Rentenfondsanleger, die Bedenken vor steigenden Renditen haben, wollen in der Regel auf Nummer sicher gehen und die Gefahr von Verlusten minimieren. Mit der jüngsten Zinserhöhung der FED in dieser Woche dürften immer mehr Anleger auch hierzulande von turbulenten Zeiten ausgehen. Auch wenn auf dieser Seite des Atlantiks die Notenbanken in der Eurozone und der Schweiz unverändert die Zinsen tief halten und mit ihren QE-Programmen die Märkte beeinflussen, haben die Erfahrungen der Vergangenheit gezeigt, dass steigende Renditen in den USA reale Ansteckungsgefahren auch für Europas Rentenmärkte mit sich bringen.
Solche Anleger könnten Kurzläufer-Rentenfonds als naheliegende Instrumente ansehen. Doch nicht nur für defensive Bond-Strategien dürften diese Produkte interessant sein. Zugleich ziehen diese Fonds in Zeiten negativer Zinsen Investoren an, die zuvor Geldmarktfonds gekauft haben. Angesichts der Tatsache, dass die „Strafzinsen“ der Notenbanken Geldmarktfonds auch nominal zu Verlustbringern gemacht haben, haben Kurzläufer, die typischerweise die Laufzeitbänder zwischen ein und drei Jahren abdecken, auch das Zeug zum Cash-Ersatz; eine Rendite-Quelle also, und sei diese Quelle noch so klein.
Das zeigt, dass Kurzläufer-Rentenfonds inzwischen zwei Funktionen zu erfüllen haben: Einerseits sollen sie eine Airbag-Funktion für Rentenportfolios erfüllen. Andererseits haben sie gefälligst Renditeerwartungen für Anleger zu erfüllen, die auch in überschaubaren Perioden nicht auf Rendite bzw. einen Inflationsausgleich verzichten wollen.
Gibt es die kurzlaufende Eier legende Wollmilchsau?
Der aufmerksame Leser wird vielleicht bereits an dieser Stelle einen sich anbahnenden Zielkonflikt ausgemacht haben: Rendite und Sicherheit: Lässt sich das vielleicht im knochentrocken-konservativen Kurzläufer-Segment kombinieren? Gibt es gar die kurzlaufenden Eier legende Wollmilchsau?
Um die Frage zu beantworten, haben wir uns zwei Kurzläufer-Kategorien vorgenommen: diversifizierte Euro-Kurzläufer und Fonds für kurzlaufende Euro-Unternehmensanleihen. Wir haben uns die Periode seit dem Frühjahr 2010 vorgenommen, die Zeit, die von einem kontinuierlichen Renditerückgang geprägt war, in der gleichwohl zwischenzeitlich volatile Perioden die Bond-Märkte durchgeschüttelt haben. Wir haben vier solche Zwischenphasen gezählt: Zwischen September 2010 und Anfang April 2011 stieg die Umlaufrendite deutscher Staatsanleihen recht deutlich. Das war auch im Sommer 2013 der Fall wie auch von April bis Frühsommer 2015. Auch seit dem Herbst 2016 ging es an den Euro-Bond-Märkten zeitweilig ruppig zu.
Wie haben die Fonds mit der besten Performance zwischen 2010 und 2017 abgeschnitten, und wie passen die Rendite-Zahlen mit den Risikokennziffern zusammen?
Zunächst erfolgt die Feststellung, dass die Rendite-Bäume in diesen beiden Kategorien nicht in den Himmel wachsen. Die beste Performance erwirtschafteten Unternehmensanleihefonds. Im Schnitt kam diese Kategorie auf ein jährliches Plus von 1,63 Prozent. Diversifizierte Euro-Rentenfonds stiegen pro Jahr in der Periode um jährlich 1,28 Prozent. Nach Abzug der Inflation steht hier real also allenfalls eine schwarze Null.
Wir haben uns die zehn Top-Performer der beiden Kategorien vorgenommen. Der UniEuroKapital Corporates brachte es in den vergangenen knapp sieben Jahre auf eine annualisierte Rendite von 3,17 Prozent, gefolgt von zwei iShares ETFs. Der iShares Euro Corporate Bond 1-5 Years setzt auf den gesamten Euro-Rentenmarkt, während der iShares Euro Corporate Bond ex Financials das signifikante Segment der Finanzdiensleister ausschließt. Sie brachten es auf 3,13 Prozent bzw. 2,87 Prozent pro Jahr. Die restlichen Outperformer Fonds kommen auf nicht viel mehr als ein Plus von zwei Prozent pro Jahr, wie aus der unteren Tabelle hervorgeht.
Tabelle: Die besten zehn Euro-Kurzläuferfonds: Rendite und Risiko
Kurzlaufende Rentenfonds reißen also Rendite-seitig nicht die sprichwörtlichen Bäume aus, was angesichts des Zinsumfelds nicht verwundert. Zu beachten ist allerdings, dass auch diese bescheidene Outperformance mit einem überdurchschnittlichen Risiko erkauft wurde. Der beste Performer, der UniEuroKapital Corporates, verlor in den vergangenen Jahren maximal knapp fünf Prozent, während der durchschnittliche Kurzläufer-Unternehmensanleihenfonds nur 2,33 Prozent in der Spitze verlor. Der UniReserve: Euro-Corporates brach sogar um maximal 7,6 Prozent ein, der Deutsche Invest Short Duration Credit verlor in den vergangenen Jahren maximal 6,07 Prozent.
Pessimisten bzw. Beobachter, die den Zusammenhang zwischen Rendite und Risiko nicht vergessen haben, wird dieser Befund indes nicht wundern. Da der maximale Verlust die reale Entwicklung eines Fondspreises nachvollzieht, dürften solche Größenordnungen nicht akzeptabel sein für Anleger, die einen Geldmarktersatz suchen und deshalb nicht mit Verlusten leben können. Leider hat die Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass die Spanne zwischen Fondspreisberg und Fondspreistal, die der maximale Verlust ausdrückt, durchaus maßgeblich für das Handeln von Anlegern ist. Im Zweifel ziehen risikoaverse Investoren genau dann die Notbremse, wenn der potenzielle Verlust am höchsten ist. Dann hat so ein Investment nichts mit Cash-Ersatz zu tun.
Und wie sieht es mit den Fonds der beiden Kategorien aus, die die Verluste am besten begrenzen konnten? Ihre Performance liegt zumeist überwiegend unterhalb einem Prozent pro anno. Nominal fielen nur minimale Verluste von unter 0,5 Prozent an, Real allerdings mussten die sichersten“ Produkte Verluste hinnehmen. Das dürfte möglicherweise Anleger zufrieden stellen, die temporär in defensive Rentensegmente umschichten in Erwartung größeren Unbills an den Märkten, nicht jedoch Anleger, denen der reale Kapitalerhalt wichtig ist.
Negative Sharpe Ratios, zu hohe Gebühren
Das bringt uns zur Frage: Lohnt es sich für rendite-orientierte Anleger, bei Kurzläufer-Rentenfonds Risiken einzugehen? Nimmt man die Sharpe Ratio als Maß für die risikoadjustierte Rendite, dann lautet die Antwort: nein. Keiner der Fonds in unserer Tabelle weist einen positiven Wert bei der Sharpe Ratio aus. (Das gilt übrigens auch für die Produkte, die die niedrigsten Risiko aufweisen). Das deutet an, dass diese beiden Fondskategorien für die beiden oben eingeführten Anlegertypen, zurückhaltend formuliert, eine Herausforderung darstellen: Für Rendite-orientierte Anleger ist das Rendite-Risiko-Profil der meisten Fonds schlicht unattraktiv. Für konservative Investoren, die die EZB-Strafgebühr vermeiden wollen, kommen nur die konservativsten Produkte in Frage, wobei auch hier die Anleger nicht sicher sein können, dass diese Fonds auch tatsächlich zu jeder Marktphase die Draw-downs begrenzen können.
Kommen wir zum Schluss zu einem Faktor, der eine wichtige Rolle bei der Bestimmung des Rendite-Risiko-Profils der Fonds spielt: die Kosten. Das zeigt sich an der Tatsache, dass ETFs in der untersuchten Periode nicht nur eine relativ gute Performance erzielt haben, sondern auch die Verluste besser begrenzen konnten als die meisten aktiv verwalteten Fonds. Besonders gut schlug sich der iShares ETF, der Finanzdienstleister ausschließt: Er begrenzte den maximalen Verlust auf 1,35 Prozent zwischen 2010 und 2017. Allenfalls der Carmignac Sécurité konnte auf der Risikoseite mithalten, nicht allerdings auf der Renditeseite mit knapp 100 Basispunkten jährlich weniger auf der Habenseite als der Ex Financials ETF von iShares und 70 Basispunkte weniger als beim iShares Euro Corporate Bond 1-5 Years ETF.
Der Grund für das gute Abschneiden der passiven Fonds ist trivial: Neben der etwas längeren Laufzeit (die Bänder liegen zwischen einem und fünf Jahren), haben die Kosten den Ausschlag gegeben. Die beiden ETFs kommen nur auf Gebühren von jeweils 0,2 Prozent pro Jahr. Im Schnitt bringen es die aktiv verwalteten Fonds der beiden Kategorien auf laufende Gebühren von 0,72 Prozent, das ist fast der vierfache Gebührensatz, der bei den passiven Fonds anfällt. Es lässt sich also die These vertreten, dass im derzeitigen Null-Renditeumfeld Kurzläufer-Rentenfonds schlicht zu teuer sind, um eine attraktive Performance erzielen zu können.
Das Fazit
Als Fazit unserer Kurzübersicht bleibt unter dem Strich die Erkenntnis, dass die besten Kurzläufer-Rentenfonds durchaus mehr als nur einen Inflationsausgleich schaffen konnten. Der Preis dafür waren aber durchaus signifikante Draw-Downs. Das macht die sportlicheren Fonds der Kategorie ungeeignet für Anleger, die einen Geldmarktersatz suchen und nicht mit Rücksetzern leben können oder wollen. Keine Rendite ohne Risiko also. Und natürlich spricht nichts dafür, dass sich an diesem Befund künftig etwas ändern wird. Denn die Zinsen in den Euro- und Franken-Währungsräumen werden auf Sicht bei null verharren.
Zudem gilt auch hier der Grundsatz, dass Performance nirgendwo verschenkt wird, sondern durch das Eingehen von Risiken mühsam erwirtschaftet werden muss. Das ist bei Kurzläufern nicht anders als bei Aktien, wenn auch der Maßstab ein anderer ist. Risikominimierung ist mit einem signifikanten Preis verbunden: dem einer kaum noch wahrnehmbaren Realrendite. Die äußerst mickrigen Renditen könnten perspektivisch ein zusätzliches Problem darstellen, wenn man bedenkt, dass die Inflation derzeit im Ansteigen begriffen ist. Die Teuerung könnte sich also in der fortdauernden Nullzinsera künftig noch gemeiner als bisher in die Nominalrenditen fressen. Das bedeutete zusätzlichen Gegenwind für Kurzläufer-Rentenfonds.
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