Chevron gehört zu den größten Rohstoffkonzernen weltweit und ist führend im Bereich Flüssiggase. Da sich Flüssiggasprojekte durch lange Förderzeiten auf den Plattformen auszeichnen, besteht an dieser Stelle nur geringer zusätzlicher Investitionsbedarf. Dies trägt dazu bei, dass sich rückläufige Förderquoten weniger stark auf die Gewinne auswirken und gleichzeitig noch ein erheblicher freier Cashflow generiert wird. Zudem hat sich das Unternehmen durch einige kleinere Transaktionen in der Vergangenheit einen Zugang zu unkonventionellen Ressourcen in den USA gesichert. Beim Downstream-Geschäft (Raffinerie und Produktion) dürften sich Einnahmen und Renditen verbessern, sofern die Bedingungen in den kalifornischen Raffinerien besser werden und sich beim CPChem-Joint-Venture neue Kapazitäten zur Chemikalienproduktion ergeben.
Das zweite Quartal 2015 lief für den Rohstoffkonzern jedoch nicht sehr erfreulich, da er herbe Gewinnrückschläge zu verzeichnen hatte. Im Vergleich zum Vorjahr sank der Gewinn von ehemals 5,7 Milliarden US-Dollar auf knapp 571 Millionen Dollar, was nur noch ungefähr einem Zehntel entspricht. Einnahmen kamen aus dem gut gelaufenen Downstream-Geschäft, wo der Gewinn bei 2,96 Milliarden Dollar lag. Zudem hat das Unternehmen Beteiligungen an Caltex Australia in Höhe von 1,6 Milliarden Dollar veräußert.
Negativ für die Bilanz ist zum einen der der Verlust von 2,2 Milliarden Dollar im Upstream-Geschäft, der auf den niedrigen Ölpreis zurückzuführen ist. (Von Juni 2014 bis Januar 2015 brach der Preis für ein Fass WTI von 106 US-Dollar auf beinahe 44 Dollar ein. Die kurzfristige Erholung der Preise ist mittlerweile wieder passée und WTI notiert im August 2015 bei knapp über 41 Dollar je Barrel und damit auf einem 6,5-Jahres-Tief.) Zudem hatte Chevron 2,6 Milliarden US-Dollar an Wertminderungen und sonstigen Aufwendungen zu verzeichnen, da einige Projekte unterbrochen wurden, was ebenfalls eine Folge der niedrigen Preise für WTI und Brent war.
Sorgen bereitet Chevron weiterhin die Generierung von freiem Cashflow, da das Unternehmen noch mitten in Phase einiger bedeutender Investitionen steckt und der niedrige Ölpreis eine zusätzliche Belastung darstellt. Wir gehen aber nicht von einer Gefahr für die Dividendenzahlungen aus. Die Unternehmensleitung hat zugesichert, dass die Dividende im Jahr 2017 durch Cashflow unterlegt sein wird. Angesichts der aktuellen Preislage am Rohstoffmarkt könnte es aber sein, dass sich die Dividenden in den kommenden Jahren nicht oder nur gering erhöhen werden.
Wir lassen die etwas eingetrübten Aussichten in unser Bewertungsmodell mit einfließen. Unsere aktuellen Fair-Value-Schätzung von 115 US-Dollar je Chevron-Aktie hat sich dadurch aber nicht geändert und auch das Moat-Rating von „Narrow“ (geringer Wettbewerbsvorsprung) bleibt bestehen. Zum Handelsschluss am 20. August notierten Chevron-Aktien bei 79,24 USD.
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