Mischfonds und alternative Fonds sind 2014 am beliebtesten

Morningstar Absatzdaten zeigen dagegen nur sehr geringes organisches Wachstum bei aktiv verwalteten Aktienfonds. M&G Optimal Income Fund per Ende November nunmehr Europas größter Wertpapierfonds.

Ali Masarwah 29.12.2014
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Parallel zur Erholung der Aktienmärkte haben sich Fondsanleger in Europa im November zaghaft an Risikoanlagen herangetastet. Im Vormonat hatten sie im Zuge der Marktturbulenzen noch Aktienfonds mit hohen Abflüssen abgestraft (lesen Sie hier mehr). Wie aus unseren monatlich erhobenen Absatzschätzungen für den europäischen Fondsmarkt hervorgeht, haben Aktienfonds erstmals seit Juli dieses Jahres wieder in einem Monat positive Absatzdaten verbucht: 1,68 Milliarden Euro flossen Aktienfonds (ex ETFs) im November zu. Dennoch ist diese Bilanz aus Sicht der Anbieter aktiv verwalteter Aktienfonds keinesfalls eine positive Nachricht, da nur Aktien-Indexfonds Zuflüsse vebuchten – immerhin 1,75 Milliarden Euro. Damit war die Nettovertriebsbilanz aktiv verwalteter Aktienfonds im November sogar leicht negativ.

Zählt man Multi-Strategy-Fonds hinzu, dominieren Mischfonds den Vertrieb

Ganz anders das Bild bei Renten-, Misch- und alternativen Fonds. Diese Großkategorien verbuchten erneut solide Zuflüsse. Rentenfonds verzeichneten Nettozuflüsse von 10,3 Milliarden Euro, Mischfonds lagen mit einem Absatzplus von 9,93 Milliarden Euro im November nur leicht dahinter. Hedgefonds im UCITS-Mantel verbuchten Zuflüsse von 2,53 Milliarden Euro, was zwar absolut gesehen deutlich weniger ist als bei Bond- und Mischfonds, aber relativ zum geringerem Fondsvermögen dieser Produkte bedeuten diese Zahlen ein stärkeres Wachstum als bei Rentenfonds.

Auch wenn der Jahresbilanz noch ein voller Monat fehlt, deuten unsere Daten per Ende November bereits an, dass 2014 voraussichtlich das höchst erfolgreiche Jahr 2013 für Mischfonds noch toppen wird: In den ersten elf Monaten flossen Mischfonds europaweit 124,3 Milliarden Euro netto zu, was eine organische Wachstumsrate von gut 18,6% bedeutet. 2013 waren es noch 94,65 Milliarden bzw. ein Wachstum (ex Marktperformance) von 17%.

Wie aus der unteren Tabelle ebenfalls hervorgeht, wuchsen alternative Fonds in den ersten elf Monaten bei Zuflüssen von netto 40,72 Milliarden Euro um 22,6%. Dieser Erfolg basiert zu einem großen Teil auf der hohen Nachfrage nach Multi-Strategie-Fonds, die netto 12,76 Milliarden Euro einsammelten. Da es sich hierbei ebenfalls um Asset-Allocation-Produkte handelt (die Long-Short-Strategien anwenden), ist der Erfolg der Mischfonds 2014 noch größer, als es auf den ersten Blick erscheint. Long-Short-Rentenfonds folgten bei den alternativen Fondskategorien mit Zuflüssen von 7,73 Milliarden Euro mit doch großem Abstand auf Platz zwei des Absatz-Rankings der ersten elf Monate.

Von allen Langfristanlagen mussten nur Rohstoffprodukte im November – wie im gesamten bisherigen Jahresverlauf – substanzielle Abflüsse hinnehmen, die vor allem auf Anteilsscheinrückgaben von diversifizierten Rohstoffkörben und nur in zweiter Linie auf einem Abverkauf von Edelmetalfonds zurückging.

Tabelle: Fondsabsatz im November nach Asset Klassen 

 


Ein Blick auf die Zu- und Abflüsse nach Morningstar Kategorien zeigt, dass im November – wie auch im gesamten bisherigen Jahresverlauf - erneut EUR Unternehmensanleihen, diversifizierte EUR Rentenfonds und global anlegende, defensive EUR-Mischfonds gefragt waren. Sie sammelten netto 2,96 Milliarden, 1,79 Milliarden bzw. 1,81 Milliarden Euro ein.

Global investierende Aktienfonds schoben sich in der Novemberabsatzliste mit Zuflüssen von 2,18 Milliarden weit nach vorn – dies entspricht der höchsten Nachfrage nach Fonds dieser Kategorie in einem Monat seit Mai 2013. Allerdings wurden – wiederum ein Wermutstropfen für aktive Manager – das Gros der Mittel – 1,25 Milliarden Euro – in global anlegende Indexfonds investiert. Aktiv verwalteten globalen Aktienfonds gingen im November nur 940 Millionen Euro netto zu.

Erstmals in diesem Jahr konnten Aktienfonds für deutsche Standardwerte in einer Einmonatsperiode Zuflüsse verbuchen – mehr als ein Erfolg für die Galerie war das magere Plus von 185 Millionen Euro freilich nicht, vergegenwärtigt man sich, dass die Elfmonatsbilanz der deutschen Standardwertefonds mit einem Minus von 1,96 Milliarden Euro unverändert tiefrot ist.

Tabelle: Zuflüsse im November nach Morningstar Kategorien

Stark verkauft wurden im November dagegen Fonds der Kategorien Aktien Standardwerte Eurozone, welche die zweithöchsten Abflüsse in einem Monat seit August 2011 hinnehmen mussten (nur im August dieses Jahres floss mehr Geld aus diesen Fonds ab). Gegen den diesjährigen Trend mussten auch Laufzeit-Rentenfonds im November hohe Abflüsse hinnehmen.

Kein Ende der Malaise war im November bei US-Dollar Hochzinsfonds zu verzeichnen. Diese Kategorie musste erneut hohe Abflüsse hinnehmen und hält die Rote Absatzlaterne in den ersten elf Monaten unter allen europäischen Morningstar Kategorien. Auch Euro-Kurzläufer-Rentenfonds, Garantiefonds und flexibel anlegende Großbritannien-Aktienfonds zählten im November erneut zu den höchst unbeliebten Kategorien.

Tabelle: Abflüsse November nach Morningstar Kategorien

Auf Ebene der Fondsanbieter war BlackRock (ex iShares) im November der erfolgreichste Anbieter im Vertrieb, gefolgt von Nordea, Allianz Global Investors, Amundi, Goldman Sachs und JPMorgan. Mit Zuflüssen von 21,78 Milliarden Euro in den ersten elf Monaten zeichnet sich ab, dass erneut BlackRock ein heißer Anwärter für den Titel des erfolgreichsten Fondsanbieters im europäischen Publikumsgeschäft 2014 ist, wenn es um Langfristanlagen geht. UBS und JPMorgan folgen dem weltgrößten US-Vermögensverwalter in diesem Jahr mit 17,69 Milliarden bzw. 17,22 Milliarden Euro mit gebührendem Abstand.

Tabelle: Zuflüsse im November nach Anbieter

 

Die Rote Laterne geht im November erneut an den US-Rentenfondsanbieter PIMCO. Gut zwei Milliarden Euro flossen netto aus den europäischen PIMCO Fonds ab. Das bringt die Abflüsse in diesem Jahr auf 19,64 Milliarden Euro. Das entspricht 20% des zu Jahresanfang gemessenen PIMCO-Fondsvermögens. Allerdings müssen die Novemberzahlen in den Kontext der Ereignisse seit Ende September gebracht werden: Nachdem Unternehmensgründer Bill Gross mit seinem Wechsel zum US-Konkurrenten Janus Investoren (und die Bond-Märkte) schockierte, musste das US-Haus sehr hohe Abflüsse hinnehmen. Die Anteilsscheinrückgaben konzentrierten sich jedoch auf die zwei Wochen nach dem Abgang von Gross, und die zwei Milliarden Abflüsse im November waren deutlich weniger als in den zwei Monaten zuvor und bedeuten fast schon eine Normalisierung.

Wenig erfreulich war auch das Bild für den Schottischen Anbieter Aberdeen, der im November mit Nettoabflüssen von gut einer Milliarde Euro Erinnerungen an das höchst unerfreuliche erste Quartal wach werden ließ. Nach Nettozuflüssen im Sommer brachen im November erneut die Dämme. Auch SKAGEN und Ashmore mussten im Zuge des Abverkaufs bei Schwellenländerfonds im vergangenen Monat Federn lassen. Der britische Anbieter Ignis, der im Sommer von Standard Life übernommen wurde, litt im November erneut unter hohen Rückgaben aus dem Ignis Absolute Return Government Bond, der seit dem Abgang einiger Fondsmanager (sie wechseln zum britischen Konkurrenten Old Mutual) hohe Abflüsse verbuchen musste.

Tabelle: Abflüsse November nach Anbieter

Bei den größten Langfristfonds (ex Dachfonds) zeichnete sich im November ein Wechsel an der Spitze ab: Nunmehr ist der M&G Optimal Income Fund mit einem Vermögen von 30,87 Milliarden Euro Europas größter Publikumsfonds. Aufgrund der hohen Zuflüsse von 750 Millionen Euro im November verwies dieser defensive Mischfonds den bis dato größten Fonds, den Rentenfonds Templeton Global Bond Fund, knapp auf Rang zwei. Der von Michael Hasenstab verantwortete Fonds wies per Ende November ein Vermögen von 30,77 Milliarden auf. Beide Fonds weisen das zweithöchste qualitative Morningstar Analyst Rating „Silver“ auf.

Auf Platz drei der größten Publikumsfonds folgt mit recht deutlichem Abstand der Standard Life Global Absolute Return Strategies, der im November leichte Abflüsse hinnehmen musste. Der Fonds ist derzeit noch aufgrund mehrerer Managementwechsel in den vergangenen 18 Monaten „Unter Beobachtung“. Interessant ist, dass der ausgewogene Mischfonds Carmignac Patrimoine den zweiten Monat in Folge Zuflüsse verbuchen konnte – offenbar ist Anlegern zu Ohren gekommen, dass der Fonds, der ebenfalls über ein „Silver“-Rating verfügt, sich anschicken könnte, seine längere Performance-Durststrecke zu überwinden: In diesem Jahr lag der von Edouard Carmignac verwaltete Fonds per Ende November im 42. Performance-Perzentil – rund 80 Basispunkte vor seiner Fondsvergleichsgruppe.

Tabelle: November-Vertriebsbilanz der größten Publikumsfonds (ex Geldmarkt)

 

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich