Meine Kollegin Barbara Claus hat kürzlich im Zuge unserer regelmäßigen Umschau zu Mischfonds Bilanz gezogen. Die Aufgabe, aktiv verwaltete Mischfonds zu analysieren, ist in den vergangenen Jahren alles andere als eine dankbare, fiel doch die Performance-Bilanz auf Kategorie-Ebene höchst bescheiden aus. So auch dieses Mal, wie Barbara konstatieren musste:
„In den letzten Jahren hat sich die Flexibilität der Mischfonds ganz klar nicht ausgezahlt, und zwar noch einmal deutlich weniger bei den flexiblen Fonds, was impliziert, dass der durchschnittliche Fondsmanager die höhere Flexibilität nicht zum Vorteil der Anleger genutzt hat“, schrieb die wohlmeindende Fondskritikerin.
Die nichts weniger als vernichtende Bilanz endete mit dem Hinweis, dass Anleger bei ihrer Fondsauswahl entweder gezielt nach einem qualitativ hochwertigen Mischfonds suchen oder nach der Do-it-Yourself-Methode ein passives 50/50 ETF-Portfolio erstellen sollten. Bei der ersten Option kann unser Morningstar Analyst Rating helfen; bei der zweiten ist Disziplin gefragt, um regelmäßig das Portfolio auf die Ausgangslage zurückzusetzen und auch sonst gilt es, nicht den Versuchungen des Markttimings zu erliegen.
Gute Fonds anhand der Morningstar Quantitative Ratings ermittelt
Da unsere Morningstar Analyst Ratings ab Oktober umgestellt werden und etliche Rating-Änderungen anstehen, verschiebe ich an dieser Stelle die Würdigung der positiv bewerteten Mischfonds auf einen späteren Zeitpunkt nach der Rating-Umstellung. Schließlich steht zu erwarten, dass sich das Rating vieler Privatanleger-Tranchen verschlechtern wird. Im Zuge der Umstellung des Analyst Ratings von der Fonds- auf die Fonds-Tranchen-Ebene werden die Kosten der Privatanleger-Fonds aller Voraussicht nach einen deutlich negativen Niederschlag auf die Ratings finden, während die Rating-Prognose für institutionelle Fonds, die deutlich günstiger sind, deutlich besser aussieht. (Bisher werden die Morningstar Analyst Ratings einheitlich auf Fondsebene verliehen.)
Deshalb wollen wir an dieser Stelle einige Mischfonds für Privatanleger vorstellen, die ein positives Morningstar Quant Rating halten. Zur Erinnerung: Wir haben im vergangenen Jahr unsere quantitativen Bewertungen lanciert, mit denen wir die Morningstar Analyst Ratings mittels eines Random-Forest-Verfahrens synthetisch nachbilden. Da die Morningstar Quantitative Ratings bereits heute auf Ebene der Fonds-Tranchen vergeben werden, dürften sich bei den hier vorgestellten Produkten keine signifikanten Veränderungen nach Einführung der neuen Morningstar Analyst Ratings ergeben.
Fünf aktiv verwaltete Mischfonds haben wir ermittelt, von denen es für Privatanleger erhältliche günstige Tranchen gibt und die ein positives Morningstar Quantitative Rating aufweisen. Sie finden die wichtigen Daten zu den Produkten in der unteren Tabelle.
Tabelle: Eine Auswahl an Mischfonds mit guten Morningstar Quantitative Ratings
Fangen wir mit dem Mischfonds Siemens Balanced an. Er investiert in Aktien weltweit sowie in festverzinsliche Wertpapiere. Auch wenn er bis zu 49 Prozent in Aktien investieren kann, hat sich die Aktien-Quote in der Praxis deutlich darunter bewegt, sodass wir ihn in der Gruppe der defensiven EUR-Mischfonds einsortiert haben. Auf der Bondseite legt der Fonds in Staats- und Unternehmensanleihen an. Das Fondsmanagement verfolgt einen quantitativen Investmentprozess. Der Fonds zählt auch langfristig zu den besten seiner Kategorie, wie die obere Tabelle zeigt. In den vergangenen fünf Jahren ließ er den durchschnittlichen defensiven EUR-Mischfonds um jährlich knapp 400 Basispunkte hinter sich. Damit landete er im ersten Perzentil der Kategorie. Er hält das bestmögliche Morningstar Quantitative Rating „Gold“.
Ähnlich gestrickt ist der Siemens Diversified Growth mit dem Unterschied, dass die Aktienquote höher ist als im Siemens Balanced. Daher findet sich der Fonds in der Morningstar Kategorie der ausgewogenen EUR Mischfonds wieder, die typischerweise in der neutralen Positionierung jeweils hälftig in Aktien und in Renten anlegen. Zwar weist dieser im vergangenen Jahr aufgelegte Fonds noch keine nennenswerte Performance-Historie auf, doch haben wir ihn aufgrund seiner Eigenschaften mit dem Morningstar Quantitative Rating „Silver“ ausgezeichnet.
Siemens Fonds Invest mit vorbildlicher Gebührenpolitik
An dieser Stelle lohnt es sich kurz innezuhalten und die naheliegende Frage zu beantworten, warum wir gleich zwei Fonds der Siemens Fonds Invest hervorheben, eine KVG, die eher selten Schlagzeilen macht. Das sollte sich ändern. Denn diese sehr günstigen Fonds sind für die Öffentlichkeit ohne Einschränkung zugänglich, auch wenn in ihnen in erster Linie Pensionsgelder der Mitarbeiter des Siemens Konzerns stecken. Vor einigen Jahren hat die Siemens Fonds Invest den lobenswerten Entschluss gefasst, Ottonormal-Anlegern dieselben Konditionen anzubieten wie den Siemens-Konzernmitarbeitern. Besonders bestechend sind die Konditionen des Siemens Balanced, der auf laufende Gebühren von unglaublich günstigen 0,34 Prozent pro Jahr kommt.
Mit „Bronze“ bewertet ist der Kepler Ethik Mix, ein Fonds, der nach dem bewährten Mischfonds-Ansatz der Kepler-Fonds KAG aus Linz an der Donau gemanagt wird, der bereits mehrfach bei den Morningstar Deutschland und Österreich Fund Awards ausgezeichnet wurde. Der von Robert Sikora und Florian Hauer gemanagte Fonds investiert je nach Einschätzung der Marktlage zwischen 40 und 100 Prozent der Fondsgelder in Anleihen und Geldmarktprodukten und bis zu 40 Prozent in Aktien. Auch dieser Fonds gehört damit zu defensiven EUR-Mischfonds.
ESG-Ausschlusskriterien bei Kepler schaden Performance nicht
Neben den günstigen Kosten von 0,9 Prozent pro Jahr wendet der Kepler-Fonds einen Nachhaltigkeits-Ansatz an. Der Fonds wendet in großem Stil ethisch-bedingt Ausschlusskriterien an. Er verzichtet Anlagen in Unternehmen aus folgenden Branchen: Rüstung, Atomenergie, Grüne Gentechnik, Tierversuche, Tabak, Alkohol, Glückspiel, chlororganische Massenprodukte, Biozide und Pornographie. Auch Unternehmen, die durch die Verletzung von Menschen- und Arbeitsrechten sowie durch Kinderarbeit aufgefallen sind, werden aus dem Anlageuniversum ausgeschlossen.
Auf Staatenebene werden Länder ausgeschlossen, in denen die Todesstrafe angewendet wird und in denen autoritäre Regime herrschen und die durch schwere Korruption, Geldwäsche oder Menschenrechtsverletzungen auffallen. Auch nicht berücksichtigt werden Anleihen von Ländern, welche die Klimaschutz-Protokolle der UNO nicht ratifiziert haben. Wie die bisherige Performance-Bilanz zeigt, waren diese Ausschlüsse nicht von Nachteil für Investoren.
HUK-Coburg Asset Management Invest fliegt auf den MSCI World
Ebenfalls mit „Bronze“ bewertet ist der DWS Strategieportfolio IV, der zu den flexiblen EUR-Mischfonds zählt. Auch er besticht durch niedrige Kosten in Höhe von derzeit 0,71 Prozent. Zwar war das Risiko des Fonds in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich, was aber durch den hohen Ertrag kompensiert wurde. Aktuell liegt die Aktienquote bei knapp 90 Prozent, die auch durch Aktienfonds, hier: vorwiegend ETFs, abgebildet wird. Das Anlageuniversum des von Matthias Gruber verwalteten Fonds wird grundsätzlich zwischen den Regionen Europa (Developed Markets), Welt (Developed Markets) und den aufstrebenden Ländern (Emerging Markets) unterschieden, die in drei separaten Segmenten abgebildet werden. Dabei können Derivate auch zu Absicherungszwecken eingesetzt werden.
Abgerundet wird die Auswahl an attraktiven aktiv verwalteten Mischfonds vom Vermögensfonds Balance DYN von der Bayern Invest, der vormals als „HUK-Vermögensfonds Balance“ firmierte. Auch heute wird der Dachfonds noch von der HUK-Coburg Asset Management verwaltet. Der Fonds hält das Morningstar Quantitative Rating „Silver“. Die Gebühren des Fonds sind mit 0,73 Prozent ebenfalls günstig, was auch durch den Einsatz von ETFs als Zielfonds ermöglicht wird.
Der Fonds zählt zu den ausgewogen investierenden EUR-Mischfonds, was durch die Aktien(fonds)quote von 57 Prozent widergespiegelt wird. Für EUR-Mischfonds untypisch – und der Performance sehr dienlich – ist die hohe USA-Quote auf der Aktienseite. Das liegt daran, dass fast der gesamte Aktienanteil auf ETFs auf den MSCI World entfällt – zwei Prozent des Vermögens stecken in einem ETF auf den MSCI Emerging Markets IMI. Der Rest des Fondsvermögens ist in EUR-Staatsanleihe ETFs investiert. Sowohl die Rendite als auch das Risiko waren im Vergleich zu anderen ausgewogenen EUR-Mischfonds in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich.
Die Analysen in diesem Artikel basieren auf unserem Tool für professionelle Anleger. Weitere Informationen zu Morningstar Direct erhalten Sie hier.
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