„In Summe haben ETF-Dachfonds aus Anlegersicht nur sehr wenig mit ETFs zu tun.“ Dies war die Schlussfolgerung einer Auswertung zu ETF-Dachfonds vor wenigen Wochen. Wir hatten diese Produkte einem Performance-Check unterzogen. In unserer Untersuchung haben wir festgestellt, dass ETF-Dachfonds im Schnitt gleich doppelt enttäuscht haben: Sie schafften es nicht, gemischte Aktien-Renten-Indizes zu übertreffen, und darüber hinaus hinkten sie ihren Kategorie-Durchschnitten hinterher (die wiederum im Durchschnitt deutlich hinter ihren Indizes hinterherhinken). Angesichts dieser in der Breite enttäuschenden Ergebnisse haben wir die kritische Frage in den Raum gestellt, ob es sich bei ETF-Dachfonds nicht doch um ein Missverständnis handelt.
Zwei Pfade für Anleger, die auf effiziente Multi-Asset-Portfolios setzen wollen
Anleger, was tun also? Nun, wir wollen nicht nur die Mängel vorhandener Produkte aufdecken, sondern auch Lösungswege aufzeigen. Hier bieten sich zwei Pfade an. Do-it-yourself-Investoren finden am ETF-Markt eine Vielzahl von Bausteinen vor, die sie zu einem Aktien-Renten(-Rohstoff)-Portfolio zusammenfügen können. Diesen Investoren werden wir in den kommenden Wochen einige Beispielportfolios vorstellen und dabei nicht nur vergangene Ergebnisse liefern, sondern auch auf Basis historischer Parameter Simulationen für die Zukunft errechnen. Gerade was die Bond-Komponente von Portfolios anbelangt, ist es von höchster Relevanz, dass Anleger zumindest eine Indikation bekommen, wie es um die Renditen der Zukunft bestellt sein könnte.
Doch zunächst wollen wir den Anlegern, die sich nicht als Portfoliokonstrukteure üben wollen und eine gemanagte Alternative zu ETF-Dachfonds bevorzugen, einige Multi-Asset-Produkte vorstellen. Diese Übung ist alles andere als trivial. Als Ausgangspunkt für die Formulierung von Anforderungen wollen wir uns deshalb vergegenwärtigen, warum ETF-Dachfonds en Gros enttäuscht haben.
Welche Parameter sind für effiziente Indexportfolios maßgeblich?
ETFs verlieren im Kleid eines ETF-Dachfonds viel von ihrem Charme. Warum? Im Wesentlichen geht es um Kosten und die Stabilität des Portfolios. Zum einen sind ETF-Dachfonds teuer, vor allem wegen der Gebühren, die üblicherweise Vertriebskosten enthalten sowie die Management-Gebühren des Dachfondsmanagers. Sie weisen insofern die für Dachfonds typische doppelte Kostenstruktur auf.
Zum anderen weisen ETF-Dachfonds gerade die Eigenschaft auf, die ETF-Anleger typischerweise aus dem Weg gehen wollen: Sie enthalten ein Manager-Risiko. Investoren, die Index-Investments anstreben, wollen Launen, Leidenschaften und Überzeugungen diskretionär arbeitender Manager vermeiden. Mit den allermeisten ETF-Dachfonds findet das aktive Management quasi durch die Hintertür den Weg zurück ins nur scheinbar passive ETF-Portfolio.
ETF-Portfolios, die in mehr als eine Asset-Klasse investieren, müssen also im Umkehrschluss drei Grundeigenschaften aufweisen: Sie müssen günstig sein, eine strategische Asset Allocation betreiben und breit diversifiziert sein. Letzteres impliziert ein Investment in mindestens zwei Asset-Klassen, die langfristig eine möglichst niedrige Korrelation zueinander aufweisen sollten. Um es genauer zu fassen: es geht um ein Portfolio, in dem die Risiko-Komponente wie auch die Risk-off-Komponente vertreten sein müssen. In Aktien-Renten-Portfolios sollte die Bond-Seite typischerweise die Sicherheitskomponente darstellen.
Do-it-yourself-Lösungen sind unschlagbar günstig
Kommen wir zunächst zu den Kosten. Günstig ist hier ein relativer Begriff. In Europa gibt es Aktien-ETFs schon ab fünf, Bond-ETFs ab sieben Basispunkte an jährlichen Kosten zu haben. Do-it-yourself Investoren können also locker ein diversifiziertes Aktien-Renten-Portfolio für deutlich unter 20 Basispunkten an jährlichen Kosten zusammenstellen.
Fertigprodukte in dieser Preisklasse gibt es in Kontinentaleuropa nicht (in den USA schon, und in Großbritannien ist man nicht weit von diesem Niveau entfernt, aber warum das so ist, steht auf einem anderen Blatt). Insofern müssen wir in dieser Hinsicht unsere Ansprüche an Multi-Asset-Produkte herunterschrauben. Bedenkt man, dass sich die allermeisten Mischfonds – je nach Aktienquote – in einer Kostenspanne zwischen 1,2 und knapp 2 Prozent bewegen, sind 75 Basispunkte an Gesamtkosten (ohne Handelskosten) eine noch vertretbare Maximalquote. Nahezu alle Mischfonds scheitern an dieser Hürde – willkommen in der Kickback-Welt des 21. Jahrhunderts!
Kommen wir nun zur Stabilität des Portfolios. Wir haben wiederholt festgestellt, dass strategisch aufgesetzte Portfolios in der Praxis Vorteile gegenüber aktiv gemanagten, vor allem taktisch ausgerichteten Mischfonds aufweisen. Leider verwischen bei Mischfonds häufig die Grenzen zwischen Aktionismus und aktivem Management – zum Nachteil der Anlegerrendite. Doch stabil heißt nicht statisch: ETF-Portfolios sollten ein Rebalancieren einschließen. Allerdings sollte eine monatliche Zurückführung des Portfolios auf das Ausgangsniveau das Maximum an Aktivität sein; ein jährliches Rebalancing hat in der Vergangenheit vollkommen ausgereicht.
Bei der allgemeinen Verfügbarkeit reduziert sich eine kleine Auswahl noch weiter
Als wichtige Nebenbedingung gilt die allgemeine Verfügbarkeit. Schließlich nützt es Investoren herzlich wenig, das perfekte ETF-Portfolio vorgestellt zu bekommen, die Bleistifte zu spitzen, nur um im letzten Momente zu erfahren, dass das Produkt der Wahl nur für spezielle Vertriebskanäle aufgelegt wurde. Es gibt etliche diversifizierte Index-Portfolios, die für die konkrete Zielgruppe günstig sind, aber für Ottonormalanleger entweder prohibitiv hohe Eintrittsschwellen (hohe Ausgabeaufschläge bzw. Mindestanlagesummen) aufweisen, oder aber nicht auf den herkömmlichen Fondsplattformen erhältlich sind. Weil wir keine Werbung für bestimmte Banken machen wollen, haben wir uns entschieden, solche Produkte auszuschließen, die nur über spezielle Vertriebskanäle zu beziehen sind, egal wie tief die Kosten und das Mindestanlagevermögen dort sein mögen.
Kombiniert man alle oberen Kriterien und Nebenbedingungen, dann erweist sich Produktauswahl im deutschsprachigen Raum als sehr bescheiden. Mit einer Ausnahme reduziert sie sich auf ETFs, die gemischten Aktien-Renten(-Rohstoff)-Indizes folgen. Diese Multi-Asset ETFs kombinieren günstige Kosten (durch den Ausschluss von Kickbacks), systematische, diversifizierte Investmentstrategien (regelbasierte Strategien bzw. Rebalancing-Mechanismen) und die allgemeine Verfügbarkeit (durch das Börsen-Listing).
Die untere Tabelle zeigt unsere Produktauswahl. Sie ist absteigend nach Kosten sortiert. Vorweg gesagt: Wir sprechen keine pauschale Kaufempfehlung für die Produkte in der Tabelle aus. Die Produktauswahl ist immer der letzte Schritt beim Vermögensaufbau. Investoren müssen zunächst also ihre grundlegenden Ziele unter Berücksichtigung ihres Anlagehorizonts, ihrer Risikotoleranz und ihrer steuerlichen Situation klären, bevor sie sich an den Kauf von Produkten machen. Die Produkte unserer Tabelle decken die wesentlichen Mischfonds-Spektren ab, von einer defensiven, sprich: rentenlastigen Allokation, bis hin zu einer aggressiven, also aktienlastigen Aufstellung.
Tabelle: ETF-Portfolios im Überblick
Wir wollen nun die oben aufgeführten Produkte bzw. die zugrundeliegenden Indizes kurz beschreiben und – sofern es ihre Historie zulässt – grundlegende Aussagen zum Rendite-Risiko-Profil treffen. Fangen wir mit dem günstigsten Multi-Asset-Indexprodukt an.
ComStage Vermögensstrategie ETF: Aktien, Renten, Rohstoffe
Der ComStage Vermögensstrategie UCITS ETF ist mit einer taxierten jährlichen Gesamtkostenquote von 0,49% das günstigste Produkte unserer fünf ausgewählten ETF-Portfolios. Die Fondsgebühren belaufen sich auf 0,25 Prozent jährlich. Die jährlichen Gesamtkosten stehen deshalb noch nicht endgültig fest, weil der ETF erst im April dieses Jahres aufgelegt wurde und die Zielfondskosten noch nicht final feststehen. Wenn die Commerzbank-Tochter allerdings die Gesamtkostenquote auf 0,49 Prozent taxiert, dann wäre alles andere als eine Punktlandung per Ende Geschäftsjahr eine Überraschung: Es kommen ausschließlich hauseigene ETFs zum Einsatz, und deren Kosten dürfte die Gesellschaft zielsicher prognostizieren können. Außerdem dürfte es den Marketing-Verantwortlichen auch aus anderen Gründen wichtig sein, unter der Schwelle von 0,5 Prozent zu bleiben, wie wir weiter unten schildern werden. Nimmt man den Börsen-Spread hinzu, dann müssen Investoren allerdings zusätzlich rund 0,2 Prozent an „Eintrittskosten“ für diesen börsennotierten ETF-Dachfonds in Kauf nehmen.
Das ComStage-Produkt setzt sich aus drei Asset-Klassen zusammen, die einmal pro Jahr im Frühjahr auf folgende Ausgangslage zurückgeführt werden: Aktien ETFs machen 60 Prozent des Fondsvermögens aus, Renten-ETFs 30 Prozent und Rohstoffe 10 Prozent.
Deutschlandlastigkeit im Vergleich zu globalen Misch-Indizes
Zum Zeitpunkt der Auflegung waren aktienseitig die Indizes MSCI North Amerika, Stoxx Europe 600 (jeweils 15 Prozent), MSCI Pacific, MSCI Emerging Markets (je zehn Prozent), DAX und MDAX (je fünf Prozent) vertreten. Auf der Bond-Seite fanden sich der 10 Y US-Treasury Future, iBoxx EUR Liquid Sovereigns Diversified Overall und iBoxx EUR Germany Covered Capped Overall mit je zehn Prozent des ). Die Rohstoffkomponente bildet der Index Commerzbank Commoditiy ex-Agriculture EW ab (zehn Prozent), der, wie der Name sagt, keine Agrarrohstoff-Preise abbildet.
Auch wenn das Vermögen breit über sechs Aktien-, drei Bond- und einen Rohstoff-ETF gestreut ist, so setzt dieser Fonds eindeutig einen Europa-Schwerpunkt. Der Aktien-Anteil besteht nur zu rund 25 Prozent aus nordamerikanischen Aktien, die in der typischen globalen Aktien-Benchmark MSCI World rund 60% ausmachen. Demgegenüber entfallen 25 Prozent auf den STOXX 600 und zusätzliche weitere rund 20 Prozent des Aktienvermögens auf deutsche Aktien. Letztere haben im MSCI World dagegen nur einen Anteil von rund vier Prozent. Schwellenländer sind zu gut 15 Prozent des Aktienanteils gewichtet, was wiederum deutlich höher ist als in der globalen Aktien-Benchmark MSCI All Countries World Index, in welcher der Schwellenländeranteil knapp zehn Prozent beträgt. (Im MSCI World Index sind Schwellenländer nicht enthalten.)
Anleger müssen also berücksichtigen, dass auf der Aktienseite der ComStage Vermögensstrategie einen niedrigeren Dollar/USA-Anteil und einen höheren Euro/Europa- sowie Schwellenländeranteil aufweist als das bei den typischen globalen MSCI-Indizes der Fall ist. (Japan-Aktien sind im Pazifik-Anteil enthalten und sind insgesamt leicht über MSCI World Niveau gewichtet).
Auch wenn keine aussagekräftige Performance-Historie des erst im April aufgelegten ETF vorliegt, haben Portfolios mit einer derartigen Zusammensetzung in den vergangenen Jahren wegen der Übergewichtung europäischer Aktien, der Untergewichtung von US-Papieren und den recht hohen Emerging Markets- und Rohstoffquoten hinter offensiv ausgerichteten EUR-Mischfonds-Indizes mit globaler Ausrichtung gelegen. Deren Aktienanteil ist weitaus Amerika-lastiger, was der Performance zugutekam.
Arero Weltfonds: Wissenschaftlich unterfüttertes Investieren
Das zweite Produkt unserer Auswahl ist zugleich der Pioneer des ETF-Portfolio-Gedankens. Der Arero Weltfonds ist allerdings kein Dachfonds und er investiert auch nicht in ETFs, transportiert deren Grundkonzept allerdings sehr gut. Er wurde im Oktober 2008 aufgelegt mit dem Ziel, ein optimal diversifiziertes Marktportfolio zusammenzustellen. Der aggressive Mischfonds basiert auf den Kapitalmarktstudien des Fondsberaters, Prof. Weber GmbH, hinter der Prof. Martin Weber von der Uni Mannheim steht. Er hat im Rahmen von historischen Studien die „optimale“ Asset Allocation ermittelt, deren Umsetzung er als „wissenschaftlich begründete, konsequent passive Anlagestrategie“ bezeichnet.
Der Arero verzichtet auf Market Timing und Stockpicking. Er bildet die Performance von globalen Aktien, Euro-Anleihen und Rohstoffen auf Basis gängiger Indizes ab, die in den eigens kreierten Arero Index einfließen. Er besteht aus den drei Komponenten Aktien (60%), Renten (25%) und Rohstoffe (15%). (Daher erklärt sich auch der Fondsname Aktien-Renten-Rohstoffe.) Streng genommen stellt das jährliche Rebalancing die einzige aktive Komponente der Fondsstrategie dar. Allerdings folgt die Bestimmung der Aktienquote nicht den klassischen Rebalancing-Mechanismen, nach denen teure Assets verkauft und günstige gekauft werden. Beim Arero richtet sich die Gewichtung der Aktienkomponenten vielmehr nach dem BIP-Anteil von Regionen und die hat allenfalls mittelbar etwas mit der Aktienperformance der Märkte zu tun. Es existiert also eine gewisse Dynamik bei der Aktien-Allokation.
Der Aktienanteil wird über die vier Indizes MSCI Europe, North America, Emerging Markets und Pacific abgebildet - gemäß BIP-Anteil. Zur letzten Portfolio-Adjustierung im Februar lag das Gewicht des MSCI Europe bei 13,2 Prozent, des MSCI Nordamerika bei 17,6 Prozent, MSCI Emerging Markets bei 22,8 Prozent und MSCI Pazifik bei 5,4 Prozent.
Die Rentenkomponente wird über den iBOXX Eurozone TR (Investment-Grade-Anleihen der Euro-Mitgliedsstaaten) abgebildet. Im Rohstoffbereich greift das Team seit März 2011 auf den DJ UBS Commodity Index TR 3 Month Forward zurück. Dieser ist breit über 19 Rohstoffe diversifiziert und umfasst u.a. Agrarrohstoffe wie Weizen oder Energieträger wie Öl und Gas.
ComStage und Arero trennen mehr als nur 1 Basispunkt an Kosten
Die Ähnlichkeit der Ansätze des Arero und des ComStage Produkts ist frappierend. Auch auf der Kostenseite sind sich die Produkte sehr ähnlich. Der Arero Weltfonds kostet jährlich 0,5 Prozent, ein Basispünktchen mehr als der ComStage Vermögensstrategie. Das ist für die Anlegerpraxis weitgehend irrelevant. Wichtig zu erwähnen ist allerdings, dass beim Arero Handelskosten entfallen. Es gibt auch keinen Ausgabeaufschlag. Der Fonds nicht börsennotiert und ist börsentäglich zum Nettoinventarwert mit der Fondsgesellschaft handelbar. Dagegen müssen Anleger, wie oben erwähnt, beim ComStage-Produkt Börsen-Spreads tragen, was auf zusätzlich rund 0,2 Prozent an „Eintrittskosten“ hinausläuft. Bei Einmalanlagen ist dieser Betrag vernachlässigbar, bei Sparplänen hingegen nicht.
Mit Blick auf die Performance lieferte der Arero Weltfonds in den vergangenen Jahren das, was man erwarten konnte. Er litt unter der Rohstoff- und Emerging Markets Schwäche bis Anfang 2016, konnte sich seitdem aber deutlich in der Performance-Rangliste der offensiven Mischfonds nach vorne arbeiten. In diesem Jahr zählte er per Ende Juni mit einer Performance von 1,94 Prozent zu den besten fünf Prozent vergleichbarer Mischfonds. Die Emerging Markets- und Rohstoff-Schwäche macht sich dagegen in der Dreijahresbilanz bemerkbar. Der Arero Weltfonds liegt seit Mitte 2013 im 47. Performance-Perzentil seiner Kategorie, was sich auch im Morningstar Rating von (durchschnittlichen) drei Sternen bemerkbar macht. Im qualitativen Morningstar Analyst Rating erhält der Fonds allerdings die positive Note „Bronze“.
UBS ETF MAP Balanced 7 SF: Komplexer Ansatz bringt wenig Vorteile
Auch der UBS ETF MAP Balanced 7 SF (MAP steht für „Multi Asset Portfolio“) legt in Aktien, Renten und Rohstoffen an, wobei gegebenenfalls auch in Cash-ähnliche Instrumente umgeschichtet wird. Die Zahl „7“ im Fondsnamen steht für die Zielvolatilität, die nicht über sieben Prozent hinausgehen soll. Ähnlich wie der Arero Weltfonds investiert der UBS ETF MAP Balanced 7 in Swaps, mit denen die Performance folgender Indizes bzw. Futures wiedergegeben werden soll: Aktienseitig wird die Performance des S&P 500 und des Euro Stoxx 50 abgebildet, die kombiniert ein Gewicht von null bis 40 Prozent des Portfolios ausmachen. Der Rohstoff-Index UBS Bloomberg CMCI Composite Index wird in einer Quote von 0 bis 35 Prozent gewichtet, Futures auf fünfjährige und zehnjährige US-Treasuries bzw. Euro-Bobl machen bis zu 80 Prozent des Vermögens des ETFs aus.
Auch wenn der ETF als ausgewogener Mischfonds geführt wird, gewinnt angesichts dieser sehr weiten Bandbreiten die Frage, wie sich die tatsächliche Asset Allocation gestaltet, an Bedeutung. Dieser Mechanismus ist nicht selbsterklärend. Die UBS verwendet zur Bestimmung der Quote der jeweiligen Asset Klassen zum einen historische Volatilitäten. Zum anderen fließen in das Modell die Ergebnisse von Sentiment-Indikatoren ein, die aus dem UBS Dynamic Equity Risk Indicator gespeist werden. Dieser Risikoindikator wird börsentäglich vom UBS Aktien-Research berechnet und veröffentlicht.
Im Gegensatz zum ComStage Vermögensstrategie und Arero Weltfonds, deren Allokation jährlich auf die Ausgangslage zurückgesetzt wird, wird die Asset Allocation des UBS ETFs monatlich neu berechnet. Allerdings wird das Portfolio des UBS ETFs zusätzlich täglich so adjustiert, dass die Zielvolatilität erreicht werden soll. Nimmt man dieses Ziel zum Maßstab, dann war der ETF nicht erfolgreich: In den vergangenen drei Jahren lag die Volatilität bei 9,9 Prozent p.a. und war damit deutlich über den angestrebten sieben Prozent. Auch die Performance war im Vergleich zu ausgewogenen US-Dollar Mischfonds schwach. Mit einem Plus von 2,01 Prozent jährlich lag der UBS-ETF in der Dreijahresbilanz weit abgeschlagen in der Peer Group. Er zählt zu den schwächsten drei Prozent der ausgewogenen USD-Mischfonds. Das schwache Rendite-Risiko-Profil wird auch durch das Morningstar Rating von einem Stern illustriert.
Auf der Kostenseite fielen zuletzt Spreads von rund 0,6 Prozent an, was mehr ist als beim ComStage Vermögensstrategie ETF.
Zwei Portfolio-Produkte von db X-trackers
Kommen wir abschließend zu den beiden letzten ETF-Portfolios in unserer Übersicht. Die beiden Deutsche-Bank-ETFs verfolgen eine weitgehend ähnliche Strategie. Beim db x-trackers Portfolio Income handelt es sich um einen global investierenden defensiven EUR Mischfonds. Das ältere und weitaus größere (und bekanntere) Produkt ist der ausgewogen investierende db x-trackers Portfolio Total Return. Er ist nur wenige Wochen älter als der Arero Weltfonds und wurde im November 2008 aufgelegt.
Kommen wir zu den Gemeinsamkeiten der beiden Produkte. Beide ETFs werden von der Index Capital GmbH beraten. Spiritus rector ist Dr. Andreas Beck, Gründer des Instituts für Vermögensaufbau (IVA) in München. Beck wendet den Mehrfaktoren-Ansatz von Fama/French an. Es kommen sieben Prämien beim Aufbau des Marktportfolios zum Einsatz: Nebenwerte, Value, Quality und Emerging Markets auf der Aktienseite (für Beck stellen Emerging Markets einen eigenen Risikofaktor dar); Laufzeiten, Bonitäten und – wiederum - Emerging Markets auf der Rentenseite. Hinzu kommen Geldmarkt-Instrumente und überwiegend kurzlaufende EUR-Staatsanleihen. Diese Faktoren werden mit ETFs von db X-trackers abgebildet.
Interessant ist dabei in einigen Punkten die Zuordnung von ETFs zu Faktoren. So findet sich ein ETF auf den Stoxx Global Select Dividend 100 als Value-Wiedergänger im db x-trackers Portfolio Income wieder. Im db x-trackers Portfolio Total Return scheint diese Rolle der Standardwerte Index MSCI Europe einzunehmen.
Defensive Variante enthält Korrelationsanalyse zur Risikominimierung
Die Unterschiede finden sich erwartungsgemäß in den unterschiedlichen Risikoprofilen. Der db x-trackers Portfolio Income ist das defensivere Produkt und weist eine Aktienquote von zwischen fünf und 30 Prozent aus, 60 bis 95 Prozent der Assets stecken in Anleihen. Dieser Fonds kann auch in Rohstoffe investieren, und zwar in einer Bandbreite von null bis 10 Prozent. Per Mitte Juli lag die Rohstoffquote bei gut 7,5 Prozent, die Aktienquote belief sich auf 29,6 Prozent, 58,2 Prozent steckten in Bonds, und 4,9 Prozent entfielen auf einen Geldmarkt-ETF. Dieser Fonds investiert physisch in (freilich nicht nur physisch replizierende) ETFs. Hinzu kommt ein Risikomanagement-Mechanismus, der mittels Korrelationsanalysen die Volatilität des Gesamtportfolios begrenzt werden soll.
Im Gegensatz dazu ist der db x-trackers Portfolio Total Return nur auf die Vereinnahmung von Risikoprämien ausgerichtet. Die Strategie wird im Gegensatz zur defensiven Produktvariante nicht durch direkte Replikation über ETFs, sondern mittels eines Total Return Swap umgesetzt. (Die zugrundeliegenden Indizes sind allerdings weitgehend identisch mit denen, welche im db x-trackers Portfolio Income im ETF-Kleid zum Einsatz kommen.)
Der db x-trackers Portfolio Total Return ist deutlich offensiver ausgerichtet als der db x-trackers Portfolio Income, wie aus der Aktienbandbreite von 30 bis 70 Prozent hervorgeht. Spiegelbildlich beläuft sich die Bandbreite bei Bonds auch auf 30 bis 70 Prozent. Ein Investment in Rohstoffen ist indes hier nicht vorgesehen. Aktuell beläuft sich die Aktienquote auf knapp 60 Prozent, der Rest der Fondsgelder steckt überwiegend in EUR, USD und Emerging Markets Corporate Bonds (letztere in EUR).
Beide db x-tracker ETFs haben in der Vergangenheit überzeugt, wie das Rating von jeweils vier Morningstar Sternen zeigt. In den vergangenen drei Jahren zählte der Portfolio Income zu den 13 Prozent besten defensiven EUR Mischfonds, der db x-trackers Portfolio Total Return liegt im achten Perzentil der ausgewogenen Mischfonds.
Fragezeichen über das Ausmaß diskretionärer Entscheidungen
Für den Erfolg gab es einige Gründe. Während der db x-trackers Portfolio Total Return von der relativ niedrigen Emerging-Markets-Quote profitierte und auch keine Rohstoffe die Bilanz belasteten, halfen beim db x-trackers Portfolio Income die Spread-Produkte auf der Bond-Seite.
Vor allem dürfte jedoch die für ETF-Portfolios flexible Ausrichtung der beiden Portfolios geholfen haben. Beide legen den Schwerpunkt auf die Assets, welche die höchsten Risikoprämien erwarten lassen. Gesucht werden also die attraktivsten Renditequellen bzw. Risikoprämien. Allerdings bedeutet das im Umkehrschluss, dass bei beiden Deutsche-Bank-ETFs auch ein gewisses diskretionäres Element zum Tragen kommt, auch was die Bestimmung neuer Rendite-Quellen anbelangt. So folgt die Festlegung auf Quality als Risikofaktor zwar neuen Erkenntnissen aus der Kapitalmarktforschung. Allerdings ist gerade diese Prämie keinesfalls unumstritten.
Jedenfalls könnte folgende Formulierung in den Produktunterlagen der beiden X-trackers Portfolien bei den Puristen unter den Anhängern der regelbasierten Asset Allocation Stirnrunzeln verursachen: „Die Zusammensetzung der Strategie wird jedes Quartal turnusmäßig bestimmt, außerdem kann bei extremen Ereignissen an bis zu vier weiteren Terminen neu adjustiert werden“, heißt es. Und weiter: „Die Entwicklung und Steuerung der Portfolio ETFs basiert auf der langjährigen Erfahrung im Bereich Kapitalmarktforschung von Herrn Dr. Beck, sowie seiner Vorstandstätigkeit im Institut für Vermögensaufbau.“ Das sollte Anleger in Erinnerung rufen, dass allen Produkten, die wir hier vorgestellt haben, diskretionäre Entscheidungen zum Tragen kommen - bei einigen mehr, bei anderen weniger.
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