Wenn Dachfonds auf ETFs setzen

Wir durchleuchten die Portfolios von Dachfonds und untersuchen, bei welchen Investments die Manager eher auf ETFs setzen. Zudem können wir einen klaren Trend feststellen, an dem die aktuelle Notenbankpolitik nicht unbeteiligt sein dürfte.

Michael Haker 11.03.2016
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Dachfondsmanager haben teils klare Präferenzen, was den Einsatz von ETFs angeht. Das zeigt unsere Untersuchung, in der wir die Portfolios von mehr als 800 Dachfonds berücksichtigten, die in Deutschland zum Vertrieb zugelassen sind. Maßgeblich sind jeweils die Portfoliodaten zum Quartalsende, beginnend im Dezember 2013. Da viele Dachfonds ihre Portfoliodaten erst nach und nach liefern und wir ein möglichst exaktes Bild der Dachfonds-Landschaft zeichnen wollen, erfolgt die Gesamtauswertung mit einer Verzögerung von fünf Monaten. Das ermöglicht uns, über 95% der in Deutschland zum Vertrieb zugelassenen Dachfonds für unsere Auswertungen betrachten zu können.

Zusammen verwalteten sie per Ende September 2015 ein Vermögen von über 136 Milliarden Euro. Davon waren über 109 Milliarden Euro in andere Fonds, sogenannte Zielfonds, investiert. Das sind rund 16 Milliarden Euro mehr als noch sechs Monate zuvor. Im Folgenden geben wir einen Überblick darüber, in welche Morningstar Kategorien die Dachfondsmanager das meiste Vermögen anlegten und wo wir die größten Veränderungen ausmachen konnten. Im Anschluss unterscheiden wir, bei welchen Investments Dachfonds eher auf ETFs setzen, und wo sie eher in aktiv gemanagte Fonds investieren.

Dachfonds-Investments nach Morningstar-Kategorien

Schauen wir zunächst auf die Investments der Dachfondsmanager nach Morningstar Kategorien. Die unten abgebildete Tabelle zeigt die 15 Morningstar Kategorien, in deren Fonds die Dachfondsmanager per Ende September 2015 das höchste Vermögen investiert hatten. Sie umfassen sowohl aktiv gemanagte Fonds, als auch ETFs. Das gesamte Volumen in Zielfonds dieser Top-15-Kategorien beläuft sich per Ende September 2015 auf über 54 Milliarden Euro. Das entspricht rund 40% des gesamten Vermögens, das die 819 Dachfonds dieser Auswertung verwalten.

Das meiste Vermögen steckt in Zielfonds der Morningstar Kategorie Aktien USA Standardwerte Blend. Dachfonds waren hier per Ende September 2015 mit rund 6,2 Milliarden Euro investiert. Auch ein Jahr zuvor, sowie zum März 2015 war in dieser Kategorie das größte Vermögen angelegt. Auf den Plätzen zwei und drei folgen die Kategorien Anleihen Euro Ultra-Kurzläufer und Euro Geldmarkt. Zielfonds halten hier ein Vermögen  per Ende September 2015 von jeweils rund 5,7 Milliarden Euro. In den vergangenen 18 bis 21 Monaten haben die Produkte aus beiden Cash-ähnlichen Kategorien bei Dachfondsmanager deutlich an Beliebtheit hinzugewonnen.

Tabelle: Die Top 12 Morningstar Kategorien nach Investments von Dachfonds

 Kategorien nach Dachfonds Investments

Bei Betrachtung eines längeren Zeithorizonts zeigt sich, dass Dachfonds-Investments in Geldmarktprodukte im Dezember 2013 noch bei einer Milliarde Euro lagen. Seit März 2015 schlugen die Vermögensverwalter zu und stockten in den folgenden sechs Monaten ihre Euro Geldmarkt Positionen um rund 150% auf von etwas mehr als zwei Milliarden Euro auf nun gut 5,7 Milliarden Euro. Im gleichen Zeitraum liegt die durchschnittliche Wertentwicklung aktiver Fonds dieser Kategorie bei -0,05%.

Grafik: Entwicklung der Investments von Dachfonds nach Morningstar Kategorien

Entwicklung der Dachfonds Investments

Auch Investments in sehr kurz laufende Euro-Anleihen erfuhren einen deutlichen Schub seit März vergangenen Jahres. Das investierte Vermögen zog von rund 2,5 Milliarden Euro auf über 5,7 Milliarden Euro an. Die durchschnittliche Weiterentwicklung entsprechender Fonds lag im selben Zeitraum bei -0,2%. Ein Grund für diese Entwicklung könnte die Zinspolitik der EZB sein. Seit September 2014 lag der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (0,05%) sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität (0,3%) und die Einlagefazilität (-0,2%) unverändert und unattraktiv. Vergangenen Donnerstag sah Mario Draghi sogar erneut Handlungsbedarf, reduzierte sämtliche Zinssätze und weitete das Anleihekaufprogramm um 20 Milliarden Euro pro Monat aus. Investments in Kurzläufer und Geldmarkt-Produkte können für Fondsmanager eine Möglichkeit sein, dem Strafzins der EZB zu entgehen und so anderweitig Geld zu parken.

Ein weiterer Trend, den wir ausmachen können, ist das zunehmende Interesse an Multistrategy-Produkten. Die Kategorie ist bei Dachfonds mittlerweile auf Platz elf vorgerückt. Im Dezember 2013 waren diese Produkte in Dachfonds-Portfolios quasi nicht existent. Das investierte Vermögen belief sich zu der Zeit auf gerade mal 257 Millionen Euro. 21 Monate später hielten Produkte der Morningstar Kategorie Alt-Multistrategy bereits ein Vermögen von über 2,8 Milliarden Euro aus Dachfonds. Von der Anzahl her griffen die Vermögensverwalter am häufigsten zum Global Absolute Return Strategies Fund von Standard Life Investments (43 mal in Dachfonds), zum DWS Concept Kaldemorgen (29), zum Jupiter Strategic Total Return (13) und dem Dach-Hedgefonds Franklin K2 Alternative Strategies Fund (12).

Bei nur einer der zwölf wichtigsten Kategorien ist das angelegte Vermögen weniger geworden: Noch im September 2014 waren Dachfonds mit fast drei Milliarden Euro in Schwellenländer-Fonds engagiert. Ein Jahr später ist dieser Betrag um gut 40% geschrumpft auf 1,78 Milliarden Euro. Zwischen beiden Betrachtungszeitpunkten haben Fonds der Morningstar Kategorie Aktien Schwellenländer im Durchschnitt jedoch nur 9% abgegeben. Aufgrund dieser Diskrepanz können wir davon ausgehen, dass Dachfondsmanager ihre Positionen bei Emerging Markets-Fonds reduziert haben müssen. Auch die Anzahl der Zielfonds ist von 637 auf 478 zurückgegangen.

Wenn Dachfondsmanager ETFs vorziehen

Aktive Fonds sind nicht immer die beste Wahl. Kürzlich berichteten wir darüber, wie aktive Fonds vergangenes Jahr gegenüber ihrem Morningstar Vergleichsindex abschnitten. Wir haben dies ausführlich anhand der wichtigsten Aktienkategorien nach verwalteten Vermögen dargestellt. In die Auswertung sind über 6.200 Aktienfonds eingeflossen, die in ganz Europa zum Vertrieb zugelassen sind (Outperformance 2015: Das Jahr der aktiven Fondsmanager). Wir mussten feststellen, dass gerade in einigen Standardwerte-Kategorien die Mehrzahl der Manager ihre Kategorie-Benchmark nicht outperformten. Dazu gehören US-Standardwerte Blend, die Kategorie, in die Dachfonds das größte Vermögen investiert haben. Setzen sie hier eher auf passive Investments oder halten sie den aktiven Fondsmanagern die Treue?

Wir haben errechnet, wie hoch der Vermögensanteil ist, den Dachfonds jeweils nach den für sie größten Kategorien in ETFs investiert haben. Die unten abgebildete Grafik zeigt, dass Dachfondsmanager per Ende September 2015 bei nur zwei Morningstar Kategorien einen Vermögensanteil von 50% oder mehr in börsengehandelte Indexfonds anlegten. Bei US-Standardwerte steckten von insgesamt 6,2 Milliarden Euro gerade mal die Hälfte in ETFs – ähnlich wie schon ein Jahr zuvor.

Grafik: Anteil des Dachfonds-Vermögens, das in ETFs investiert ist

ETF-Anteil in Dachfonds nach Kategorien

Höher lag der ETF-Anteil nur noch bei Euro-Staatsanleihen. In bösengehandelten Indexfonds waren 61% von 3,36 Milliarden Euro investiert. Dachfonds setzten hier übrigens am häufigsten auf den db x-trackers II iBoxx Sovereigns Eurozone (28), den db x-trackers II iBoxx Sovereigns Eurozone Yield Plus (22) und iShares eb.rexx Government Germany (15). Bei US-Standardwerten ist der S&P 500 der Lieblings-Index der Dachfondsmanager. Am häufigsten holen sie ihn sich mit ETFs von iShares (79), db x-trackers (32) und Vanguard (32) ins Portfolio. Der Morningstar Kategorieindex Russell 1000, den die meisten aktiven Fonds der Morningstar Kategorie Aktien USA Standardwerte Blend letztes Jahr nicht übertrafen, ist in nur einem einzigen Dachfonds zu finden.

Kaum auf ETFs setzten Dachfonds bei den beiden nächstgrößeren Kategorien Euro-Geldmarkt und sehr kurzlaufenden Anleihen in Euro. Der Anteil des Vermögens, das jeweils in ETFs investiert war, lag bei 0,7% beziehungsweise 5%. Auch bei globalen Dividendenfonds ist das Bild eindeutig: Von insgesamt 2,9 Milliarden Euro, die Dachfonds in entsprechende Produkte investiert hatten, steckten per Ende September vergangenes Jahr gerade einmal 2,9% in ETFs. Sie alle bilden den Global Select Dividend 100 Index ab. Blicken wir jedoch erneut auf die Outperformer, so liegt die Quote der aktiven Manager, die vergangenes Jahr den Morningstar Kategorieindex MSCI World High Dividend Yield übertrafen, bei nur 50%.

Einen recht kleinen ETF-Anteil können wir auch bei der zweitgrößten Aktienkategorie in Dachfonds ausmachen: Aktien Europa Standardwerte Blend (Vermögensanteil in ETFs: 18,7%). Wenn sich Dachfondsmanager hier für passive Produkte entscheiden, dann bilden diese am häufigsten den MSCI Europe (46 mal in Dachfonds), den STOXX Europe 600 (46) oder den STOXX Europe 50 (25) ab. Der zuerst genannte Index ist auch die entsprechende Kategorie-Benchmark. Vergangenes Jahr schafften es 73,5% der aktiven Fonds, diesen Index hinter sich zu lassen.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Michael Haker  Michael Haker ist Research Editor bei Morningstar.