Outperformer gesucht: Die Top-Fonds auf morningstar.de

Unsere Leser haben im ersten Quartal 2013 vor allem die Klassiker gesucht. Ein Überblick über die 10 am meisten angeklickten Fonds auf morningstar.de.

Ali Masarwah 06.05.2013
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Die Website von Morningstar richtet sich an Anleger in Deutschland. Unser Research sucht seinesgleichen mit Blick auf Tiefenschärfe und Neutralität und wird von unseren Lesern stark frequentiert - im Schnitt rund 600.000 mal monatlich. Nachzuschlagen gibt es bei uns viel: Wie sieht das Rendite-Risiko-Profil eines Fonds aus? Was sind die Top-Holdings auf Einzeltitel-Ebene und welche Veränderungen gab es gegenüber dem vorherigen Zeitpunkt der Portfolio-Lieferung? Welches Rating weist ein Fonds auf, und warum senken oder heben unsere Analysten ihre Daumen? Alle diese Informationen zu fast allen in Deutschland zum öffentlichen Vertrieb zugelassenen Fonds finden Sie auf morningstar.de. 

Wir wollten wissen, was Sie, liebe Leserinnen und Leser, besonders interessiert und haben nachgeschaut, welche Fonds bei Ihnen im ersten Quartal dieses Jahres oben auf der Agenda standen. Welche Fondsnamen haben Sie in die Suchmaske unserer Website bzw. bei den üblichen Suchmaschinen besonders häufig eingetippt? Die untere Liste liefert einen Überblick über die Fonds im Fokus auf morningstar.de. Sie ist nach den am häufigsten angeklickten Fonds sortiert. Neben dem Namen und der ISIN der Fonds finden sich - falls vorhanden - das Ergebnis des qualitativen Morningstar Analyst Rating (lesen Sie hier mehr zun unseren Morningstar Analyst Ratings), Performance-Daten sowie die Nettomittel zu- oder -abflüsse in den vergangenen 12 Monaten. 

Tabelle: Die 10 am meisten angelickten Fonds auf morningstar.de

Die obere Übersicht zeigt, dass Anleger vor allem nach den großen Namen, den langjährigen Favoriten, gesucht haben. Wenig überraschend ist daher die Tatsache, dass der ausgewogene Mischfonds Carmignac Patrimoine der am häufigsten gesuchte Fonds auf unserer Website zwischen Januar und März war. Der von unseren Analysten mit der Bestnote "Gold" ausgezeichnete Fonds aus dem Hause Carmignac Gestion weist mit 30,5 Milliarden Euro ein mittlerweile fast schon aberwitziges Fondsvolumen auf.

Der von Edouard Carmignac verwaltete Fonds erwarb sich seine Meriten im Jahr 2008, als er das Kunststück schaffte, das anus horribilis der Fondsbranche mit einer schwarzen Null abzuschließen. Die Belohnung folgte auf dem Fuß: 2009 flossen dem Fonds 10,13 Milliarden Euro zu; im Jahr 2010 waren es noch einmal 9,9 Milliarden Euro. Auch wenn der Fonds seit 2009 in keinem Kalenderjahr einen ausgewogenen 50:50-Index übertraf, war die Performance gegenüber der Peergroup bis 2012 insgesamt ordentlich. Ungeachtet der  Performance-Schwäche seit dem vergangenen Jahr flossen dem Fonds europaweit in den vergangenen 12 Monaten (per Ende März) 2,13 Milliarden Euro netto zu. Manchmal verblasst eine alte Liebe eben doch nicht so schnell.  

Viele Favoriten der Vergangenheit schwächeln...

Dass die Favoriten der Vergangenheit häufig Schwächephasen erleiden, ist indes nicht weiter überraschend: schließlich erfordert es prononcierte Wetten, um Indizes und Konkurrenzfonds zu übertreffen. Wer den Index schlagen will, muss schließlich von ihm abweichen! Aber naturgemäß ist die Börse keine Einbahnstraße: Wenn die Märkte drehen und ein Outperformer der Vergangenheit eine konsequente Linie fährt, ist eine nachfolgende unterdurchschnittliche Rendite praktisch vorprogrammiert. So auch der Fall bei zwei weiteren Favoriten unserer Leser. Die beiden Aktienfonds M&G Global Basics und der Carmignac Investissement zählen zu den am häufigsten angeklickten Fonds, und sie haben in den vergangenen 12 Monaten deutlich underperformt.

Aktienfonds sind im Vergleich zu Misch- und Rentenfonds heute nicht gefragt. Der  M&G Global Basics und der Carmignac Investissement leiden auch unter der allgemeinen Vertriebsschwäche von Aktienfonds.

 

Diese Underperformance überrascht nicht: Der M&G Global Basics investiert vor allem in Rohstoff- und rohstoffverarbeitende Unternehmen. Angesichts der globalen Konjunkturschwäche zeigen sich die Rohstoffmärkte heute nicht von ihrer freundlichen Seite. Darunter leidet der von Graham French gemanagte Fonds. Der Carmignac Investissement wiederum leidet am hohen Anteil von Schwellenländer-Aktien, die Aktien aus den Industrieländern bereits seit längerem hinterherhinken. Die Anlagestrategie der beiden Fonds ist kein Geheimnis: Die Fondsgesellschaften lassen kaum eine Gelegenheit aus, Anlegern ihre Sicht der Welt mitzuteilen. Warum leiden diese beiden Fonds also im Gegensatz zum Carmignac Patrimoine seit 12 Monaten unter hohen Abflüssen?

Es bieten sich einige Interpretationen an. Zum einen sind Aktienfonds im Vergleich zu Misch- und Rentenfonds heute schlicht nicht gefragt. Insofern dürften der M&G Global Basics und der Carmignac Investissement ein Stück weit unter der allgemeinen Vertriebsschwäche von Aktienfonds gelitten haben. Oder waren sich die Anleger der Schwerpunkte der Fonds nicht bewusst, weil sie mehr oder weniger blind der (sehr guten) Vergangenheits-Performance hinterherjagten? Vielleicht wollten Investoren aber über den Weg der Fonds eine rohstoff- bzw. Emerging-Markets-lastige Strategie umsetzen und warfen irgendwann entnervt das Handtuch, als sie nicht aufging?

...aber das nur die Kehrseite der längerfristigen Outperformance 

 

Wir kennen die Antwort nicht, vermuten aber, dass massive Verkäufe von Anlegern eher keine Gewinnmitnahmen darstellen. Insofern ist das Verhalten bedauerlich. Zumal die meisten guten Fonds ihre Stärken eher mittel- als kurzfristig ausspielen. (Da sich beide Fonds durch einen konsistenten Investment-Ansatz auszeichnen, behalten der M&G- und Carmignac-Fonds übrigens auch weiterhin die Morningstar Top-Rating-Note "Gold".)

Die meisten guten Fonds spielen ihre Stärken eher mittel- als kurzfristig aus. Wer auf kurzfristige Trends setzt, muss also mit miesen Renditen rechnen.

Dass die Asset-Allocation-Entscheidungen von Anlegern nicht immer sinnvoll bzw. rational nachvollziehbar erscheinen, zeigt sich auch beim ebenfalls häufig auf morningstar.de abgerufenen DWS Deutschland. Der Fonds, der ein Analyst Rating "Silver" trägt, musste in den vergangenen 12 Monaten ebenfalls hohe Abflüsse hinnehmen. Angesichts der substanziellen Outperformance des Fonds dürfte das am ehesten mit Asset-Allocation-Entscheidungen von Anlegern erklärbar sein: Seit 2012 zählen Aktienfonds für deutsche Standardwerte zu den unbeliebtesten Fondskategorien europaweit, zu Unrecht, denn der DAX - und mit ihm die meisten Fonds der Kategorie - zeigte im vergangenen Jahr die beste Performance seit 2003!

Doch es gab auch Lichtblicke, nicht überall wurden Fonds prozyklisch gekauft und verkauft. Das zeigt sich am zweithäufigsten auf morningstar.de gesuchten Fonds, dem FvS Strategie Multiple Opportunities aus dem Haus Flossbach von Storch. Er hat sich in den vergangenen Jahren einen Namen vor allem als erfolgreicher Asset-Allocator gemacht. Was der Carmignac Patrimoine 2008 schaffte, gelang dem flexiblen FvS-Mischfonds im Jahr 2011, als er ein Plus von 7,4% erzielte - 7,1 bzw. 15,9 Prozentpunkte vor dem Index bzw. der Peergroup. Die wenig überraschende Folge: im Jahr 2012 verbuchte der Fonds, der heute 3,5 Milliarden Euro schwer ist, Zuflüsse von 1,81 Milliarden Euro.

Der FvS Multiple Opportunities zeichnet sich durch beeindruckende Konstanz aus

Im Gegensatz zum Riesen-Tanker Carmignac Patrimoine zeichnete sich dieser Mischfonds in den vergangenen Jahren durch eine beeindruckend konsistente Outperformance aus, auch wenn nicht jede Wette aufgeht. So hält der Kölner Vermögensverwalter nach wie vor eine hohe Gold-Komponente in seinen Fonds. Im Gegenzug hatte er mit Blick auf Japan die Zeichen der Zeit frühzeitig im vergangenen Herbst erkannt - und entsprechend die Gold-Schwächephase in den Portfolios mehr als kompensiert. 

Auch der Aberdeen Global - Emerging Markets Equity Fund zählt zu den Favoriten unserer Leser. Er konnte sich in den vergangenen 12 Monaten von den eher wenig erfreulichen Rahmenbedingungen in den Schwellenländern lösen und aufgrund einer ausgeprägten Skepsis gegenüber dem Schwergicht China die Peergroup und den Index deutlich übertreffen. Die Zuflüsse in den größten europäischen Emerging-Markets-Aktienfonds waren in den vergangenen 12 Monaten indes wegen hoher Abflüsse im März relativ bescheiden.   

Zwei eher unwahrscheinliche Kandidaten haben im ersten Quartal ebenfalls reichlich Aufmerksamkeit seitens unserer Leser auf sich gezogen. Der defensive Mischfonds M&G Optimal Income Fund ist eigentlich ein klassisches "Income"-Anlagevehikel für angelsächsische Investoren, die vor allem auf dividendenstarke Titel für die Ausschüttungen und stabile britische Staatsanleihen für die Stabilität setzen. Das sind keine typischen Fonds für Anleger in Deutschland. Wegen der langfristig sehr guten Performance wurde dennoch 2007 eine für Euro-Investoren währungsgesicherte Tranche des Fonds aufgelegt, die inzwischen 8,75 Milliarden Euro schwer ist. Knapp 2/3 des Aktienanteils steckt in US- und britischen Unternehmen, und auf der Bond-Seite dominieren Gilts die Top-Holdings. Wer outperformt, hat nun einmal immer Recht!

Auch der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen ist eher ein Überraschungskandidat auf morningstar.de. Der europäische Nebenwertefonds wird vom weitgehend unbekannten Finanzdienstleister Shareholder Value Management AG beraten, ein Drei-Mann-Unternehmen, das unter dem Haftungsdach der NFS Netfonds Financial Services GmbH agiert. Letztere ist wiederum bei der Aufsichtsbehörde Bafin als Finanzdienstleistungsinstitut registriert.

Der mit 340 Millionen Euro vergleichsweise kleine Fonds konnte in den vergangenen 12 Monaten mit 256 Millionen Euro immerhin die zweithöchsten Nettomittelzuflüsse aller europäischen Nebenwertefonds verbuchen. Der Aktienfonds zehrt von einer hervorragenden Performance im turbulenten Jahr 2011, die offenbar mit einer Short- und Cash-Strategie erreicht wurde. Seitdem hinkt er allerdings sowohl anderen europäischen Nebenwertefonds als auch dem Index MSCI Europe Small Cap NR deutlich hinterher (was aufgrund der Outperformance 2011 freilich noch nicht aus den üblichen Dreijahres-Performance-Rankings hervorgeht). 

Das Zielpublikum des Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen ist auf den ersten Blick nicht leicht auszumachen. Der  Fonds zählt ungeachtet seines Namens vermutlich nicht zu den klassischen Investment-Vehikeln von Stiftungen, da diese in der Regel  auf kontinuierliche Ausschüttungen Wert legen. Indes wurde erst im März dieses Jahres eine ausschüttende Anteilsklasse des Fonds aufgelegt. Daher dürften Privatanleger die wichtigste Käufergruppe darstellen (dafür sprechen auch die heißen Diskussionen in den üblichen Finanz-Internetforen). Auffällig ist auch, dass ein Großteil der Kosten des Fonds an den Vertrieb ausgeschüttet wird. (Die Summe der Aufwendungen belief sich im Geschäftsjahr 2011/12 auf 4,6 Millionen Euro bei einem Fondsvermögen von 163,3 Millionen Euro per 30.9.2012.) Die Bedürfnisse der Anleger nach Aktienrenditen mit Sicherheitsnetz dürften heute ähnlich groß sein wie die traditionelle Freude des Vertriebs über üppige Rückvergütungen. 

 

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich