Die europäische ETF-Branche hat im ersten Quartal 2015 einen Absatzrekord erzielt. Börsennotierten Indexfonds flossen von Januar bis März 31,16 Milliarden Euro zu. Das ist mehr als jemals in einem einzigen Quartal an Nettoneugeldern gemessen wurde. Am stärksten war die Nachfrage nach Aktien-ETFs, die im ersten Quartal 16,16 Milliarden Euro an Nettozuflüssen verbuchten, gefolgt von Bond-ETFs mit einer Nettovertriebsleistung von 11,64 Milliarden Euro und Rohstoff-Produkten (1,65 Milliarden Euro).
Allerdings implizieren die Nettokäufe von 7,4 Milliarden Euro im März eine rückläufige Tendenz. Das lag vor allem an deutlich gesunkenen Zuflüssen bei Aktien-ETFs. Sie sammelten im abgelaufenen Monat 2,96 Milliarden Euro ein nach 7,2 Milliarden Euro im Januar und 6,0 Milliarden Euro im Februar. Die Ursache hierfür waren die hohen Abflüsse aus USA-Aktien-ETFs. Fonds der Kategorie US Standardwerte Blend, welche die beiden Indizes S&P500 und MSCI USA abbilden, wurden auf breiter Linie verkauft. In diesem Jahr haben Anleger in der Eurozone nicht nur von ordentlichen Kurszuwächsen bei US-Investments profitiert, sondern vor allem von der deutlichen Aufwertung des Greenback gegenüber dem Euro. Vor allem Letzteres dürfte bei den Verkäufen eine wichtige Rolle gespielt haben.
Tabelle: Mittelflüsse in ETFs in Europa 2015 nach Asset Klasse
Deutlich gestiegen ist im Verlaufe des ersten Quartals dagegen die Nachfrage nach Euro-Aktien- und Euro-Bond-ETFs (und sogar Euro-Geldmarkt-ETFs!). Das spiegelt die März-Hausse bei Euro-Investments wider, die seit Beginn der Implementierung des Euro-Bond-Kaufprogramms der Europäischen Zentralbank am 9. März zu beobachten ist. Seitdem sind nicht nur die Aktienkurse in der Eurozone im März gestiegen: Auch die Renditen der Staatsanleihen der Euro-Mitglieder sind noch weiter gefallen. Die nächste Tabelle, die nach Zuflüssen in Morningstar Kategorien im März sortiert ist, zeigt das Ausmaß des Runs auf Euro-Anlagen.
Tabelle: Die Kategorien mit der höchsten Nachfrage im März
Ein Blick auf die Kategorien mit der geringsten Nachfrage zeigt neben USA-Aktien-ETFs auch hohe Abflüsse aus Edelmetall-ETFs, ETFs für globale Standardwerte sowie Aktien-ETFs für globale Emerging Markets. Auch der Absatz von Aktien-ETFs für Schweizer Blue Chips drehte im März in negatives Terrain, nachdem vor allem Anleger in der Schweiz im Januar den punktuellen Kurssturz am Schweizer Aktienmarkt im Zuge der plötzlichen Franken-Aufwertung für Zukäufe genutzt hatten. Seitdem dominieren offenbar Gewinnmitnahmen.
Tabelle: Die Kategorien mit den höchsten Mittelabflüssen im März
Kommen wir nun zur Ebene der einzelnen ETFs. Wie die untere Tabelle zeigt, war der iShares MSCI Europe mit Zuflüssen von 860 Millionen Euro der am stärksten nachgefragte ETF in Europa, gefolgt vom iShares Core Euro Corporate Bond (652 Millionen Euro) und dem Lyxor Smart Cash (499 Millionen Euro). Interessant ist auch, dass zwei ComStage-Bond-ETFs regelrecht nach oben katapultiert wurden. Der ComStage iBoxx EUR Liquid Sovereign Diversified 3-5 und der ComStage iBoxx EUR Liquid Sovereign Diversified 5-7 verbuchten Zuflüsse von jeweils rund 360 Millionen Euro, was bedeutet, dass diese beiden Produkte nahezu ihr gesamtes Fondsvermögen der Euro-Bond-Hype im März verdanken.
Tabelle: Die ETFs mit der stärksten Nachfrage im März
Die Abflüsse auf Kategorie-Ebene spiegelt sich ebenfalls deutlich in der Absatzstatistik auf Einzel-ETF-Ebene wider. Bei USA-Aktien-ETFs mussten vor allem Produkte von iShares, UBS und db x-trackers Federn lassen. Bei Edelmetall-ETCs standen vor allem Produkte von ETF Securities auf den Verkaufslisten von Investoren.
Tabelle: Die ETFs mit den höchsten Mittelabflüssen im März
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