Wer ist der größte Anbieter am ETF-Markt? Wer bildet die Indizes mit Swaps ab, wer wendet die Technik des statistischen Samplings an? Wie sichern die Anbieter das Swap-Exposure gegen Kontrahenten-Risiken ab? Wer schreibt den Anlegern bzw. ihren Fonds den höchsten Anteil an den Wertpapierleiheerträgen gut? Wer hat die Gebühren bei welchen Produkten gesenkt? Sie merken, in der schnelllebigen Branche der börsenkotierten Indexfonds ist es von Fall zu Fall sinnvoll, Entwicklungen Revue passieren zu lassen und den aktuellen Stand der Dinge festzuhalten. Dies haben wir in der aktuellen Studie „A Guided Tour of the European ETF-Marketplace“ getan. Einige Highlights für Sie gelesen:
Rasantes Volumenwachstum – in der Nische
Einerseits hat sich das Wachstum der ETF-Branche in Europa in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt. Per 30. September stand das verwaltete Vermögen der in Europa aufgelegten ETFs bei 362 Milliarden Euro. Andererseits fristen ETFs in Europa nach wie vor ein Nischendasein: nur 5,5% des in Fonds investierten Vermögens steckt in den börsenkotierten Indexfonds. Zum Vergleich: In den USA stecken 12% des Fondsmarkts in ETFs. Hinzu kommen nicht-börsennotierte Indexfonds, die den Passivanteil des US-Fondsmarkts sogar auf insgesamt knapp 25% bringen.
Interessant ist, dass der europäische ETF-Markt ungeachtet des Wirbels um Renten- und Alternatives-ETFs der vergangenen Jahre – gemessen am verwalteten Vermögen - nach wie vor ein stark aktienlastiger Markt ist. Betrachtet man dagegen die organische Wachstumsrate, also das um die Marktperformance bereinigte Wachstum, zeigen Renten-ETFs eine starke Wachstumsdynamik. Mit anderen Worten: In den vergangenen Jahren trug das Marktwachstum überproportional zur Festigung des Aktien-ETF-Marktanteils bei, das die dynamischen Mittelzuflüsse bei Bond-ETFs in den Schatten stellte.
Graphik: Anteil des europäischen ETF-Markts nach Asset-Klassen
Die großen Drei dominieren den europäischen ETF-Markt …
Auf den ersten Blick hat sich in den vergangenen Jahren nicht viel Neues getan. Nach wie vor ist der europäischer ETF-Markt ein sehr konzentrierter: iShares, db X-trackers und Lyxor vereinen 2/3 des Marktes auf sich.
Allerdings haben die beiden letzteren seit 2011 kräftig Federn gelassen. Das lag zum einen an der Eurokrise und der Risikoaversion der Anleger, die sich bei den Töchtern der Deutschen Bank und der Société Générale, die Swap-basierte-Produkte anboten, offenkundig unwohler fühlten als bei der BlackRock-Tochter iShares, die vorwiegend physisch replizierende Produkte im Sortiment führt. Zum anderen konnte iShares seinen Marktanteil auch aufgrund der Übernahme der ETF-Sparte von Credit Suisse deutlich steigern.
Tabelle: Marktanteile der Anbieter im europäischen ETF-Markt
… aber unter dem Triumvirat findet Leben statt!
Bewegt man sich von der Vogelperspektive hin zur Mikrosicht, gibt es in Europa durchaus Neues zu berichten: Neben iShares konnten seit 2011 vor allem die kleineren Anbieter punkten: UBS, Source und SPDR gewannen deutlich hinzu. Dagegen litt ZKB seit 2011 unter dem Verfall des Goldpreises und den Abflüssen aus Edelmetall-Produkten.
Grafik: Entwicklung der Marktanteile 2008-2014
Zu den prominentesten Newcomern am europäischen Markt zählt Vanguard, der seit 2012 in Europa vertreten ist und heute einen Marktanteil von 2,4% inne hält. Wer das rasante Wachstum von Vanguard in den USA vor Augen hat, dürfte von einer substantiellen Steigerung dieses bescheidenen Volumens nicht überrascht sein. Bisher beschränkt sich Vanguard vor allem auf die Bearbeitung des britischen Marktes.
Der europäische Markt lockt auch weitere globale Anbieter an, vor allem aus den USA. Warburg Pincus hat Anfang des Jahres die Mehrheit an dem von mehreren Investmentbanken getragenen ETF-Anbieter Source erworben, und Wisdom Tree erwarb die Mehrheit an Boost ETP. Weitere Amerikaner stehen in den Startlöchern. Guggenheim, ProShares, Charles Schwab und Fidelity, die bereits in den USA mit ETFs aktiv sind, wird Interesse an Europa nachgesagt.
Hinzu kommen einige europäische Asset Manager, wie die nordischen FinEx, Nordea und Landsbref, die seit 2013 am ETF-Markt aktiv sind. ABN Amro dagegen stampfte bereits wenige Monate nach seinem Markteintritt 2014 seine ETF-Einheit wieder ein. Insgesamt dürften die Newcomer am Markt bei allen Chancen, die Europa bietet, auch mit der fragmentierten Natur des hiesigen ETF-Markts zu kämpfen haben.
Hier gelangen Sie zu unserer breit angelegten Untersuchung auf Englisch, die in dieser Woche erschienen ist.
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