Langfristanleger fahren dann am besten, wenn sie sich nicht vom kurzfristigen Auf und Ab an den Kapitalmärkten leiten lassen. Wer einen langfristigen Anlagehorizont hat, tut gut daran, ein aktienlastiges Portfolio aufzusetzen und Schwächephasen auszusitzen - bzw. dann nachzukaufen, wenn die Stimmung am schlechtesten ist.
Da Investmentfonds typischerweise die Produkte der Wahl für Langfristanleger sind, dürfte diese Erkenntnis auch auf Fondsmanager zutreffen: Wer klare Kante zeigt (und dabei einen robusten Investmentprozess implementiert, der vergangene Erfolge wiederholbar macht), wird eher belohnt, als diejenigen, die ihre Fahne nach dem Wind hängen. Strategie schlägt Taktik.
Die vergangenen zwei Quartale haben diese These lehrbuchhaft untermauert. Wer im vierten Quartal 2018 die Notbremse zog, wird mit Sicherheit nicht gleich zu Beginn des Jahres 2019 alles auf Risiko gesetzt haben. Zahlreiche taktisch orientierte Risikomanager wurden im ersten Quartal von den steigenden Märkten ausgekontert. Wer dagegen eine stabile Aktienquote beibehielt, wurde im ersten Quartal 2019 reich belohnt. Unsere Übersicht über die am häufigsten gesuchten Fondsportraits auf morningstar.de im ersten Quartal geht auch darauf ein, wer von unseren Leser-Favoriten am besten durch das vergangene halbe Jahr gekommen ist. (Mehr Infos zu unserem Ranking finden Sie unter der Tabelle.)
Flossbach hui, Carmignac pfui
Sehr gut lief es beim Mischfonds Flossbach von Storch Multiple Opportunities. Der flexible Mischfonds, ausgezeichnet mit einem Analyst Rating „Bronze“ und einem Fünf-Sterne-Rating, war auch im vergangenen Quartal der am häufigsten gesuchte Fonds auf morningstar.de. Zur Erinnerung: Der FvS Multiple Opportunities verlor im vierten Quartal 2018 deutlich und musste für das Gesamtjahr ein Minus von gut fünf Prozent hinnehmen. Dass Fondsmanager Bert Flossbach Ende 2018 die Aktienquote auf über 70 Prozent erhöhte, könnte man als kaltschnäuzig bezeichnen, oder, weniger euphorisch, als konsequente Implementierung seines Value-orientierten Ansatzes.
Jedenfalls wurde der Mut Flossbachs belohnt: In diesem Jahr liegt der Fonds weit vor der Konkurrenz und - keine Selbstverständlichkeit! - auch vor seinem gemischten Aktien-Renten-Index. Mit einem Plus von 10,0 Prozent im ersten Quartal liegt der flexible Mischfonds 3,5 Punkte vor dem Kategoriedurchschnitt und 1,7 Punkte vor dem Index. Anleger haben diese Outperformance ebenfalls reich belohnt: Sie investierten in den ersten drei Monaten 385 Millionen Euro netto in den FvS Multiple Opportunities.
Ein völlig anderes Bild präsentiert der Carmignac Patrimoine, der einen taktischen Ansatz anwendet. Im vergangenen Jahr landete der Fonds mit einem Minus von 11,3 Prozent im 93. Performance-Perzentil der ausgewogenen Mischfonds, was besonders enttäuschend ist, wenn man bedenkt, dass die französische Firma vor einiger Zeit das Schlagwort "Risiko Manager" ins Firmenlogo einfügte.
Zwar konnte der Fonds in diesem Jahr ein Plus von 4,2 Prozent erzielen. Aber damit lag er nur im 86. Perzentil vergleichbarer Fonds. Mit anderen Worten: er zählte zu den schwächsten 14 Prozent der ausgewogenen EUR Mischfonds und lag auch vier Prozentpunkte hinter einem ausgewogenen 50:50 Aktien-Renten-Index. Immer wieder haben taktische Manöver der Aktien- und Währungs-Performance des Carmignac Patrimoine geschadet.
Anleger quittierten die langjährige Underperformance auch in diesem Quartal mit Mittelabflüssen. Sie zogen 1,47 Milliarden Euro aus dem Carmignac Patrimoine ab, der inzwischen knapp 500 Millionen kleiner ist als der FvS Multiple Opportunities, der per Ende März ein Vermögen von 13,8 Milliarden Euro aufwies.
Schwaches Timing bremst Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen aus
Noch schlechter lief es in diesem Jahr für den Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen. Mit einem minimalen Plus von unter einem Prozent landete der flexibel investierende Mischfonds im 93. Perzentil der Konkurrenzfonds. In der Vergangenheit konnte der Fonds wegen seiner oft erfolgreichen Hedging-Strategie schwierige Marktsituationen meistern.
Aber weil Markt-Timing bekanntlich eine tückische Angelegenheit ist, verwundert nicht, dass die Steuerung der Aktienquote auch bei diesem Fonds in den vergangenen sechs Monaten einmal nicht aufging. Fondsmanager Frank Fischer wurde mit einer Aktienquote von über 80 Prozent von der Dezember-Korrektur erwischt, um dann prozyklisch den Investitionsgrad auf rund 20 Prozent im Januar 2019 zu senken. Auch wenn seitdem die Aktienquote wieder auf 73 Prozent gestiegen ist, so ist der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen im ersten Quartal dem Markt regelrecht hinterhergerannt. Im ersten Quartal zogen Anleger netto 120 Millionen Euro aus dem Fonds ab.
Neuer, alter Stern am Bond Horizont: Der H20 Multibond
Deutlich besser lief es für den ausgewogenen Mischfonds Acatis Gané Value Event Fonds, der immer wieder in unserem Ranking vertreten ist. Er lag im Jahr 2018 mit einem minimalen Verlust von unter 0,5 Prozent im zweiten Perzentil vergleichbarer ausgewogener Mischfonds. In diesem Jahr konnte der von Henrik Muhle und Uwe Rathausky beratene Fonds mit einem Plus von gut 4,7 Prozent im besten Drittel seiner Kategorie landen. Das Duo setzt auf qualitativ hochwertige Unternehmen, die unterbewertet sind.
Einen Newcomer aus dem Bond-Bereich gibt es ebenfalls zu vermelden. Erstmals findet sich der H20 Multibond R EUR, ein flexibler EUR Rentenfonds, in der Auswahl der beliebtesten Fonds auf morningstar.de. Aufgrund seiner flexiblen Anlagestrategie, die auch aggressives Durations- und Währungs-Hedging vorsieht, weist dieser Fonds Ähnlichkeiten mit alternativen UCITS, also regulierten Hedgefonds, auf. H2O ist eine Tochtergesellschaft von Ostrum Asset Management (zuvor: Natixis Asset Management), aber das Management hat "Skin in the Game"; ihm gehören 49,9 Prozent der Londoner Gesellschaft.
Der von Bruno Crastes und Jeremy Touboul verwaltete Fonds zählt kurz- und langfristig zu den besten flexiblen EUR Rentenfonds. In den vergangenen fünf Jahren erzielte der H20 Multibond ein jährliches Plus von sage und schreibe 23 Prozent pro Jahr und deklassierte damit regelrecht die Konkurrenz. Die Manager setzen auf Relative Value Trades, um von Fehlbewertungen zu profitieren. Die Arbitrage-Strategie sieht auch Long/Short Wetten vor. Zum Repertoire gehören auch Währungswetten und Emerging Markets Investments. Weil die Fondsmanager in Stresszeiten dort unterwegs sind, wo andere Fonds das Weite suchen, etwa bei Italien-Bonds im vierten Quartal 2018, zeigt der Fondspreis einen volatilen Verlauf.
Crastes und Touboul verfolgen die einfach klingende Maxime, dass man ohne Risiken keine Erträge erzielen kann. Das kann zu viel des Guten für klassische Rentenfondsanleger sein, aber auch risikohungrige Investoren werden es leider schwer haben, in diesen heute 4,2 Milliarden Euro schweren Fonds zu investieren. Er ist auf vielen Fondsplattformen nicht verfügbar, und aufgrund der hohen Mittelzuflüsse wurde ein Ausgabeaufschlag von fünf Prozent eingeführt.
Tabelle: Die beliebtesten aktiven Fonds auf morningstar.de im ersten Quartal
Die obere Liste enthält die Top-zehn-Favoriten unserer Leser im vergangenen Quartal. Sie umfasst nur aktiv verwaltete Fonds. Sie ist sortiert nach den Fonds, die in den vergangenen drei Monaten auf morningstar.de die meisten "Klicks" bekommen haben. Sie finden neben den Fondsdaten (ISIN, Kosten, Fondskategorie) auch das quantitative Sterne-Rating, soweit vorhanden, das qualitative Morningstar Analyst Rating sowie einige Performance- und Risikodaten, unter anderem das Perzentil-Ranking, das zeigt, wie sich die Fonds gegenüber Produkten in der identischen Kategorie im abgelaufenen Jahr geschlagen haben. Im Perzentil-Ranking gilt: Je kleiner die Zahl, desto besser hat der betreffende Fonds performt.
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