In einem längeren Erklärstück haben wir uns dem Thema Dividenden-Investments angenähert (lesen Sie hier weiter). Bevor wir uns den Produkten am Markt, den aktiv verwalteten wie den passiven, widmen, sollten Anleger zur Einstimmung sich diese Checkliste zu Gemüte führen, bevor sie darangehen, sich Dividenden-Investments ins Portfolio zu legen.
1. Sparen Sie noch oder konsumieren Sie schon? Das ist die entscheidende Frage, deren Beantwortung ganz am Anfang stehen muss. Befinden Sie sich noch in der Ansparphase, sollen Sie nur dann auf Dividendenfonds oder –ETF setzen, wenn Sie überzeugt sind, dass der Gesamtertrag langfristig höher sein wird als bei einem herkömmlichen Fonds bzw. (marktkapitalisierungsorientierten) ETF. Geht es um einen effizienten Kapitalzuwachs, steht die Güte des Investmentansatzes im Vordergrund. Vergessen Sie also die Informationen zur durchschnittlichen Dividendenrendite -- sie sagen wenig über den künftigen Gesamtertrag des Investments aus!
2. Zu Ende gedacht führt die Definition der beiden Anlegertypen, Investoren und Konsumenten, zu folgenden Fondstypen: Investoren brauchen leistungsstarke thesaurierende Fonds. Die leistungsstärksten Fonds sind für Langfristsparer Aktienfonds. Das können, müssen aber nicht thesaurierende Dividendenfonds sein. Dividendenfonds lassen typischerweise Technologiewerte außen vor. Das war in den vergangenen Jahren ein schweres Manko. Für Konsumenten können Dividendenfonds oder –ETFs durchaus sinnvoll sein. Anleger sollten aber beachten, dass Dividendenfonds Aktienfonds sind. Sie schwanken stark und können den Anleger einen Zielkonflikt bescheren: Ausschüttungsquote und Kapitalerhalt. Defensive Mischfonds werden möglicherweise weniger hohe Ausschüttungen liefern können, ohne den Kapitalerhalt zu gefährden, schützen in Baisse-Phasen indes das Kapital qua defensiver Asset Allocation als es Dividendenfonds jemals könnten.
3. Lassen Sie sich nicht durch die Performance-Angaben der Fondsanbieter blenden. Die klassische Performance-Messungsmethode folgt dem so genannten internen Zinsfuß. Sie unterstellt, dass ausgeschüttete Erträge eines Fonds umgehend wieder reinvestiert werden. Das entspricht allerdings nicht der Realität der Anleger-Rendite. Dass die ausschüttenden und thesaurierenden Tranchen eines Fonds eine identische Performance zeigen, heißt nicht, dass Sie den Euro zweimal bekommen. Den ausgeschütteten Euro, den Sie in den Konsum stecken, kann nicht wieder investiert werden – auch wenn der Total Return auf dem Fonds-Factsheet dies suggeriert. Ausschüttung oder Kapitalzuwachs? Sie müssen entscheiden, was Ihr Investment leisten soll.
4. Ein Fonds ist ein Fonds ist ein Fonds ist ein Fonds. Will sagen: Fonds müssen diversifizieren. Auch Dividendenfonds. Wenn ein Dividendenfonds bzw. -ETF 30 Aktien enthält, ist er ziemlich konzentriert. Ein Dividendenprodukt mit nur 15 Holdings kann man mit Fug und Recht als Harakirimission bezeichnen. Gerade weil Dividendenfonds typischerweise eine defensive Funktion innehaben, sollte ein Mindestmaß an Diversifikation Plicht sein.
5. Es gibt schlechte Nachrichten: Dividendenfonds sollten eine defensive Rolle im Portfolio einnehmen, tun das aber nicht immer. Anleger müssen auf Nummer sicher gehen und sich die Produkte genau ansehen. Wussten Sie, dass die meisten Dividenden-ETFs, die in Schwellenländern investieren, zu großen Teilen am russischen Aktienmarkt unterwegs sind? Und dass 2008 europäische Dividenden-ETFs vollgeladen waren mit Euro-Bankaktien? Vielleicht sind das Achterbahnfahrten, auf die Sie verzichten möchten?
6. Fondsanleger haben den Luxus, dass sie Ausschüttungen und Dividenden funktional trennen können. Es gibt ausschüttende Tranchen bei allen Fondsgattungen -- Aktienfonds, Mischfonds, Immobilienfonds, Rentenfonds und alternative Fonds. Und es gibt die Möglichkeit, Auszahlpläne auf thesaurierende Fonds einzurichten. Weiten Sie also Ihren Horizont!
7. Dieser Punkt steht nur scheinbar im Widerspruch zum vorherigen. Die Hype um Dividenden und Ausschüttungen schwemmt Marketing-Stories zuhauf an. Kennen Sie Multi-Asset-Income-Funds? Das sind Mischfonds, die hohe laufende Erträge erzielen sollen. Viele dieser Produkte sind für die allermeisten Anleger nur schwer zu durchschauen, da die Strategie auf dem Korrelationsverhalten der im Fonds enthaltenen Anlageklassen basiert. Zudem sind vieler dieser Produkte sehr jung, die Investmentprozesse sind also mithin nicht immer erprobt. Das macht sie für die meisten Anleger schwer durchschaubar. Eine Historie über einen Börsenzyklus sollte jeder Fonds vorzeigen können. Da dies nur bei den wenigsten der Fall ist, sollten Sie sich lieber in Zurückhaltung üben.
8. Steuerliche Änderungen sollten zwar unterschätzt werden, aber sie sollten auch nicht in den Mittelpunkt des Handelns gestellt werden. Für deutsche Anleger gilt seit diesem Jahr das neue Investmentsteuergesetz. Die Abgeltungssteuer gilt nunmehr auch für Investments, die vor 2009 getätigt wurden. (Es gibt ein Freibetrag von 100.000 Euro!). Zudem fallen ab 2018 Körperschaftssteuern auf Fondsebene an, was Ausschüttungen ggf. mindern kann. Es werden im Gegenzug jedoch Teilfreistellungen eingeführt, die Anleger wiederum entlasten. Im Wesentlichen stellt die Gesetzesnovelle in- und ausländische Fonds gleich, was bedeutet, dass Anleger in ausländischen Fonds nicht länger ausschüttungsgleiche Erträge in ihrer Steuererklärung angeben müssen, die deutsche Fonds bereits seit Jahren automatisch anmelden. Es fällt insofern weniger bürokratischer Aufwand an. Eindeutig benachteiligt werden nur ETFs, die so genannte Fully Funded Swaps einsetzen. Deren Erträge werden in Deutschland nunmehr nicht länger freigestellt. Doch diese ETFs sind eine verschwindende Minderheit, so dass die Folgen für Anleger zumeist überschaubar sind. Näheres sollten Sie jedoch - in Ruhe - mit Ihrem Steuerberater besprechen.
Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.