Wie sehr sich der Diskurs unter Anlegern doch ändern kann. Noch per Ende Juni dominierte unter vielen Investoren die Einschätzung, wonach an den Bondmärkten eine Normalisierung der Verhältnisse bevorstehe. Dass Anleihen überbewertet seien, galt schon seit Äonen für viele als Binsenweisheit. Der Renditesprung von 0,05 auf 0,8 Prozent bei öffentlich umlaufenden Anleihen zwischen April und Juni kam für viele Investoren als Bestätigung, wonach die Bondmärkte nicht nur keinen Zins bieten, sondern erhebliche Gefahren in sich bergen. Aktien, obgleich bereits von ihren April-Hochs ein wenig entfernt, rückten endgültig in die Kategorie „alternativlos“ auf.
Heute, nur gut drei Monate später, fühlen sich die älteren Semester eher an das Jahr 1994 erinnert, als die Kurse von Aktien und Anleihen gleichermaßen in den Keller rauschten. Ende September notierte der DAX nach kräftigen Verlusten sogar tiefer als zum Jahresstart. Entsprechend mussten etliche Mischfonds, die sukzessive in den vergangenen Jahren ihre Aktienquoten erhöht hatten, Federn lassen.
So auch der Fall bei einigen Favoriten unserer Leser, wie aus unserer quartalsregelmäßigen Übersicht zu den am häufigsten angeklickten Fonds-Portraits – inklusive Portfoliodetails und Rating-Berichten – hervorgeht. Die untere Liste liefert einen Überblick über die Fonds im Fokus auf morningstar.de zwischen Juli und Ende September 2015. Sie ist nach den am häufigsten angeklickten Fonds sortiert. So lesen Sie die Tabelle: Neben dem Namen und der ISIN der Fonds finden sich das Sterne- und – soweit vorhanden – das qualitative Morningstar Analyst Rating eines Fonds.
Abgerundet wird die Tabelle von der Performance der Fonds zwischen Januar und Ende September. Neben den Fonds-Renditen haben wir auch die relative Performance gegenüber der Vergleichsgruppe und dem jeweiligen Vergleichsindex aufgeführt. Ein positiver Wert in den Spalten „Performance vs Peergroup“ bzw. „Performance vs Index“ bedeutet, dass ein Fonds seine Vergleichsgruppe bzw. den Index hinter sich gelassen hat; ein negativer Wert deutet auf eine unterdurchschnittliche Wertentwicklung.
Tabelle: Die Favoriten unserer Leser zwischen Juli und September
Zunächst die wenig überraschende Meldung: Im dritten Quartal waren unverändert sechs der zehn am häufigsten gesuchten Fonds auf morningstar.de Mischfonds. Die meisten sind alte Bekannte, etliche haben auch Morningstar Analyst Ratings, was Anlegern eine zuverlässigere Einschätzung der Fondsstrategien ermöglicht als es die quantitativen Sterne-Ratings vermögen.
Der beliebteste Fonds ist nach wie vor der flexible Mischfonds FvS Multiple Opportunities. Er befindet sich seit Beginn der Erstellung unserer Rankings Anfang 2014 auf Platz eins. Der global investierende Fonds wird von Bert Flossbach verantwortet und wird im Morningstar Analyst Rating mit der drittbesten Note „Bronze“ bewertet. Das quantitative Fünf-Sterne-Rating illustriert das überdurchschnittlich gute Rendite-Risiko-Profil in der Vergangenheit. Zwischen Juni und Ende September liegt der Fonds leicht im Minus, was angesichts der hohen Aktienquote von über 75% nicht überrascht. Er lag per 30.9. indes 60 Basispunkte vor dem Durchschnitt seiner Kategorie.
Ethna-Aktiv musste zuletzt Federn lassen
Schlechter kamen drei weitere Mischfondsfavoriten davon. Die höchsten Verluste musste der defensive Mischfonds Ethna-Aktiv hinnehmen. Der mit „Neutral“ geratete Fonds verlor 2015 per Ende September 2,0% und lag damit 130 Basispunkte hinter der Vergleichsgruppe und 280 Basispunkte hinter seinem 75:25 Renten-Aktien-Index.
Der von Henning Potstada verantwortete DWS Multi Opportunities FC gab 1,9 Prozent nach und lag damit 110 Basispunkte hinter seiner Peergroup und 310 Basispunkte hinter der 50:50 Aktien-Renten-Benchmark. Allerdings haben Anleger die institutionelle Tranche dieses Fonds auf morningstar.de gesucht. Die allermeisten Privatinvestoren dürften nicht die notwendigen 400.000 Euro an Mindestanlagesumme aufbringen und sind damit auf die Fonds-Tranche LD angewiesen. Diese verlor mit 2,3% in diesem Jahr 40 Basispunkte mehr als die kostengünstigere Tranche für Großinvestoren.
Auch der ausgewogene Mischfonds Carmignac Patrimoine A gab in diesem Jahr nach, wenn er auch mit einem Minus von 1,0% nur etwas mehr verlor als der Durchschnitt vergleichbarer Fonds. Etliche Wechsel im Team und negative Ergebnisse in der Titelauswahl hatten eine Herabstufung des Ratings auf „Bronze“ in diesem Jahr bewirkt.
Unter den herausragenden Ergebnissen in diesem Jahr zählt die Performance des defensiven Mischfonds Kapital Plus von Allianz Global Investors (AGI), der von Dr. Stefan Kloss verantwortet wird. Der defensive Mischfonds brachte mit einem Plus von 2,6% unter den Mischfonds-Favoriten das beste Ergebnis zustande. Auf der Aktienseite setzt Thorsten Winkelmann die bewährte europäische Growth-Strategie von AGI um, die Rentenseite soll Stabilität ins Portfolio bringen; hier wird die Nähe zur JPM EMU Government Bond Benchmark angestrebt, wobei das Rendite-Risiko-Profil optimiert werden soll. Der Fonds weist seit jüngster Zeit ein Morningstar Analyst Rating von „Bronze“ auf.
Deutschland-Team der DWS überzeugt 2015 erneut
Drei der Favoriten unserer Leser auf der Aktienseite sind DWS-Fonds. Sie konnten gute, in einem Beispiel sogar spektakuläre Erfolge erzielen. So konnte der von Henning Gebhardt gemanagte DWS Aktien Strategie Deutschland gegen den Markttrend auch dank der hohen Gewichtung von Nebenwerten in diesem Jahr per Ende September ein Plus von 15,4% erzielen, satte 1340 (!) Basispunkte mehr als der durchschnittliche Deutschlandfonds. Der Fonds hält ein Morningstar Analyst Rating von „Silver“.
Der konservativer gemanagte DWS Deutschland, der ebenfalls ein „Silver“-Rating aufweist, hält einen deutlich höheren Anteil an großkapitalisierten Unternehmen als der DWS Aktien Strategie. Er lag mit einem Plus von 2,9% rund 100 Basispunkte vor der Peergroup und 440 Basispunkte vor dem DAX. Der Fonds wird von Tim Albrecht gemanagt.
Der DWS Top Dividende, ebenfalls mit Silver bewertet, konnte sich in diesem Jahr ebenfalls deutlich vor Peergroup und Dividenden-Benchmark platzieren. Fondsmanager Thomas Schüssler hatte per Ende August die größten Übergewichtungen im Telekom-Sektor, bei Versorgern und nichtzyklischen Konsumgütern.
Kommen Pharma-Firmen in den USA an die Kandare?
Etwas frischen Wind bekam unsere stark von Kontinuität geprägte Favoritenliste im abgelaufenen Quartal vom SEB Concept Biotechnology Fund. Er verfügt über kein qualitatives Rating. Er trägt allerdings ein (quantitatives) Vier-Sterne-Rating, was darauf hinweist, dass er zum ersten Drittel seiner Peergroup, Aktien Biotechnologie, zählt. Der von Ulrika Bergman verantwortete Fonds profitierte in den vergangenen beiden Jahren vom Höhenflug des Biotech-Sektors. Das Portfolio ist recht konzentriert, zuletzt waren gut 55% in den Top 10 Aktien investiert.
Im dritten Quartal brach der Fondspreis um sehr hohe 17,3% im Zuge der branchenweiten Konsolidierung ein, die unter anderem auf den politischen Druck auf die Pharma-Branche in den USA zurückzuführen ist. Vor allem Politiker aus dem Demokraten-Lager fordern im Zuge sehr großer Preissprünge bei einigen Medikamenten eine stärkere Regulierung der Branche und Preiskontrollen, wie sie in Europa längst üblich sind. Auch wenn sich die Kurse von Biotechs im laufenden Monat stabilisiert haben, mussten die von Erfolg verwöhnten Anleger erstmals seit Langem einen empfindlichen Dämpfer hinnehmen.
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