Mit einer Übersicht zu Dividenden-ETFs kommen zum Abschluss unserer Dividendenserie. Zur Erinnerung: Unsere Reihe haben wir zunächst die Funktion von Dividenden bzw. Ausschüttungen für Investoren beschrieben und eine Dividenden-Checkliste für Anleger erstellt. Anschließend haben wir uns die Merkmale der beiden wichtigen Dividendenfonds-Kategorien angesehen. Danach haben wir Ihnen aktiv verwaltete Dividendenfonds vorgestellt, die positive Morningstar Analyst Ratings halten und im deutschsprachigen Raum zum Vertrieb zugelassen sind.
Da es inzwischen zahlreiche passive Fonds-Alternativen gibt, wollen wir nun die wichtigsten Dividenden-Indizes und -ETFs vorstellen. Wir haben uns für die 15 Indizes entschieden, hinter denen das höchste in ETFs investierte Vermögen steckt. Zunächst haben wir Ihnen die breit aufgestellten globalen und regionalen Indizes präsentiert. Nun kommen wir im zweiten Teil des ETF-Artikels auf die Länder- und Sektoren-Dividenden-ETFs zu sprechen. Am Ende des Artikels finden Sie eine Tabelle, in der wir die wichtigsten Index-Kennzahlen auf einen Blick aufgeführt haben. In den jeweiligen Abschnitten zu den Indizes finden Sie Produktnamen, die mit Hyperlinks versehen sind, die Sie auf das jeweilige Fondsportrait auf morningstar.de lotsen.
FTSE EPRA/NAREIT Developed Dividend+
Der FTSE EPRA/NAREIT Developed Dividend+ ist ein Teilindex des NAREIT Developed Index, der die Performance der wichtigsten Immobilienaktien der Industrieländer abbildet. (EPRA steht für European Public Real Estate Association; NAREIT für National Association of Real Estate Investment Trusts). Beide Indizes sind marktkapitalisierungsgewichtet. Das Zeichen „+“ steht hier für eine spezielle Eigenschaft des Sub-Index: Er berücksichtigt nur Unternehmen, die eine voraussichtliche Dividendenrendite von zwei Prozent oder mehr im Folgejahr ausschütten werden. Per Ende April enthielt der Index 304 Titel mit einer durchschnittlichen Dividendenrendite von 4,25 Prozent. (Der Mutterindex enthielt 331 Titel mit einer Dividendenrendite von durchschnittlich 4,01 Prozent).
Der Index wird jährlich nach dem frei verfügbaren Marktkapital neu berechnet. Das höchste Gewicht machen US-Aktien aus (50 Prozent des Indexgewichts), gefolgt von Japan (elf Prozent) und Hongkong (8,5 Prozent). Mit Blick auf die Immobiliensektoren machen diversifizierte Immobilien den höchsten Anteil mit 29 Prozent aus, gefolgt von Retail (20,5 Prozent) und Wohnimmobilien (14,4 Prozent). Auf Einzeltitelebene ist der Index wenig kopflastig: die zehn größten Positionen machen 21 Prozent des Index aus und werden ganz überwiegend von US-Aktien gestellt.
Der Index wird nur von einem ETF abgebildet, der zu den ältesten passiven Dividendenprodukten am Markt zählt: der iShares Developed Markets Property Yield UCITS ETF wurde 2006 aufgelegt und ist zugleich der größte Dividenden-ETF am Markt mit einem verwalteten Vermögen von gut 2,6 Milliarden Euro. Die hohen Kosten von 0,59 Prozent pro Jahr reflektieren übrigens die ETF-Welt des Jahres 2006, als ETFs eine ganz andere Kostenstruktur aufwiesen als heute. Der ETF hält das qualitative Morningstar Analyst Rating „Silver“. Das Vier-Sterne-Rating reflektiert das überdurchschnittliche Rendite-Risiko-Profil in der Kategorie „Immobilien indirekt global“.
S&P High Yield Dividend Aristocrats
Dieser US-Index gehört zu einer jüngeren Generation an Dividendenprodukten. Wie bei den anderen S&P-Dividenden-Aristokraten werden auch hier die - maximal 95 Aktien - nach der Dividendenrendite gewichtet. Der Index setzt sich aus dem S&P Composite 1500 zusammen. Die ausgewählten Titel müssen eine hohe Zuverlässigkeit in der Entwicklung ihrer Dividende zeigen: In den Index werden nur Unternehmen aufgenommen, die ihre Dividende während der letzten 20 Jahre kontinuierlich erhöht haben und zudem eine Marktkapitalisierung von mindestens zwei Milliarden US-Dollar haben, adjustiert um die frei handelbaren Aktien. Die Neugewichtung erfolgt vierteljährlich.
Die Branchenstruktur ist recht ausgewogen. Finanztitel machen mit 15,5 Prozent den höchsten Anteil aus, gefolgt von nicht-zyklischen Konsumgütern (15 Prozent) und Industrietiteln (14 Prozent). Über die Einzeltitel ist der Index relativ breit diversifiziert, da ein Unternehmen maximal vier Prozent ausmachen darf. Die zehn größten Werte wiegen entsprechend nur 16,5 Prozent.
Auf diesem Index wurde nur ein ETF begeben, der SPDR S&P US Dividend Aristocrats, der ein Vier-Sterne Rating sowie das Morningstar Analyst Rating „Silver“ aufweist. Der gut 1,8 Milliarden Euro schwere ETF ist mit Kosten von 0,35 Prozent pro Jahr moderat gepreist.
FTSE EPRA/NAREIT Developed Europe ex UK Dividend+
Wie auch der oben besprochene globale Reits-Index setzt auch dieses Barometer auf die Top-Dividendenzahler in einem breiter gefassten Index. Es werden die Aktien aus dem FTSE EPRA/NAREIT Developed Europe ex UK Dividend, die mindestens eine prognostizierte Dividendenrendite von zwei Prozent aufweisen. Dieser marktkapitalisierungsgewichtete Index bildet die Wertentwicklung von Aktien von Immobilienunternehmen ab, die ihre Geschäftstätigkeit in Kontinentaleuropa exklusive Osteuropa haben.
Der FTSE-Index beinhaltete per Ende April 2018 insgesamt 59 Einzeltitel. Das größte Ländergewicht hatten Immobilienaktien aus Deutschland (34,2 Prozent), gefolgt von Frankreich (14,1 Prozent) und Schweden (10,1 Prozent). Hinsichtlich der Sektorgewichtung kamen zuerst Wohnimmobilien (31 Prozent), gefolgt von diversifizierten Immobilienunternehmen (28 Prozent) und Retail (23 Prozent).
Der iShares European Property Yield UCITS ETF ist der einzige ETF auf diesen Index. Er weist ein Fünf-Sterne-Rating auf, kommt allerdings aufgrund des Ausschlusses des sehr bedeutsamen britischen Immobilienmarkts nicht über ein Morningstar Analyst Rating von „Neutral“ hinaus.
FTSE UK Dividend Plus
Der FTSE UK Dividend Plus enthält die 50 dividendenstärksten Werte aus dem FTSE 350 Index, gewichtet nach der prognostizierten Dividendenrendite des Folgejahres. Bei der Auswahl beruft man sich auf die Einschätzungen der Markit Group. Es kommt ebenfalls ein Liquiditätsfilter zum Einsatz. Dieser Index zielt klar auf die Top-Dividendenzahler ab, was sich an der Dividendenrendite von gut 5,5 Prozent (per Ende April) ablesen lässt – knapp zwei Punkte mehr als beim Mutterindex.
Diese Indexkonstruktion kann eindeutig auf Kosten der Qualität gehen, was unter Umständen nachteilig für die Gesamt-Performance sein kann; Unternehmen, die in Schwierigkeiten geraten, können deshalb hohe Dividendenrenditen aufweisen, weil ihr Kurs stark gefallen ist. Dann ist unter Umständen auch die Dividende in Gefahr. Ein nachhaltiger Dividendenansatz sieht anders aus, zudem mangels Limits auch eine Unwucht auf Branchenebene drohen kann.
Per Ende April waren Versorger und Telecoms die größten Übergewichtungen gegenüber dem FTSE 350. Finanzwerte waren etwas geringer gewichtet als im Mutterindex. Technologiewerte waren indes nicht vertreten.
Mit einem Vermögen von gut 800 Millionen Euro zählt der iShares UK Dividend UCITS ETF, der einzige Fonds, der diesen Index abbildet, zu den größeren Dividenden-ETFs am Markt. Mit 40 Basispunkten jährlich an Kosten bewegt er sich im Mittelfeld der Dividenden-ETFs am Markt. Allerdings zählt er zu den schwächsten zehn Prozent der britischen Dividendenfonds, und im Morningstar Analyst Rating kommt er nur auf ein „Negative“, was zeigt, dass der ETF nicht einmal für die Hauptklientel, dividendenhungrige Investoren aus Großbritannien, eine attraktive Wahl ist.
DIVDAX
Dieser Index zählt zu den etablierten Dividenden-Indizes im deutschsprachigen Raum. Das erste Produkt, das die Performance dieses Index abbildet, wurde bereits 2005 lanciert. Heute gibt es drei DIVDAX-Tracker am Markt. Doch das macht den Index nicht empfehlenswerter. Er vereint die 15 Top-Dividendenzahler im DAX 30, die nach Marktkapitalisierung gewichtet werden. Das ist sehr wenig, und es stellt sich die Frage, ob Anleger mit einer derart hohen Konzentration leben können bzw. sollten. Hier könnte man auch Investments in Einzelaktien erwägen.
Hinzu kommt noch ein weiterer Malus: Der Index setzt sich ausschließlich aus den Top-Dividendenzahlern der Vergangenheit zusammen. Es gibt also keinerlei Kontrollmechanismen, die sicherstellen, dass es sich bei den Indexwerten um nachhaltige Dividendenzahler handelt.
Für gewöhnlich wird die Zusammensetzung des DIVDAX einmal im Jahr überprüft. Meldet aber ein Unternehmen, dass es keine Dividende zahlen wird, werden dessen Aktien zur nächsten Neugewichtung (jedes Quartal) ersetzt. Die fünf größten Positionen (Siemens, Bayer, BASF, Allianz und Daimler) machen gut 50 Prozent des Indexgewichts aus.
Je nach Auflagezeitpunkt weisen die DIVDAX-Tracker ein quantitatives Rating von drei oder vier Sternen auf. Im qualitativen Rating bekommen DIVDAX-ETFs indes nicht über ein „Negative“ hinaus. Die beiden ETFs der Commerzbank-Tochter ComStage, ComStage 1 DIVDAX® UCITS ETF und ComStage DIVDAX® UCITS ETF, sind mit 0,25 Prozent Gebühren günstig, der älteste DIVDAX-ETF, iShares DIVDAX® UCITS ETF (DE), kostet dagegen 0,31 Prozent.
FTSE EPRA/NAREIT US Dividend+
Dieser Index bildet die Wertentwicklung von US-Immobilienaktien ab. Er wird aus dem FTSE EPRA/NAREIT ausgekoppelt, und auch hier signalisiert das „+“ eine erwartete Dividendenrendite von minimal 2,0 Prozent für die nachfolgenden zwölf Monate. Mit gut 120 Aktien kommt er für einen Nischen-Index breit diversifiziert daher. Mit Blick auf die Sub-Sektoren waren per Ende April Retail-Immobilien mit gut 22 Prozent am höchsten gewichtet, gefolgt von Wohnimmobilien (17 Prozent), Office und Health Care (je zwölf Prozent).
Der iShares US Property Yield UCITS ETF ist mit Gebühren von 0,4 Prozent pro Jahr moderat gepreist. Er hält ein durchschnittliches Drei-Sterne-Rating. Im qualitativen Analyst Rating ist er mit „Bronze“ benotet.
DAXplus Maximum Dividend
Der DAXplus Maximum Dividend Index vereint die 20 dividendenstärksten Aktien im marktbreiten HDAX Index. Es kommen die 75 Prozent größten und 65 Prozent liquidesten Unternehmen in Frage, die voraussichtlich in den nachfolgenden sechs Monaten eine Dividende ausschütten werden. Die Gewichtung erfolgt nach der prognostizierten 12-Monats-Dividendenrendite. Hierbei wird auf effektive Dividendenankündigungen und Dividendenschätzungen zurückgegriffen. Das macht diesen Index etwas sophistizierter als seinen älteren Bruder DIVDAX, allerdings ist auch dieser Index mit nur 20 Aktien hochkonzentriert. Das gilt im Übrigen auch für die Sektorebene: Medien/Telecoms sind mit einem Indexgewicht von knapp einem Drittel aktuell am stärksten vertreten. Es folgen zyklische Konsumgüter (15,5 Prozent) und Immobilien (13 Prozent).
Der im Jahr 2009 aufgelegte Deka DAXplus Maximum Dividend UCITS ETF kostet moderate 30 Basispunkte jährlich, bringt es in der Gruppe der Deutschland-Standardwertefonds allerdings nur auf ein unterdurchschnittliches Zwei-Sterne Rating.
DJ Asia Pac Select Dividend 30
Der DJ Asia Pacific Select Dividend 30 enthält die 30 Dividendenstärksten Titel aus dem Raum Asien-Pazifik. Um sich für den Index zu qualifizieren, müssen Unternehmen unter anderem in den vergangenen drei Jahren eine Dividende gezahlt haben. Zusätzlich muss die letzte Ausschüttungsquote mindestens so hoch wie die durchschnittliche Ausschüttungsquote der letzten drei Jahre sein. Der Index wird nach Dividendenrendite gewichtet, so dass auch hier Nebenwerte einen höheren Anteil als bei kapitalisierungsgewichteten Indizes haben (aktuell sind es gut 40 Prozent).
Der Name des Index führt allerdings in die Irre: Aktien aus Australien machen knapp die Hälfte des Indexgewichts aus, gefolgt von Aktien aus Hongkong (knapp 30 Prozent) und Neuseeland (zwölf Prozent). Zyklische Konsumgüter, Financials und Telecoms sind mit einem Anteil von jeweils rund 20 Prozent die Top-Sektoren. Das zeigt, dass dieser Index recht unausgewogen ist.
Der iShares Asia Pacific Dividend UCITS ETF zählt mit Gebühren von 0,59 Prozent zu den teuren Dividenden-ETFs am Markt. Das Rendite-Risiko-Profil ist im Vergleich mit den Fonds der Kategorie Aktien Asien-Pazifik inklusive Japan wenig ambitioniert, wie das Zwei-Sterne Rating signalisiert.
In der nachfolgenden Tabelle finden Sie die oben beschriebenen Indizes sowie die Merkmale der ETFs in der Übersicht. Bei Kosten, Sterne-Ratings und Performance-Rankings handelt es sich um Durchschnittswerte, sofern es mehr als einen ETF auf einen Index gibt. Die Morningstar Analyst Ratings sind hier stellvertretend aufgeführt - nicht jeder ETF auf einen Index weist ein qualitatives Rating auf.
Tabelle: Die wichtigsten Länder- und Sektoren-Dividenden-Indizes
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