Die Wirtschaft in Europa kommt immer besser in Fahrt. Während das Datenhaus Markit im ersten Quartal 2014 von 0,5% BIP-Wachstum für den Euroraum ausgeht, erwarten Analysten und Volkswirte durchschnittlich 1% Wachstum für das Gesamtjahr. Auch der Einkaufsmanager-Index (PMI) stieg im Euroraum im Januar auf 52,9 Punkte. Besonders positiv waren die Daten aus Frankreich und Spanien. Generell haben vor allem die Peripherieländer in den letzten Wochen mit guten Nachrichten überzeugen können, insbesondere auf dem Anleihenmarkt. Auch der Ifo-Index ist im laufenden Quartal auf 119,9 Punkte gestiegen und markiert somit den höchsten Stand seit Sommer 2007. Der Index profitierte insbesondere von der deutlich günstigeren Lagebeurteilung.
Deflationsängste nagen an den positiven Ausblicken
Die Inflation bleibt dennoch ein wichtiges Thema. Mittlerweile wird nur noch eine Teuerungsrate von 1,1% erwartet. Damit werden Deflationsängste geschürt. Die Erfahrungen mit Japan zeigen, dass Deflation eine Wachstumsbremse ist. Die EZB sieht hingegen keine große Deflationsgefahr und hat in ihrer letzten Sitzung den Leitzins unverändert bei 0,25% belassen.
Ein Blick auf die Insel verrät zudem, dass die Bank of England ein Wachstum von sogar 2,8% in Großbritannien für dieses Jahr erwartet. Der PMI ist jedoch im Januar leicht auf 58,3 Punkte gefallen – damit ist er aber immer noch weit über der kritischen Marke von 50.
Nach einer Starken Rally Ende letzten Jahres sind viele Börsen jüngst eingebrochen. Zum einen sind es sicherlich Gewinnmitnahmen. Zum anderen dürfte das sogenannte Tapering der Fed eine Rolle spielen. Dennoch schauen die Fundamentaldaten und die Wirtschaftsstimmung nicht so schlecht aus, insbesondere die der Peripherieländer. Für etwas risikofreudige Anleger sind die letzten Kursrückgänge vielleicht ein günstiger Einstieg in europäische Aktien.
Pan-europäische Indizes: STOXX und MSCI dominieren das Geschehen
Wir schauen uns daher europäische Standardwerte etwas näher an. Insgesamt gibt es über 30 Produkte auf europäische Indizes. Um jedoch die Übersicht zu behalten, schauen wir uns heute lediglich die 10 größten ETFs genauer an. In den Top-10 wird hauptsächlich der MSCI Europe und der STOXX Europe 600 Index als Referenzwert herangezogen. Lediglich iShares bietet zusätzlich den STOXX Europe 50 Index an. Der STOXX Europe 600 Index bildet die Performance von den 600 größten Unternehmen nach, die an den Börsen der entwickelten europäischen Staaten gelistet sind. Insgesamt deckt der Index 90 Prozent der Marktkapitalisierung ab. Der STOXX Europe 50 Index beschränkt sich hingegen auf die 50 größten Unternehmen aus dieser Region. Der MSCI Europe Index bildet derzeit knapp über 500 Unternehmen aus Europa ab. Alle drei Indizes werden anhand der Streubesitz- Marktkapitalisierung gewichtet.
Der Renditeunterschied bei den großaufgestellten ETFs ist marginal – sowohl für das laufende Jahr, als auch über die letzten 3 Jahre. Lediglich die ETFs auf den STOXX Europe 50 Index fallen negativ auf. Während der STOXX Europe 600 und der MSCI Europe Index in den letzten 3 Jahren eine annualisierte Rendite von ca. 6,5% generierten, lag die Rendite bei den ETFs auf den STOXX Europe 50 Index bei lediglich ca. 1%. Dies ist auf die unterschiedliche Länder- und Sektorengewichtung zurückzuführen.
Tabelle: Die größten ETFs auf europäische Aktienindizes
Kommen wir nun zu den Kosten. Bei ETFs fallen vielfältige Gebühren an. Die Management-Gebühren sind dabei das eine. Das andere sind die Gebühren, die beim An- und Verkauf anfallen, die Spreads. Wir haben schon häufiger darauf hingewiesen, dass Anleger neben der Management-Gebühr diese oft übersehene Kostenkomponente beachten sollten (lesen Sie hier mehr). Neben den wichtigsten Kennzahlen der ETFs am Markt enthält unsere Tabelle auch eine Aufschlüsselung der Kostenkomponenten.
iShares mit den günstigsten Spreads...
Bei den Spreads sind die Produkte insgesamt relativ nahe bei einander. So war in den 30 Handelstagen vom 19. Dezember bis 5. Februar der iShares STOXX Europe 50 ETF mit 7 Basispunkten der günstigste ETF. Auf den Plätzen folgt der iShares STOXX Europe 600 (DE) mit 8 Basispunkten und der iShares MSCI Europe und der Lyxor ETF MSCI Europe mit jeweils 10 Basispunkten. Am teuersten ist der Source STOXX Europe 600 ETF mit 20 Basispunkten. Auf Grund des sehr liquiden Referenzmarktes sind die insgesamt engen Spreads wenig verwunderlich. Zudem dürfte nicht überraschen, dass die ETFs auf den STOXX Europe 50 zu den günstigsten Produkten zählen. Ausschlaggebend dürfte hierfür das kleinere Investmentuniversum sein, das zu reduzierten Hedging-Kosten führt.
Auch bei den Management-Gebühren liegen die meisten Produkte sehr nahe beieinander – mit einer Ausnahme. Der Source STOXX Europe 600 (DE) ETF kostet nur 19 Basispunkte, dicht gefolgt vom iShares STOXX Europe 600 (DE) und dem db X-trackers STOXX Europe 600 mit jeweils 20 Basispunkten. Teurer wird es dann bei den Produkten von Lyxor und iShares auf den MSCI Europe und dem iShares ETF auf den STOXX Europe 50 Index mit jeweils 35 Basispunkten. Etwas aus der Reihe tanzt der iShares STOXX Europe 50 (DE) mit 51 Basispunkten.
... und der besten Kosten-Prognose
Die Estimated-Holding Costs zeigen, dass der iShares STOXX Europe 50 (DE) seinen Referenzwert “perfekt” abbildet. Am schlechtesten dürfte die relative Performance beim iShares MSCI Europe mit 12 Basispunkten ausfallen. Die attraktivste Rendite für Investoren berechnet unsere Kennzahl für den iShares STOXX Europe 600 (DE) mit -0,19 Basispunkten.
Mit wenigen Ausnahmen liegen alle Kennzahlen recht nahe beieinander. Es gibt jedoch kein ETF, der bei allen gleichgut Punkten kann. Bei der Produktwahl kommt es also auf die Präferenzen der Investoren und deren Haltedauer an.
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