Die UBS reihte sich in der vergangenen Woche mit ihrem neuen Produkt UBS (Lux) Key Selection Emerging Markets Allocation in die zunehmend größer werdende Schar der Anbieter von Emerging Markets-Mischfonds ein. Immer mehr Vermögensverwalter bieten Fonds an, die nicht nur über Aktien-Investments das Wachstum in den Emerging Markets in Performance ummünzen wollen. Angesichts des Niedrigzinsumfelds in den Industrienationen und der verbesserten Ratings der Schwellenländer setzen die Fondsmanager auch auf erkleckliche Kursgewinne bei festverzinslichen Papiere. Mehr sogar: „Die Staatsanleihen dieser Länder bieten zum Teil höhere Sicherheiten als Anleihen aus Industrieländern. Denn im Gegensatz zu den Industrienationen haben viele Schwellenländer keine Staatsschuldenprobleme,“ wird UBS-Fondsmanager Andreas Köster anlässlich der Auflegung des neuen UBS-Fonds in den Medien zitiert. Schwellenländerfonds also auch für das Risikomanagement?
Wer den Botschaften der Fondsprofis lauscht, könnte zum Schluss kommen, dass es sich bei Emerging-Markets-Mischfonds um die sprichwörtliche Eier legende Wollmilchsau handele. Wird hier eine Fondskategorie mit zu vielen Hoffnungen (und Vertriebsambitionen) überfrachtet? Wir nehmen diesen Trend am Fondsmarkt zum Anlass, um uns diese Mischfondskategorie etwas genauer anzusehen.
Zunächst fällt auf, dass die Morningstar Kategorie der Schwellenländer-Mischfonds mit 18 Produkten noch relativ überschaubar ist. Sie wächst allerdings stetig: 10 dieser Produkte sind im vergangenen Jahr auf den Markt gekommen. Nach unseren Daten sind bereits gut 2,1 Milliarden Euro in Fonds dieser Kategorie investiert, Tendenz steigend: In den ersten 3 Monaten dieses Jahres flossen rund 640 Millionen Euro in diese Mischfonds.
Die untere Tabelle zeigt eine Auswahl an Rendite-Risiko-Kennziffer der 18 Fonds umfassenden Kategorie. Aufgrund der noch jungen Historie der meisten Fonds handelt es sich um eine Momentaufnahme. In etlichen Punkten ist allerdings eine Annäherung, ein vorsichtiges Herantasten möglich. Vorweg gesagt: Das Bild ist weder sonderlich rosig, noch handelt es sich bei diesen Fonds um Totalausfälle. Wie bei anderen Mischfonds, wird auch hier mit Wasser gekocht.
Tabelle: Viel Mittelmaß und einige Lichtblicke: Eine Übersicht der Mischfonds für Schwellenländer-Anlagen
Angaben in Prozent, Sortierung nach Rendite 1/-4/2012, Quelle: Morningstar Direct
Aus der Tabelle oben leiten sich folgende Fragen ab, denen wir nachgehen wollen:
1. Wie sieht die Performance-Bilanz aus?
Eher gemischt. Vergleicht man die Mischfondskategorie mit dem Aktien-Index MSCI Emerging Markets NR, fällt auf, dass die Fonds in guten Zeiten nicht mithalten können. In den ersten 3 Monaten dieses Jahres, in denen Risiko-Anlagen einen sehr guten Lauf hatten, konnte der MSCI-Index um 11,2% zulegen, verglichen mit durchschnittlich 6,39% bei den Mischfonds. Doch wir wollen nicht unfair sein und Äpfel mit Birnen vergleichen (auch wenn viele Emerging-Mischfondsmanager unumwunden zugeben, den MSCI-Index performance-seitig im Blick zu haben). Wir nehmen deshalb eine Aktien-Renten-Benchmark, die hälftig aus dem MSCI Emerging Markets NR und hälftig aus dem JP Morgan EMBI Plus TR besteht. Hier fällt die Bilanz in einigen Zeiträumen für die aktiv verwalteten Fonds gut aus. So schlugen sie die 50:50-Benchmark in den ersten 3 Monaten dieses Jahres (minimal) um 5 Basispunkte. In der Hausse konnte sich die Performance also sehen lassen.
Dehnen wir die Zeiträume länger aus, fällt die Bilanz indes nicht mehr überzeugend aus. Egal, welche rollierenden Zeiträume man nimmt: die Fonds liegen hinten. Ein Beispiel: In den ersten 4 Monaten des Jahres legte die Gruppe der Mischfonds um 6,29% zu. Die Benchmark gewann 7,37%. Noch deutlicher hinken die Fonds in der Periode zwischen Oktober 2011 und März 2012 der Aktien-Renten-Messlatte hinterher: Hier schafften die Fonds nur 9,34% gegenüber dem Benchmark-Plus von 15,39%. Vergegenwärtigt man sich, dass die vergangenen 9 Monate eine extrem schwankungsintensive Zeit an den Börsen war, wird auch der Grund für die Underperformance deutlich: Während bei einer Hausse-Phase wie in den ersten 3 Monaten die Fondsmanager das Markt-Beta gut und besser abgegriffen haben, bereiteten ihnen wechselvolle Märkte probleme. Die aktiven Fonds liegen dabei umso deutlicher hinten, desto größer man das Zeitfenster fasst: Fondsmanager können eben den Markt mehrheitlich nicht erfolgreich timen. Sie liegen mit ihren Wetten deshalb mehr oder weniger deutlich hinter statischen Benchmarks. Was allgemein gilt, kommt bei volatilen Marktperioden noch deutlicher zum Tragen (lesen Sie hier eine Analyse zu Mischfonds).
2. Wie sieht die Risikobilanz aus?
Leider ebenso gemischt. Das ist unschön, vergegenwärtigt man sich, dass das Risikomanagement eines der Hauptargumente für den Vertrieb der Emerging-Markets-Mischfonds darstellt. Hier schneiden die 18 Produkte, aus denen sich die Morningstar-Kategorie zusammensetzt, nicht überzeugend ab. Im Kalenderjahr 2011 konnten die Fonds eben nicht die Verluste begrenzen: Im Schnitt verloren sie 12,01%. Das ist zwar besser als die Bilanz des Aktienindex MSCI Emerging Markets, der um 15,7% nachgab. Aber da wir nicht Äpfel mit Birnen vergleichen wollen, wenden wir uns dem gemischten Index als Benchmark zu. Der 50:50-Index verlor 2011 nur 1,96% und lag damit gut 10 Punkte vor den aktiv verwalteten Mischfonds. Auch die 1-Jahres-Volatilität lag mit 11,37 über der Volatilität des Index (10,28%). Dieses Bild ändert sich nicht, wenn man eine andere beliebte Risikokennziffer verwendet, den maximalen Verlust. Zwischen Mai 2011 und April 2012 verloren die Fonds im Schnitt maximal 10,77%, verglichen mit einem Minus von nur 6,79% bei der Benchmark.
3. Was sagen uns die Zahlen noch?
Die Zahlen zeigen darüber hinaus eine sehr starke Dispersion. Mit anderen Worten: Die Ergebnisse der Fonds liegen weit auseinander.
Stichwort Performance: Per Ende April konnten die besten 20% der Fonds der Kategorie der Emerging-Markets-Mischfonds im Schnitt um 8,89% zulegen, die 20% der schlechtesten Fonds gewannen nur 3,79% hinzu (Index: 7,37%). 2011 verlor das schlechteste Fünftel der Fonds 14,2%, das beste kam 2011 auf ein Minus „nur“ 8,97% (Index: -1,96%).
Stichwort Risiko: Wir erinnern uns: Der maximale Verlust in der Phase Mai 2011 und April 2012 betrug beim Index 6,79%. Die besten 20% der Fonds verloren immerhin noch 18 Basispunkte mehr. Die schlechtesten 20% der aktiv verwalteten Fonds brachen in dem Zeitraum sogar um 15,16% ein. Keine guten Argumente in Sachen Risikomanagement also.
4. Haben also Anleger in diesen Fonds großen Schaden erlitten?
Dafür spricht nicht viel. Unsere Untersuchung ist nicht volumengewichtet. Die 3 Fonds, die das meiste Anlegergeld auf sich vereinen, haben keinen Schiffbruch erlitten. Der PIMCO GIS Emerging Multi-Asset, der Carmignac Portfolio Emerging Patrimoine und der Mediolanum GSF Franklin Templeton Emerging Markets Sel. kommen zusammen auf knapp 1,4 Milliarden Euro, etwa 2/3 des in dieser Kategorie investierten Geldes. Der mit Abstand größte Fonds ist der Carmignac Portfolio Emerging Patrimoine, der rund 760 Millionen Euro auf die Waage bringt. Er konnte in den ersten 4 Monaten dieses Jahres den Index übertreffen, wie auch der von Franklin Templeton gemanagte Mediolanum-Fonds. Nur der Pimco-Fonds lag schlechter als die starre 50:50-Benchmark. Allerdings gilt auch bei den Flaggschifffonds das Gleiche wie für die Peergroup: ihre Bilanz fällt in den turbulenten Monaten Oktober 2011 bis März 2012 nicht sonderlich überzeugend aus: hier lagen allesamt mehr oder weniger deutlich hinter dem Index.
Allerdings relativiert die extrem schlechte Performance einzelner Produkte dieses gemischte Bild bei den Fonds-Schwergewichten: Der mit 6 Millionen Euro an verwaltetem Vermögen kleine und zudem unbekannte Malachit Emerging Market Plus verlor im vergangenen Jahr über 27% und war damit exorbitant 26 Punkte schlechter als der Index.
5. Und was ist die Moral der Geschichte?
Das Fazit ähnelt leider der Bilanz der meisten Kategorien aktiv gemanagter Fonds: Im Durchschnitt schneidet die Masse schlechter ab als eine (zwangsläufig starre) Benchmark. Für Anleger bieten sich also zwei Konsequenzen an: Aktive Investoren, die weder Zeit noch Mühe in die Fondsmanager-Auswahl stecken wollen, können sich inzwischen mit Exchange Traded Funds, also börsennotierten Indexfonds, selber behelfen. Das ist in diesem Beispiel nicht schwierig: Es gibt eine große Zahl an ETFs, die den Aktien-Index MSCI Emerging Markets verfolgen. Und die Zahl der Emerging-Bond-ETFs steigt laufend. Derzeit gibt es einen ETF von iShares am Markt, der als Anleihen-Pendant zum MSCI Aktien-Index in Frage kommt. Ich empfehlen Ihnen hier unseren ETF-Screener, mit dem Sie problemlos die ETFs ihrer Wahl suchen und auch analysieren können (hier gelangen Sie zum Morningstar ETF Screener).
Wer sich indes nicht als Do-it-Yourself-Anleger betätigen will, dem bleibt dennoch nicht die Mühe einer Manager-Prüfung erspart. Anleger werden bei unseren qualitativen Morningstar-Reports fündig. Auch wenn es zu dieser jungen Fondsgruppe noch keine qualitativen Analysten-Ratings gibt, wird das von unseren Analysten bearbeitete Fondsuniversum zunehmend größer. Unser Quickrank bietet Ihnen eine schnelle Übersicht über die von unseren Analysten bewerteten aktiv verwalteten Fonds (hier gelangen Sie zum Research-Quickrank).
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