Wenn Sie die Ausführungen im ersten Teil unserer Artikelserie überzeugt haben, dass es wichtig ist, Ihr Portfolio zu dekarbonisieren, besteht der nächste Schritt darin, das CO²-Risiko auf Fondsebene zu ergründen. Das ist leider nicht trivial.
Theoretisch erscheint die Messung des CO²-Fußabdrucks eines Investmentfonds einfach. Liegen die Werte zur CO²-Emissionen der Unternehmen im Portfolio vor, ließe sich ein schnelles Bild machen, so die naive Annahme. Doch in der Praxis gibt es jedoch keinen Konsens darüber, wie diese Emissionen zu messen sind. Einige Fonds berechnen ihren CO²-Fußabdruck unter Berücksichtigung der Emissionen der einzelnen Unternehmen relativ zum Umsatz der Firma. Andere beziehen die Emissionen auf die Vermögenswerte des Unternehmens.
Eine weitere Schwierigkeit besteht in der Messung der Gesamtauswirkungen der Emissionen eines Unternehmens. Am offensichtlichsten ist es, die direkten Emissionen aus der Tätigkeit des Unternehmens zu berücksichtigen. Das sind die so genannten Scope 1-Emissionen. Aber wir müssen auch die so genannten Scope 2-Emissionen im Blick behalten, also die Emissionen, die indirekt verursacht werden (z.B. durch den Energieverbrauch). Schließlich gibt es eine dritte Emissionsstufe, Scope 3, welche die Emissionen der von Unternehmen hergestellten oder angebotenen Produkte und Dienstleistungen umfasst - bei Automobilherstellern entfallen beispielsweise 80 Prozent der Emissionen auf die Scope 3-Ebene, also auf die Fahrzeuge, die sie produzieren.
Im Allgemeinen konzentriert sich die traditionelle Analyse des Carbon Footprint auf Fondsebene auf die Emissionen von Scope 1 und 2. Um Managern, Finanzberatern und Anlegern zu helfen, das CO²-Risiko ihres Fondsportfolios zu bewerten, berücksichtigt Morningstar auch die CO²-Intensität, bezieht aber auch andere Elemente in die Berechnung des „Carbon Risk Score“ ein. Die untere Auflistung zeigt die Metriken, die in die Messung des Kohlenstoffrisikos einfließen:
Abbildung: Die Komponenten des Carbon Risk Score
Der Carbon Exposure Score bewertet das mit dem Kohlenstoff verbundene Risiko in der Wertschöpfungskette der Unternehmen, die Teil des Portfolios sind.
Der Carbon Management Score eines Unternehmens misst die Fähigkeit des Managementteams, CO²-Emissionen und -Risiken zu reduzieren.
Das Carbon Operations Risk misst die Kohlenstoffrisiken, die durch die Tätigkeit des Unternehmens entstehen.
Das Carbon Risk of Products and Services ist Teil der Bewertung der Wertschöpfungskette und bestimmt die Risiken, die sich aus den Produkten und Dienstleistungen der zum Portfolio gehörenden Unternehmen ergeben.
Das Stranded Assets Risk misst das Risiko, das sich aus den Tätigkeiten im Bereich der fossilen Brennstoffe ergibt.
Die Kohlenstoffintensität ist der gewichtete Durchschnitt der tatsächlichen oder geschätzten Kohlenstoffemissionen, gemessen in Tonnen CO² im Verhältnis zum Umsatz (in Millionen US-Dollar).
Die Messung des Kohlenstoffrisikos, das ein Investmentfonds aufweisen kann, ist also keine leichte Aufgabe, aber sie ist unerlässlich, wenn wir unser Portfolio dekarbonisieren wollen. Darauf gehen wir im letzten Teil der Artikelserie ein.
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