Vom Fondsmanager hängt viel ab. Auch wenn die Qualität der Fondsgesellschaft und die Kosten eines Fonds für die Performance eine große Rolle spielen, ist die Person des Fondsmanagers eine tragende Säule. Er entscheidet zu einem großen Teil über Wohl und Wehe eines Fonds. Leider informieren viele Fondsgesellschaften zu wenig über die Person hinter dem Fonds.
Auch wenn Sie als Anleger nicht selbst mit den verantwortlichen Personen sprechen können, gibt es einige Möglichkeiten, etwas mehr über das Fondsmanagement und seine Vorgehensweise in Erfahrung zu bringen. Informationen dazu bieten unter anderem die Analystenreports auf unserer Morningstar-Website oder auf den Websites der Fondsgesellschaften (Institutionelle Investoren finden Informationen in unserem Analysetool Morningstar Direct)
Hält sich die Fondsgesellschaft mit Informationen zum Fondsmanager bedeckt, wirft dies Fragen auf: Gibt es hier etwas zu verbergen? Ist der Verantwortliche unerfahren, oder finden häufig Managerwechsel statt? In manchen Fällen argumentieren Fondsgesellschaften, dass sie einzelne Personen nicht in den Vordergrund stellen möchten und stattdessen einen Teamansatz pflegen. Das trifft sicherlich für die Mehrzahl an Fonds zu, doch spricht prinzipiell nichts dagegen, die hauptverantwortlichen Teammitglieder zu benennen.
Bei Fonds, für die uns keine Fondsmanagerdaten von der Fondsgesellschaft mitgeteilt werden, werden wir zukünftig statt der bisher üblichen Kennzeichnung „Teamansatz“ oder „Management Team“ den Passus „not disclosed“, nicht offengelegt, verwenden. Dies wird momentan sukzessive für alle Fonds in der Morningstar Datenbank umgesetzt und erscheint dann auch entsprechend auf der Morningstar-Website.
Die Bedeutung des Fondsmanagers ist nicht in jedem Fonds gleich hoch und hängt von der verfolgten Anlagestrategie ab: Bei indexnahen Fonds oder ETFs ist der Einfluss des Fondsmanagements geringer als beispielsweise bei einem Stockpicking-Ansatz oder Spezialthemen wie Emerging Markets.
Folgende Kriterien können Ihnen dabei helfen, den geeigneten Fonds(manager) zu finden:
1. Kontinuität
Um die vergangene Managerleistung beurteilen zu können, ist es wichtig zu wissen, seit wann der/die Manager(in) für die Verwaltung des Fonds zuständig ist. Drei Jahre sollten es mindestens sein. Die Devise lautet hier aber ‚je länger desto besser‘, denn nicht immer kann innerhalb von drei Jahren das Verhalten des Fonds über einen kompletten Marktzyklus hinweg beobachtet werden. Mit steigender Anzahl der Betrachtungszeiträume treten Muster im Anlageverhalten eines Managers klarer hervor. Zudem gilt: Je länger ein Manager am Ruder ist, desto besser ist er mit der Strategie, seinem Team und den Besonderheiten des Fonds vertraut.
Ein Warnsignal für Anleger sollten Fonds mit häufigen Fondsmanagerwechseln sein, da dies oft tieferliegende Gründe haben kann, wie beispielsweise eine problematische Unternehmenskultur oder eine sehr kurzfristige Denkweise, was die Performance angeht, so dass Manager oft schon nach kurzen Phasen der Underperformance ausgetauscht werden.
2. Erfahrung
Ebenfalls von zentraler Bedeutung ist die Erfahrung des Fondsmanagements, denn mit der Dauer, mit der es einen Job ausübt, steigt die Anzahl der Marktphasen, die es selbst miterlebt hat. Ein sehr erfahrener Fondsmanager, der beispielsweise die Tech-Bubble (2000/2001), die Finanzkrise (2008/09) und die darauffolgende Erholung (2009ff.) mitgemacht hat, kann durch seine Erfahrungen ein viel besseres Gespür entwickeln, wie sich verschiedene Investments in unterschiedlichen Marktphasen verhalten. Doch nicht nur wegen der Markterfahrung ist es wichtig, dass der Manager seinen Beruf seit einigen Jahren ausübt. Ausreichend Erfahrung im Tagesgeschäft ist ebenfalls nicht zu unterschätzen. Als Anleger möchte man sein Erspartes ungern einem Anfänger anvertrauen, der eventuell noch nicht in seine Rolle hineingewachsen ist. Auch wenn als Unterstützung auf dem Papier ein erfahrener Co-Manager zur Verfügung stehen sollte, ist nicht gesagt, dass dieser in der Praxis tatsächlich jeden Schritt des neuen Managers überwacht. Möglicherweise wird er nur aus „kosmetischen“ Gründen von der Fondsgesellschaft als Feigenblatt erwähnt?
Zur gesamten Erfahrung eines Fondsmanagers können auch relevante Tätigkeiten aus anderen Bereichen zählen, wie bespielweise Analyse, Handel oder IT (z.B. Entwicklung quantitativer Strategien). Idealerweise sollte der/die Manager(in) mindestens drei bis fünf Jahre an Portfolioverantwortung gesammelt haben.
3. Weitere verwaltete Fonds
Die Frage nach weiteren verwalteten Fonds des Managers sollten sich Anleger vor einer geplanten Investition ebenfalls stellen. Ein Fondsmanager, der zehn Produkte mit zehn unterschiedlichen Schwerpunkten verwaltet, wird sich jeder Strategie nur mit einem Bruchteil seiner Zeit widmen können. Die Anzahl der Produkte, die ein Manager abdecken kann, differiert jedoch stark und hängt vor allem vom Aufwand der jeweiligen Strategien ab. Verwaltet ein Manager mehrere Europa und Euroland-Fonds unter derselben Strategie, sind die Synergieeffekte deutlich höher als bei mehreren unterschiedlichen Strategien und/oder regionalen Schwerpunkten. Doch nicht nur die Anzahl der verwalteten Fonds ist wichtig, um die Arbeitsbelastung eines Managers zu beurteilen. Zusätzliche Aufgaben wie Analystentätigkeiten oder Marketingaktivitäten können ebenfalls Arbeitszeit kosten.
Neben den derzeit verwalteten Fonds spielen auch die verwalteten Fonds in der Vergangenheit eine Rolle. Informationen über die zuvor verwalteten Fonds und die Zeiten, für die der Fondsmanager zuständig war, können als Track Record herangezogen werden. Dessen Relevanz hängt jedoch davon ab, ob der Manager in den zuvor verwalteten Fonds eine ähnliche Strategie verfolgt hat.
4. Team
Abhängig vom Investmentansatz des Fonds kann die Unterstützung des Managements durch ein Team von Vorteil sein. Besonders bei fundamental basierten Strategien, die auf der Analyse einzelner Wertpapiere in Verbindung mit einem breiten Anlageuniversum (z.B. globale Aktien oder Anleihen) fußen, ist die Unterstützung durch ein internes Team ein Plus, da der Researchaufwand für eine oder zwei Personen kaum zu bewältigen wäre. Ein Co-Manager, der eng mit dem leitenden Fondsmanager zusammenarbeitet, ist ebenfalls positiv zu werten. Dadurch ist gewährleistet, dass der Fonds auch während der Abwesenheit des leitenden Fondsmanagers, z.B. durch Urlaub oder externe Termine, adäquat überwacht wird und ggfs. zeitnahe Anlageentscheidungen getroffen werden können.
5. Eigenheiten des Fondsmanagers
Vor einer Investition kann es zudem nicht schaden, sich mit den Eigenheiten des Fondsmanagers vertraut zu machen. Hierzu können Interviews, frühere Portfolios oder bisherige Performancemuster herangezogen werden, um herauszufinden, wie der Manager „tickt“. So lassen sich anhand der historischen Portfoliodaten Anhaltspunkte dafür finden, ob der Manager eher auf Substanz- oder auf Wachstumstitel setzt, ob er Nebenwerte beimischt oder ob sein Portfolio generell riskanter aufgestellt ist als seine Vergleichsgruppe und die Benchmark (worauf u.a. höhere maximale Verluste in Korrekturphasen hinweisen können).
Als besonders aufschlussreich können sich Extremphasen wie z.B. 2008, 2009 oder 2011 herausstellen, die ex-post Anhaltspunkt für das Agieren des Fondsmanagements bieten können. Auch wenn Ergebnisse der Vergangenheit nicht 1:1 in die Zukunft fortgeschrieben werden können, können diese Szenarien einen Hinweis darauf liefern, wie der Fonds(manager) in bestimmten Marktphasen agiert.
Anleger sollten sich generell mit der Vorgehensweise „ihres“ Managers wohlfühlen und sie sollte auch zur eigenen Risikotragfähigkeit und zum geplanten Einsatz des Fonds im Gesamtportfoliokontext passen.
Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.