Das kleine China-Aktien Glossar für Fondsinvestoren

Jüngst hat der Indexanbieter MSCI beschlossen, China-Festlandsaktien in seine globalen Indizes zu integrieren. Grund genug, einen näheren Blick auf die verschiedenen China-Aktiensegmente zu werfen, die für Fondsanleger relevant sind.

Ali Masarwah 03.07.2017
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Angesichts der Bedeutung Chinas als Wachstumsmotor für die Weltwirtschaft überlegen viele Investoren, wie sie über ein Investment in chinesische Aktien das Wachstum abschöpfen können. Grundsätzlich müssen sie beachten, dass es große Unterschiede gibt zwischen dem dortigen Markt und den Aktienmärkten der Industrieländer. Der chinesische Aktienmarkt ist längst nicht so reguliert wie die hiesigen Märkte, es existieren nach wie vor Kapitalkontrollen, und der chinesische Aktienmarkt ist aufgrund des Dirigismus der chinesischen politischen Führung zersplittert und für die meisten westlichen Anleger nicht ohne weiteres frei zugänglich. Anleger waren bisher vor allem auf Listings außerhalb des chinesischen Festlands angewiesen. Das wird sich ab Mai 2018 mit der schrittweisen Integration des Festlands-Aktiensegments ändern, das in die globalen und regionalen Schwellenländer-Indizes von MSCI Eingang finden wird.

Nähert man sich dem chinesischen Aktienmarkt zunächst von der Vogelperspektive, wird deutlich, warum der Portfolioanteil Chinas bei vielen Investoren im Vergleich zur Bedeutung Chinas für die Weltwirtschaft noch recht klein ist. Im globalen Standardindex MSCI World sind chinesische Aktien nicht repräsentiert. Das ist nur logisch, weil dieser Index ausschließlich Aktien aus den entwickelten Ländern umfasst. Doch auch der breiter gefasste MSCI All Countries World Index (MSCI ACWI) enthält China-Aktien nur in homöopathischen Dosen - das Reich der Mitte macht gerade einmal 3,5 Prozent des Indexgewichts aus.

Das ändert sich, wenn man sich auf das Terrain der Schwellenländer-Indizes zubewegt. Der MSCI Emerging Markets weist eine China-Quote von gut 27 Prozent auf. Damit sind China-Aktien die größte Länderposition im globalen Standardwerte-Index für Schwellenländer. Wohlgemerkt sind hier Taiwan-Aktien nicht inkludiert, die zusätzlich gut zwölf Prozent des Indexgewichts ausmachen. Die wichtige globale Aktien-Benchmark ist also bereits ohne das A-Aktiensegment bereits von China-Aktien stark geprägt! Das Gewicht Chinas verstärkt sich, je stärker man auf regionale und Themen-Indizes blickt. China macht in mehreren Emerging Markets oder Asien-Indizes bis zu 40 Prozent aus (inklusive Taiwan sind es deutlich über 50 Prozent), in BRIC-Indizes hat China sogar eine Gewichtung von bis zu 60 Prozent.

China-Aktien: Das Onshore-Segment

Kommen wir nun zu den unterschiedlichen chinesischen Aktien-Segmenten. Zunächst zu Festlandsaktien: Das wichtigste Onshore-Segment sind die A-Shares. Es handelt sich hier um Unternehmen, die an den Börsen Shanghais and Shenzhens gelistet sind und auf Renminbi (RMB) lauten. Nur chinesische Investoren und ausgewählte ausländische institutionelle Anleger (so genannte Qualified Foreign Institutional Investors, QFII) dürfen in A-Aktien investieren. Letztere dürfen erst seit dem Jahr 2002 am chinesischen Markt aktiv sein. Mit dem so genannten Connect Programm, das das Festland über die Börse in Hongkong verbindet, ist dieses Segment in den vergangenen Jahren deutlich stärker mit der internationalen Finanzwelt verbunden worden als zuvor. Allerdings ist auch hier der Zugang ausländischer Investoren von den chinesischen Behörden limitiert.

Deutlich weniger Bedeutung hat das Segment der B-Shares. Im Unterschied zu A-Shares sind diese Unternehmen in Fremdwährungen gelistet. In Shanghai lauten die Kurse auf US-Dollar, in Shenzhen auf Hongkong-Dollar. Dieses Segment steht ausländischen Investoren offen. Es handelt sich allerdings über ein recht kleines Segment.

Die „alte China-Welt“: Das Offshore-Segment

Hier bewegen wir uns in Gefilden, die bereits seit geraumer Zeit zum Brot-und-Butter-Geschäft von Investmentfonds mit Fokus auf Schwellenländer zählen. Wir wollen auf die wichtigsten Aktiensegmente blicken, die ausländischen Investoren uneingeschränkt zugänglich sind: H-Aktien, Red Chips und P-Chips.

H-Shares umfassen chinesische Unternehmen, die an der Börse Hongkong gelistet sind und auf Hongkong-Dollar lauten. Viele dieser Unternehmen sind ebenfalls im A-Shares-Segment notiert (was freilich nicht bedeutet, dass die Kurse der identischen unternehmen an den Segmenten übereinstimmen müssen: in Hongkong handeln die doppelt gelisteten Aktien in der Regel mit einem signifikanten Abschlag).

Red Chips wiederum werden ebenfalls in Hongkong gehandelt. Sie sind Unternehmen, die unter Kontrolle von Organisationen oder Firmen stehen, die dem chinesischen Staat, den Provinzen oder den Regionen der Chinesischen Volksrepublik gehören. P-Chips umfassen Firmen, deren Sitz sich außerhalb Chinas befindet, die in Hongkong gehandelt werden und einige Kriterien erfüllen müssen mit Blick auf den Umsatz, den sie in China erwirtschaften, der Reichweite der chinesischen Eigentümerstruktur und die regionale Konzentration ihres Firmenbesitzes.

Die großen Indexanbieter setzen hier unterschiedliche Schwerpunkte, was unterschiedliche Gewichtungen der jeweiligen Indizes mit sich bringt. Während MSCI beispielsweise nur solche Unternehmen als P-Chips führt, die über 80% ihres Umsatzes mit der Volksrepublik erwirtschaften, sind es bei FTSE nur 50%. Es finden sich weitere Offshore-Aktiensegmente, in denen sich chinesische Unternehmen tummeln. L-Shares sind chinesischen Aktien, die in London gehandelt werden, N-Shares finden sich an der New York Stock Exchange und der Nasdaq, und S-Shares werden in Singapur gehandelt. Bei diesen Segmenten handelt es sich zwar eher um Nebenkriegsschauplätze, in manchen Indizes, etwa im S&P China BMI, spielen sie indes eine nicht unerhebliche Rolle.

Übersicht zu unserer Reihe zu China-Festlands-Aktien

Einführung: China-A-Aktien sind nunmehr reif für den Index

Hier gelangen Sie zu einer Übersicht zu A-Shares in aktiv verwalteten Fonds

Hier gelangen Sie zu einer Übersicht zu breit investierenden Schwellenländer-Fonds, die auf A-Shares setzen.

Hier gelangen Sie zu einer Übersicht über die größten Fonds der Kategorie Aktien China A-Shares (ETF und aktiv verwaltete Fonds)

Hier gelangen Sie zum Interview mit Wolfgang Fickus, Mitglied im Investment-Kommitee vom Emerging Markets Spezialisten Comgest. 

 

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich