt drei wesentliche Bilder, die wir en Detail weiter unten beschreiben werden.

Zum einen zeigt sich, dass in den ersten drei Monaten 2016 mehr Manager Schwierigkeiten hatten, ihre Indizes outzuperformen als das im Jahr 2015 der Fall war. Lediglich in drei von 13 Investmentgruppen liegt die Outperformer-Quote über 50%. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass in vielen Investmentregionen der Morningstar Kategorieindex bzw. ein auf ihn lautender ETF die bessere Investment-Alternative gewesen wäre. Eine deutlich geringere Anzahl an Outperformern im Vergleich zum Jahr 2015 können wir bei den Fondsgruppen Standardwerte Europa, Schwellenländerfonds und Standardwerte Großbritannien ausmachen, wo es gerade mal 43% beziehungsweise 32% und 31% der aktiven Fonds schafften, die Verluste gegenüber den Kategorieindizes zu begrenzen. Am erfolgreichsten schlugen sich aktive Fonds hingegen bei japanischen Standardwerten (58%), US-Small Caps (58%) und Europa Nebenwerten (51%).

Dies bringt uns zur zweiten Schlussfolgerung: Aktive Fonds bieten sich auch in volatilen Zeiten als Alternative zu Indexinvestments an, auch wenn sie als Outperformer im vergangenen Quartal in der Minderheit waren. Wichtig ist, dass Anleger verstehen, woher die Under- bzw. die Outperformance herrühren, denn, vorweg gesagt, die Ergebnisse sind stimmiger, als es Skeptiker vielleicht wahrhaben wollen.

Tabelle: Outperformer Q1 2016 nach 13 Investmentgruppen

 Outperformer Q1_2016 Investmentgruppen

Ein interessantes Detail: Verbessert hat sich die Outperformer-Quote bei US Standardwerten Blend. 2015 hatten es gerade einmal 16% der Fondsmanager geschafft, den Kategorieindex Russell 1000 zu übertreffen. Im vergangenen Quartal lag die Outperformer-Quote um zehn Prozentpunkte höher. Sie konnten also die Verluste des laufenden Jahres besser begrenzen als der Index, der aus Sicht des Euro-Investors 3,55% verlor. Das Gesamtergebnis ist allerdings noch immer ernüchternd und zeigt, dass es bei US-Standardwerten äußerst schwer ist, den Vergleichsindex zu überholen. 

Die dritte Tendenz aus der Tabelle oben zeigt die steigende Outperformance-Quote von Value- gegenüber Growth-Fonds: Bei US-Standardwerten sackten 90% aktiv gemanagter Growth-Fonds zwischen Januar und März 2016 deutlich stärker ab als der Morningstar Kategorie-Index; bei US-Value-Fonds liegt die gleiche Quote bei 58%.

Ein detaillierteres Bild wollen wir nun beim Blick auf die einzelnen Morningstar Kategorien zeichnen, zu denen wir die jeweiligen Vergleichsindizes in der folgenden Tabelle aufgelistet haben.

Tabelle: Outperformer Q1 2016 nach 34 Morningstar Kategorien

 Outperformer Q1_2016 Morningstar Kategorien

In allen Standardwerte-Kategorien sehen wir, dass unter den Value-Manager im ersten Quartal die höchste Outperformer-Quote zu finden ist. Zunächst zu den globalen Aktienfonds: Hier schafften es beinahe die Hälfte der Manager (48,3%), im vergangenen Quartal weniger abzugeben als der Morningstar Kategorieindex MSCI World Value, der zwischen Januar und März 2016 aus Euro-Sicht um 4,6% nachgab. Bei globalen Blend- und Growth-Fonds schafften es nur 39% beziehungsweise 31,6% der Fonds, weniger zu verlieren als der Index.

Etwas besser sind diese Quoten bei Europa-Fonds: 55% der aktiven Fonds in der Morningstar Kategorie Aktien Europa Standardwerte Value verloren weniger als der Kategorieindex, der in den letzten drei Monaten um 7,7% nachgab. Weitaus deutlicher sind die Differenzen zwischen den Investmentstilen bei US- und britischen Aktienfonds. Die Outperformer-Quote der Value-Investoren liegt hier mit 41,9% beziehungsweise 50% deutlich stärker über den Quoten der jeweiligen Standardwerte-Pendants Growth und Blend. Bevor wir uns hier exemplarisch auf Ursachenforschung begeben, werfen wir jedoch noch kurz einen Blick auf die Nebenwerte-Kategorien.

Mit die deutlichsten Einbrüche bei der Outperformance-Quote im Vergleich zum Jahr 2015 sehen wir bei globalen Small Caps, Mid Caps Europa, Mid Caps sowie Small Caps Großbritannien. Während hier vergangenes Jahr zwischen 60% und 80% der Fonds die Kategorieindizes outperformten, waren es in den vergangenen drei Monaten nur noch zwischen 25% und 38%.

Was aktive Value Fonds von der Kategoriebenchmark unterscheidet

Schauen wir nun auf die Portfolios der Value-Fonds im Vergleich mit der Kategoriebenchmark. Exemplarisch nehmen wir uns dabei die beiden Morningstar Kategorien mit der größten Anzahl an Fonds vor: Aktien weltweit Standardwerte Value und Aktien Europa Standardwerte Value. Dabei vergleichen wir die durchschnittliche Sektorgewichtung der jeweiligen Outperformer mit der die Sektorgewichtung des im Kategorieindex.

Grafik: Sektorgewichtungen in Aktienfonds Weltweit Standardwerte Value

Sektorgewichtung Outperformer vs MSCI W Value

Bei den 99 global anlegenden Value-Fonds zeigt sich eine klare Untergewichtung von Finanzwerten. Bankaktien haben es an den Börsen schon längere Zeit schwer. Das aktuelle Zinsumfeld ist alles andere als gnädig mit den Geldhäusern. Infolge der niedrigen Zinsen schrumpfen die Margen der Banken in ihrem proprietärem Geschäft, der Kreditvergabe. (Und es gibt keine Aussicht auf eine baldige Zinsanhebung in Europa). Auch die US-Zentralbank gibt sich mittlerweile vorsichtiger als noch Ende 2015, so dass für viele Marktteilnehmer die ursprünglich erwarteten vier Zinsschritte in 2016 in weite Ferne gerückt sind. Dementsprechend dürft das Umfeld für Banken weiterhin schwierig bleiben.

Auch bei Energiewerten hielten sich aktive Manager gegenüber dem Index zurück. Während entsprechende Aktien im MSCI World Value ein Gewicht von rund 11% haben, setzen aktive Manager mit durchschnittlich 5,5% deutlich weniger auf Energietitel. Angesichts des niedrigen Ölpreises scheint auch hier das Umfeld wenig ermutigend. Dieses Rohstoffsegment ist allerdings extrem zyklisch und zudem stark von politischen, wirtschaftlichen und technologischen Herausforderungen geprägt. Das bedeutet, dass an die Erholung des Ölpreises unter anderem das globale Wirtschaftswachstum gekoppelt ist.

Im Gegenzug setzten aktive Manager am stärksten auf zyklische und nichtzyklische Konsumwerte sowie Technologietitel. Auch bei der Ländergewichtung sind uns einige deutliche Unterscheide aufgefallen. Deutlich kleiner ist beispielsweise das USA-Exposure: Während die größte Volkswirtschaft der Welt im MSCI Global Value gut 60% ausmacht, ist das Land bei aktiven Fonds, die den Index vergangenes Quartal outperformten, durchschnittlich mit 40% gewichtet.

Auch Europäische Value-Fonds sind bei Finanzwerten und Energietitel defensiver aufgestellt als die Kategoriebenchmark MSCI Europe Value. Stärker gewichtet sind dafür zyklische und nichtzyklische Konsumgüter sowie IT-Werte und Industrieunternehmen.

Grafik: Sektorgewichtungen in Europa Standardwerte Value Fonds

 Sektorgewichtung Outperformer vs MSCI E Value

Auf Länderebene weichen Europa-Fondsmanager mit Value-Ansatz ebenso vom Index ab. Beispielsweise zeigt der MSCI Europe Value ein starkes Übergewicht in Werten aus Großbritannien (34%); diese finden sich bei den Outperformern indes mit einem Anteil von durchschnittlich 17,8%. Dies erklärt somit auch zu einem gewissen Grad die Untergewichtung der beiden Sektoren Finanzwerte und Energie – beide machen in Großbritannien-Indizes wie dem FTSE All Share oder dem MSCI UK rund 23% respektive 12,5% aus. Mit 7,7% waren in europäischen Value-Fonds Schweizer Aktien ebenfalls weniger stark vertreten als im MSCI Europe Value (10%).

In einem weiteren Artikel blicken wir nächste Woche genauer auf die Verteilung der relativen Renditen. Das Abschneiden der aktiven Fonds haben wir in Performanceguppen nach Morningstar Kategorie aufgeführt. Zudem betrachten wir die durchschnittlichen Fondskosten (KIID) nach Performancegruppen.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Michael Haker  Michael Haker ist Research Editor bei Morningstar.