Indexfonds haben auch im vergangenen Jahr ihren Siegeszug in Europa fortgesetzt. Gemessen an Langfristfonds, also ohne Hinzurechnung von Geldmarktfonds, stieg der Anteil von ETFs und nichtbörsennotierten Indexfonds am gesamten Fondsmarkt von 13,8 Prozent per Ende 2015 auf 15,1 Prozent Ende 2016. Das europaweit in Indexfonds investierte Vermögen von 1,1 billionen Euro verteilt sich etwa hälftig auf ETFs und nichtbörsennotierte Indexfonds. Die untere Grafik stellt die Entwicklung der Mittelzuflüsse in Indexfonds der von aktiv verwalteten Fonds gegenüber. Die grüne Linie illustriert den Anstieg des Marktanteils passiver Produkte in den vergangenen Jahren.
Besonders markant ist die Entwicklung im Aktienbereich. Hier machen Indexfonds bereits rund 25 Prozent des Markts in Europa aus. Der Anstieg des Marktanteils geht auf die steigende Nachfrage zurück. 2016 investierten Anleger netto 27,7 Milliarden Euro in passiv verwaltete Aktienfonds. Das entspricht einem organischen Wachstum von gut vier Prozent 2016. Das klingt nicht nach viel, ist allerdings im Gesamtkontext zu sehen. Aus aktiv verwalteten Aktienfonds wurden im vergangenen Jahr europaweit dagegen 90,4 Milliarden Euro netto abgezogen. Das entspricht 3,9 Prozent des Ende 2015 in aktiven Aktienfonds verwalteten Vermögens.
Auf den Punkt gebracht: Gemessen am Neugeschäft haben Aktien-Indexfonds leicht zugelegt, derweil aktiv verwaltete Aktienfonds fast spiegelbildlich geschrumpft sind.
Passive Rentenfonds wachsen dynamisch
Der Marktanteil der „Passiven“ in Europa liegt im Rentenbereich mit 11,5 Prozent deutlich niedriger. Allerdings ist die Wachstumsdifferenz zwischen aktiv verwalteten und passiven Rentenfonds noch deutlicher als das bei Aktienfonds der Fall ist. Passive Rentenfonds wuchsen in Europa 2016 mit einer Rate von 16,2 Prozent. Mit 3,5 Prozent war die organische Wachstumsrate bei aktiv verwalteten Rentenfonds gut zwölf Prozent tiefer. Immerhin war die Absatzbilanz aktiv verwalteter Rentenfonds mit einem Nettoneugeschäft von 64,9 Milliarden Euro deutlich positiv und absolut gesehen deutlich höher als bei der passiven Konkurrenz, die – wiederum ETFs und nichtbörsennotierte Vehikel zusammengenommen – 35,9 Milliarden Euro netto einsammelten.
Bedeutet diese Entwicklung, dass passive Fonds auch künftig im bisherigen Tempo wachsen werden und stetig Marktanteile hinzugewinnen werden? Das erscheint einerseits möglich, wenn man sich die säkulare Nachfrage nach Indexfonds in Ländern wie der Schweiz, Großbritannien und den Niederlanden sowie die zunehmende Verbreitung von passivierten Vermögensverwaltungsansätzen vor allem bei Banken in weiten Teilen Europas vergegenwärtigt. Zudem hat es sich inzwischen auch bei Privatanlegern herumgesprochen, dass Indexfonds wegen der günstigen Kosten einen entscheidenden Vorteil gegenüber aktiv verwalteten Fonds besitzen.
Andererseits ist es nicht zwingend, dass hierzulande ein Durchmarsch von Indexfonds etwa auf das US-Niveau von gut einem Drittel der in Publikumsfonds verwalteten Gelder in den nächsten Jahren bevorsteht. In freundlichen Aktienmärkten werden aktiv verwaltete Fonds aufgrund des Basiseffekts einen höheren marktbedingten Anstieg des Fondsvermögens verzeichnen. Das war übrigens auch schon 2016 der Fall, als Performance-bedingt aktiv verwaltete Aktienfonds einen Vermögensanstieg von knapp 85,8 Milliarden Euro verbuchten derweil die Wertentwicklung ETFs und nichtbörsennotierte Indexfonds einen Zuwachs um 49,8 Milliarden brachte. Es waren die sehr hohen Mittelzuflüsse, die 2016 den Marktanteilszuwachs von Indexfonds bedingten.
Wer also einen Anstieg des Marktanteils von passiven Fonds in der Größenordnung von 2016 unterstellt, der prognostiziert de facto nicht nur die Underperformance von aktiv verwalteten Fonds, sondern auch hohe Mittelabflüsse aus diesen Vehikeln. Auch wenn beides angesichts der Entwicklungen der Vergangenheit denkbar ist, zeigt der deutliche Vermögensanstieg von aktiv verwalteten Aktienfonds im vierten Quartal 2016, dass diese Fonds keinesfalls abgeschrieben werden sollten.
Blicken wir nun zum Abschluss auf die Absatzbilanz von ETFs im vergangenen Jahr. Insgesamt verbuchten die börsengehandelten Indexfonds Zuflüsse von netto 47,9 Milliarden Euro nach 71,3 Milliarden 2015. Das stellt ebenso wie bei nichtbörsennotierten Fonds ein deutlicher Rückgang dar. Allerdings war 2015 auch ein exzeptionell gutes Jahr. 2014 hatten ETFs Zuflüsse von 43,6 Milliarden Euro verbucht. Im längeren Kontext gesehen war 2016 das drittbeste Jahr für den ETF-Vertrieb nach 2015 und 2008 und somit mithin sehr erfolgreich.
Besonders erfolgreich waren im Vertrieb 2016 Renten-ETFs, die netto 20,6 Milliarden Euro einsammelten. Aktien-ETFs verbuchten Nettozuflüsse von 13,6 Milliarden Euro. Das vierte Quartal verlief allerdings konträr zum Gesamtjahr: Aktien-ETFs sahen starke Zuflüsse derweil Renten-ETFs im Zuge steigender Renditen am Bondmarkt netto 2,5 Milliarden Euro an Rückgaben verkraften mussten.
Tabelle: Mittelaufkommen in ETFs in Europa 2016
In Europa gewinnt der Trend hin zu Strategic Beta Produkten indes an Fahrt: Rund neun Milliarden Euro gingen den semi-aktiven Strategien zu, was einem Anteil von rund 19 Prozent am Neugeschäft entspricht. Das ist deutlich mehr als das bisherige Niveau.
Wenig neues gibt es indes von der Anbieterseite zu berichten. Hier konnte Marktführer iShares auch Dank der Zuflüsse seine Position verteidigen. Per Ende 2016 lag der Marktanteil der BlackRock-Tochter bei 46 Prozent. Platz zwei und drei werden von der Deutschen Bank (db X-trackers) und Lyxor belegt, wobei die Indexfondstochter der Société Générale fast zur Deutschen Bank aufschließen konnte, was vor allem an den hohen Abflüssen der db-X-trackers-Produkte lag.
Tabelle: Absatzbilanz der größten ETF-Anbieter in Europa 2016
Lesen Sie hier die Details des ETF-Geschäfts 2016 auf englischer Sprache; hier gelangen Sie zum Absatzbericht zu nicht-börsennotierten Fonds.
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