Indexfonds gewinnen auch bei Nachhaltigkeits-Investments zunehmend an Bedeutung. Wir haben vor einigen Monaten den Marktanteil von Indexfonds in einzelnen Fondskategorien errechnet. Dabei zeigte sich, dass sich Indexfonds vor allem in den großen, diversifizierten Kategorien finden. Die meisten finden sich in globalen, europäischen und Schwellenländer-Aktienkategorien. Allerdings müssen Anleger, die solche Indexfonds ansteuern einige Besonderheiten beachten, die wir im Folgenden anhand der Analyse der Portfolios von 26 passiven, global investierenden Nachhaltigkeits-Aktienfonds aufzeigen.
1. Nachhaltigkeit kontra Diversifikation
Je stärker die Fonds diversifizieren, desto mehr wird ihr Nachhaltigkeitsprofil verwässert. Die Illustration unten zeigt den Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeits-Rang und Anzahl an Unternehmen im Portfolio auf. Der Befund, dass mit zunehmender Zahl an Titeln der Nachhaltigkeitsfokus unschärfer wird, ist intuitiv erschließbar, dürfte aber den wenigsten Investoren in dieser Deutlichkeit bewusst sein.
2. Nachhaltigkeit kontra Tracking Error
Die Produkte mit dem klarsten Nachhaltigkeitsprofil weisen die höchsten Tracking Errors auf. Auch dieser Befund ist recht einfach erklärbar. Je breiter ein Fonds aufgestellt ist, desto mehr ähnelt er seiner Benchmark. Wenn die nachhaltigsten Angebote solche mit den konzentriertesten Portfolios sind, kommt ein erhöhter Tracking Error im Vergleich zum breiter aufgestellten kapitalisierungsgewichteten Index zwar wenig überraschend, aber da passiv investierende Anleger gerade auf Kennziffern wie den Tracking Error großen Wert legen, kann das nicht oft genug betont werden.
3. Nachhaltigkeit kontra Performance
Passive, global investierende Nachhaltigkeitsfonds hatten gegenüber dem MSCI World, also dem Marktindex, dem sehr viele globale Aktienprodukte folgen, das Nachsehen. Natürlich darf dieser Befund keinesfalls generalisiert werden, da es nicht erwiesen ist, dass Nachhaltigkeits-Strategien Performance-Nachteile mit sich bringen. Allerdings war die Underperformance-Phase von zehn Jahren so lang, dass sich der Hinweis lohnt, dass Anleger Geduld mitbringen müssen, wenn sie solche Ansätze auswählen. Ein wichtiger Grund für diese Underperformance ist, dass Nachhaltigkeits-Filter ESG-Portfolios stärker Richtung Europa und weg von US-Aktien getrieben haben. Und US-lastige Aktienportfolios hatten in den vergangenen Jahren deutliche Performance-Vorteile gegenüber europäisch geprägten. Interessanterweise hatten damit passive ESG-Fonds unter dem identischen Nachteil zu leiden wie aktiv verwaltete globale Aktienfonds: die Übergewichtung Europas. Dabei konnte übrigens die Untergewichtung von Energietiteln und die Übergewichtung von Technologieaktien durch passive Fonds diesen Nachteil nicht aufwiegen. Dass die Mehrzahl der ESG-Portfolios zugleich im Schnitt eine höhere Standardabweichung aufwies, ist freilich unschön. Doch es ist keinesfalls ausgemachte Sache, dass europäische Aktien auch in den nächsten zehn Jahren ihren US-Pendants hinterherhinken werden.
4. Nachhaltigkeit kontra risikoadjustierte Performance
Auch dies ist eine logische Folge des oben gesagten: Da passive ESG-Fonds im Schnitt eine tiefere Performance und zugleich eine höhere Volatilität aufwiesen, kommt die Tatsache, dass die Sharpe Ratios dieser Produkte ungünstig ausfallen, nicht überraschend. Doch das bereits oben Gesagte gilt natürlich auch an dieser Stelle: Die ungünstige Performance-Bilanz von passiv investierenden globalen ESG-Aktienfonds sollte nicht fortgeschrieben werden. Ab morgen gilt an den Märkten wieder: neues Investment, neues Glück.
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