Wir haben kürzlich die Studie unseres ESG-Partners Sustainalytics vorgestellt. In der Untersuchung "10 for 2018: ESG Risks on the Horizon" wurden die wichtigsten branchenbezogenen ESG-Risiken vorgestellt und untersucht, wie Unternehmen aus diesen Branchen mit Nachhaltigkeitsrisiken umgehen (lesen Sie hier mehr).
Wir wollen nun einen Blick auf einige qualitativ geratete Fonds werfen und prüfen, inwieweit diese von den genannten Nachhaltigkeitsrisiken betroffen sind. Europaweit tragen mehr als 1000 Fonds und ETFs ein Morningstar Analyst Rating. Wir konzentrieren uns in diesem Artikel auf Fonds der Kategorien ‚Aktien Welt Standardwerte Blend, Growth und Value sowie dividendenorientiert‘ mit einem Rating von Bronze, Silver oder Gold (‚Morningstar Medalists‘).
Öl- und Gas-Unternehmen
Die weltweite Nachfrage nach fossilen Brennstoffen dürfte kurzfristig zwar noch anhalten, aber Veränderungen beim Energieverbrauch, die zum Teil durch die Regulierung der CO²-Emissionen bedingt sind, dürften erhebliche Auswirkungen auf die Profitabilität der Öl- und Gasunternehmen nach sich ziehen. Auch Finanzinvestoren drängen diesbezüglich auf mehr Transparenz. So forderte 2017 eine Mehrheit der Aktionäre von Unternehmen wie Exxon Mobil und Occidental Petroleum eine Offenlegung der Klimarisiken.
Wie sieht es mit Klimarisiken bei global anlegenden Fonds aus? Zunächst ein Blick auf den Standardwerteindex MSCI World, die typische Benchmark für global anlegende Aktienfonds. Energiewerte waren darin Ende April mit rund sechs Prozent vertreten. Davon entfällt etwa die Hälfte auf integrierte Öl- und Gaskonzerne.
Der Sektor hatte in den vergangenen Jahren am Aktienmarkt einen schweren Stand und ist in globalen Aktienfonds meist untergewichtet. Eine wesentliche Ausnahme bilden dividendenorientierte Fonds. In diesen machten Energiewerte per Ende März 2018 im Durchschnitt rund sieben Prozent aus, in den von uns mit einem positiven Analyst Rating versehenen Fonds sogar acht Prozent. Das verwundert nicht, zählen doch Royal Dutch Shell oder Exxon Mobil global zu den größten Dividendenzahlern.
Die höchste Energiegewichtung mit rund zehn Prozent wiesen zuletzt der Kempen (Lux) Global High Dividend (Silver) und der M&G Global Dividend (Silver) auf. Letzterer setzte rein auf Energiedienstleister, die aus ESG-Sicht jedoch nicht hervorstechen. Der Kempen-Fonds hielt Ende März 2018 neben Nachhaltigkeitsvorreitern wie Royal Dutch Shell, Statoil oder der portugiesichen Galp Energia auch schwächer eingestufte Emerging-Markets-Titel wie CNOOC und Lukoil.
Ebenfalls mit einem recht hohen Energiegewicht fallen der Robeco BP Global Premium Equities (Silver) und der Franklin Mutual Global Discovery (Bronze) auf. Im Robeco-Fonds fanden sich Ende März 2018 Royal Dutch Shell und Total, aber auch eine Reihe von Öl- und Gasförderern mit schlechter Nachhaltigkeitsbilanz. Im Franklin-Portfolio ergibt sich durch schwächer aufgestellte Energiedienstleister ebenfalls ein gemischtes Bild durch die ESG-Brille.
Nahrungsmittelindustrie
Bedenken hinsichtlich der gesundheitlichen Folgen von übermäßigem Zuckerkonsum führen zu veränderten Verbraucherpräferenzen. Auch mögliche staatliche Regulierung und Prozessgefahren drohen den Nahrungsmittelherstellern. Während Aktien aus dem Nahrungsmittel- und Getränkesektor im MSCI World zusammen rund vier Prozent ausmachen, neigen insbesondere die wachstumsorientierten unter den von uns qualitativ bewerteten globalen Aktienfonds dazu, in diesem Bereich übergewichtet zu sein. Hier sticht beispielsweise der MFS® Inv Global Concentrated Equity (‚Gold‘) hervor, der zudem auf Unternehmen setzt, die aus ESG-Sicht recht gut abschneiden (Danone, Nestlé, Diageo mit insgesamt 11,5 Prozent Gewichtung Ende März 2018).
Kein Growth-Fonds, aber unter den Morningstar Medalists der Fonds mit der mit Abstand stärksten Gewichtung bei Nahrungsmittel- und Getränkeherstellern, ist der ValueInvest LUX Global. Mehr als 25 Prozent waren per Ende März 2018 hier investiert. Gute Nachhaltigkeitsperformer wie Danone, Nestle und General Mills sind im Portfolio stark vertreten, doch finden sich unter den Top-10-Titeln auch schwächere Vertreter wie Kormel Foods oder Conagra.
Software- und Dienstleistungsunternehmen
Weil Unternehmen wie Alphabet, Facebook und Microsoft eine große Marktmacht aufgebaut haben, stehen sie zunehmend im Visier der Wettbewerbshüter. Dies könnte in Kartellrechtsverfahren oder am Ende vielleicht sogar Aufspaltungen resultieren. Wettbewerbsrisiken ergeben sich aus den geschlossenen Öko-Systemen, in denen diese Unternehmen operieren. Diese schaffen Markteintrittsbarrieren und behindern den Wettbewerb.
Ein hoher Technologieanteil ist insbesondere in wachstumsorientierten Fonds nicht ungewöhnlich, ist dieser doch im MSCI World Growth mit mehr als 20 Prozent der am stärksten vertretene Sektor. Einige unserer Morningstar Medalists gehen sogar noch deutlich darüber hinaus. Der Fundsmith Equity Feeder (Gold) hatte Ende Februar 2018 über 30 Prozent in Technologiewerten investiert. Manager Terry Smith hält in den Top-10 neben Microsoft seit rund zwei Monaten auch Facebook, die er noch vor der Cambridge Analytica Affäre erwarb.
Auch der UBS (D) Equity Fund Global Opportunity (Bronze) ist stark im Technologie- und hier insbesondere. auch in Internetbereich engagiert. Ende 2017 hielt der Fonds eine Reihe von Internetwerten, darunter Alphabet und Facebook, aber auch die chinesischen Unternehmen Alibaba und Tencent. Aus ESG-Sicht schneiden alle vier mittelmäßig ab. Eine höhere ESG-Bewertung weisen nur die IT-Holdings Microsoft, SAP und Taiwan Semiconductor auf. Das Technologieexposure ist in diesem Fonds insbesondere 2017 deutlich angestiegen. Dies war auch im T. Rowe Price Global Growth Equity (Bronze) und im Vontobel Global Equity (Bronze) zu beobachten.
Bekleidungsfirmen
Die schlechten Arbeitsbedingungen bei den Zulieferern der Bekleidungsindustrie sind zunehmend ins öffentliche Bewusstsein gelangt. Dadurch steigen für diese Unternehmen die finanziellen Risiken im Zusammenhang mit Lieferunterbrechungen, Gerichtsverfahren oder Ansehensverlusten.
Bekleidungshersteller und -verkäufer machen im MSCI World rund 2,5 Prozent aus. Eine der höheren Gewichtungen in diesem Bereich (zwischen sechs und elf Prozent) wiesen Ende März 2018 unter den Morningstar Medalists der BNY Mellon Long-Term Global Equity (Silver) und der Vontobel Global Equity (Bronze) auf. Neben Inditex, die eine gute Nachhaltigkeitsbewertung aufweisen, sind die Fonds auch in Nike und TJX Companies investiert, welche wiederum aus Nachhaltigkeitsperspektive eher Mittelfeld sind.
Fazit
Während unsere Morningstar Medalists tendenziell auch überdurchschnittliche Nachhaltigkeitsratings aufweisen, ist das nicht bei jedem Fonds der Fall, wie die folgende Tabelle mit den o.g. Fonds zeigt. Stehen Anleger vor der Wahl zwischen verschiedenen Fonds mit einem positivem Morningstar Analyst Rating, könnten sie allerdings das Morningstar Sustainability Rating als ausschlaggebendes Entscheidungskriterium hinzuziehen.
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