Unsere Ideen für ETF-Portfolios, die wir Ende 2016 erstmalig aufgesetzt haben, folgen der Erkenntnis, dass in Zeiten tiefer Zinsen auskömmliche Aktienquoten unabdingbar sind. Keine der vier Anregungen weist deshalb eine Aktienquote von unter 60 Prozent auf. Das kann, wie wir weiter unten sehen werden, zur Folge haben, dass in den ersten Jahren des Sparvorgangs Verluste anfallen können. Bei Investment-Phasen von 15, 20 Jahren oder mehr sind Anfangsverluste indes locker zu verschmerzen. In unserem Investmenttrichter zeigen wir regelmäßig, dass die Zeit auch tiefste Performance-Wunden heilt.
Bond-Quoten liegen bei mindestens 25 Prozent
Doch Aktienrisiken sind das Eine. Das andere ist, dass Anleger nicht auf Anleihen verzichten sollten, nur weil die Zinsen niedrig sind. Bonds sind hervorragende Diversifizierer von Aktienrisiken. Sie dämpfen die Verluste, die bei Aktien unweigerlich in gewissen Phasen anfallen, spürbar ab. Deshalb weisen die vier Portfolio-Anregungen eine Bond-Quote von nicht unter 25 Prozent auf. Dabei greifen wir vorwiegend auf breit diversifizierte Indizes zurück: auf den Barclays Euro Aggregate für Euro-Bonds und den Barclays Global Aggregate Bond für globale Anleihen. Um die diversifizierende Wirkung von Bonds nicht preiszugeben, setzen wir bewusst keine Hochzins-Papiere ein, die typischerweise mit Aktien positiv korreliert sind.
Da wir das Ziel haben, langfristig ausgerichtete Portfolio-Ideen zu präsentieren, haben wir uns dagegen entschieden, bestimmte ETFs zu verwenden: Keiner weiß, welcher ETF noch in fünf Jahren am Markt ist, ob er dann noch thesaurierend ist oder nicht, oder wie hoch die Kosten sein werden. Aus diesem Windhundrennen der multiplen Anbieter und Produkte wollten wir uns heraushalten!
Dennoch sind die verschiedenen Portfolios bzw. deren Performance realistisch kalkuliert: Es werden Gesamtkosten von 0,5 Prozent pro Jahr veranschlagt, die nicht nur die Produkt-, sondern auch die Handelskosten abbilden.
Doch kommen wir nun zu den vier Anregungen für ETF-Portfolios im Einzelnen:
1. „Das Einfache“
Für den eher kleinen Geldbeutel kommt ein gleichermaßen einfaches wie bewährtes Aktien-Renten Portfolio zum Einsatz. Es setzt sich aus dem MSCI World auf der Aktienseite und dem Barclays Euro Aggregate auf der Rentenseite im Verhältnis von 60:40 zusammen. Es handelt sich um Indizes, die typischerweise als Benchmarks für klassische Euro-Mischfonds zum Einsatz kommen.
Auf der Aktienseite beläuft sich die USA-Quote derzeit auf 60 Prozent, Japan folgt mit knapp neun Prozent, danach finden sich Großbritannien (sechs Prozent), Frankreich, Deutschland, Kanada und die Schweiz (jeweils zwischen drei und vier Prozent).
Die Bond-Seite beinhaltet für Euro-Investoren keine Fremdwährungsrisiken, setzt sich jedoch nicht nur aus deutschen Bunds (rund 18 Prozent), sondern auch aus Staatsanleihen aus Frankreich (22 Prozent), Italien (14,5 Prozent) und Spanien (zehn Prozent) zusammen. Hinzu kommen Emissionen von supranationalen Organisationen und qualitativ hochwertige Unternehmensanleihen.
Die Stärke dieser zusammengesetzten Indizes: Sie sind stabil aufgesetzt und werden typischerweise regelmäßig rebalanciert, also auf die Ausgangslage zurückgeführt. Das gibt der Sachen eine angenehme antizyklische Note.
Tabelle: „Das Einfache“
2. „Das Diversifizierte“
Größere Vermögen hingegen können granularer investiert werden. Hier könnte die Portfolio-Idee "Das Diversifizierte“ ins Spiel kommen. Die Asset Allocation ist hier recht ausgefeilt. Investiert wird in elf ETFs. In dieser Portfolio-Idee werden Schwellenländeraktien hinzugenommen. Sie finden sich mit einer Gewichtung von zehn Prozent in Gestalt des MSCI Emerging Markets wieder. Die im MSCI World enthaltenen Länder werden zudem in (günstige) Länder-ETFs aufgefächert und durch Nebenwerte ergänzt; europäische und amerikanische Mid und Small Caps sind mit jeweils fünf Prozent gewichtet. Das Emerging Markets Exposure von zehn Prozent und die Nebenwerte-Quote von insgesamt 20 Prozent verleiht dieser Portfolio-Idee also einen sportlichen Charakter.
Auf der Bond-Seite verlagert sich das Geschehen auf die globale Ebene. Die Rentenquote von 35 Prozent wird vom Barclays Global Aggregate Bond bestritten. In diesem Index sind nur Investment-Grade Emissionen vertreten. Es dominieren Staatsanleihen aus den USA mit knapp 25 Prozent, gefolgt von Japan (16 Prozent), Frankreich und Großbritannien (jeweils fünf bis sechs Prozent). Die Performance bildet die ungehedgte Variante des Index ab, Euro- und Franken-Anleger sollten jedoch über gehedgte Varianten der Bond-Komponente nachdenken, bei denen die Währungsvolatilitäten entfallen. Die genaue Zusammensetzung des Portfolios finden Sie in der unteren Grafik.
Tabelle: „Das Diversifizierte“
3.„Das Realwirtschaftliche“
Bei dieser Idee wird auf der Aktienseite das weltweite Bruttoinlandsprodukt stärker als Gewichtungsmaßstab verwendet als das Prinzip der Marktkapitalisierung. Deshalb kommen Schwellenländer deutlich stärker als bei den beiden oberen Vorschlägen zum Einsatz. Das Gewicht der USA ist entsprechend relativ niedrig im Vergleich zum MSCI Welt Index. Aktienseitig ist Europa in etwa ähnlich hoch gewichtet.
Wie auch beim "Diversifizierten" findet sich der globale Rentenindex wieder - schließlich ist die Verschuldung der USA und Japans eine realwirtschaftliche Realität. Auch hier sollten Anleger jedoch über einen ETF mit Währungsabsicherung nachdenken.
Tabelle: „Das Realwirtschaftliche“
4. „Das Inflationsbremsende“
Viele Anleger in Deutschland dürften sich mit dem Portfolio „Das Inflationsbremsende“ anfreunden. Die hohen Aktienquoten in allen Portfolio-Ideen implizieren bereits einen gewissen Inflationsschutz. In dieser Portfolio-Idee werden den Teuerungsrisiken auf der Bond-Seite stärker Rechnung getragen. Inflationsschutzanleihen machen insgesamt 25 Prozent des Portfolios aus. Die Kuponhöhe von inflationsgeschützten Anleihen ist an die Entwicklung der Verbraucherpreise gekoppelt. Allerdings müssen Anleger beachten, dass auch solche Papiere bei einer Bond-Korrektur nicht vor Verlusten gefeit sind. Die variablen Kupons mindern allenfalls die Schmerzen.
Hinzu kommt eine Goldquote von zehn Prozent. Gold ist zwar nicht ein effektiver Hedge gegen steigende Preise per se. Indes entfaltet das Edelmetall seinen Charme als Absicherungsinstrument im Krisenfall, etwa wenn die Verbraucherpreise stark steigen oder wenn Krisen eine Flucht aus Risiko-Assets verursachen. "Das Inflationsbremsende" ist übrigens das einzige unter den vier Portfolios, in dem Inflationsschutzanleihen und Gold zum Einsatz kommen. Auch eine leicht erhöhte Aktienquote trägt der Tatsache Rechnung, dass Dividendentitel eine moderate Teuerung durchaus ohne Performance-Schäden überstehen können, wohingegen Anleihen typischerweise in Zeiten steigender Preise leiden.
Tabelle: „Das Inflationsbremsende“
Sie gelangen hier zur Performance-Bilanz der vier ETF-Musterportfolios.
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