Auch wenn wir nicht wissen, wie sich die Mehrheit der Kleinanlager im Immobilienfonds CS Euroreal bis zum 21. Mai verhalten wird, lässt das Beispiel des SEB ImmoInvest erahnen, wie groß der Druck der Anleger auf Berater und Vermittler in diesen Tagen ist. Zum einen dürften viele Anleger, die in dem Fonds seit fast zwei Jahren fest sitzen, die Episode einfach nur noch beenden wollen. Zum anderen ist die Hoffnung der Credit Suisse, Anleger in großem Stil bei der Stange zu halten, angesichts der sehr langen Mindesthaltefristen, die dann ab dem 21. Mai gelten werden, sehr ambitioniert.
Zur Erinnerung: Der Credit-Suisse-Fonds wird bei einer erfolgreichen Wiedereröffnung neue Regeln einführen. Die Gesellschaft wird dann mindestens bis April 2013 keine Rückgaben in jeglicher Höhe bedienen. Für Kündigungen von Anlagegeldern von mehr als 30.000 Euro wird der Fonds sogar bis 2014 faktisch geschlossen bleiben (lesen Sie hier mehr). Das Beispiel des SEB ImmoInvest hat gezeigt, dass der Leidensdruck der Anleger offenbar groß ist. Das kann auch für Fans der offenen Immobilienfonds nur als schlechtes Zeichen, als Menetekel, gewertet werden. Die Stimmung für den 6-Milliarden-Euro-Fonds ist also nicht zum Besten.
Problematisch ist zudem, dass Fonds als Halter des CS Euroreal – wie auch beim SEB ImmoInvest der Fall - aller Voraussicht nach auf der Verkäuferseite stehen werden. Zur Erinnerung: Fondsmanager stehen auch deshalb unter großem Verkaufsdruck, weil sie als treuhänderischer Verwalter von Anlegergeldern in der Pflicht sind, das Beste für ihre Anleger herauszuholen. Die Gefahr, auf eine mehr oder weniger vage Hoffnung hin die eigenen Anleger in einem möglicherweise zu liquidierenden Fonds zu halten, dürfte den meisten Dachfondsmanagern und Vermögensverwaltern zu groß sein, zumal die neuen Haltefristen für Fonds, die täglich liquide sein müssen, prohibitiv lang sind.
Da wir über die vollständigen Fonds-Holdings eines Großteils der in Europa zum Vertrieb zugelassenen Fonds verfügen, können wir eine Annäherung an die Bestände von Fonds im CS-Euroreal wagen.
Laut den Daten von Morningstar dürften maximal 300 Millionen Euro, also 20% des Vermögens des CS Euroreal in anderen Fonds stecken. Pikanterweise könnte den von der Credit Suisse selber gemanagten Fonds eine mitentscheidende Rolle bei Poker um den offenen Immobilienfonds des Konzerns zukommen. Die untere Tabelle zeigt die größten Fonds-Investoren im CS Euroreal. Rot sind dabei die von der Credit Suisse verwalteten Fonds markiert, die Anteile am eigenen Immobilienfonds halten. Sie sind für den CS Euroreal Wackelkandidaten; nicht nur, weil die Fonds im besten Interesse der eigenen Anleger handeln müssen, sondern auch, um zu vermeiden, dass sie selber in die Liquiditätsklemme zu kommen. Über die Absichten der hauseigenen Fonds der CS Asset Management ist indes nichts bekannt.
Auch die anderen Top-Holder des SEB ImmoInvest werden wenig Unterstützung bieten: Der von der DWS verwaltete DB Immoflex ist bereits in der Auflösung, das Schwesterprodukt DWS ImmoFlex Vermögensmandat wurde Anfang April eingefroren. Auch diese Fonds dürften versuchen, am 21. Mai Kasse zu machen.
Tabelle: Auch die hauseigenen CS-Fonds stehen unter Verkaufsdruck
Sortierkritierium: Wert der CS Euroreal-Anteile in dem jeweiligen Fonds, Daten per Ende März 2012, Quelle: Morningstar Direct
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