Als wir uns im vergangenen Herbst anschickten, flexible Mischfonds unter die Lupe zu nehmen (Sie gelangen hier zum 1. Teil der Analyse "Mischen possible?"), war der Run der Anleger auf diese Produktkategorie bereits voll im Gange. Abgeschreckt von der hohen Aktienmarktvolatilität schichteten Anleger europaweit massiv von Aktienprodukten in Asset-Allocation-Fonds um.
Beide Trends halten seit unserer letzten Analyse vom November 2011 an: Die Aktienkurse schwanken nach wie vor heftig, Anleger verkaufen Aktienfonds und setzen im Gegenzug auf die Kompetenz der Manager gemischter Fonds. Wie unsere Morningstar Absatzstatistik zeigt, sind in den ersten 9 Monaten des Jahres europaweit netto 17,7 Milliarden Euro in Mischfonds geflossen, während zugleich knapp 20 Milliarden Euro aus Aktienfonds abgeflossen sind. Stark gefragt sind 2012 auch flexibel anlegende Mischfonds.
Wir haben unsere Analyse zu Mischfonds vom vergangenen Herbst (per 31. Oktober 2011) bis zum 30. September dieses Jahres fortgeschrieben. Wir waren neugierig, wie die Fondsmanager mit den abrupten Trendwechseln an den Märkten zurecht gekommen sind. Dabei haben wir den Fokus – wie im vergangenen Jahr auch - auf die Fonds der Morningstar Kategorie Mischfonds flexibel gelegt, die eine Aktienquote von 0-100% fahren können. Unser Sample umfasst erneut alle Produkte, die seit März 2003 am Markt sind (die Details zu unserer Vorgehensweise können Sie im o.g. Artikel nachlesen).
Überwiegend dynamische Underperformer am Werk
Ist die Ankündigung der Fondsanbieter, das Anlegervermögen je nach Marktsituation erfolgreich in Aktien, Renten und Cash zu allokieren, in den vergangenen Monaten aufgegangen? Bringen „dynamische Asset Allocation-Modelle“, „Vermögensverwaltende Mischfonds“, „taktische Multi-Asset-Fonds“ und wie die Produkte alle heißen einen Mehrwert?
Leider nicht. Wie der Titel unserer Analyse andeutet, ist es den Fondsmanagern en Gros nicht gelungen, die sprunghaften Märkte in den Griff zu bekommen. Hatten wir unsere letzte Auswertung noch hoffnungsfroh mit der Frage „mission possible?“ betitelt, müssen wir nunmehr ernüchtert konstatieren: Das „Mischen“ erwies sich als „mission impossible“.
Wie die Untersuchung der Morningstar Kategorie EUR Flexible Allocation zeigt, haben die 81 Fonds zwischen November 2011 und September 2012 im Schnitt 7,3% zugelegt. Das klingt auf den ersten Blick nach einer ordentlichen Performance, ist aber deutlich weniger als die Rendite der Benchmark, die sich zu je 50% aus dem Bond-Index Barclays Capital Euro Aggregate TR und dem Aktienindex FTSE World TR zusammensetzt. Auch wenn wir uns in einer gefühlten Dauerkrise befinden, haben die Aktienmärkte seit Ende 2011 kräftig zugelegt. In den zwischenzeitlichen Tiefs wirkte eine hohe Bond-Quote stabilisierend.
Die 50:50 Aktien-Renten-Benchmark legte in den vergangenen elf Monaten um 15,1% zu. Flexible Mischfonds haben also im Schnitt 7,8% underperformt.
Ernüchternd fällt auch die Bilanz aus, wenn man die Risikoseite betrachtet. Die Standardabweichung der Fonds-Renditen betrug zwischen November 2011 und September 2012 annualisiert 7,02%, die Volatilität der Benchmark lag indes nur bei 5,18%. Die risikoadjustierte Rendite fällt bei den Fonds also noch ungünstiger als bei der Benchmark aus.
Tabelle: Rendite-Risiko-Profil flexibler Mischfonds 12.2011 bis 30.9.2012
Natürlich war das vergangene Jahr schwere Kost für Fondsmanager. Jeden Risk-on- und Risk-off-Trend an den Märkten einzufangen, war angesichts der Sprunghaftigkeit der globalen Aktienindizes eine Herausforderung. Wir erinnern uns: Auf die Eskalation der Euro-Krise bis November 2011 folgte die Erleichterung über das Banken-Rettungsprogramm der Europäischen Zentralbank (LTRO I und II). Die Freude währte allerdings nicht lange: Ab Mitte März dieses Jahres sackten die Aktienkurse europaweit bereits wieder ab, und im Sommer erreichte die Verunsicherung über die Eurokrise erneut einen Höhepunkt. Das Blatt wendete sich erneut, als EZB-Präsident Mario Draghi Ende Juli das Bekenntnis abgab, den Euro „um jeden Preis“ retten zu wollen. Bis Ende September, dem Ende unserer Untersuchung, schossen die Aktienkurse erneut nach oben.
Sollte man den Fondsmanagern diese Ausnahmesituation zugutehalten? Streng genommen verbietet sich das, denn, wie böse Zungen ätzen, ist jede Marktsituation einzigartig, und wer nach dem Motto verfährt „this time it´s different“, läuft Gefahr, den Trends immer nur hinterher zu rennen. Zudem: Wer die Flexibilität des eigenen Investmentansatzes wie eine Monstranz vor sich herträgt, muss sich an seinen eigenen Ansprüchen auch messen lassen. Wer vorgibt, die Benchmark schlagen zu können, sollte dies auch tun, egal, wie erratisch die Märkte sind.
So weit, so ernüchternd also. Wir wollten es aber noch genauer wissen. Wir haben weiter oben die einzelnen Marktphasen der vergangenen Monate erwähnt. Lassen sich hier abweichende Muster erkennen?
Nicht wirklich. In keiner dieser (stark ausgeprägten) einzelnen Phasen zwischen Dezember 2011 und September 2012 gelang es flexiblen Mischfonds, die 50:50-Benchmark zu übertreffen.
Tabelle: Rendite-Risiko-Profil flexible Mischfonds während der vergangenen Monate
Nicht wesentlich anders sieht das Bild aus, wenn man man den Zeitraum seit August 2011 hinzunimmt, als die Aktienkurse binnen kurzer Zeit infolge der Eskalation der Euro-Schuldenkrise gen Süden zeigten , wie die untere Tabelle zeigt. (Und dass die Langfristbilanz seit 2003 bei flexiblen Mischfonds nicht gut ist, haben wir bereits in der Auswertung vom Herbst 2011 feststellen müssen.)
Tabelle: Als Dax und Co. im August 2011 abstürzten, waren flexible Mischfonds mit dabei
Steilvorlage für Do-it-yourself-Anleger
Das erneute Scheitern flexibler Mischfonds wirft grundsätzliche Fragen auf. Wenn Privatanleger die - prinzipiell richtige – Schlussfolgerung treffen, dass sie angesichts der erratischen Märkte besser bedient sind, die Verantwortung für die richtige Vermögensaufteilung zu delegieren, dann sind flexible Asset-Allocation-Vehikel nicht die richtige Wahl. Die Ergebnisse dieser und der vorangegangenen Untersuchung nähren berechtigte Zweifel an der Tauglichkeit der Fonds als Allwetterprodukte. Zumindest in der Breite.
Besonders bedenklich ist unser Befund zur jüngsten Marktphase. Nur 6 von 81 Fonds ist es zwischen Dezember 2011 und September 2012 gelungen, den vollkommen starren 50:50-Aktien-Renten-Vergleichsindex zu übertreffen – wohlgemerkt nicht risikoadjustiert.
Auch wenn es die Marketing-Botschaften der Produktanbieter suggerieren: bei flexiblen Mischfonds handelt es sich eben nicht um „Alleskönner“, sondern um Fonds, denen es vielleicht nicht so gut bekommt, dass ihre Manager alles tun dürfen. En Gros sind die 0-100-Fonds jedenfalls mit den ihnen eingeräumten Freiheiten überfordert. Die Fondsbranche ist bisher den Beweis schuldig geblieben, dass sie dynamische Asset Allocations-Strategien für Anleger erfolgreich umsetzen kann.
Insofern lässt sich am Gesetz der großen Masse die Schlussfolgerung ableiten, dass Anleger mit breit diversifizierten, statischen 50:50-Portfolios in den allermeisten Fällen deutlich besser fahren als mit aktiv verwalteten Mischfonds. Do-it-yourself-Anleger können sich ermutigt fühlen, ihr Portfolio aus einem global diversifzierten Aktien-ETF und einem globalen Renten-ETF selbst zusammenzubauen. Wichtig ist hierbei, das Portfolio einmal jährlich auf die ursprüngliche 50:50-Ausgangsposition zurückzubringen.
Doch wir wollen einen Schritt weiter gehen und jenseits der grauen Masse der großen Durchschnitte uns die Ebene der Einzelfonds näher ansehen. So, wie bereits in der letzten Auswertung praktiziert, werden wir in der nächsten Folge prüfen, ob und welche Performance- und Risikomuster innerhalb der Gruppe der flexiblen Mischfonds erkennbar sind. Wir geben die Suche nach den Outperformern nicht auf - vielleicht lassen sich ja langjährige konsistente Muster bei einzelnen Fonds in einzelnen Marktphasen ausmachen?
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