Investoren werden seit Jahren mit dem immer gleichen Mantra der Fondsanbieter und des Finanzvertriebs konfrontiert: „Emerging Markets boomen, seien Sie dabei!“. Das Argument der Finanzdienstleistungsindustrie lautet ungefähr so: Während sich das Wachstum in den Industrieländern verlangsamt und die Bevölkerung vergreist, sind die aufstrebenden Staaten auf dem Sprung - angetrieben von einer hungrigen, jungen Mittelschicht, die gleichermaßen produktiv wie konsumhungrig ist. Um von diesem Wachstum zu profitieren, so die konventionelle Weisheit, müsse man folglich in Schwellenländer-Aktien investieren.
Aber zahlt sich diese auch für Anleger aus? Hier sind Fragezeichen angebracht, auch wenn das Wirtschaftswachstum der Entwicklungsländer eine unbestreitbare Tatsache ist. Die Schlussfolgerung der Fondsindustrie ist indes alles andere als zwangsläufig. Es besteht nämlich – vorsichtig formuliert - kein linearer Zusammenhang zwischen dem Wirtschaftswachstum und der Börsenentwicklung. Wer vor fünf Jahren einen Indexfonds auf den MSCI Emerging Markets kaufte, konnte sich bei einer Volatilität von über 20% pro Jahr nicht einmal den realen Kapitalerhalt sichern.
Wem deshalb die Volatilität der Schwellenländermärkte zu hoch ist und dennoch von dem Wachstum der aufstrebenden Ökonomien profitieren will, kann das über Anlagen in globale Konzerne aus den USA, Europa und Japan tun. Dass Autohersteller wie Volkswagen oder Daimler zu den Profiteuren der Globalisierung zählen, ist hinlänglich bekannt. Wir wollen jenseits der bekannten Autostory Ihnen zwei andere Beispiele vorstellen.
Stichwort Konsumgüter: Nestlé und Co. sind die wahren Gewinner
Das Aufkommen einer kaufkräftigen Mittelschicht ist heute eines der wichtigsten Argumente für Emerging-Markets. Bis zum Jahr 2020 könnten die Zahl der Mittelklasse-Konsumenten dort höher liegen als in Europa und den USA. Euromonitor schätzt darüber hinaus, dass bis 2015 rund 75% der Bevölkerung in Ballungszentren weltweit in den Schwellenländern beheimatet sein wird – ausgestattet mit entsprechenden typisch städtischen Konsumbedürfnissen.
Nun stellt sich die Frage, wer von dem der steigenden Kaufkraft in erster Linie profitieren wird: die lokalen Unternehmen in den Schwellenländern oder internationale Konzerne? Werden eher die kleinen Garküchen in Südasien von dem wachsenden Hunger nach Fast-Food profitieren oder globale Franchise-Unternehmen wie McDonalds oder Kentucky Fried Chicken? Werden eher die Handtaschen der lokalen Designer in China „in“ sein oder Luxusprodukte von Louis Vuitton?
Das Pendel dürfte in erster Linie in Richtung Global Player wie LVHM, Nestlé, Diageo, SABMiller, Inditex, adidas, H&M, Heineken und Henkel ausschlagen. Mit ihren etablierten Marken dürften diese globalen Player der lokalen Konkurrenz das Leben sehr schwer machen. Zumal diese Konzerne weltweit vertreten sind und somit weniger den operativen Risiken typischer Schwellenländer-Unternehmen ausgesetzt sein. Zudem haben die globalen Player in der Regel einen besseren Zugang zu den Kapitalmärkten als die lokale Konkurrenz, die wiederum außerdem häufig mit typischen (lokalen) Infrastrukturschwierigkeiten zu kämpfen hat.
„Wir glauben, dass stark kapitalisierte Unternehmen mit einer guten Logistik und einem starken Vertrieb, die von Skaleneffekten profitieren und zugleich die Mittel haben, in ihren Brand zu investieren, am besten vom Konsumwachstum in den Emerging Markets profitieren werden“, so Morningstar Analyst R. J. Hottovy. Natürlich seien dabei Kenntnisse der Lage in den jeweiligen Schwellenländermärkten nötig. Von den globalen Konsumgüterherstellern bevorzugt Hottovy die niederländische Heineken, die derzeit um den Kauf von 50% der Anteile von Asia Pacific Breweries buhle, und die deutsche Henkel, die mit Marken wie Purex, Schwarzkopf und Dial in den Schwellenländern punkte.
Stichwort Pharma: Anleger überschätzen die Markteintrittsbarrieren
Derzeit werden hohe Markteintrittsbarrieren für westliche Pharma-Konzerne in Schwellenländern vorausgesetzt. Ein Fehler, glaubt Morningstar Pharmaanalyst Damien Conover. Investoren unterschätzten die strategischen Vorteil von Unternehmen wie Bayer, Sanofi oder GlaxoSmithkline. Die jüngsten, auch regulatorisch bedingten Turbulenzen in den Schwellenländern und die zu niedrig eingeschätzten Margen der Pharma-Firmen trübten Anlegern die Sicht, so Conover.
Conover prognostiziert, dass der Anteil der großen Pharma-Konzerne am Umsatz in den Schwellenländern von 19% im Jahr 2011 auf 26% Ende 2015 steigen werde. Unser Pharma-Analyst erwartet, dass immer mehr Anleger auf den fahrenden Zug aufspringen werden, wenn das große Potenzial der Absatzmärkte erkannt werde. Zu seinen Favoriten zählt die Schweizer Novartis, deren direkte und indirekte Emerging-Markets-Umsätze auf deutlich mehr als die derzeit ausgewiesenen 10% lägen.
Doch wie können Investoren von diesem indirekten Zugang zu Emerging Markets profitieren? Es gibt mehrere Möglichkeiten: Sie können gezielt zum einen auf Fonds setzen, die auf Konsumgüter fokussiert sind (klicken Sie hier, um auf unser Auswahl-Tools Quickrank bzw. ETF-Quickrank zu gelangen) oder auf solche, die auf Pharma-Unternehmen spezialisiert sind (klicken Sie hier auf Quickrank bzw. ETF-Quickrank).
Da Branchenfonds in aller Regel allerdings zu wenig diversifiziert sind, um für Privatanleger als Kernanlage in Frage zu kommen, haben wir versucht, einen goldenen Mittelweg zu finden. Sie finden im zweiten Teil des Artikels (klicken Sie hier) eine Auswahl an Emerging-Markets-Fonds, die über ein positives Morningstar Analyst Rating verfügen und die darüber hinaus in Globalisierungsgewinner investieren - unabhängig davon, woher sie stammen.
Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.