Anleger, denen Nachhaltigkeit wichtig ist, verfügen mit unserem Sustainability-Research ein nützliches Tool, um das Nachhaltigkeitsprofil auf Fonds- und Indexebene zu analysieren. Investoren können anhand des auf Portfolio-Ebene ansetzenden Researchs prüfen, welche Finanzinstrumente eine gute Nachhaltigkeits-Bilanz aufweisen. Unsere Morningstar Sustainability Ratings liefern - wie auch unsere Sterne-Ratings - eine einfache, zugespitzte Kennzahl.
Doch unser ESG-Research, das auf dem Einzeltitel-Research von Sustainalytics aufsetzt, kann noch viel mehr. Unter anderem haben wir im vergangenen Jahr ein Tool entwickelt, welches das Karbon-Risiko auf Portfolioebene misst. Das haben wir nunmehr auch in unserem halbjährlich berechneten Morningstar Sustainability Atlas aufgegriffen.
Kommen wir zunächst zum Update des beliebten Formats, das die Fragen beantwortet, in welchen Ländern sich die meisten Unternehmen mit einer guten Nachhaltigkeits-Bilanz finden lassen, wo Kontroversen und Skandale besonders virulent sind, und wie die einzelnen ESG-Faktoren, Umwelt, Soziales und Governance, gewichtet sind.
Morningstar Sustainability Atlas für die Top-down-Perspektive
Die Nachhaltigkeits-Bilanz von 46 Morningstar Länder-Indizes haben wir in der aktuellen Fassung des „Morningstar Sustainability Atlas“ per Ende Februar 2019 festgehalten. Sie decken sowohl Schwellenländer wie auch Industrieländer ab und machen 97 Prozent der globalen Aktienkapitalisierung aus. Bei unserer Länderübersicht kommt das identische Verfahren zum Einsatz, mit dem wir auch Investmentfonds (einschließlich ETFs) auf ihre ESG-Bilanz prüfen.
Um die Nachhaltigkeit auf Indexebene zu vergleichen, messen wir die Portfolio Sustainability Scores, die sich aus den jeweiligen ESG-Scores abzüglich der Controversy Scores zusammensetzt. Der Portfolio Sustainability Score ist hier also die um Skandale und Kontroversen bereinigte ESG-Bilanz der 46 Länderindizes.
Kommen wir nun zu den Ergebnissen unserer Untersuchung. Sie ist nach Nachhaltigkeits-Scores sortiert und der Übersicht halber in Quintilen zusammengefasst, die entsprechend farblich gekennzeichnet sind. Länderindizes im nachhaltigsten Quintil sind dunkelgrün markiert, gefolgt von einem hellgrünen Cluster. Das mittlere Quintil ist gelb koloriert, gefolgt von den orange- und rotmarkierten Quintilen, welche die globalen Schlusslichter bilden.
Skandinavien und die Niederlande toppen das Ranking nach Sustainability Scores
Unverändert schneiden europäische Indizes in der Sustainability-Bilanz weltweit am besten ab. Darauf deutet der überwiegend grüne Grundton unserer ESG-Heatmap in Europa hin. Per Ende Februar 2019 schneidet Finnland mit einem Score von 59,7 Punkten (von 100 maximal möglichen) am besten ab, gefolgt von den Niederlanden mit 59,22 Punkten, Dänemark (58,66) und Norwegen (57,66).
Die Region D-A-CH fällt ein wenig ab, und nur der Morningstar Deutschland-Index landet im ersten Nachhaltigkeitsquintil. Die Indizes für Österreich und die Schweiz befinden sich allerdings mit Scores von 54,2 bzw. 54,12 Punkten komfortabel im zweiten Quintil.
Die beste Nachhaltigkeits-Bilanz außerhalb Europas weist der Morningstar Kolumbien Index auf, was auf den ersten Blick erstaunt. Die Benchmark hat bereits seit Jahren eine überdurchschnittliche Sustainability-Bilanz, weil die beiden Schwergewichte Bancolumbia und Grupo Sura, zwei Finanzkonzerne, besonders gute Scores aufweisen. Auch Portugal kommt wegen der Dominanz weniger gut bewerteter Unternehmen in den Rankings weit nach vorn.
Grafik: Der Morningstar Sustainability Atlas im Überblick
Schwach, man ist versucht zu sagen: wie gehabt, schneiden nach wie vor die Indizes Russlands, Chinas und der meisten nahöstlichen Staaten ab. Qatar kann sich mit dem zweifelhaften Titel des am wenigsten nachhaltigen Marktes schmücken. Doch nicht nur Schwellen- und Entwicklungsländer schneide schlecht ab. Die USA landen erneut im zweitschlechtesten Index-Quintil, wie auch Kanada und Japan.
Im Einzelnen schneidet der Morningstar Portugal Index aus Umweltsicht weltweit am besten ab. Der Index Morningstar Dänemark ist mit Blick auf Einhaltung sozialer Kriterien top, und die Niederlande landen mit Blick auf Corporate Governance, also bei den Grundsätzen der guten Unternehmensführung, ganz weit vorn.
Das Gewicht von Kontroversen ist für die Gestalt unseres Atlas nicht zu unterschätzen. Länder wie die Schweiz und Spanien kommen zwar auf sehr gute ESG Scores, die Kontroversen um Schlüsselunternehmen trüben die Bilanz indes ein; beide Länderindizes weisen die meisten Kontroversen auf. Das Ergebnis für die USA wird ebenfalls durch Kontroversen verschlechtert.
Die Karbon-Intensität und das Karbon-Risiko
Seit Mai 2018 berechnen wir die Carbon Metrics auf Fondsebene. Sie ermöglichen es Investoren, die Umweltauswirkungen und Risiken des Klimawandels für ihre Portfolios zu untersuchen. Die Fonds mit den besten Werten erhalten die Morningstar Low Carbon Designation, was darauf hindeutet, dass die Unternehmen im Portfolio mit dem Ziel identifizieren, den Übergang zur kohlenstoffärmeren Wirtschaft zu gewährleisten.
Die Carbon Metrics haben wir auch im Nachhaltigkeits-Atlas berücksichtigt. Für Indizes haben wir die gewichteten Durchschnittswerte der Bestandteile berechnet. Hier werden zwei Kennzahlen untersucht: Kohlenstoffintensität und Kohlenstoffrisiko. Es müssen 67 Prozent des Gewichts eines Index von Sustainalytics abgedeckt werden, damit die Kohlenstoffkennzahlen berechnet werden können. Die Daten spiegeln hier den Stand per Ende Dezember 2018 wider.
Peru und Ägypten haben die niedrigste Karbon-Intensität
Kommen wir zunächst zur Karbon-Intensität. Wie die untere Heat Map anzeigt, gehören Peru und Ägypten zu den am wenigsten CO2-intensiven Aktienmärkten. Der Grund: Hier dominieren Banken, Telecoms und Immobilienfirmen, die nur einen kleinen CO2-Fußabdruck aufweisen. In Europa zeigt das Karbon-Barometer überwiegend niedrige Werte, wobei Schweden und Belgien am besten abschneiden. Das kohlenstoffintensivste Land ist die tschechische Republik, was nicht überrascht, da ein Versorgungsunternehmen, CEZ, den Index dominiert.
Graphik: Die Karbonintensität im Blick
Kommen wir nun zur ausgefeilteren Karbon-Kennzahl: zum Carbon Risk. Sie bewertet, ob bzw. inwiefern das Geschäftsmodell eines Unternehmens durch den Übergang zu einer CO2-armen Wirtschaft gefährdet ist. Unternehmen mit niedrigem CO2-Risiko sind am besten gerüstet, um zu gedeihen, wenn sich die Welt von fossilen Brennstoffen verabschiedet hat.
Die Risiken sind mannigfaltig. Der Klimawandel könnte nicht nur physische Vermögenswerte, sondern sogar auch das Geschäftsmodell insgesamt gefährden. Unternehmen können auch von der Politik oder der Regulierung, welche sie zur Senkung von Treibhausgasemissionen drängen, betroffen sein; Anlagen, bei denen die Nutzung fossiler Brennstoffe im Vordergrund steht, könnten zu sogenannten Stranded Assets mutieren, also als totes Kapital abgeschrieben werden. Auch kann eine veränderte Wahrnehmung der Öffentlichkeit die Marken von Unternehmen schädigen.
Beim Carbon Risk werden bestimmte Wirtschaftssektoren per se als riskant eingestuft. Energie wird bei weitem als die riskanteste Branche eingestuft, gefolgt von Versorgern, Rohstoffherstellern und Industrieunternehmen. Am unteren Ende des Risikospektrums finden sich die Branchen Gesundheit und Technologie.
Diese Methodologie schlägt sich wie folgt im Nachhaltigkeitsatlas nieder. Wie die untere Karte zeigt, weisen westeuropäische Märkte wie die Schweiz, die Niederlande, Dänemark, Spanien und Frankreich ein geringes Kohlenstoffrisiko aus. In Asien ist das vor allem bei Japan und Korea der Fall, und bei Südafrika ist das Risiko ebenfalls relativ gering.
Auf den ersten Blick überrascht, dass die USA als großer Emittent von Treibhausgasen ein niedriges Risikoniveau aufweist. Hier ist der Grund in den hohen Gewichtungen von Gesundheits- und Technologieunternehmen in dem Morningstar USA Index zu suchen.
Auf der anderen Seite steht Russland, bei dem fast 60 Prozent seiner Marktkapitalisierung im Bereich Energie zu verorten ist. Entsprechend zeigt dieser Markt das höchste CO2-Risiko überhaupt. Ebenfalls mit einem erheblichen Kohlenstoffrisiko behaftet sind die energieintensiven Märkte Polen und Chile. Australische Unternehmen leisten gute Arbeit beim Management von Karbonrisiken.
Graphik: Das Karbonrisiko im Fokus
Die vollständige Version des aktuellen Morningstar Sustainability Atlas, einschließlich der Übersicht über Kontroversen sowie die Einzelbewertungen zur Umweltbilanz, zur sozialen Bilanz und zur Governance-Bilanz, finden Sie hier in englischer Sprache.
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