In unserem neuen monatlichen Format messen wir die Performance des europäischen Aktienmarkts anhand der allseits bekannten Morningstar Style Box. Sie gliedert den Morningstar Europe Developed Market Index in neun Untersegmente nach Stil und Größe. Wir zerlegen den Index für die entwickelten Märkte Europas in seine Größenbestandteile Small-, Mid- und Large-Caps sowie die Stil-Bestandteile Value, Blend und Growth. Anleger können so relativ schnell sehen, wie sich Value- gegenüber Growth-Titeln entwickelt haben, oder ob Aktien kleinerer und mittlerer Unternehmen eine bessere Performance abgeliefert haben, als Standardwerte wie Siemens, Daimler und Co. Die untere Darstellung ist dabei marktkapitalisierungsgewichtet.
Zudem greifen wir die Bewertungen der einzelnen Segmente ebenfalls monatlich auf, und zwar anhand des von uns kalkulierten fairen Werts von Aktien, ausgedrückt im Kurs-/Fair Value Verhältnis (K/FVV). Das ermöglicht die Einschätzung der Attraktivität der Aktiensegmente innerhalb der Style Box.
Der letzte Monat des Jahres 2015 vermittelt kein erfreuliches Bild. Nach einer Erholung im Oktober und November zeigte sich der Dezember von seiner volatilen Seite. Die Dezember-Performance aller Style- und Größenkategorien der Morningstar Stylebox ist mit Minuszeichen versehen, wie die unten abgebildete Grafik zeigt.
Grafik: Im Dezember bilden Value-Titel das Schlusslicht.
Am weitesten nach unten gezogen hat es von den neun europäischen Marktsegmenten Large-Cap Value-Aktien. Auf Euro-Basis sind sie mit -6,1% am stärksten gefallen. Value-Titel knüpfen damit an die schwache Performance der Sommermonate an. Große Wachstumstitel sowie stilagnostische Standardwerte (Blend) verloren mit 3,9% bzw. 3,8% etwas weniger.
Etwas freundlicher ist das Bild in der zweiten und dritten Reihe. Für gewöhnlich sind Nebenwerte volatiler als Standardwerte, die Dezember-Performance-Zahlen zeigen jedoch, dass es Ausnahmen gibt. Bei Small- und Mid-Caps waren es wieder Growth-Werte, die das geringste Minus verbuchten und nur zwischen 0,5% und 1,5% abgaben. Am schlimmsten erwischte es bei Nebenwerten im Dezember 2015 Small-Cap Value Aktien, die auch auf lange Sicht für Anleger nicht die beste Wahl waren. Mit einem Minus von 4% liefen sie vergangenen Monat ähnlich schlecht wie Aktien der Kategorien Large-Cap Blend und Large-Cap Growth.
Performance-Rückblick 2015: am Ende im Plus
Blicken wir auf die Performance des gesamten letzten Jahres, so zeigt sich, dass der schwache Dezember lediglich das Jahresplus schmälert. Das untere Bild illustriert die Performance 2015. Value-Titel, zu denen Banken und Versicherungen, Telekommunikationsunternehmen oder Energiekonzerne gehören, haben 2015 gut 1,6% zugelegt. Auf die Jahresperformance drücken hier Werte wie Eon (-36%), Banco Santander (-29,2%) oder Volkswagen-Stämme (-18,3%); am besten liefen Peugeot (59,3%), Renault (59%) und die englische Direct Line Insurance Group PLC (50,3%). Value-Small-Caps traten im vergangenen Jahr auf der Stelle; mittelgroße Value-Aktien stiegen um 10,7%. Zu den stärksten Performern dieser Kategorie gehören der italienische Versorger Saras (+113,9%), die RPC Group (+79,9%), Technicolor (+70,6%), Iren SpA (+70,3%) und der Reifenhersteller Nokian (+70,2%).
Tiefgrün ist die Bilanz im Bereich Growth. Kleine Wachstumswerte haben 2015 um 31,5% zugelegt, besser gelaufen sind Mid Caps, die auf Jahressicht 42,7% gewannen. Standardwerte bilden in dieser Kategorie das Schlusslicht mit einer Performance von immer noch sehr beachtlichen 23,5%.
Bei einem Blick auf die Top-Performer unter den Wachstumswerten wird deutlich, dass Euro-Anleger unter anderem von der Schwäche der Gemeinschaftswährung profitieren konnten. Bei Standardwerten zählen – in Euro gerechnet – der Schweizer Pharmakonzern Galencia (+121,8%), Vestas Wind Systems A/S aus Dänemark (+114,8%) und der dänische Schmuckhersteller Pandora AS (74,2%) zu den Spitzenreitern. Zu den besten Mid-Caps gehörten die dänische Biotech-Unternehmen Genmab (+154%) PATRIZIA Immobilien (+143%) oder die Ströer SE (+135,8%). Letzteres Unternehmen ist am 21. Dezember 2015 in den MDAX aufgestiegen.
Grafik: Mittlere und kleine Growth-Werte führen die Jahresperformance an
Starke Performance-Diskrepanz zwischen Value und Growth seit 2013
Die kumulierte Drei-Jahres-Performance spiegelt die Entwicklung der vergangenen Monate wider: Mid-Caps lieferten höhere Renditen als Small-Caps und Standardwerte, und von allen drei Assetklassen haben Wachstumstitel besser performt als Value-Titel und stilagnostische Aktien (Blend). Dabei ist auf Ebene der Nebenwerte der Abstand zwischen günstig bewerteten Unternehmen und Growth-Aktien am größten: Seit Januar 2013 haben Wachstumswerte kumuliert jeweils gut 100 %-Punkte mehr Rendite eingebracht. Interessant ist hierbei, dass im Bereich der Small-Caps sowohl das schwächste Marktsegment in Europa (Small-Cap Value) als auch das zweitstärkste Marktsegment (Small-Cap Growth) zu finden ist.
Ebenso deutlich, wenn auch nicht ganz so stark ausgeprägt, ist der Performance-Unterschied bei Standardwerten: Mit einem Drei-Jahres-Plus von 90,4% haben Wachstumswerte deutlich die Nase vor Blend-Aktien (68,8%) und Value-Titeln (37,1%).
Grafik: Auf Drei Jahre haben Mittelgroße Unternehmen die Nase vorn
Die Bewertungen der einzelnen Segmente finden sie hier: (Faire Aktienbewertung in Europa: Wer suchet, der findet). Dabei listen wir das Kurs-/Fair Value Verhältnisses der einzelnen Style-Box Segmente sowie den fairen Wert der europäischen Sektoren für sie auf.
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