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Am Bosporus winkt eine turbulente Reise

Wenn die Nacht am dunkelsten ist, schlägt die Stunde der Schnäppchenjäger. Wer den Pessimismus für Türkei-Aktien übertrieben hält, kann heute günstig einkaufen.  Unser wöchentlicher Bericht über Indizes, ETFs - und ihre Kosten.

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Die Türkei steht am Scheideweg – Bestechungsaffären, hohe Inflation und politische Turbulenzen haben Investoren verschreckt. Um dem Verfall der Lira entgegenzuwirken, hat die Zentralbank die Zinsen nun drastisch erhöht. Zeit für einen antizyklischen Einstieg?

Inflation galoppiert, Wachstum stagniert 

Der Bestechungs- und Korruptionsskandal wirft die Frage auf, wie unabhängig die Polizei und Justiz wirklich sind. Viele nationale und internationale Firmen haben wichtige Investitionsentscheidung vorerst auf Eis gelegt und gefährden somit das ohnehin abschwächende Wirtschaftswachstum am Bosporus. Auch die Wirtschaftsdaten sehen alles andere als rosig aus. Die Inflation steht bei über 7%, und die türkische Lira hat im vergangenen Jahr 17% bzw. 21% gegenüber dem US-Dollar und Euro verloren. Laut Schätzungen mussten Unternehmen bislang $35 Milliarden an Währungsverlusten abschreiben. Darüber hinaus erreicht das Leistungsbilanzdefizit mittlerweile 7% vom BIP.

Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) hat im Zuge der schlechten Wirtschaftsdaten seine Wachstumsprognose gesenkt und geht nun von einem BIP-Wachstum von 3,3% aus. Für 2013 prognostiziert die EBWE ein Wachstum von 3,7%. Laut der Bank haben neben den politischen Unruhen auch das Tapering der US-Fed eine negative Auswirkung.

Sorgen die Notmaßnahmen der Notenbank für Erleichterung?

Bis vor kurzem hat sich die türkische Zentralbank meist geweigert die Zinsen zu erhöhen, um die Wirtschaft zu stützen. Diese Woche dann aber der große Paukenschlag. Die Notenbank hob am Dienstag den Leitzins von 4,5% auf 10% an. Der Zinssatz für Übernachtkredit wurde von 7,75% auf nun 12% angehoben, während der Zinssatz für Übernachtausleihe von 3,5% auf 8% angehoben wurde. Der sehr drastische Schritt half jedoch nur wenig, die Währung vom freien Fall abzuhalten. Die Lira stoppte zwar kurzeitig ihren Wertverlust gegenüber dem US-Dollar, ging aber dennoch mit einem leichten Minus aus dem Handel.

Doch wenn die Nacht am dunkelsten ist, schlägt bekanntlich die Stunde der Schnäppchenjäger. Sollten Sie die negativen Schlagzeilen für übertrieben und auf einen Turn-around-Szenario setzen, könnte sich möglicherweise jetzt der Einstieg lohnen.

Wir schauen uns daher türkische Aktienindizes etwas näher an. Insgesamt können Investoren zwischen 8 ETFs auf den türkischen Aktienmarkt auswählen. Die Indexauswahl ist mit dem MSCI Turkey Index und dem DJ Turkey Titan Index jedoch eher beschränkt. Auf den ISE 100-Index etwa gibt es keinen ETF. Der MSCI Turkey Index ist anhand der Marktkapitalisierung gewichtet und hält derzeit 25 türkische Unternehmen. Der Index ist sehr kopflastig, wobei die drei größten Unternehmen circa 35% des Gesamtindex repräsentiert. Der DJ Turkey Titans 20 Index deckt hingegen lediglich die 20 größten Unternehmen ab und beschränkt die maximale Gewichtung je Aktien auf 10%. Dennoch repräsentieren die fünf größten Unternehmen die maximal erlaubte Gewichtung von 50%.

Auf Grund der begrenzten Indexauswahl gibt es bei der Rendite nur geringe Unterschiede. Lediglich der RBS Market Access DJ TurkeyTitans 20 ETF fällt etwas aus der Reihe. Die insgesamt negative Performance der ETFs kann jedoch großenteils dem Währungsverlust zugerechnet werden. Während der MSCI Turkey NR Index über die letzten 3 Jahre eine annualisierte Rendite von -9,03% in Euro hinnehmen musste, kam der Index auf eine positive Rendite von 1,87% in Lira berechnet. Dieses Beispiel verdeutlicht sehr gut, dass Investoren die Währung bei den Anlageentscheidungen nicht vernachlässigen sollten. Natürlich kann der Währungseffekt auch auf die andere Seite der Skala ausschlagen.

Tabelle: Eine Auswahl an Türkei-ETFs im Überblick

Kommen wir nun zu den Kosten. Bei ETFs fallen vielfältige Gebühren an. Die Management-Gebühren sind dabei das eine. Das andere sind die Gebühren, die beim An- und Verkauf anfallen, die Spreads. Wir haben schon häufiger darauf hingewiesen, dass Anleger neben der Management-Gebühr diese oft übersehene Kostenkomponente beachten sollten (lesen Sie hier mehr).  Neben den wichtigsten Kennzahlen der ETFs am Markt enthält unsere Tabelle auch eine Aufschlüsselung der Kostenkomponenten.

Bei den Spreads geht die Schere hingegen sehr weit auseinander. In den 30 Handelstagen vom 12. Dezember bis 29. Januar weist der UBS ETF MSCI Turkey A mit 25 Basispunkten den engsten Spread auf. Auf den Plätzen folgt der Marktführer iShares und der französische ETF-Anbieter Lyxor mit 34 bzw. 30 Basispunkten. Danach klafft eine Lücke bis zum ETF von EasyETF mit einem Spread von 54 Basispunkten. Der mit Abstand teuerste ETF stammt von RBS mit einem Spread von 74 Basispunkten. Die großen Spreads dürften vor allem dem illiquiden Referenzmarkt geschuldet sein.

Auch bei den Management-Gebühren lohnt sich das Nachrechnen. So kosten die günstigsten ETFs von UBS 43 Basispunkte, während iShares mit 74 Basispunkten das teuerste Produkt stellt. Die Spreads und die Management-Gebühren zeigen deutlich, dass das größte Produkt nicht immer das beste bzw. günstigste Produkt sein muss.

Die Estimated-Holding Costs lassen den Schluss zu, dass der UBS MSCI Turkey I den „besten“ Job macht. Aber auch HSBC und iShares sind nicht allzu weit weg. Lediglich der RBS ETF ist mit -111 Basispunkten ein Ausreißer. Dennoch ist der ETF von RBS für Investoren das „attraktivste“ Produkt, da die Kennzahl eine Outperformance suggeriert. 

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.