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Das Ende vom freien Fall am Zuckerhut?

Wie alle Schwellenländer ist auch Lateinamerika in den letzten Monaten stark unter die Räder gekommen. Ist das Ende der Fahnenstange erreicht? Das Freihandelsabkommen sorgt für Phantasie. Unser wöchentlicher Bericht über Indizes, ETFs - und ihre Kosten.

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Schwellenländer rund um den Globus mussten in den letzten Monaten starke Abflüsse von internationalen Investoren verkraften. 2013 zogen Investoren insgesamt $10,4 Mrd. aus Schwellenländer ETFs ab, nachdem 2012 noch $54,6 Mrd. an Zuflüssen verbucht wurden. 

Insbesondere das „Tapering“ der US-Notenbank hat den Aktienmärkten der Schwellenländer übel zugesetzt. Darüber hinaus schwächelt das Wachstum der Emerging Markets. So hat die OECD Ende ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum 2014 um 0,4-Prozentpunkte auf 3,6 % gesenkt. Auch der Währungsverfall in den Schwellenländern hat den Märkten bzw. Investoren geschadet.

Lateinamerika - ein zweigeteilter Kontinent

Doch das Glas könnte auch halb voll sein. Antizyklische Investoren sehen heute als einen guten Zeitpunkt zum Einstieg. Die Aktien sind auf Grund der starken Kursrückgänge günstig, die Fundamentaldaten noch immer relativ solide – verglichen jedenfalls mit dem schwächelnden Wachstum in den Industrieländern. Viele Länder erwirtschaften weiterhin ein Leistungsbilanzüberschuss. Zudem ist die Verschuldung eher moderat, und die aufstrebende Mittelschicht sorgt für einen steigenden Konsum. Das gilt auch für Lateinamerika, aus denen im vergangenen Jahr besonders stark Gelder abgeflossen sind. Und wenn die Panik der Investoren groß ist, wird nicht differenziert.

Dabei sollten die Problem allerdings nicht kleingeredet werden. Lateinamerika gilt heute als ein zweigeteilter Kontinent. Auf der einen Seite finden sich Länder wie Mexico, Peru, Chile und Kolumbien, die ein Freihandelsabkommen (Pacific Alliance Trade Block) vereint. Mexiko ist zudem eng mit den USA verbunden und profitiert von der Erholung des großen Nachbarn im Norden. Auf der anderen Seite leiden Länder wie Brasilien, Argentinien und Venezuela unter erheblichen Problemen. In der Vergangenheit konnten diese Länder von steigenden Rohstoffpreisen profitieren.

Die Zukunft schaut jedoch für die Mitglieder der Freihandelszone etwas rosiger aus. Diese Länder sollen 2014 im Schnitt um 4,25% wachsen, auch Dank der Zuflüsse internationaler Investoren und der geringen Inflation. Die Konkurrenz auf der anderen Seite des Kontinents soll hingegen lediglich um 2,5% wachsen.

Brasilien würde von der Erholung der Rohstoffpreise profitieren

Dennoch bieten auch Länder wie Brasilien Chancen, sollten sich die Rohstoffpreise wieder erholen. Investoren, die unschlüssig sind, ob es Mexico oder Brasilien sein soll, können in einen breit gestreuten Index auf Lateinamerika setzen, um das Risiko etwas zu streuen. Bei der Auswahl des richtigen Produktes haben es Investoren etwas einfacher. Insgesamt gibt es nur 9 Produkte auf breitgestreute Indizes auf Lateinamerika. Bei der Indexauswahl wird es noch einfacher, da es nur den MSCI EM Latin America Index gibt. Der Index bildet die Aktien aus bestimmten Schwellenländern in Lateinamerika ab. Der Index ist anhand der Streubesitz-Marktkapitalisierung gewichtet und setzt in erster Linie auf Brasilien, Mexiko, Chile, Kolumbien und Peru.

Trotz desselben Referenzwertes gibt es bei den ETFs relativ große Renditeunterschiede. So liegen in den ersten Wochen des Jahres zwischen dem besten und dem schlechtesten ETF bereits 1,08%. Über einen 3-Jahreszeitraum beläuft sich der Renditeunterschied auf 1,25% pro Jahr. Eine vermeintlich einfache Produktauswahl erfordert also mehr Due Diligence als erwartet.

Tabelle: Eine Auswahl von Lateinamerika-ETFs am Markt

 

Kommen wir nun zu den Kosten. Bei ETFs fallen vielfältige Gebühren an. Die Management-Gebühren sind dabei das eine. Das andere sind die Gebühren, die beim An- und Verkauf anfallen, die Spreads. Wir haben schon häufiger darauf hingewiesen, dass Anleger neben der Management-Gebühr diese oft übersehene Kostenkomponente beachten sollten (lesen Sie hier mehr). Neben den wichtigsten Kennzahlen der ETFs am Markt enthält unsere Tabelle auch eine Aufschlüsselung der Kostenkomponenten.

Auch bei den Spreads lohnt es sich nachzurechnen. In den 30 Handelstagen vom 2. Januar bis 12. Februar ist der iShares MSCI EM Latin America (Inc) mit einem Spread von 33 Basispunkten am günstigsten. Auf den Plätzen folgen der db x-trackers MSCI EM LATAM TRN, der Lyxor ETF MSCI EM Latin America C-EUR und der Amundi ETF MSCI EM LatinAmrc EUR A/I mit jeweils 37 Basispunkten. Am teuersten wird es beim iShares MSCI EM Latin America (Acc) mit 79 Basispunkten – mehr als doppelt so teuer wie das günstigste Produkt. 

Bei den Management-Gebühren liegen die meisten Produkte nahe beieinander, mit jeweils einer Ausnahme nach oben und einer nach unten. Die günstigsten Produkte stammen vom französischen Anbieter Amundi und kosten 45 Basispunkte. Am teuersten wird es für Investoren beim iShares MSCI EM Latin America (Inc) mit 74 Basispunkten. Die restlichen Produkte liegen bei 60 bzw. 65 Basispunkten.

Ein Blick auf die Estimated-Holding Costs zeigt, dass der SPDR MSCI EM Latin America ETF mit 36 Basispunkten den „besten“ Job macht. Die schlechteste Performance wird für den iShares MSCI EM Latin America (Inc)  prognostiziert. Hier liegt die Kennzahl bei 1,41 Basispunkten und damit fast dreimal so hoch wie beim Konkurrenzprodukt von SPDR.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.