Anleger in Europa haben im August das Risiko aus ihren Portfolios etwas herausgenommen. Offenkundig hat die Aktienkorrektur im Juli und August die Lust auf Dividendentitel deutlich gemindert, wie die monatliche Geldflussstatistik von Morningstar zeigt. Zum ersten Mal seit Juni 2013 mussten Aktienfonds Nettomittelrückflüsse hinnehmen. Sie verloren netto 311 Millionen Euro. Noch deutlicher verloren Wandelanleihefonds. Ihnen flossen netto gut 870 Millionen Euro ab, was vor allem auf Abflüsse aus Fonds von Universal-Investment, Lombard Odier, Edmond De Rothschild und JPMorgan Asset Management zurückging.
Demgegenüber zählten Geldmarktfonds erneut zu den Profiteuren der Turbulenzen am Kapitalmarkt: Diese Kurzfristanlagevehikel sammelten im August netto 11,56 Milliarden Euro ein.
Unterdessen verbuchten Anleihefonds und Mischfonds unverändert hohe Zuflüsse, wenn auch auf einem niedrigeren Niveau als im Vormonat. Rentenfonds verzeichneten Nettomittelzuflüsse in Höhe von 9,24 Milliarden Euro, Mischfonds sammelten netto 9,18 Milliarden Euro ein. In den ersten acht Monaten dieses Jahres waren gemischte Aktien-Renten-Fonds mit einer organischen Wachstumsrate von 13,6% unter den großen Fondsgruppen die am stärksten wachsende Kategorie.
Die Zuflüsse in alternative Fonds befanden sich im August deutlich unter dem Niveau der Vormonate, lagen mit einer Nettovertriebsleistung von 1,75 Milliarden Euro aber dennoch unverändert deutlich in positivem Terrain.
Tabelle: Mittelflüsse nach Asset-Klassen im August
Ein Blick auf die detailliertere Ebene der Morningstar Fondskategorien zeigt einige interessante Details zum Anlegerverhalten im August. Zunächst bleibt festzuhalten, dass bei europäischen Aktienfondskategorien eine regelrechte Anlegerflucht stattgefunden hat. 12 von 13 paneuropäischen und Eurozonen-Kategorien mussten Abflüsse hinnehmen. In toto beliefen sich die Abflüsse aus diesen Kategorien auf 3,1 Milliarden Euro. (Nur die Kategorie Aktien Dividenden Europa konnte im August Zuflüsse verzeichnen.) Dieses Verkaufsverhalten geht Hand in Hand mit den überdurchschnittlich hohen Kursverlusten an den europäischen Aktienmärkten während des Sommers und offenbaren erneut das typisch prozyklische Verhalten, das Anleger anlässlich von Korrekturen und Krisen an den Tag legen.
Auch Hochzinsfonds wurden im August stark verkauft. Die untere Tabelle, in der die Morningstar-Kategorien mit den höchsten Abflüssen aufgeführt sind, zeigt, dass drei der vier am stärksten verkauften Kategorien Fonds betrafen, die in Unternehmensanleihen mit niedriger Bonität investieren. Vor allem Fonds mit Ausrichtung auf den US-Hochzinsmarkt mussten Federn lassen, was angesichts der Tatsache, dass dieser Markt rund 80 Prozent des globalen High Yield Volumens ausmacht, keine Überraschung ist.
Die höchsten Abflüsse -- 610 Millionen Euro -- musste auf Einzelfondsebene der Allianz US High Yield hinnehmen, ein Fonds, der in diesem Jahr bisher sehr stark vom Anleger-Run auf hochprozentige Bonds profitiert hatte und anlässlich des Sell-offs spiegelbildlich zu den Verlierern im dritten Quartal zählt. Dennoch konnte der Allianz-Fonds ungeachtet der hohen Abflüsse im Sommer in diesem Jahr unter allen US-Hochzinsfonds die höchsten Nettozuflüsse verbuchen. Auch der Muzinich Americayield, der AXA IM FIIS US Short Duration High Yield sowie der Muzinich Short Duration High Yield mussten im August kräftig Federn lassen.
Ein Blick auf die am wenigsten gefragten Kategorien zeigt auch hohe Abflüsse aus der alternativen Kategorie Aktien long-short Europa. Diese in den vergangenen fünf Jahren sehr stark vom Erfolg verwöhnte Kategorie – Sie weist auch für dieses Jahr eine sehr hohe Wachstumsrate von 33,6% auf – musste bereits zum zweiten Monat in Folge Abflüsse hinnehmen. Das Minus von 460 Millionen Euro entspricht zudem den höchsten jemals in einem Monat verzeichneten Nettoabflüsse bei dieser Kategorie. Allerdings muss dieses negative Bild insofern etwas relativiert werden, als einige der größten Fonds für Neuinvestments inzwischen geschlossen wurden, sodass Anleger hier nur Geld abziehen, aber keine Neugelder investieren können. Hierzu zählen der Alken Absolute Return Europe und der BSF European Absolute Return.
Tabelle: Aus welchen Fondskategorien Anleger das meiste Geld abzogen
Ein Blick auf die Kategorien mit dem größten Anlegerzuspruch zeigt einige „alte Bekannte“, allerdings auch einige neue Trends. Vor allem defensive Mischfonds waren erneut im Fokus der Anleger. Rechnet man die Zuflüsse in die beiden Kategorien Mischfonds defensiv und Mischfonds defensiv global zusammen, dann liegt diese Kategorie mit Zuflüssen von 2,33 Milliarden Euro nur knapp hinter Fonds der Kategorie Renten EUR diversifiziert, die 2,39 Milliarden Euro netto einsammeln konnten.
Apropos diversifizierte Rentenfonds: Anlässlich der hohen Zuflüsse in den DWS Vorsorge Rentenfonds XL Duration und den DWS Vorsorge Rentenfonds 15Y fällt auf, dass die private, staatlich geförderte Altersvorsorge in Deutschland (Riester Rente) inzwischen hohe Volumina auf sich vereint. Diese auf lang laufende Renten konzentrierte Fonds werden typischerweise dann von den DWS-Managern gekauft, wenn das Marktrisiko als hoch eingeschätzt wird. Beide Fonds verbuchten zusammen 375 Millionen Euro netto, was ein Indikator für Umschichtungen in großem Stil bei der DWS-Riester-Rente ist, die eine prozyklische Investment-Strategie verfolgt.
Zwei interessante Details, die eine Ausnahme vom allgemeineren Trend weg von Aktienfonds darstellen: Gefragt waren im August nach wie vor globale Schwellenländer-Aktienfonds sowie Fonds der Kategorie Aktien-Pazifik ex Japan. Zumindest bei der ersten Kategorie ließe sich argumentieren, dass Anleger mit dem Kauf von Schwellenländer-Aktienfonds auf das am günstigsten bewertete Segment am globalen Aktienmarkt ausweichen - und im Gegenzug die als ambitioniert bewertet geltenden US- und Europa-Aktien verkaufen.
Hinter den Zuflüssen in globale Rentenfonds steht vor allem das Comeback der beiden Flaggschifffonds von Franklin Templeton, Templeton Global Bond und Global Total Return, die nach einer längeren Schwächephase im Vertrieb zurück zur alten Stärke gefunden haben. Offenbar haben Schwellenländer-Bonds, ein Segment, das bei beiden Templeton Fonds hoch auf der Agenda steht, ihren Schrecken für Anleger verloren. (lesen Sie hier anhand des Beispiels der beiden Templeton-Fonds, warum Investoren mit hektischem Trading-Verhalten im Ergebnis sehr schlecht fahren.)
Tabelle: Die beliebtesten Fondskategorien im August
Auf der Ebene der Fondsanbieter konnte JPMorgan Asset Management die höchsten Zuflüsse unter den in Europa aktiven Fondsgesellschaften im August verzeichnen. Das amerikanische Fondshaus konnte mit Zuflüssen von 1,55 Milliarden Euro (ex Geldmarktfonds) die Liste der erfolgreichsten Gesellschaften anführen. Besonders stark gefragt waren bei JPMorgan Rentenfonds, die 700 Millionen Euro an Zuflüssen verbuchten, und Mischfonds, denen 575 Millionen Euro zugingen. Der erfolgreichste JPMorgan Fonds im Vertrieb war der defensive Mischfonds JPMorgan Global Income.
HSBC wiederum profitierte fast ausschließlich von Zuflüssen in Aktienfonds, die 1,19 Milliarden von den 1,27 Milliarden Euro an Zuflüssen verzeichneten. Interessant ist dabei, dass der Erfolg einen Namen hat: Fast die gesamten Zuflüssen steuerten den Indexfonds HSBC FTSE All World Index an, der sich an britische Anleger richtet. Marktbeobachter haben immer wieder festgestellt, dass nach der starken Einschränkung von Kickbacks im Vertrieb in Großbritanien Fondsberater dort vor allem auf günstige Indexfonds setzen.
Standard Life Investments findet sich vor allem aufgrund der hohen Zuflüsse in alternative Fonds weit oben im Vertriebs-Ranking. Gut 610 Millionen Euro steuerten die beiden Fonds SLI Global Absolute Return Strategies und SLI Absolute Return Strategies an, wobei die britische Ursprungsvariante des Multi-Strategie-Ansatzes, die inzwischen 27,27 Milliarden Euro auf die Waage bringt, mit 470 Millionen Euro den Löwenanteil der Zuflüsse auf sich vereinen konnte. (Die Luxemburger Fonds-Variante ist mit 7,96 Milliarden Euro deutlich kleiner.)
Tabelle: Die Liste der Gesellschaften mit den höchsten Zuflüssen im AugustDie Gesellschaften mit den höchsten Abflüssen wurden von Baring Asset Management angeführt. Die Briten mussten vor allem auf ihrem Heimatmarkt Federn lassen. Anleger verkauften vor allem die Kategorien GBP Mischfonds ausgewogen und GBP Rentenfonds flexibel. Dahinter stehen vor allem der auf britische Wertpapiere fokussierte Baring Multi Asset Fund und Baring Themed Fixed Income.
Angesichts der hohen Abflüsse aus US-Hochzinsfonds verwundert nicht, dass der High Yield Spezialist Muzinich ebenfalls hohe Abflüsse hinnehmen musste. BlackRock wiederum musste hohe Abflüsse aus seinen aktiv verwalteten Europa- und – in einem geringeren Umfang – aus US-Standardwertefonds sowie aus Hochzinsanleihefonds hinnehmen.
Tabelle: Die Fondshäuser mit den höchsten Abflüssen im August
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