Der erste Teil unserer Untersuchung zu flexiblen Mischfonds hat ein gleichermaßen vertrautes wie ernüchterndes Bild geliefert: Der Alltag von aktiv gemanagten Mischfonds ist grau. Sehr grau, wenn man die großen Durchschnitte betrachtet. Wir erinnern uns: In der Summe haben flexible Mischfonds in den vergangenen 12 Monaten enttäuscht. Die Fonds lagen weit hinter einer starren 50:50-Aktien-Renten-Benchmark. Nur 6 der 81 Fonds, die flexibel in Aktien und Renten investieren, konnten ihre Benchmark übertreffen. Wohlgemerkt: nicht-risikoadjustiert.
Wir mussten in der vergangenen Woche – wie auch in unserer viel beachteten Untersuchung vom vergangenen Jahr – feststellen, dass die meisten Fondsmanager mit ihren Anlagefreiheiten wenig Konstruktives anzufangen wussten.
Nach dem Blick auf die großen Durchschnitte wollen wir nun der Frage nachgehen, welche Fonds über lange Zeiträume überzeugt haben und wie sich diese Produkte in den sprunghaften Märkten seit Ende 2011 geschlagen haben. Wir stellen dabei die Fonds des ersten Quartils vor, die eine Performance-Historie seit dem Jahr 2003 aufweisen.
Die 21 Fonds des ersten Quartils konnten seit 2003 im Schnitt gegenüber der 50:50-Aktien-Renten-Benchmark eine Outperformance erzielen. Sie erbrachten im Schnitt eine Rendite von 7,17% pro Jahr, 44 Basispunkte mehr p.a. als die Benchmark. Allerdings schnitten nur 14 der 21 Fonds besser ab als der Index. Die Luft wird also recht schnell dünn bei flexiblen Mischfonds. Der Durchschnitt aller seit 2003 am Markt befindlichen flexiblen Mischfonds erwirtschaftete lediglich eine Rendite von 4,32%.
So weit, so gut. Weniger gut ist allerdings, dass die Outperformance der Fonds im ersten Quartil mit einem überdurchschnittlich hohen Risiko erkauft wurde. Mit einer Volatilität von 9,97% pro Jahr war das Risiko der Top-Fonds nicht nur deutlich höher als das der Benchmark (6,73%), sondern lag auch über dem Durchschnitt aller Mischfonds (9,10%). Wer outperformt, gibt beim Beta kräftig Gas. Die Sharpe Ratio, also die Kennziffer, die die Überschussrendite des eingegangenen Risikos illustriert, ist für die Fonds im ersten Quartil mit minus 0,07 negativ. Salopp gesagt hat sich das Risiko also im Verhältnis zum gelieferten Ertrag per Saldo nicht gelohnt.
Tabelle: Rendite-Risiko-Profil der Mischfonds des 1. Quartils seit 2003
Noch weniger schmeichelhaft sieht das Bild der langfristig guten Fonds für die Zeit zwischen Dezember 2011 und September 2012 aus. Auch wenn diese Fonds in der jüngsten Marktphase besser als der Durchschnitt performen konnten - vom Index waren sie dennoch Meilen weit entfernt. Auch das Risiko war überdurchschnittlich, wie die untere Tabelle zeigt.
Tabelle: Das Rendite-Risiko-Profil der langfristigen Outperformer wird schlechter
Kommen wir nun zu den Fonds im Einzelnen. Unsere Tabelle zeigt die Mischfonds des ersten Quartils, sortiert nach der Performance zwischen April 2003 und September 2012. Wir sehen im Ranking der Top-Performer ein relativ stabiles Bild gegenüber der Vorjahres-Untersuchung (Rang Vorjahr in Klammern).
Die untere Tabelle zeigt das Ranking der erfolgreichsten flexiblen Mischfonds zwischen April 2003 und Ende September 2012. Einige Veränderungen hat es seit der letzten Untersuchung im November 2011 gegeben, was auf die relative Schwäche bzw Stärke einzelner Fonds in den vergangenen Monaten zurückgeht. Rechts neben der Spalte mit den Fonds-Namen finden sich die Performance-Daten für die Zeit zwischen 2003 und 2012. Die grün unterlegten Felder weisen die Rendite per anno zwischen April 2003 und September 2012 aus. Die grüne Markierung zeigt, dass es sich um die Fonds des ersten Quartils handelt. Weiter rechts daneben finden sich die (kumulierten) Performance-Daten für die Zeit zwischen Dezember 2011 und September 2012. Hier zeigt sich, dass sich längst nicht alle langfristig erfolgreichen Fonds auch in der jüngsten Marktphase gut geschlagen haben. Die blaue Unterlegung deutet an, dass sich ein langfristig erfolgreicher Fonds zuletzt im 2. Performance-Quartil befunden hat. Die zuletzt wenig erfolgreichen Fonds des dritten und vierten Quartils sind mit den Farben gelb bzw. rot unterlegt.
Tabelle: Wie sich das langfristige Bild bei den Top-Performern verändert hat
Der vom Heidelberger Vermögensverwalter FPS verantwortete Multiadvisor Sicav - Esprit belegt nunmehr aufgrund der sehr guten Performance in den vergangenen 12 Monaten Platz 1 unter den flexiblen Mischfonds. Er rückt 3 Positionen auf. Der von Gregor Zours gemanagte Fonds zeichnet sich durch einen diskretionären, fundamental orientierten Ansatz aus. Zuletzt war der Fonds nahezu vollständig in Aktien investiert, was ihm im Hausse-Jahr 2012 (das kaum einem Investor als solches erinnerlich sein dürfte) sehr zugute kam. Zours konzentriert sich auf unterbewertete Beteiligungsgesellschaften, ertragsstarke Geschäftsmodelle und Spezialsituationen und investiert dabei vor allem in kleinkapitalisierte deutsche Unternehmen. Angesichts der Aktienlastigkeit überrascht die hohe Volatilität des Fonds von 12% nicht.
Aufgerückt in das erste Fonds-Quartils ist der von Frédéric Leroux verwaltete Dachfonds Carmignac Profil Reaktiv 100. Er belegt im Langfrist-Ranking Platz 16 per Ende September 2012. Zum einen konnte Leroux die Verluste in der zweiten Jahreshälfte 2011 durch eine relativ niedrige Aktienquote von nur 45% stark begrenzen. Im Gegenzug schwamm der Fonds in diesem Jahr relativ gut mit, auch wenn Leroux– entsprechend den Carmignac-Zielfonds, in die er investiert – ein großes Übergewicht in Schwellenländer-Aktien hielt. Immerhin wurde die Quote an Euroland-Aktien 2012 bei Carmignac stärker gewichtet als noch 2011. Per Ende September lag die Aktienfondsquote des Carmignac Profil Reactif 100 bei etwas über 70%.
Der zweite Neuling in der Gruppe der langfristig besten Fonds am Markt ist der Concordia Select Chance, ein speziell für Kunden der Concordia-Versicherung gemanagter Dachfonds aus dem Hause Hauck & Aufhäuser. Wie auch bei den Mischfonds von Carmignac und FPS konnte Hauck & Aufhäuser-Fondsmanager Florian Bujok die großen Trends der vergangenen 12 Monate gut einfangen. Er steuert die Investitionsquote taktisch-opportunistisch und setzt dabei Futures ein. Neben dem gelungenen Timing habe er auch bei den Fondspositionen „auf die richtigen Pferde gesetzt“, so Bujok, der vor allem Fonds mit Wachstumsansätzen hält.
Auffällig ist, dass sich in der Gruppe der Top-Fonds drei Misch- und Dachfonds von Allianz Global Investors finden, die sich allesamt gut in der jüngsten Marktphase geschlagen haben. Es handelt sich um die ehemaligen Cominvest-Fonds Plusfonds, Fondra und Best-in-One-Europe Balanced. Alle drei konnten 2012 von hohen Aktienquoten profitieren.
Etliche langfristige Favoriten sind bis Ende 2012 zurückgefallen
Spiegelbildlich zu den erfolgreichen Managern gab es allerdings auch etliche langfristig erfolgreiche Fondsmanager, die 2012 wenig Fortune hatten. Der M&W Capital von der Vermögensverwaltung Mack&Weise landete als einziger der Fonds des ersten Quartils zwischen Dezember 2011 und September 2012 im Minus - er verlor 0,73%. Was den Hanseaten 2008 zu einer fulminanten Outperformance verhalf, hat der Performance seit Anfang 2009 geschadet: hohe Bond- und Cash-Quoten.
Eine deutliche Underperformance legten auch 2 Fonds der DJE Kapital AG hin. Der DJE Alpha Global wurde von der Korrektur im Sommer 2011 kalt erwischt und konnte von der Kurserholung an den Aktienmärkten im laufenden Jahr nicht profitieren. Ähnlich schlecht lief es für den DJE-Fonds Tri Style T, der in der Langzeitbetrachtung vom ersten in das zweite Quartil gerutscht ist (nicht in der Tabelle enthalten). Das Pullacher Haus DJE übersetzt – ähnlich wie Mack&Weise – eine extrem pessimistische Sicht der Märkte im Portfolio-Kontext mit hohen Cash- und Renten, was 2012 keine guten Resultate brachte.
Und was ist mit den Trendfolgern?
Zusammengefasst zeigt sich für den Zeitraum zwischen Dezember 2011 und September 2012 bei Mischfonds, deren Vermögensallokation von den (mehr oder weniger) diskretionär arbeitenden Fondsmanagern gesteuert wird, das übliche gemischte Bild von Under- und Outperformern. Ein weiteres Fazit der vergangenen Monate: Für eine Gruppe von Fonds, die seit 2003 Furore gemacht hat, ist es eher schlecht als recht gelaufen: Trendfolger hatten in den vergangenen Monaten unter den erratischen Märkten zu leiden, die lange andauernde Trends verhinderten und so den prozyklischen, quantitativen Modellen ein Schnippchen schlugen.
Die untere Tabelle zeigt die Performance der Trendfolger des ersten Quartils in den vergangenen Monaten. Konnten sich der RAM Wachstum und GWP Fonds seit Ende 2012 noch im zweiten Quartil einigermaßen behaupten, landeten der C-Quadrat Arts Total Return, Smart-Invest Helios AR, TradeCom FondsTrader und der Trend Universal Fonds Global allesamt im dritten und vierten Quartil. Das ist nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass sich die Aktienmärkte seit Ende 2011 extrem wechselhaft zeigten – nach oben wie nach unten.
Eine prominente Ausnahme stellt der Multi Invest OP dar, der als einziger Trendfolger zuletzt eine gute Performance zeigte. Dies dürfte in erster Linie an der Umstellung des Investmentprozesses liegen, die vorgenommen wurde, nachdem der Fonds im Hausse-Jahr 2009 keinen rechten Einstieg in die Aktienmärkte fand. Das spricht nicht für Kontinuität oder Berechenbarkeit.
Tabelle: No trend, no friend. Freudlose Zeiten für Trendfolger-Fonds
Sollten Anleger also als Konsequenz der letzten Monate fundamental-diskretionären Ansätzen den Vorzug vor Trendfolgern geben? Sind Trendfolgesysteme überfordert und aktive Manager mit guten Track-Records im Vorteil? An dieser Stelle ist Vorsicht angesagt. Denn unsere Übersicht hat gezeigt, dass etliche fundamentale Ansätze, die langfristig Erfolg hatten, von den politischen Börsen überfordert waren.
Vor allem die hohe Volatilität und die niedrigen Sharpe Ratios zeigen, dass flexible Mischfonds in erster Linie in freundlichen Marktphasen mit hohen Betas punkten. Unsere Untersuchung hat jedenfalls ungünstige Rendite-Risiko-Profile ergeben. Und außerdem: Wer auf die Fortsetzung des Sägezahnmarkets der letzten 18-24 Monate baut, der könnte von der nächsten Trendwelle an den Märkten überrascht werden.
Wir bestätigen also das Zwischenfazit, dass es sich bei den vermeintlichen Alleskönnern nicht um die eierlegende Wollmilchsau handelt. Wir setzen in der nächsten Woche unsere Mischfonds-Untersuchung mit einer dezidierten Betrachtung der Performance-Muster in den einzelnen Marktphasen fort. Fonds für Fonds.
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