Wir haben in der Studie Global Investor Experience (GIE) die Kosten von Fonds in 26 Ländern untersucht. Die besten Noten haben Australien, die Niederlande und die USA erhalten. In diesen drei Ländern finden Investoren die günstigsten Kosten vor. Anders sieht es dagegen in Deutschland aus. Der Fondsstandort Deutschland erhält nur die Note „Unterdurchschnittlich“ mit Blick auf Gebühren und Aufwendungen, die Investoren bei Fonds-Investments tragen müssen.
Der Grund ist einfach. Fonds sind in Deutschland teuer. Besonders krass schlagen die Mischfonds ins Kontor, die in Deutschland aufgelegt wurden. In der Lieblingsfonds-Kategorie der Investoren in Deutschland sind die Kosten besonders hoch. Im vermögensgewichteten Median fallen für Mischfonds deutscher Provenienz Kosten von 1,80 Prozent an. Etwas günstiger sind vermögensgewichtet Aktien- und Rentenfonds, die es auf Kosten von 1,46 bzw. 0,74 Prozent bringen.
Grafik: Die Kosten von Fonds mit Auflagestandardort DeutschlandMit Blick auf ausländische Fonds, die in Deutschland zu Vertrieb zugelassen sind, kommen Anleger bei Mischfonds etwas günstiger davon; ausländische Aktien- und Rentenfonds, die zumeist in Luxemburg oder Irland zugelassen sind, sind dagegen teurer als ihre deutschen Pendants.
Grafik: Die Kosten ausländischer Fonds mit Vertriebszulassung in Deutschland
Ungünstig auf die Deutschland-Note wirkte sich die Vertriebspraxis aus. In Deutschland mindern typischerweise eine Kombination aus Ausgabeaufschlägen und Vertriebsfolge-Provisionen (Kickbacks) die Anlegerrendite. Zwar können Anleger in Deutschland bei der Vertriebsstelle über die Höhe der Abschlussgebühr verhandeln, allerdings sind diese Gebühren, die weltweit auf dem Rückzug sind, in Deutschland nach wie vor üblich.
Es dominiert bei den Beratungskosten das Provisionsmodell. Ausnahmen vom Provisions-Vertrieb sind selten. Zwar werden in Deutschland immer mehr Fonds, die keine Vertriebskosten enthalten – sogenannte Clean Share Classes –, zum Vertrieb zugelassen, aber diese sind zumeist für Selbstentscheider nicht zugänglich, sondern über Honorarberater oder diskretionäre Portfoliomanagement-Dienstleistungen verfügbar. Solche Vertriebsstellen sind für die große Masse allerdings die Ausnahme, was auch daran liegt, dass die Bereitschaft von Anlegern in Deutschland, für Beratung zu zahlen, in der Breite derzeit nicht vorhanden ist.
Für Selbstentscheider bieten sich daher häufig börsengehandelte Fonds (ETFs) an. Sie werden von Privatanlegern immer häufiger genutzt. Zudem neigen Honorarberater sowie Robo-Advisor dazu, ETFs zu verwenden.
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