Die Reaktionen auf Warren Buffetts jüngste Goldkritik waren scharf und unmissverständlich: Christopher Goolgasian, ein Asset Manager bei State Street Global Advisors (SSgA), zweifelte recht unverhohlen die Investorenqualitäten des „Orakels vom Omaha“ an, indem er der Performance der Buffett-Aktie Berkshire Hathaway die Entwicklung des Goldpreises seit dem Jahr 2000 gegenüberstellte. Während der Goldpreis sich seitdem verfünffacht habe, sei die Berkshire-Hathaway-Aktie „nur“ um 105% gestiegen. Zudem sei Buffett mehrmals nicht auf der Höhe der Zeit gewesen: Er habe weder in Apple noch Google investiert und damit vier- bzw dreistellige Renditen verpasst, wird Goolgasian bei Bloomberg zitiert.
Ins gleiche Horn blies, wenn auch in einem gemäßigteren Ton und differenzierter in der Argumentation, Russ Koesterich, Investment-Stratege bei iShares. In einem aktuellen Gastkommentar auf der australischen Morningstar-Website bemängelte er, dass Buffett übersehen habe, dass Gold einen „historisch anerkannten inneren Wert besitze“, Schutz vor Inflation biete und einen Beitrag zur Portfolio-Diversifikation leiste. „Buffett irrt“, so Koesterichs Fazit (lesen Sie den vollständigen Kommentar hier).
Nun muss man wissen, dass Buffett seit jeher ein Verfechter von Investitionen in (unterbewertete) produktive Assets, also Aktien, ist. Seine Kritik an Gold ist nicht neu, er hatte sie nur jüngst mehrfach und deutlich wiederholt. Das hat etliche Kritiker auf den Plan gerufen, unter anderem auch die Vertreter der beiden US-Asset Manager.
SSgA und iShares sind als Kritiker Buffetts nicht ganz unverdächtig
Man muss dabei wissen, dass vor allem SSgA, aber auch iShares, zu den größten Anbietern passiver Gold-Fonds zählen. Der SPDR Gold Trust von SSgA ist mit gut 70 Milliarden US-Dollar sogar das zweitgrößte Indexprodukt weltweit. Der iShares Gold Trust bringt es immerhin auf ein Vermögen rund 10 Milliarden US-Dollar. Somit ist die Kritik der beiden Investment-Manager nicht vollkommen unverdächtig weil offenkundig interessengeleitet.
Tatsächlich hat die Argumentation Buffetts viel für sich. In seinem jüngsten Brief an die Investoren von Berkshire Hathaway trägt er seine Gold-Kritik auf höchst eloquente und anschauliche Art vor. Er stellt drei Investment-Pfade vor, von denen er zwei sogleich als Irrwege bezeichnet. Bonds, Geldmarktanlagen, Sichteinlagen und Währungen stellt Buffett ein miserables Zeugnis aus. Sie seien Wertvernichter par excellence. „Im vergangenen Jahrhundert haben diese Instrumente die Kaufkraft von Investoren weltweit zerstört, selbst dann, wenn die Kupons pünktlich bezahlt wurden“, so Buffett. Auch der US-Dollar habe trotz seiner Funktion als globale Leitwährung seit 1965 (dem Jahr, in dem Buffett das Ruder bei Berkshire Hathaway übernahm) 86% seines Wertes verloren.
In diese Ecke verbannt Buffett auch Gold-Investments. Sie gehörten zur Kategorie der Anlagen, die „nie Wert schaffen werden“ und die nur gekauft würden, „weil Käufer darauf hoffen, dass ihnen irgendjemand dieses unproduktive Asset irgendwann zu einem höheren Preis abkauft“. In diesem Zusammenhang fiel auch das Stichwort „Tulpenzwiebeln“, eine böse Allegorie auf eine extreme Spekulationsblase, die kurz davor ist, mit einem lauten Knall zu platzen. Natürlich verbleibt dem intelligenten Investor nach Buffett nur der Kauf qualitativ hochwertiger Unternehmen zu ansehnlichen Abschlägen (Sie finden den gleichermaßen amüsant formulierten wie lehrreichen Brief Buffetts hier).
Es spricht einiges dafür, dass sich der Goldpreis nicht auf dem heutigen Niveau halten wird
Die Auseinandersetzung Buffetts mit seinen Kritikern ist auch für deutschsprachige Investoren hochrelevant. Denn auch hierzulande hat sich Gold in den vergangenen Jahren zu einer Art Krisenwährung entwickelt. Viele Privatanleger haben Angst vor rasant steigenden Preisen. Dem expansiven Kurs der Notenbanken und der (tatsächlichen oder vermeintlichen) Gefahr eines Auseinanderbrechens der Eurozone setzen viele Investitionen in Goldbarren bzw Goldzertifikaten entgegen. Viele Anleger haben seit 2008 viel Gold gekauft. Sie waren dabei nicht allein. Auch die Zentralbanken der Entwicklungsländer sind zuletzt – wahrscheinlich aus einer ähnlichen Motivlage heraus – massiv als Goldkäufer aufgetreten. Auch sie misstrauen den Leitwährungen US-Dollar und Euro.
Es ist jedoch fraglich, ob sich diese Konstellation sich längerfristig fortsetzen wird. Auf lange Sicht könnten die Käufe abklingen, einmal, weil die westlichen Industrieländer bereits einen großen Teil ihrer Reserven in Gold halten und eine Aufstockung nicht mehr nötig ist. (Möglicherweise nutzt der eine oder andere sogar den hohen Goldpreis, um Gold wieder zu verkaufen, wenn dadurch nicht das Vertrauen der Investoren auf das Spiel gesetzt wird.)
Zudem werden Goldbarren nicht wie viele andere Rohstoffe konsumiert, sondern bleiben unversehrt in Tresoren liegen. Das bedeutet, dass die Schwellenländer keine Notwendigkeit sehen werden, ihre Reserven aufzustocken, wenn die anvisierte Goldquote einmal erreicht ist. Weltweit befinden sich bereits jetzt 13,9 Prozent der gesamten bekannten Goldreserven im Besitz der öffentlichen Hand. Eine beachtliche Zahl, die zeigt, dass die Zentralbanken nicht mehr viel Gold einsammeln müssen, um ihre Reserven mit dem gelben Edelmetall zu diversifizieren. Sobald aber die Institutionen nicht mehr so stark Gold kaufen, dürfte das den Goldpreis unter Druck setzen.
Diese Erwartung haben wir auch in unseren Schätzungen berücksichtigt: Morningstar rechnet damit, dass der Goldpreis langfristig bei 1.200 US-Dollar pro Feinunze liegt, ein deutlicher Abschlag auf den heutigen Preis von rund 1.670 Dollar (lesen Sie eine ausführliche Analyse dazu hier).
Das Korrelations-Argument hat in der Vergangenheit gezogen
An einem Punkt müssen wir Buffetts Kritikern indes Recht geben: Gold ist in den vergangenen Jahren in der Tat ein sehr gutes Diversifikationsinstrument gegenüber Aktien gewesen. Gold weist gegenüber allen wichtigen Indizes sogar leicht negative Korrelationswerte auf. Wir haben recht willkürlich einige Aktienindizes und Gold in ein fiktives Portfolio gepackt und die Korrelationen gemessen. Die unteren Grafiken zeigen die langfristige Korrelation von Gold gegenüber Aktienindizes. In den vergangenen zehn Jahren war Gold war der Goldpreis leicht negativ zum S&P 500 korreliert. Gegenüber dem EURO STOXX 50 und DAX war die Korrelation sogar deutlich negativ. Nur gegenüber dem MSCI Emerging Markets war der Wert mit 0,23 positiv - aber niedrig.
Diese Bild zeigt sich noch deutlicher in den vergangenen drei Jahren, wie die untere Grafik der beiden Grafiken zeigt. Eine Goldquote hätte sich also sehr wohltuend vom Gleichklang der Aktienmärkte abgehoben und Portfolios auf breitere Fundamente gestellt. Insofern sollte als Fazit für den deutschsprachigen Anleger stehen, dass die Kritik Buffetts zwar sachlich richtig sein mag. Die Luft nach oben wird beim Goldpreise immer dünner. Auch ist der Einwand nicht von der Hand zu weisen, dass die Ausschüttungsquoten vieler Unternehmen heute auf historischen Höchstständen bewegen, derweil Gold nach wie vor keinerlei Zinsen oder Dividenden abwirft.
In homöopathischen Dosen dürfte Gold dagegen durchaus wohltuend-diversifzierend wirken. Die Frage, ob nun die Goldquote im Portfolio bei 3, 5, 10% oder sogar noch höher liegen soll, hängt von dem berühmten Einzelfall ab und muss individuell von jedem Investor selbst bzw. seinem Berater geklärt werden.
Grafik 1: In der 10-Jahres-Betrachtung glänzt Gold als Diversifizierer
Grafik 2: Auch in der 5-Jahres-Betrachtung bringt Gold Mehrwert
Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.