Wir haben in den vergangenen Wochen mehrfach über die wachsende Bedeutung von Indexfonds im Aktienbereich berichtet. Zunächst haben wir skizziert, dass sich bei den Mittelflüssen die Schere zwischen aktiv und passiv verwalteten Aktienfonds in den vergangenen Monaten deutlich ausgeweitet hat (lesen Sie hier mehr). Wir haben dann auf Ebene der Morningstar Kategorien geschaut, wo die höchsten Zuflüsse in den vergangenen 12 Monaten zu verzeichnen waren. Dabei haben wir festgestellt, dass Anleger Indexfonds derzeit vor allem in den großen Standardwerte-Kategorien ansteuern (lesen Sie hier mehr). Im dritten Teil der Serie haben wir nachgehalten, dass Indexfonds inzwischen auch nach verwaltetem Vermögen einzelne Standardwerte-Kategorien dominieren, in toto aber aktive Fonds den Markt dominieren (lesen Sie hier weiter). Doch die Zukunft scheint den passiven Fonds zu gehören, wie wir im vierten Teil der Serie feststellen konnten. ETFs und nicht-börsennotierte Indexfonds wachsen heute in nahezu jeder großen Fondskategorie stärker als aktiv gemanagte Fonds (lesen Sie hier weiter).
Zum Abschluss unserer Serie „Aktiv vs. Passiv“ blicken wir auf die Qualität von Indexfonds. Sind Indexfonds/ETFs wirklich immer besser als ihre aktiven Pendants? Wo lohnt sich aktives Management, und wo sind Anleger mit ETFs besser bedient? Wir haben uns auf die Suche gemacht und die Rendite-Risiko-Bilanz von Indexfonds (hier: ETFs) in den größten europäischen Aktienfondskategorien näher angesehen. Dabei bleiben wir in der Systematik unserer Artikel-Reihe und nehmen uns die Aktienkategorien mit dem höchsten verwalteten Vermögen in Europa vor.
Für die Untersuchung haben wir das Morningstar Sterne Rating zurate gezogen. Dieses viel beachtete Rating ist das Ergebnis einer quantitativen Analyse und hat das Ziel, die Performance vergleichbarer Fonds unter Berücksichtigung von Kosten und Risiken zu bewerten.
Eine Morningstar Sterne-Rating bekommt jeder Fonds, der einer homogenen Fondskategorie angehört und eine Historie von über drei Jahren aufweist. Die Ratings innerhalb einer Morningstar Fonds-Kategorie werden wie folgt verteilt: Die 10% der Fonds mit der besten risikoadjustierten Rendite bekommen fünf Sterne, die folgenden 22,5% erhalten vier, die mittleren 35% der Fonds drei, die nachfolgenden 22,5% zwei und die schlechtesten 10% der Fonds einer Morningstar-Kategorie werden mit einem Stern bewertet.
Die Performance-Bilanz steht in den Sternen
Die Untersuchung am Sterne-Ratings zu orientieren, hat für Anleger den großen Vorteil, dass sie auf einen Blick feststellen können, wie ETFs in der Vergangenheit relativ zu vergleichbaren (aktiven) Fonds abgeschnitten haben. Die meisten Morningstar Kategorien werden zahlenmäßig wie auch vom Vermögen her von aktiv verwalteten Fonds dominiert. Besitzt nun ein ETF ein Fünf- oder Vier-Sterne-Rating, dann hat er innerhalb seiner Kategorie -- und damit gegenüber den aktiven Fonds -- überdurchschnittlich gut abgeschnitten. Ein Drei-Sterne-Rating impliziert, dass der ETF nicht aus der Masse der aktiven Fonds herausragt. Ein ETF mit einem Ein- oder Zwei-Sterne-Rating gehört zum schlechtesten Drittel der Vergleichsfonds. Solche ETFs werden von den meisten aktiv verwalteten Fonds der Kategorie abgehängt.
So lesen Sie die Tabelle unten: Sie listet die Morningstar-Aktienkategorien auf, die das größte Fondsvermögen europaweit verwalten. Sortiert ist die Tabelle nach den Kategorien, in denen ETFs besonders gut abgeschnitten haben. Sie setzt das in 4- und 5-Sterne-ETFs investierte Vermögen relativ zum verwalteten Vermögen in allen ETFs einer Kategorie mit Morningstar Sterne Rating. Je weiter Sie den Blick nach unten richten, desto mehr stoßen Sie auf die Kategorien, in denen ETFs gegenüber ihren aktiven Pendants eher das Nachsehen haben. Die Performance-Bilanz ist volumengewichtet per Stichdatum 30.9.2015.
Tabelle: Indexfondsbilanz in den wichtigen Fondskategorien
Die obere Übersicht zeigt, dass Indexfonds in etlichen Kategorien den aktiven Managern den Schneid abkaufen. In acht Kategorien sind ETFs volumengewichtet überwiegend mit vier oder fünf Sternen bewertet. Besonders eklatant ist das bei US- und globalen Standardwertefonds. 100% des ETF-Vermögens der Kategorien US Large-Cap Growth, US Large-Cap Value und Global Large-Cap Value steckt in Produkten mit Vier- und Fünf Sternen ETFs. Auch die Kategorien Aktien USA Blend (98%), Aktien Frankreich (96%), Standardwerte global Blend (95%) und Europa Standardwerte Blend (94%) zeigen einen sehr hohen Anteil an ETFs mit überdurchschnittlich guten Ratings.
Dieser Befund dürfte aus Sicht der aktiven Asset Manager sehr bedenkliche sein, da in diesen Kategorien europaweit sehr viel Geld in aktiv verwalteten Fonds steckt, die --- wir erinnern uns an die Wachstumsraten bei Indexfonds --- mehr oder weniger akut von der "Passivierung" bedroht sind. Bislang war ein Switch von aktiv zu passiv vor allem bei globalen und USA-Standardwertefonds eine gute Entscheidung aus Anlegersicht.
Keine gute Figur machen ETFs auf DAX, FTSE, Euro STOXX und MSCI Emerging Markets
Doch wer bei der Fonds(manager)auswahl nun die Flinte ins Korn wirft und seine Fondsanlage samt und sonders passiviert, schüttet das Kind mit dem Bade aus. Es gibt etliche Kategorien, in denen ETFs keine besonders gute Figur abgeben. Immerhin sind zwischen 54 und 67% der ETFs auf japanische und deutsche Standardwerte-Indizes mit vier oder fünf Sternen bewertet. Danach dürften die Verfechter der Effizienzmarkthypothese ins Schwitzen geraten. In den Kategorien Standardwerte Eurozone, Asien ex Japan und insbesondere Emerging Markets Aktien laufen Anleger, die passiv investieren Gefahr, mittelmäßige Produkte zu kaufen.
Regelrecht ernüchternd ist die Bilanz in den untersten fünf Kategorien unserer Tabelle. Vor allem global anlegende Dividenden-ETFs und Indexprodukte der Kategorien Europe ex-UK Large-Caps, UK Large-Cap Blend, UK Equity Income und Asia Pacific ex Japan lieferten eine bestenfalls durchschnittliche Rendite-Risiko-Bilanz im Vergleich zu aktiv verwalteten Fonds ab. Besonders auffällig ist, dass vor allem ETFs auf den britischen FTSE 100 allenfalls ein Drei-Sterne-Gesamt-Rating auf die Waage bringen. Nimmt man eine Dreijahres-Periode zum Maßstab, fällt die Bilanz noch schwächer aus. Das hängt zu einem guten Teil mit der relativ hohen Gewichtung von Versorgern, Finanzdienstleistern und Energietiteln in den maßgeblichen FTSE- und MSCI Indizes (und somit den ETFs) zusammen.
Das Fazit: Auch wenn unsere Untersuchung die Überlegenheit von ETFs in vielen -- für Anleger wie für Fondsgesellschaften gleichermaßen -- strategisch wichtigen Kategorien zeigt, können sich die Freunde der gepflegten Alpha-Manager-Suche ermutigt zeigen: Nicht nur in Fondsgruppen, die in klassischen ineffizienten Nischenmärkte angesiedelt sind, liefern ETFs Mittelmaß. Auch Anleger, die ETFs auf Indizes wie den MSCI Emerging Markets oder FTSE 100 kaufen, setzen unter Umständen auf biedere Hausmannskost. Gerade bei britischen Standardwertefonds dribbeln aktive Manager Indexfonds oft locker aus. Recht gemischt ist auch die Bilanz von Indextrackern für deutsche Standardwerte.
Langfristig orientierte Privatanleger dürften am besten mit ETFs auf etablierte Indizes fahren. Indizes, die ein Klumpenrisiko aufweisen und somit wenig diversifiziert sind oder solchen Barometern, die ineffiziente Märkte abbilden, können die Manager aktiv verwalteter Fonds dagegen hoffen lassen. Hier haben sie eine realistische Chance auf Outperformance.
Vorsichtig sollten Anleger auch bei Strategie-Indizes walten lassen. Sie erfordern ein hohes Maß an Kenntnis und auch Glück beim Timing. Darüber hinaus sind viele Faktormodelle am Reißbrett der ETF-Produktschmieden entstanden und haben ihren Mehrwert nicht durch eine gute Live-Historie bewiesen. Hierzu zählen vor allem Dividenden-ETFs, die bei Anlegern nach wie vor hoch im Kurs sind. Unser Praxistest zeigt, dass Anleger keinesfalls überall auf passive Vehikel setzen sollten. Viele Fondskategorien rechtfertigen den Aufwand, gute Manager zu suchen.
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