EZB macht Spread-Spielern das Leben leichter

Wer an Mario Draghi und die EZB glaubt und zugleich nicht mit einer raschen Konjunkturerholung in der Eurozone rechnet, kann auf der Bond-Seite mehr Risiko vertragen. Wir stellen Ihnen einige Euro-Bond-Produkte mit Fokus auf Südeuropa vor.

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Das Konsens-Szenario ist klar: Die EZB schafft durch ihre niedrige Niedrigzinspolitik und vor allem durch ihr Anleihekaufprogramm weiter günstige Bedingungen an den Bond-Märkten. Optimismus ist zumindest so lange angebracht, wie auch die Euro-Konjunktur schwächelt und die Teuerung in negativem Terrain verharrt. Anleger können dann weiterhin von sinkenden Renditen profitieren. Das bezieht sich nicht nur auf Hasardeure, die auf lang laufende Papiere der Euro-Südländer setzen, sondern auch auf Anleger, die Bonds kaufen, deren Renditen sich schon längst im negativen Bereich befinden (mehr dazu lesen Sie hier).

EZB-Präsident Mario Draghi hat am Donnerstag seine Erklärung zum Anleihekaufprogramm angegeben, und Überraschungen sind ausgeblieben: Die Nationalbanken, die im Auftrag der EZB das Quantitative Easing umsetzen, können Staatsanleihen mit einer Restlaufzeit von zwischen 2 und 30 Jahren kaufen. 

Im Folgenden wollen wir für risikobereitere Anleger, die von einer weiteren Spread-Einengung von Euro-Süd-Bonds ausgehen, eine Auswahl an Indizes bzw. Produkten vorstellen, die in den Genuss dieses Bond-Kaufprogramms kommen werden. Dabei haben wir nicht nur auf eine breite Mischung an Indizes geachtet, sondern uns auch auf solche Marktbarometer konzentriert, hinter denen ETFs mit möglichst hohen Volumina stehen.

Barclays Euro Aggregate Bond TR EUR

Der Barclays Capital Euro Aggregate Bond Index zählt zu den wichtigsten Benchmark-Indizes und ist entsprechend breit aufgestellt. Er enthält Anleihen, lautend auf Euro, die auch an Märkten in der Eurozone gehandelt werden und ebenso in frühestens einem Jahr auslaufen. Die Emittenten sind bunt gemischt. 55-60% des Indexgewichts machen Euro-Staatsanleihen aus, 15-20% sind Unternehmensanleihen und 10-15% entfallen jeweils auf Pfandbriefe und Quasi-Staatliche Anleihen. Das größte Gewicht haben Papiere aus Frankreich (22%), Deutschland (19%), Italien (16%) und Spanien (11%). Zudem gibt es zu einem kleinen Teil Euro-Anleihen von Emittenten in den USA und in UK (je 2,5%). Angesichts der Anzahl von über 2.000 Einzelwerten haben die Top10-Positionen kein großes Gewicht . Das Mindestvolumen der Anleihen muss bei 300 Millionen Euro liegen. Sämtliche Ausschüttungen– beispielsweise durch Coupon-Zahlungen der Anleihe-Emittenten – werden bei der Preiskalkulation des Index berücksichtigt und erst zum Monatsende, wenn die Neugewichtung erfolgt, rausgerechnet.

Barclays Euro Aggregate Treasury TR EUR

Der Barclays Euro Agg Treasury TR EUR ist ebenfalls einer der breitesten Indizes, die wir heute vorstellen. Er enthält allerdings ausschließlich Staatsanleihen von Ländern mit Rating „Investment Grade“, also über BBB- (S&P und Fitch) bzw. Baa3 (Moody’s), aus der Eurozone. Der Indexdeckt das komplette Laufzeitspektrum ab. Bei der Gewichtung der einzelnen Titel orientiert sich Barclays an der Schuldenkapitalisierung. Das führt so zu einer Ländergewichtung, in der Italien (25%), Frankreich (23%), Deutschland (18,7%), Spanien (13%) und Belgien (6,3%) . Die Breite des Index korrespondiert mit der breiten Streuung auf Einzelemissionsebene; Die Top10-Positionen machen nur ein Bruchteil aus. Die Restlaufzeit der Anleihen muss bei mindestens einem Jahr liegen, das Volumen bei 300 Millionen Euro.

Markit iBoxx EUR Sovereign Euro-Zone Yield+ TR EUR

Der Index bildet die Wertentwicklung von Anleihen der fünf Länder in der Eurozone ab, die die höchste Rendite liefern. Grundlage für die Länderselektion ist die Rendite eines Bonds, der theoretisch noch fünf Jahre bis zum Ende seiner Laufzeit hat. Für tatsächliche Berechnung werden von jedem Land der Eurozone zwei Bonds betrachtet, deren Restlaufzeiten nahe dieses theoretischen Zeitpunkts liegen. Der Referenzpunkt liegt deshalb bei fünf Jahren, da zu diesem Zeitpunkt die Anzahl der auslaufenden Anleihen von Euroland-Emittenten etwas dichter ist. Die Bonds mit der höchsten Rendite kommen aktuell aus Italien (53%), Spanien (27%), Belgien (14%) Irland (4,4%) und die Slowakei (0,24%). Das durchschnittliche Rating liegt derzeit bei BBB. Von den Laufzeiten her können alle Anleihen aufgenommen werden, die noch mindestens ein Jahr Restlaufzeit haben und deren Gesamtvolumen 2 Milliarden Euro beträgt. Die Neugewichtung findet bei den Renten-Indizes monatlich statt und damit deutlich öfter als bei Aktienindizes. Die Gewichtung der Länder und Anleihen mit ihren jeweiligen Laufzeiten erfolgt nach der Schuldenkapitalisierung.

FTSE MTS Lowest-Rated Government Investment Grade TR EUR

Ähnlich wie der iBoxx-Index enthält auch der MTS Lowest-Rated Eurozone Government Bond IG Index ganz überwiegend die Länder mit einer höheren Anleihe-Rendite: Belgien (30%), Italien (30%), Spanien (30%) und Irland (10%). Auswahlkriterium für den Index ist allerdings, dass die Anleihen mindestens zwei Ratings unter dem Top-Rating in der Eurozone haben müssen, eine Mindest-Restlaufzeit von einem Jahr und ein Volumen von mindestens 2 Milliarden Euro. Ferner müssen die herausgebenden Länder der Anleihen von mindestens zwei der drei üblichen Verdächtigen (S&P, Moody’s und Fitch) gerated sein. Für San Marino, Liechtenstein oder Andorra ist das beispielsweise nicht der Fall. Von den aktuell im Index enthaltenen Ländern sind alle Anleihen im Index enthalten, die die genannten Kriterien erfüllen.

EuroMTS Investment Grade Broad-Indizes

Vor gut fünf Jahren wurde der EuroMTS Investment Grade Index in Leben gerufen. Vom Hauptindex leiten sich acht Subindizes ab, die sich in ihrem Fokus auf bestimmte Laufzeiten unterscheiden. Allen Indizes gemeinsam ist jedoch, dass sie Staatsanleihen von Ländern der Eurozone, die von mindestens zwei der üblichen Ratingagenturen ein Investment-Grade-Ratings aufweisen müssen. Das ausstehende Mindestvolumen der Anleihen muss bei zwei Milliarden Euro liegen. Zudem müssen die Preise der jeweiligen Anleihen auf der hauseigenen MTS-Plattform verfügbar sein.

In unserer Auswahl befinden sich vier ETFs, welche die Sub-Indizes des EuroMTS Investment Grade Index folgen, und zwar mit Restlaufzeiten 5-7, 7-10, 10-15 und über 15 Jahre abbilden. Abhängig von den Laufzeiten sind die Länder in den jeweiligen Indizes vertreten. Im Falle der Benchmark, deren Bestandteile in 5 bis 7 Jahren auslaufen, dürfen von jedem Emittenten maximal zwei Anleihen im Index sein. Die Gewichtung erfolgt nach einem statistischen Verfahren: Die einzelnen Länder werden im Index je nach dem ausstehenden Volumen Ihrer Anleihen gewichtet, Abhängig von den verschiedenen Laufzeiten, welche die Subindizes berücksichtigen. Die wesentlichsten Anteile fallen jedoch auf Italien und Frankreich (je gut 24%), Deutschland (18%) und Spanien (12-13%). Alle Index-Preise werden auf Total Return Basis kalkuliert, das heißt, dass alle Zinserträge wieder in die Kurse eingerechnet werden Die Neugewichtung erfolgt bei Haupt- wie auch bei den Subindizes monatlich .

Barclays Global Spain TR EUR und Italy TR EUR

Die Barclays-Indizes in unserer Auswahl auf Anleihen der Länder Italien und Spanien sind relative ähnlich: beide beinhalten Anlehen mit einer Mindestlaufzeit von einem Jahr und einem ausstehenden Volumen von 300 Millionen Euro. Die Neugewichtung findet jeden Monat statt. Aktuell beträgt die durchschnittliche Restlaufzeit im Italien-Anleihe-Index gut 8 Jahre, bei Spanischen Pendant sind es 8,5 Jahre. Da sich die Indizes ausschließlich auf die Anleihen eines Landes beschränken, entsprechen die Kreditratings auch den Länderratings. Im März bewerten die drei bekanntesten Agenturen Italien mit BBB+ (Fitch), BBB- (S&P) und Baa2 (Moody’s), für Spanien liegen die Ratings bei BBB+ (Fitch), BBB (S&P) und Baa2 (Moody’s). Dieser kleine Bonitätsunterschied spiegelt sich auch in den Spreads zwischen den Anleihen der beiden Euro-Südländer wider.

Kommen wir nun zu den ETFs unserer Auswahl. Wir haben eine bunte Auswahl an ETFs zusammengestellt, die die oben erwähnten Indizes replizieren.

Tabelle: Eine Auswahl an ETFs mit Schwerpunkt Euro-Südländern

 

Der mit Abstand größte ETF ist das Produkt der Deutschen Bank mit derzeit gut zwei Milliarden Euro an verwaltetem Vermögen. Kein anderer ETF unserer Auswahl - abgesehen von den beiden Länder-ETFs - hat eine derart hohe Gewichtung italienischer und spanischer Bonds, zusammen rund 80%.

Dass der Zusatz "Yield Plus" nicht von ungefähr kommt, zeigt sich auch anhand der Laufzeitenstruktur. Knapp 30% des Vermögens steckt in Bonds mit einer Laufzeit von über 10 Jahren, 16% sind in Bonds mit Laufzeiten von über 15 Jahren investiert. Das ist nicht folgenlos für die Performance geblieben. In den vergangenen drei Jahren legte der Bond-ETF jährlich um 10,7% zu. Der 2010 aufgelegte ETF lieferte das perfekte Vehikel für das Euro-Rettungs-Szenario, das Mario Draghi im Sommer 2012 ("whatever it takes") auf den Weg der Erfüllung brachte. Allerdings zeigt der maximale Verlust von 3,7%, dass Rückschläge schmerzhaft sein können. Anleger sollten also auch bei einer weiteren Spread-Einengung nicht von einer sanften Reise ausgehen.  

Die höchste Performance lieferten unterdessen der Langläufer auf den EuroMTS 15Y+, der mit einem Plus von 35,5% im vergangenen Jahr die Lichter ausschoss. In den vergangenen drei Jahren lag das Plus bei eindrucksvollen 17,5%. Allerdings fand dieser Indexfonds perfekte Bedingungen vor. Dieses Produkt ist allerdings nur für sehr risikobereite Anleger geeignet, wie der maximale Verlust von 6,5% anzeigt.

 

Etwas wohler temperiert  geht es bei den Produkten im fünf bis 15-jährigen Laufzeitsegment vor, die dennoch von der Spread-Einengung der Euro-Süd-Bonds seit 2012 profitierten.

Für die meisten Anleger am besten geeignet dürften die beiden breit aufgestellten Euro-ETFs iShares Euro Aggregate Bond und iShares Core Euro Government Bond sein, die den gesamten Euro-Bond-Markt umfassen. Der Tracker auf den Barclays Euro Aggregate Bond, einer der am häufigsten verwendeten Bond-Benchmarks, enthält dabei auch in geringen Maßen qualitativ hochwertige Unternehmensanleihen. Mit einer Performance von 7,2% pro Jahr seit 2012 bei einem niedrigen Draw-down von 2,% brachte es dieses diversifizierte Bond-Produkt auf aktien-ähnliche Renditen.

Bei den Kosten punkten Amundi und Deutsche Bank

Nur für sehr granulare Portfolios geeignet sind die jeweiligen Produkte auf Spanien und Italien-Bonds, die allerdings eine deutlich ausgewogenere Laufzeitruktur aufweisen als die oben besprochenen Produkte.

Die Kosten der Produkte unserer Auswahl spiegeln in gewisser Weise die Entwicklung des europäischen ETF-Markts wider. Die beiden iShares Produkte auf den Euro Aggregate Bond und den Core Euro Government Bond sind mit 25 bzw. 20 Basispunkte die teuersten breit diversifizierten Produkte. 20 Basispunkte müssen Anleger auch für die iShares-Produkte auf die Barclays Indizes für spanische und italienische Anleihen. Diese Länder-ETFs sind auch im Handel am teuersten. Der Spread beim Spanien-ETF belief sich auf 24 Basispunkte, die Spanne zwischen An- und Verkauf lag beim Italien-ETF bei 19 Basispunkten. Diese Angaben beziehen sich auf die Handelskosten der Hauptanteilsklasse in London an den 30 Handelstagen per 5. März.

Die beindem Amundi ETFs auf die FTSE MTS-Indizes finden sich am anderen Ende der Skala. Sie kosten nur 14 Basispunkte an Managementgebühren pro Jahr, und auch der Hochprozenter der Deutschen Bank zählt mit jährlichen Kosten von 15 Basispunkten zu den günstigen Produkten.  Das gilt auch für die Handelskosten. Die ETFs von Amundi und der Deutschen Bank kosteten in der 30-Tages-Periode unter 9 Basispunkte im Schnitt beim Kauf- und Verkauf.

 

 

 

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah und Michael Haker  Ali Masarwah ist Chefredakteur von Morningstar Deutschland, Österreich und Schweiz; Michael Haker ist freier Mitarbeiter von Morningstar in Frankfurt