Viele professionelle Marktteilnehmer behaupten, Mid Cap-Unternehmen würden nicht ausreichend von Analysten gecovered und schließen daraus, dass diese dadurch auch in Portfolios unterrepräsentiert seien. Darüber hinaus behaupten die gleichen Fachleute, die scheinbar ungeliebten Mid Caps würden überdurchschnittliche Renditen bieten. Leider ist der Großteil des bereits vorhandenen Researchs zu diesem Thema US-fokussiert und daher nicht unbedingt für alle geografischen Regionen und Investorenkreise allgemein gültig.
Unsere eigenen Untersuchungen ergaben, dass Mid Caps in den letzten zwei Jahrzehnten im Vergleich zu Large und Small Caps zwar in den USA überdurchschnittliche Renditen lieferten, aber nicht in Europa. Der Grund ist jedoch nicht unbedingt darin zu suchen, dass Mid Caps kaum beobachtet oder unterrepräsentiert sind. Wenn die Outperformance in irgendeiner Weise damit im Zusammenhang stehen würde, müsste man davon ausgehen, dass die europäischen Mid Caps, wie ihre US-Pendants, ebenso besser als ihre Large-Cap-Benchmark abschneiden müssten.
Die Ursachen für die Outperformance von Nebenwerten
Es gibt jedoch Hinweise dafür, dass Mid Caps in der Tat gegenüber Large Caps in Portfolios unterrepräsentiert sein könnten. Dies könnte dann auch tatsächlich ein triftiger Grund für die Outperformance der Mid Caps sein. Wenn andererseits dieser Faktor tatsächlich einen Teil der Unterschiede in den Renditen erklärt, müssten auch in Europa die Mid Caps die Large Caps in diesem Zeitraum übertroffen haben. Ein Faktor, der möglicherweise einen Beitrag zur Erklärung der unterschiedlichen Performance liefern kann, stellen die Sektorzuordnungen der verschiedenen Größe-Indizes dar, da jeder Sektor von verschiedenen makroökonomischen Faktoren angetrieben wird. Des Weiteren scheinen Mid Caps Large Caps eher bei negativen Realzinsen zu übertreffen. Mehr zu diesem Thema finden Sie hier.
Aber auch Small-Caps haben den Ruf der Outperformance. Fama-French konnte anhand akademischer Untersuchungen 1992 die sogenannte Small-Cap-Prämie nachweisen. Die Studie fand großes Interesse, jedoch wurden die Ergebnisse mittlerweile widerlegt, bzw. die Prämie konnte seit Mitte der 90er Jahre nicht mehr nachgewiesen werden. Zumindest generieren Small-Caps seitdem kein risikoadjustiertes Alpha mehr. Aber wie wir später sehen werden, ist das Risiko-Rendite-Profil der Indizes nicht immer das, was man denkt.
SDAX, MDAX und Tech-DAX: Trio mit Potenzial
Investoren sollten beachten, dass es in Bezug auf die Marktkapitalisierung der verschiedenen Größe-Indizes (Large-, Mid-, Small-Cap) regionale Unterschiede gibt. Während ein Unternehmen in den USA als Mid-Cap klassifiziert wird, wird ein Unternehmen gleicher Größe in Europa als Large-Cap durchgehen. Auch dies mag ein Grund dafür sein, dass es bzgl. der Mid- und Small-Cap Performance unterschiedliche Aussagen bzw. Studien gibt.
In unserer heutigen Analyse haben wir uns daher auf ETFs konzentriert, die deutsche Nebenwerte abbilden. Während es bis vor kurzem nur drei ETFs auf deutsche Nebenwerte gab, sind mittlerweile die Index-Lizenzen abgelaufen, und weitere Anbieter haben in diesem Segment ihre Zelte aufgebaut. Insgesamt gibt es vier Indizes auf deutsche Nebenwerte.
Der MDAX besteht aus den nächsten 50 größten Unternehmen nach dem im DAX vertretenen Konzerne – gemessen an der Marktkapitalisierung und Turnover. Der SDAX repräsentiert wiederum die nächsten 50 Werte nach dem MDAX. Der TechDAX besteht aus 30 Technologieunternehmen, die nicht im DAX vertreten sind. Der Mittelstand & MidCap Deutschland Index besteht aus 70 mittelständischen Unternehmen mit Sitz in Deutschland, die nicht im DAX vertreten sind, jedoch sowohl im MDAX, SDAX als auch TechDAX gelistet sein können.
Ein Performance-Vergleich der einzelnen Produkte ist nur wenig Aussagekräftig, da die meisten ETFs erst im Laufe des Jahres aufgelegt wurden. Ein Blick auf die Referenzwerte lohnt hingegen. Trotz des neuen Rekordhochs des DAX konnte dieser weder den SDAX noch den MDAX über die letzten 3-Jahre outperformen. Während der DAX den SDAX annualisiert um nur 0,65% verfehlt, braucht er beim MDAX bereits ein Fernglas. Dieser konnte den DAX im selben Zeitraum nämlich annualisiert um 5,45% outperformen. Interessant ist auch ein Blick auf das Risiko. Theoretisch sollte der DAX das geringste Risiko (gemessen in Standardabweichung) aufzeigen, in der Praxis weißt er jedoch das höchste Risiko über die letzten 3 Jahre auf, wobei der SDAX marginal „sicherer“ ist als der MDAX. Also genau das Gegenteil, von dem, was man erwartet.
Tabelle: Deutsche Nebenwerte am europäischen ETF-Markt
Kommen wir nun zu den Kosten. Bei ETFs fallen vielfältige Gebühren an. Die Management-Gebühren sind dabei das eine. Das andere sind die Gebühren, die beim An- und Verkauf anfallen, die Spreads. Wir haben schon häufiger darauf hingewiesen, dass Anleger neben der Management-Gebühr diese oft übersehene Kostenkomponente beachten sollten (lesen Sie hier mehr). Neben den wichtigsten Kennzahlen der ETFs am Markt enthält unsere Tabelle auch eine Aufschlüsselung der Kostenkomponenten.
In den 30 Handelstagen vom 26. Mai bis zum 27. Juni war der ComStage MDAX TR ETF mit einem Spread von 6 Basispunkten am günstigsten. Auf den Plätzen folgen der iShares MDAX mit 7 Basispunkten und der Deka MDAX ETF mit 9 Basispunkten. Am teuersten wird es beim ComStage SDAX TR ETF. Dies ist aber größtenteils auf den illiquideren Referenzwert zurückzuführen.
Auch bei den Management-Gebühren weisen die Produkte relevante Unterschiede auf. Am günstigsten sind der ComStage MDAX ETF und der Deka MDAX ETF mit jeweils 30 Basispunkten. Für die iShares-Produkte werden 51 Basispunkte verlangt und am teuersten wird es wieder beim ComStage SDAX ETF. Auch hier ist der illiquide Referenzwert mitverantwortlich.
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