In unserer dreiteiligen Serie zur optimalen Portfoliokonstruktion erläutern wir Do-it-yourself-Investoren, wie ETFs als Portfoliobausteine am besten eingesetzt werden können, sei es taktisch oder strategisch. Im ersten Teil unserer Serie sind wir zu der Erkenntnis gelangt, dass ETFs trotz einiger Nachteile sehr nützliche Werkzeuge für Anleger sind, die ihre Portfolios selber konstruieren möchten.
Heute werden wir uns genauer anschauen, wie ETFs sowohl
strategisch als auch taktisch in einem Portfolio eingesetzt werden können. Im dritten und letzten Teil analysieren wir dann verschiedene Beispiel-Portfolios, die zu 100% aus ETFs bestehen.
ETFs als strategischer Baustein
Wie bereits im ersten Teil diskutiert, bieten ETFs eine ganze Reihe an Vorteilen. Aufgrund ihrer Eigenschaften können sie daher hervorragend auf verschiedene Weise strategisch in einem Portfolio eingesetzt werden. Doch kommen wir nun zum Aufbau des Basisportfolios. Woraus soll es bestehen? Welche Asset-Klasse soll mit welcher Gewichtung Eingang ins Portfolio finden?
Die genannten Entscheidungen müssen mit Bedacht getroffen werden, denn die Asset-Allocation, also der richtige Mix der Vermögenswerte, ist schließlich das A und O in der Vermögensverwaltung. Das Research-Haus Ibbotson Associates hat bereits im Jahr 2000 eine Studie veröffentlicht, die zum Ergebnis hatte, dass 91% der Rendite durch die richtige Asset-Allocation des Kernportfolios erzielt wurden. Lediglich 5% der Rendite waren auf die Wertpapierauswahl zurückzuführen.
Üblicherweise bilden Investoren ein Portfolio aus Aktien und Renten, wobei sie sich von Aktien eine höhere Rendite versprechen und Anleihen zur Diversifikation bzw. zur Risikominderung des Portfolios beitragen sollen.
Das typische Portfolio ist meistens ein 60/40 Portfolio, bestehend aus 60% Aktien und 40% Anleihen. Das Problem hierbei ist jedoch, dass diese Allokation eine Wette auf das Aktienrisiko darstellt, da die Aktienmarktvolatilität diesem Fall ca. 90% der Gesamtvolatilität im Portfolio ausmacht. Sprich: die Wertentwicklung wird hauptsächlich von der Aktienmarktentwicklung beeinflusst – sowohl nach oben als auch nach unten, was wiederum eine Wette auf fallende Inflation und Wirtschaftswachstum darstellt.
Aktien haben die beste Performance, wenn die Wirtschaft wächst und die Inflation fällt. Anleihen sind dann zu bevorzugen, wenn die Wirtschaft schrumpft und die Inflation zurückgeht. Daher sollten Investoren ihre Portfolios optimieren, indem sie sie gegen Inflation absichern und dabei gleichzeitig die Aktienvolatilität reduzieren, was auf verschiedene Weise erreicht werden kann. Als erstes seien hier alternative Anlageklassen genannt. Welche Rolle ETFs hierbei spielen können, erläutern wir in den nächsten Abschnitten.
ETFs als strategischer Baustein – Alternative Anlageklassen
Investoren können heute über ETFs bequem in alternative Anlageklassen investieren, die früher für sie nur schwer erreichbar bzw. oft mit hohen Kosten verbunden waren.
Mit dem immer breiter werdenden Angebot an ETFs können Anleger heutzutage zum Beispiel bequem und schnell Anlagen in Rohstoffe tätigen. Die Hinzunahme von Rohstoffen in einem Portfolio erhöht nicht nur die Diversifikation, sondern dient zudem auch als Absicherung gegen unerwartet auftretende Inflation. In der Vergangenheit stellte steigende Inflation oft ein wichtiger Renditetreiber für den breiten Rohstoffsektor dar. Mehr zum Thema Rohstoff-ETFs finden Sie hier.
Aber auch Immobilien, in Form von Immobilienaktien (REITS), können sich Investoren nun dank ETFs problemlos in ihr Portfolio legen. REITS peilen konstante Dividendenrenditen an und sind daher für einkommenshungrige Anleger besonders gut geeignet. Diese Form der Immobilienanlage bietet Investoren Zugang zu einer relativ illiquiden Anlageklasse mit aktienähnlichen Renditen und anleiheähnlichem Einkommen. Dennoch sollten sich Investoren darüber im Klaren sein, dass sich ein direktes Immobilieninvestment anders verhält als eine Anlage via Immobilienaktien bzw. ETFs auf Immoblienaktien. REITs-ETFs haben eine relativ hohe Korrelation zu den Aktienmärkten und bieten daher nur begrenzte Diversifikationsmöglichkeiten. Dennoch besitzen Immobilienaktien eine Reihe an Vorteilen gegenüber einer Direktanlage. Zum Beispiel sind weder Kredite noch Instandhaltungskosten nötig, zudem sind REITs, bzw. ETFs auf REITs wesentlich liquider. Mehr zum Thema Immobilien-ETFs können Sie hier nachlesen.
Hedgefonds und Private Equity werden wiederum häufig von Privatanlegern gehalten, die sowohl die Diversifikation als auch das Renditepotenzial ihres Portfolios verbessern möchten. Jedoch ist bei diesen Instrumenten Vorsicht geboten, denn Hedgefonds ist nicht gleich Hedgefonds. Jeder Hedgefonds-Index vereint entsprechend heterogene Strategien mit unterschiedlichen Gewichtungen. Die Sub-Indizes zeichnen sich wiederum durch sehr eigene Merkmale aus. Zum Beispiel halten „Equity Hedge“ Strategien sowohl Long- als auch Shortpositionen, üblicherweise in Aktien und aktienähnlichen Derivaten, und können entweder den gesamten Markt abdecken oder auf einzelne Sektoren konzentriert sein. Bei der „Event Driven“-Strategie investiert der Fondsmanager in Firmen, die derzeit oder zukünftig in Unternehmenstransaktionen, wie z.B. Fusionen, Umstrukturierungen, Aktienrückkäufe oder Übernahmeangebote, involviert sind. (lesen Sie hier mehr zum Thema „Macro CTA“, bzw. CTA). Manager für „Relative Value“-Strategien nutzen wiederum die relative Preisdiskrepanz zwischen Aktien, Anleihen, Optionen oder Futures aus, in der Hoffnung, Mehrwert zu schaffen, sobald sich die Preisdiskrepanz wieder nivelliert.
Generell können Hedgefonds eine sinnvolle Portfolioallokation darstellen. Investoren müssen jedoch die zugrundeliegende Strategie genau verstehen, da jeder Typus unter verschiedenen Marktbedingungen anders reagiert. Zudem sollte im Hinterkopf behalten werden, dass Hedgefonds-Indizes mit einer Reihe von Problem behaftet sind; Hedgefonds-Manager können selbst entscheiden, ob ihr Produkt in einem Index gelistet wird. Außerdem können Hedgefonds ihre historische Performance vor dem eigentlichen Listing hinzufügen, beziehungsweise die gesamte Performance-Historie nach dem Verlassen aus dem Index streichen lassen. Dennoch spiegeln sich einige der bekannten Probleme eher in der Datenbank und nicht in den Indizes wider und betreffen Investoren in den ETFs auf die investierbaren Hedgefondsstrategien damit nur teilweise. Einen ausführlicheren Artikel zum Thema Hedgefonds können Sie hier finden.
Bei Private Equity-Indizes stellt sich ein ganz ähnliches Problem: Private Equity-ETFs bieten oft keinen adäquaten Zugang zu dieser Produktklasse, da die meisten Unternehmen in Private Equity Indizes nur einen kleinen Teil ihres Einkommens in diesem Bereich generieren. (lesen Sie hier mehr zum Thema Private Equity ETFs).
ETFs als strategischer Baustein – Liquiditätsmanagement
Anleger, die aktiv gemanagte Investmentfonds bevorzugen, können dennoch die Liquiditätsvorteile von ETFs innerhalb ihrer Portfoliokonstruktion sinnvoll nutzen, ohne dabei den erhofften Mehrwert aktiver Fonds opfern zu müssen. In den meisten Fällen streben sie eine vordefinierte Asset-Allokation an. Nehmen wir ein mit aktiven Fonds bestücktes 60/40 Aktien-Renten-Portfolio als Beispiel. Hier können jeweils 5-10% in Aktien- bzw. Renten-ETFs investiert werden, um das Portfolio periodisch wieder in die 60/40-Ausgangsposition zurückzubringen. Aufgrund der hohen Liquidität von ETFs ist das regelmäßige Umschichten einfacher und kostengünstiger gestaltbar als mit aktiven Fonds. Auch institutionelle Investoren nutzen den Liquiditätsvorteil von ETFs, etwa dann, wenn sie aktive Fondsmanager austauschen möchten, das Vermögen während der Übergangsphase aber weiterhin investiert bleiben soll.
ETFs als strategischer Baustein – Differenzierte Betrachtung des Anleihenuniversums
Bei Anleihen-ETFs bedarf es einer differenzierten Betrachtung, da ein breit aufgestellter Bond-Index, der durch einen ETF abgebildet wird, nicht immer die beste Variante für Anleger darstellt. Im Gegensatz zu den Aktienmärkten sind die Märkte für Anleihen im Handel recht ineffizient, zudem stellen Anleihen meist ein Langzeitinvestment dar. Dies hat Preisbildungsprobleme und Illiquidität zur Folge, was sich letztendlich in der einen oder anderen Form im ETF widerspiegelt, z.B. in Gestalt weiter Geld-Brief-Spannen. Mehr zur Problematik von Anleihen-Indizes können Sie hier nachlesen.
Investoren haben jedoch die Möglichkeit via ETFs in ganz bestimmte, kleine Märkte zu investieren und damit ein paar Probleme dieser Anlageklasse zu umgehen. Zudem können sie damit Ihr Portfolio besser ihren Wünschen oder Erwartungen anpassen. Anleihen-ETFs, die spezielle Laufzeitensegmente abbilden, sind zum Beispiel ein sehr geeignetes Mittel, um die Duration eines Portfolios an Zinserwartungen anzupassen. Derzeit sind die Zinsen auf einem historischen Tiefstand und werden früher oder später wieder ansteigen. Im Falle einer Zinsanhebung ist es daher von Vorteil, ein Portfolio zu besitzen, das relativ zur Benchmark eine kürzerer Duration aufweist, um weniger unter einer Zinserhöhung zu leiden. Auch können diese ETFs dazu benutzt werden, um sich inflationsindexierte Anleihen ins Portfolio zu legen. Derzeit liegt die Inflation über der Zielrendite der EZB, und daher macht eine solche Portfolioalloktion, insbesondere für Langzeitinvestoren, immer Sinn. Mit ETFs auf Unternehmensanleihen können Anleger opportunistisch reagieren, z.B. wenn die Bewertungen unverhältnismäßig ausfallen, bzw. wenn sie einen Mehrertrag auf der Rentenseite durch die Vereinnahmung der Credit-Spreads erzielen möchten.
ETFs als strategischer Baustein – Risikoabsicherung
Die meisten ETFs bilden einen breit aufgestellten, diversifizierten Index ab und können daher sehr gut eingesetzt werden, um bestehende Risiken in einem Portfolio abzufedern. Diese können z.B. aus einer hohen Sektor- oder Einzeltitelkonzentration stammen. Sprich: Ein ETF könnte in diesem Fall zu einer verbesserten Portfoliodiversifikation beitragen und dadurch das unsystematische Risiko reduzieren.
Aber auch bei individuellen, risikobehafteten Investments kann durch das Hinzufügen von breit aufgestellten ETFs das Portfolio optimiert werden.
ETFs als taktischer Baustein
ETFs können sowohl als strategisches Langzeitinvestment eine sinnvolle Komponente als Portfoliobaustein darstellen, aber auch als kurzfristiges, taktisches Investment. Die taktische Asset-Allokation ergänzt die strategische Asset-Allokation hier sehr gut. Die taktische Komponente kann dazu dienen, kurzfristig auf Chancen innerhalb bestimmter Märkte oder Branchen zu reagieren, mit der Zielsetzung die Gesamtrendite des Portfolios zu erhöhen. Gleichzeitig kann die taktische Asset-Allokation genutzt werden, um kurz- bis mittelfristige Risiken, wie z.B. Währungs- oder Inflationsrisiken, in einem Portfolio abzusichern.
Grundsätzlich kann die taktische Asset-Allokation, bzw. die Über- oder Untergewichtung, auf fundamentalen oder technischen Faktoren basieren. Bei der fundamentalen Analyse werden meist verschiedene Kennzahlen, wie Unternehmensgewinne oder Dividenden, oder auch Makrodaten zur Konjunkturentwicklung herangezogen. Bei der technischen Analyse werden Kurs-Charts analysiert bzw. Kursdaten ausgewertet, um kurzfristige Markttrends auszunutzen.
Investoren können sich zum Beispiel bestimmte Sektoren sehr einfach ins Portfolio legen, die aufgrund ihrer Analyse unterbewertet sind. Aber genauso können Investoren bestimmte Regionen oder Länder in ihrem Portfolio übergewichten, von denen sie sich eine Outperformance versprechen. Mit inversen bzw. gehebelten Produkten kann auf kurzfristige Markttrends gewettet werden. Aber auch langfristige Trends, wie z.B. alternative Energien (Infrastruktur, Wasser, usw.) können via ETFs kostengünstig in einem Portfolio abgebildet werden.
Investoren sollten jedoch ihren Fokus auf die strategische Asset-Allokation legen, da die taktische Asset-Allokation laut der Studie von Ibbotson Associates lediglich 2% der Gesamtrendite ausmacht.
Fazit
Ob strategisch, taktisch oder in einem Portfolio bestehend aus aktiv gemanagten Fonds: ETFs können überall sinnvoll und gewinnbringend eingebracht werden und sollten daher für kein Portfolio bereits im Vorfeld ausgeschlossen werden.
Im dritten und letzten Teil unserer Serie werden wir verschiedene Beispielportfolios, die zu 100% aus ETFs bestehen, analysieren, um das Gelernte in die Praxis umzusetzen.
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Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.